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Stillhilfsmittel für wunde und rissige Brustwarzen

Durch fehlerhaftes Anlegen des Babys beim Stillen kann es zu wunden Brustwarzen kommen. Worauf sollte daher geachtet werden? | Bild: Romanova Anna / AdobeStock

Besonders zu Beginn der Stillzeit klagen viele Frauen über Schmerzen im Bereich der Brustwarzen. Etwa ein Drittel der stillenden Mütter hat in den ersten Wochen nach der Geburt wunde, gerötete und geschwollene Brustwarzen, zum Teil mit oberflächlichen Verletzungen wie Hautabschürfungen, aber auch mit schmerzhaften tiefen Rissen und Schrunden (= Rhagaden).

Häufig fangen die wunden Brustwarzen durch das Saugen des Babys an zu bluten, verkrusten zwischen den Stillmahlzeiten und platzen bei erneutem Anlegen wieder auf. 

Solche Hautverletzungen können durch ständig feuchte Stilleinlagen sowie durch Beißen des Babys während des Stillens verschlimmert werden.

Die richtige Stillposition ist wichtig

Wunde Brustwarzen entstehen häufig durch ein fehlerhaftes Anlegen des Babys an die Brust. Sie verursachen starke Schmerzen beim Stillen, bei Berührung und beim Tragen eines BHs. Dabei sollte in erster Linie die Stillposition überprüft werden. Folgende Punkte sind dabei zu beachten:

  • Eine bequeme Stillposition ermöglicht eine entspannte Körperhaltung.
  • Das Baby sollte die gesamte Brustwarze und etwas des angrenzenden Brustgewebes in den Mund nehmen. Das schont die Brustwarze vor zu viel Reibung am Gaumen des Kindes.
  • Häufiges Anlegen kurbelt die Milchbildung an und kann einen Milchstau bzw. eine Entzündung vorbeugen.
  • Im Optimalfall das Baby bereits anlegen, wenn es erste Hungeranzeichen zeigt. So kann eine entspannte Stillposition eingenommen werden, die für beide angenehm ist.

Stillhilfsmittel für wunde Brustwarzen

Andauernde Schmerzen an den Brüsten sind eine häufige Ursache für die Entstehung von Entzündungen, Infektionen und damit verbundenes frühzeitiges Abstillen. Diverse Stillhilfsmittel können jedoch Linderung verschaffen. 

Hydrogel Pads kühlen die Brustwarzen

Hydrogel Pad für Brustwarzen
Medela Hydrogel Pads | Bild: Medela

Hydrogel Pads (z. B. Medela Hydrogel Pads, Kendall™ Hydrogel Breast Feeding Pads) kühlen die Brustwarzen, spenden Feuchtigkeit und halten die Haut geschmeidig. Der Heilungsprozess wunder Brustwarzen wird so unterstützt. 

Die Pads werden zwischen den Stillmahlzeiten auf die Haut aufgelegt und absorbieren Sekret und Muttermilch. Die Brust muss vor dem Stillen unbedingt abgewaschen werden. Außerdem sollten die Pads nach jedem Stillen mit warmem Wasser abgespült werden. Wenn die Pads milchig trüb werden, müssen sie durch neue ersetzt werden.

Eine weitere Option sind die kühlenden Gel-Pads von Lansinoh® (Soothies®). Sie enthalten pflanzliches Glycerin und können bis zu 72 Stunden wiederverwendet werden. Eine Lagerung im Kühlschrank sorgt für einen extra Kühleffekt. Die Pads werden während des Stillens in der mitgelieferten Aufbewahrungsschale hygienisch abgelegt.

Brustkompressen zur Beruhigung der Brust

Kalt-Warm-Kompresse für Brustwarzen
Kalt-Warm-Kompressen von Lansinoh® | Bild: Lansinoh

Brustkompressen werden direkt auf die Brust aufgelegt. Zur Wärme- und Kältetherapie können beispielsweise die Kalt-Warm-Kompressen von Lansinoh® verwendet werden. 

Dabei handelt es sich um wiederverwendbare Perlenkissen mit weichem Schutzvlies. Man kann sie in der Mikrowelle erwärmen oder im Kühl- oder Gefrierschrank lagern. Sie helfen bei Spannungen oder Schwellungen der Brust, bei Milchstau und Mastitis (Brustdrüsenentzündung). Die Brustkompressen können auch an eine Milchpumpe angebracht werden, um den Milchspendereflex durch Wärme anzuregen und die Pumpdauer zu verkürzen. 
 

Eine andere Art von Brustkompressen sind die Multi-Mam® Kompressen, die mit einem bioaktiven Gel imprägniert sind, das eine direkte beruhigende Wirkung auf wunde Brustwarzen hat. Viele schädliche Bakterien werden dadurch auf natürliche Weise blockiert und der natürliche Heilungseffekt unterstützt. 

Die Kompressen sind frei von Konservierungsstoffen und können auch im Kühlschrank gelagert werden, um zusätzlich eine kühlende Wirkung zu erzeugen. Das Gel muss vor dem Stillen nicht abgewaschen werden.

Brustwarzenschutz lindert Reibung an der Brust

Brustwarzenschutz
Brustwarzenschutz von Medela | Bild: Medela

Der Medela Brustwarzenschutz schützt wunde und rissige Brustwarzen vor Reibung. 

