Meldungen vom 14. bis 18.12.2020
Dienstag, den 15.12.2020
FDA sieht hohe Wirksamkeit bei Moderna-Impfstoff
Kurz vor einer möglichen Notzulassung hat die US-Arzneimittelbehörde FDA Zahlen zur hohen Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Moderna vorgelegt. Diese Beurteilung bestätigte Ende November vorgelegte Daten des Unternehmens, wonach das Präparat nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent aufweise und sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen schütze.
Die New York Times und die Washington Post berichteten am Dienstag, dass dadurch die Notzulassung des Impfstoffs bereits am Freitag wahrscheinlich sei, so dass Anfang nächster Woche erste Menschen in den USA geimpft werden könnten. Am Donnerstag soll ein Expertengremium zu einer ganztägigen Sitzung zusammenkommen, um die vorgelegten Dokumente und die mögliche Zulassung zu diskutieren. Am Montag hatte ein Regierungsbeamter erklärt, dass bereits 6 Millionen Dosen des Wirkstoffs auf dem Weg zu knapp 3.300 Impfzentren seien.
Die FDA-Dokumente enthielten die gleichen Daten, die Moderna rund zwei Wochen zuvor veröffentlicht hatte: Von 30.350 Studienteilnehmern in der dritten Testphase bekam die eine Hälfte den Impfstoff mRNA-1273, die andere Hälfte ein Placebo. In der Gruppe mit dem Placebo infizierten sich in der Folgezeit 185 Menschen mit dem Coronavirus, in der geimpften Gruppe kam es nur zu 11 Fällen.
Das Moderna-Präparat ist wie der Impfstoff von Pfizer und Biontech ein RNA-Impfstoff. Daten, zu welchem Grad mRNA-1273 eine Ansteckung verhindert, gibt es bislang nicht. Für den vollen Impfschutz sind zwei Dosen in zeitlichem Abstand notwendig. Quelle: dpa/sn
Neue Coronavirus-Variante in Großbritannien
Britische Behörden haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über eine in Großbritannien gefundene neue Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 informiert. Studien dazu liefen, wie eine Sprecherin der WHO am Dienstag in Genf sagte.
„Bislang wissen wir sehr wenig über diese Variante“, sagte der Physiker Richard Neher, der am Biozentrum der Universität Basel die Evolution von Viren und Bakterien erforscht, der Deutschen Presse-Agentur. Unklar sei etwa, ob eine der Mutationen mit einer reduzierten Erkennung durch das Immunsystem einhergehe. Die britischen Behörden erforschten dies zur Zeit, so die WHO.
Weil die neue Virusvariante in kurzer Zeit bei mehr als 1.000 Menschen im Südosten Englands nachgewiesen wurde, prüfen die britischen Behörden auch, ob sie ansteckender ist als die bekannten Varianten. „Ob sich die Variante tatsächlich schneller ausbreitet, kann man zu diesem Zeitpunkt nicht sagen“, meinte Neher. „Das plötzliche Auftreten könnte auch durch Superspreader-Anlässe zu erklären sein.“
Nach Angaben der WHO haben die schon bekannten Varianten des Virus im Hinblick auf Ansteckungswege oder Schwere der Krankheit COVID-19, die es auslösen kann, sich kaum oder gar nicht anders verhalten als das zuerst identifizierte Virus. Es gebe aus Großbritannien bislang auch keine Hinweise, dass dies bei der neuen Variante anders sei. Quelle: dpa/sn
Entscheidung über EU-Zulassung am 21. Dezember
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will am 21. Dezember ihr Gutachten über die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Unternehmen Biontech und Pfizer vorlegen - acht Tage früher als zuletzt geplant. Das teilte die Behörde am Dienstag in Amsterdam mit. Die Zustimmung der EU-Kommission gilt als sicher. Der Impfstoff könnte so noch vor Weihnachten für die EU zugelassen sein. Quelle: dpa/sn
Spahn rechnet mit Impfstoff-Zulassung vor Weihnachten
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt auf einen baldigen Start von Impfungen gegen das Coronavirus. Man dürfe optimistisch sein, dass eine Impfstoff-Zulassung am 23. Dezember erfolgen könne, sagte der CDU-Politiker mit Verweis auf entsprechende Medien-Informationen am Dienstag in Berlin. Dies sei „eine gute Nachricht für die Europäische Union“. Ziel sei, eine europäische Impfstoff-Zulassung noch vor Weihnachten zu erreichen und dann in Deutschland noch vor dem Jahreswechsel mit dem Impfen beginnen zu können. Er verteidigte es, keine Notfallzulassung vorzusehen, sondern ein reguläres Verfahren der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Dies sei wichtig für das Vertrauen in Impfstoffe.
