Hämorrhoiden: Warum hat man sie und was hilft dagegen?
Der Hämorrhoidalplexus ist ein schwammartiges Gefäßpolster und wichtiger Teil des analen Kontinenzorgans: Er liegt ringförmig vor dem Schließmuskel des Afters und sorgt gemeinsam mit diesem für die „Feinabdichtung“ des Rektums (Mastdarm).
Wie funktioniert das? Um unwillkürlichen Stuhlabgang zu verhindern, füllt sich das arteriovenöse Gefäßpolster – wie ein Schwellkörper – mit Blut. Soll der Darm entleert werden (Defäkation), entleert sich auch das Gefäßpolster.
Allerdings ist der genaue Entleerungsmechanismus der Hämorrhoidalpolster bei Stuhlgang nicht exakt bekannt. Die Gefäßpolster könnten passiv durch die Passage des festen Stuhls „ausgedrückt“ werden, zudem könnte das Blut aus den Polstern auch durch ein Zusammenspiel verschiedener Muskeln abfließen.
So weit, so physiologisch. Problematisch wird es erst, wenn sich das Gefäßpolster krankhaft vergrößert, dann spricht man von Hämorrhoiden. Verursachen die Hämorrhoiden auch klinische Beschwerden, liegt ein Hämorrhoidalleiden vor.
Welche Beschwerden verursachen Hämorrhoiden?
Valide Daten zur Häufigkeit von Hämorrhoiden fehlen – wohl auch, weil Hämorrhoiden schambehaftet sind. Die 2019 veröffentlichte S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden bezeichnet Hämorrhoidalleiden in westlichen Industrienationen als „sehr häufige Erkrankung“, wobei sich lediglich etwa 4 Prozent der Patienten deswegen ärztlich behandeln ließen.
Typisches Symptom von Hämorrhoiden sind transanale, meist hellrote Blutungen beim Stuhlgang oder nach der Defäkation. Die Blutungen müssen nicht nach erstmaligem Auftreten persistieren, sie können auch ohne Behandlung für Wochen wieder verschwinden. Eisenmangelanämien aufgrund von Hämorrhoidalleiden sind jedoch selten.
Neben Blutungen können prolabierende (nach außen getretene) Hämorrhoiden die Kontinenz stören, zu Nässen, Stuhlschmieren und verschmutzter Unterwäsche führen und letztlich die Haut um den Anus derart reizen, dass diese juckt und brennt.
Schmerzen hingegen lassen sich anatomisch durch Hämorrhoiden nicht erklären, da sie im „nicht-sensiblen distalen Rektum“ liegen, erklären die Leitlinienautoren. Beschrieben sie Patienten dennoch, dürften die Schmerzen eher von kleinen Fissuren, Marisken oder einem Abszess stammen.
Schweregrade bei Hämorrhoiden
Hämorrhoidalleiden können unterschiedliche Schweregrade aufweisen:
- Grad 1: hämorrhoidale Schwellkörper sind vergrößert, von außen jedoch nicht sichtbar
- Grad 2: Hämorrhoiden sind beim Pressen zu sehen, sie ziehen sich jedoch nach dem Stuhlgang wieder spontan zurück
- Grad 3: Die Hämorrhoiden rutschen raus, können aber wieder „zurückgeschoben“ werden
- Grad 4: Hämorrhoiden liegen dauerhaft außerhalb und lassen sich auch nicht wieder zurückschieben
Viele Betroffene suchen Hilfe in der Apotheke. Optimal ist, wenn zuvor ein Proktologe die Diagnose „Hämorrhoiden“ gestellt, dadurch andere anale Erkrankungen ausgeschlossen hat und kein chronisches Hamorrhoidalleiden vorliegt.
Dann kann es aber losgehen mit der Beratung: Salben, Zäpfchen, Sitzbäder – was können PTA bei Hämorrhoiden empfehlen und was können Patienten selbst tun?
Basistherapie bei Hämorrhoiden
„Zur Besserung der Symptomatik sollten Patienten mit Hämorrhoidalleiden auf den Nutzen einer ballaststoffreichen Ernährung bzw. entsprechenden Stuhlregulation (Plantago ovata, Flohsamen) hingewiesen werden“, raten die Leitlinienautoren. Mehrere Studien hätten eine positive Wirkung von Flohsamenschalen bei Hämorrhoiden gefunden, wobei allerdings meist nur wenige Patienten in den Untersuchungen teilgenommen hätten und die Studienqualität häufig nur mäßig gewesen sei.