Es handelt sich dabei um eine Schale mit weicher, flexibler Silikonmembran, die sich der Brustform anpasst. Die Öffnung des Brustwarzenschutzes wird direkt über der Brustwarze positioniert.

Silberhütchen zur Unterstützung der Wundheilung an der Brust

Stillhütchen mit Verpackung
Silberhütchen von Livella | Bild: Livella

Silberhütchen (z. B. von Livella) unterstützen die natürliche Wundheilung. Sie bestehen aus Silber und werden zwischen den Stillmahlzeiten auf die Brustwarze und den Brustwarzenhof aufgesetzt und können auch unter einem Still-BH getragen werden. 

Silber wird auch in modernen Wundauflagen verwendet, da es eine antimikrobielle Wirkung innerhalb eines feuchten Milieus aufweist. Die Silberhütchen beugen Reibung an der Brustwarze vor und haben einen angenehmen Kühleffekt.

Stillhütchen erleichtern Babys das Fassen der Brustwarze

Stillhütchen für die Brustwarzen mit Aufbewahrungsbox
Stillhütchen von Medela | Bild: Medela

Stillhütchen (z. B. Ardo Tulips, Medela Contact Brusthütchen) bestehen aus Silikon (oder Latex) und werden vor dem Anlegen über die Brustwarze gestülpt. 

Sie werden beispielsweise bei Flach- oder Hohlwarzen eingesetzt, wenn das Baby die Brustwarze nicht richtig fassen kann. Auch bei wunden Brustwarzen können sie Linderung verschaffen. 

Stillhütchen gibt es in verschiedenen Größen für kleine und große Brustwarzen.

Brustwarzenformer helfen bei Flach- oder Hohlwarzen

Brustwarzenformer
Brustwarzenformer Lansinoh® Latch Assist™ | Bild: Lansinoh

Manche Frauen haben Probleme beim Stillen, weil ihre Brustwarzen nicht hervortreten, sondern flach (Flachwarzen) bzw. nach innen eingezogen sind (Hohlwarzen). Das Baby kann die Brustwarzen dann eventuell nicht mit dem Mund fassen. 

Hierbei können Brustwarzenformer helfen, die die Aufrichtung der Brustwarzen verbessern. Beispielsweise der Lansinoh® Latch Assist™ zieht die Brustwarze sanft hervor und bringt sie in die richtige Form. Auch von Medela gibt es einen Brustwarzenformer, der unter dem BH getragen werden kann.

Weitere Tipps für wunde Brustwarzen im Beratungsgespräch

Neben den beschriebenen Hilfsmitteln können PTA stillenden Müttern mit wunden Brustwarzen auch folgende Tipps geben:

  • Viel Luft an die Brustwarze lassen – so verhindert man, dass sich unter der Stilleinlage oder im BH möglicherweise feuchte Kammern bilden, die einen Nährboden für Keime darstellen.
  • Nach dem Stillen ein paar Tropfen Muttermilch ausstreichen und auf der Brustwarze verteilen. An der Luft trocknen lassen oder einen Brustwarzenschutz darüber tragen.
  • Beim Anlegen des Babys mit der Brustwarze beginnen, die weniger oder nicht schmerzt.
  • Eine Milchpumpe ermöglicht durch die Regulierung der Saugkraft ein sanftes Abpumpen, was die Brustwarzen besonders schont. Sind die Brustwarzen sehr gereizt, kann die Pumpe so lange verwendet werden, bis sich die Haut regeneriert hat.
  • Zur Pflege der Brustwarzen kann beispielsweise Lanolin aufgetragen werden.

Quellen:
- https://www.swissmom.ch/de/stillen/richtig-anlegen-und-stillen/so-geht-das-anlegen-10472
- https://www.doccheck.com/de/detail/articles/45582-wie-kann-silber-bei-der-wundheilung-helfen
 

Die Weltstillwoche auf PTAheute.de

Stillen ist ein großes Thema für frisch gebackene Mütter nach der Geburt ihres Kindes. Denn: Stillen ist für die Gesundheit des Neugeborenen und der Mütter wichtig.

Seit 1991 wird jährlich in über 120 Ländern die Weltstillwoche begangen. Sie findet immer in der 40. Kalenderwoche eines Jahres statt und markiert damit symbolisch das Ende einer Schwangerschaft (40 Wochen) und den Beginn der Stillzeit. In diesem Jahr macht die Weltstillwoche unter dem Motto „Stillfreundliche Strukturen. Für alle.“ auf fehlende stillfreundliche Rahmenbedingungen für Mütter aufmerksam.

Auf PTAheute.de unterstützen wir diese Aktion mit ausgesuchten Beiträgen zur Weltstillwoche.

Wir erklären, wie Muttermilch entsteht, stellen Alltagshelfer für das Stillen und Stillhilfsmittel bei wunden Brustwarzen vor. Außerdem finden Sie Informationen zu Nahrungsmitteln in der Stillzeit, Brusternährungssets und welche Arzneimittel in der Stillzeit kontraindiziert sind.

Wir beschäftigen uns außerdem mit dem Problem, wenn Stillen zur Belastung wird, dem Thema Säuglingsnahrung sowie den Auswirkungen des Stillens auf das Leukämie-Risiko und das Mikrobiom des Kindes.

Übrigens: Haben Sie in der Apotheke eine Ecke für Mütter zum Stillen oder wollen eine einrichten? Dann können Sie sich bei uns entsprechende Stillplakate downloaden und damit in der Apotheke Aufmerksamkeit erzeugen.

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