Wie Arzneimittel den Geschmack beeinflussen
Arzneimittel können auf vielfältige Weise den Geschmackssinn beeinträchtigen. Manchmal sind alle fünf (bzw. sechs) Geschmäcker betroffen (süß, bitter, salzig, umami, sauer [und fettreich]) oder nur einzelne davon. Meistens erholt sich das gustatorische System nach Absetzen oder Beenden der Arzneimittel-Therapie wieder von allein.
Gut zu wissen: Wie schmecken wir eigentlich?
Die Geschmacksknospen befinden sich auf der Zunge in den sogenannten Geschmackspapillen. Auch auf den Schleimhäuten der Mundhöhle und des Rachens befinden sich Geschmacksknospen.
Die Sinneszellen mit den Geschmacksrezeptoren sind in den Geschmacksknospen angesiedelt. Bindet ein Aromamolekül an einen Geschmacksrezeptor, wird die Sinneszelle depolarisiert und der Reiz ins Gehirn geleitet.
Übrigens: Etwa 25 Prozent der Geschmacksknospen befinden sich auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge.
Zu den häufigsten Auslösern einer arzneimittelinduzierten Schmeckstörung gehören
- Chemotherapeutika,
- Keratolytika,
- Antihistaminika,
- Antibiotika und
- Hemmer des Angiotensin konvertierenden Enzyms (ACE-Inhibitoren).
Wie verändern Arzneimittel den Geschmack?
Manche oral eingenommenen Arzneimittel schmecken sehr bitter oder metallisch, so zum Beispiel Penicillin-Saft, und hinterlassen diesen Geschmack dann im Mund.
Anticholinergika und Antidepressiva können Mundtrockenheit verursachen. Die Geschmacksknospen sind dadurch nicht mehr feucht genug, wodurch Missempfindungen auftreten können. In der Apotheke können dafür Speichelersatzpräparate angeboten werden.
Lithium moduliert Natriumkanäle und beeinträchtigt so die Signalübertragung der Geschmacksempfindung mancher Menschen. Antihypertensive Dihydropyridine, wie z. B. Nifedipin, Nitrendipin und Amlodipin, stören die Reizweiterleitung, indem sie Calcium-Kanäle blockieren.
Wirkstoffe mit Sulfhydrylgruppen (z. B. Captopril, Methylthiouracil, Penicillamin) können einen Zinkmangel auslösen, der zu Schleimhautproblemen und damit einhergehenden geschmacklichen Missempfindungen führt. Eine Zink- und zuweilen auch Selensubstitution bessern dann die Geschmacksstörung (Dysgeusie).
Antiproliferative Arzneimittel können die Mundschleimhaut oder Geschmackszellen schädigen und so zu Dysgeusie führen. Außerdem kann auch die Einnahme von Cortison den Geschmackssinn verändern.
Wie „schmecken“ Arzneimittel?
Bittere Missempfindungen können auftreten unter Allopurinol, Carbidopa, Cisplatin, Lidocain, Lithium, Methotrexat, Metronidazol, Vitamin D, Zinksalzen und Zopiclon.
Einen übertriebenen Salzgeschmack empfinden Patienten manchmal, wenn sie Amitriptylin, Captopril oder Carboplatin einnehmen.
Amilorid mindert Salzgeschmack, 5-Fluorouracil versüßt und Isotretinoin verstärkt die saure Wahrnehmung.
Zaleplon, Zolpidem und Zopiclon sind oft für einen metallisch-bitteren Geschmack verantwortlich.