Daneben kann auch ein richtiges Defäkationsverhalten helfen: kein Pressen und keine längeren Sitzungen (nicht länger als drei Minuten wurde in einer Studie„Minerva Gastroenterologica e Dietologica“: „Adequate dietary fiber supplement and TONE can help avoid surgery in most patients with advanced hemorrhoids“ untersucht). Da man bei hartem Stuhl automatisch stärker drückt, sollte man Obstipation also möglichst vermeiden.
Unterstützend wirkt, neben der bereits angesprochenen ballaststoffreichen Kost und den Flohsamenschalen (z. B. Beispiel Mucofalk®) auch ausreichend zu trinken (1,5 bis 2 Liter pro Tag) und sich regelmäßige zu bewegen. Ballaststoffe nimmt man vor allem durch Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Linsen, Gemüse und Obst zu sich.
Welche Salben und Zäpfchen bei Hämorrhoiden?
Auch gehen die Leitlinienautoren bei der Basistherapie auf medikamentöse Möglichkeiten ein: „Hämorrhoidalia“ beziehungsweise „Externa“ – also Salben, Cremes, Suppositorien, Analtampons. Sie könnten symptomatisch bei akuten Beschwerden angewendet werden. Was bietet die Apotheke?
Hamamelis virginiana (Zaubernuss) dürfte die wichtigste Pflanze in der Behandlung von Hämorrhoiden sein. Die enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend und entzündungshemmend, wodurch PTA Präparate wie Hametum®, Haenal® oder Faktu® lind vor allem Patienten mit nässenden und juckenden Hämorrhoiden empfehlen können.
So wirken Gerbstoffe bei Hämorrhoiden
Gerbstoffe fällen Eiweiße (Proteine) auf der Schleimhautoberfläche, vernetzen diese quer, wodurch sich eine feste, abdichtende Schutzschicht bildet. Dadurch nässt die Wunde weniger, Bakterien können schwerer eindringen und die Entzündung wird eingedämmt.
Hametum® Salbe dürfen Patienten mit Hämorrhoiden Grad 1 oder 2 mehrmals täglich und für maximal vier Wochen (Selbstmedikation) anwenden. Nach Empfehlung des Herstellers eignet sich Salbe tagsüber und Zäpfchen gut für die Nacht, da sie dann „störungsfrei“ an ihrer Position verblieben.
Synthetische Gerbstoffe bei Hämorrhoiden
Gerbstoffe – allerdings synthetisch – sind auch das wirksame Agens in Tannolact® Fettcreme 0,4 %. Zugelassen ist sie unter anderem bei juckenden und entzündlichen Erkrankungen des Analbereichs. Tannolact® gibt es auch als Badezusatz: Sitzbäder helfen ebenfalls, um symptomatisch akute, entzündliche, nässende und juckende Hauterkrankungen im Analbereich zu lindern. Die optimale Wassertemperatur liegt zwischen 32 und 35 °C, empfohlene Badedauer sind 10 bis 15 Minuten.
Mastu®, erhältlich als Salbe und Zäpfchen, enthält als wirksamen Bestandteil hingegen ein Bismutsalz. Gebunden an Gallussäure wirkt Bismut austrocknend, adstringierend und lindert so die klassischen Symptome bei Hämorrhoiden.
Und Kamille bei Hämorrhoiden?
Neben Hamamelis spielt Kamille eine Rolle in der Selbstmedikation bei Hämorrhoiden. Als Salbe oder Sitzbad wirken kammilenhaltige Präparate, wie beispielsweise Kamillosan® Salbe oder Wund- und Heilbad, entzündungshemmend.
Lidocain bei Schmerzen und Juckreiz
Lokal betäubende Stoffe, wie Lidocain in Posterisan® akut oder Quinisocain in Haenal® akut, eignen sich vor allem für Patienten, die in der Apotheke über juckende Hämorrhoiden und Schmerzen berichten.
Die Natriumkanalblocker hemmen Nervenimpulse. Sie werden über die Analschleimhaut aufgenommen, wirken rasch – sie lindern den Juckreiz innerhalb weniger Minuten –, wodurch die Patienten weniger kratzen und die Entzündung zurückgeht.
Lidocain gibt es als Salbe (Posterisan® akut 50 mg/g Rektalsalbe) und als Zäpfchen (Posterisan® akut Zäpfchen 60 mg). In der Selbstmedikation dürfen Patienten sie nicht länger als drei Tage bis zum Arztbesuch anwenden. Haenal® akut empfiehlt eine Anwendung von maximal einer Woche.
Was macht Posterisan® protect?
Heil- und Pflegesalben können Patienten hingegen mehrere Wochen anwenden. Sie pflegen und können neuen Beschwerden vorbeugen. Eine schützende Salbe ist zum Beispiel Posterisan® protect mit Jojobawachs. Retterspitz® Wund- und Heilsalbe enthält ätherische Öle, die antimikrobiell wirken und unangenehmen Gerüche überdecken. Heil- und Pflegesalben können die Betroffenen auch vor dem Stuhlgang anwenden. Sie fetten den Analkanal und erleichtern dadurch den Stuhlgang.
So funktionieren Applikatoren bei Hämorrhoidensalben
Im äußeren Bereich können Hämorrhoidalsalben einfach mit dem Finger aufgetragen werden. Allerdings sollten Patienten vor allem auch den inneren Bereich des Afters behandeln, schließlich sitzen da die Hämorrhoiden.
Für die innere Anwendung gibt es bei Salben zwei Möglichkeiten: Die Patienten können diese mit einem Fingerling auftragen (zum Beispiel bei Haenal® akut) oder sie verwenden spezielle Applikatoren, die auf die Salbentube gesteckt werden. Wie funktioniert das?
Der Applikator wird durch Drücken der Tube gefüllt, bis eine kleine Menge Salbe an der Öffnung austritt. Diese Salbenmengen können Patienten direkt auf den äußeren Bereich des Applikators verteilen, um das anschließende Einführen in den Darm zu erleichtern. Besitzt der Applikator seitliche Austrittsöffnungen (z. B. Posterisan® akut Rektalsalbe), sollte die Tube während Anwendung gedreht werden, um die Salbe gleichmäßig im Analkanal zu verteilen. Bei einer zentralen Austrittsöffnung führen Patienten den Applikator bis zum Anschlag in den Analkanal ein und drücken während des Herausziehens gleichmäßig die Tube, sodass der Salbenstrang in den gesamten Analkanal gelangt.
Nach Benutzung genügt für den Zeitraum der Behandlung einfaches Abwischen mit Toilettenpapier, und der Applikator kann auf der Salbentube verbleiben. Benutzen die Patienten die Salbe länger nicht, sollten sie den Applikator abschrauben und mit warmen Wasser gründlich reinigen.
Die Unterwäsche schützen bei Hämorrhoiden
Analvorlagen (z. B. Posterisan® akut Analvorlagen) reduzieren die Reibung zwischen Haut und Unterwäsche und können so einen mechanischen Schutz bei Hämorrhoiden bieten. Zudem fangen sie Verschmutzungen ab und Reste von intraanalen Darreichungsformen oder Salben und schützen so die Unterwäsche.
Auf eine gute Analhygiene achten
Eine gute Analhygiene fördert das Abheilen von Hämorrhoiden und hilft neuen Beschwerden vorzubeugen, da feuchte Reste im Bereich des Afters Hämorrhoiden zusätzlich reizen können.
Mit Wasser angefeuchtetes Toilettenpapier oder bereits feuchtes Toilettenpapier ohne reizende Zusätze wie Duftstoffe (Feuchtpflegetücher von Hametum®, Faktuclean®) hilft, den After nach dem Stuhlgang sorgfältig zu reinigen. Das vermeidet auch, dass man beim Abputzen zu fest reibt und sich die Beschwerden dadurch verschlimmern.
Einen reinigenden Effekt haben auch Sitzbäder, die zudem akute Beschwerden lindern können (z. B. Tannolact®, Kamillosan®).
Warum treffen Hämorrhoiden vor allem ältere Menschen?
Hämorrhoiden entwickeln sich meist – abgesehen von Hämorrhoidalleiden in der Schwangerschaft – bei älteren Menschen, und zwar zwischen 45 und 65 Jahren. Frauen und Männer treffen die Beschwerden mit gleicher Häufigkeit, auch geht man davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Beschwerden mit Hämorrhoiden haben.
Dass vorwiegend ältere Menschen betroffen sind, dafür kommen ein paar „ungünstige“ Faktoren zusammen. Diskutiert wird, dass mit zunehmendem Alter muskuläre und auch elastische Komponenten in der Analregion abnehmen, was Hämorrhoiden begünstigt.
Zusätzlich ernähren sich manche ältere Menschen nicht optimal: Sie nehmen wenige Ballaststoffe auf, trinken häufig nicht ausreichend und bewegen sich zu wenig – alles Faktoren, die chronische Obstipationen fördern und sekundär auch Hämorrhoidalleiden begünstigen.