Spahn rechnet selbst mit dem jetzt verschärften Corona-Lockdown nicht mit schnellen Effekten bei der Eindämmung der Pandemie. „Auch eine Vollbremsung wird eine lange Bremsspur haben.“ Die weitergehenden Schließungen von Einrichtungen, die ab diesem Mittwoch starten, seien geboten. „Lieber jetzt mit Aussicht auf Erfolg als erst nach Weihnachten mit dem Risiko großer Nebenwirkungen.“ Wichtig sei nun, die Vorgaben in allen Bereichen konsequent Quelle: dpa/sn
Ansturm auf Masken in Mecklenburg-Vorpommern
Die Nachfrage nach den von Apotheken kostenfrei verteilten FFP2-Masken für über 60-Jährige und Risikopatienten ist in Mecklenburg-Vorpommern groß. Zum Start der Aktion am Dienstag standen die Kunden vor der Aesculap-Apotheke in Rostock Schlange, wie Inhaber Axel Pudimat berichtete. Er rechnete damit, dass seine 5.000 Masken, die am Vortag eingetroffen waren, in Kürze weg sein würden. „Insgesamt haben wir 20.000 Masken bei drei Lieferanten bestellt, jetzt warten wir auf die nächste Lieferung“, sagte er. Pudimat ist auch Vorsitzender des Landesapothekerverbandes.
Nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vergangene Woche die kostenlose Ausgabe von FFP 2-Masken an über 60-Jährige und chronisch Kranke angekündigt hatte, gaben Pudimat zufolge Apotheken bundesweit Bestellungen auf. Er schätzt, dass aufgrund der Kürze der Zeit und der großen Zahl an Bestellungen am Dienstag erst etwa die Hälfte der Apotheken im Nordosten Masken ausgeben konnte. Nach Angaben der Apothekerkammer MV gibt es landesweit 387 öffentliche Apotheken. Kammer-Geschäftsführer Bernd Stahlhacke sagte, bis Dienstagmittag sei bei der Kammer ein Anruf von einem Kunden eingegangen, dass in einer Apotheke die Masken bereits vergriffen gewesen seien. Quelle: dpa/sn
pronova BKK: Deutliche Zunahme psychischer Probleme zu verzeichnen
In der Corona-Krise geraten immer mehr Menschen in seelische Nöte. Psychotherapeuten und Psychiater verzeichnen deutlich mehr Therapieanfragen als üblich. Vor allem Ängste, Überforderung, familiäre Probleme und Nervosität machen ihren Patienten zu schaffen. Auch die Diagnosen Angststörungen und Depressionen werden häufiger, stellen vier von fünf Therapeuten fest. Dies sind Ergebnisse der Studie „Psychische Gesundheit in der Krise“ der pronova BKK, für die bundesweit 154 Psychiater und Psychotherapeuten in Praxen und Kliniken befragt wurden.
82 Prozent der Befragten diagnostizieren öfter Angststörungen als vor der Krise. 79 Prozent stellen vermehrt die Diagnose einer Depression, 74 Prozent vermerken Anpassungsstörungen, also stark ausgeprägte Reaktionen auf belastende Ereignisse. 72 Prozent sprechen von einer Zunahme somatoformer Störungen, also von Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Schmerzen ohne organische Ursache. Vor allem die Nachtruhe ist beeinträchtigt: Dass Patienten nicht schlafen können, ohne dass es dafür eine körperliche Ursache gibt, beobachten zwei Drittel der Psychiater und Therapeuten vermehrt seit Beginn der Corona-Krise. In vielen Fällen war eine medikamentöse Therapie angezeigt. Knapp ein Viertel der Befragten hat seit Beginn der Pandemie mehr Arzneimittel verschrieben. Quelle: pronova BKK/ sn
WHO: Auch geimpfte sollen Maske tragen
Auch wer sich gegen das Coronavirus impfen lässt, muss nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Rücksicht auf andere Menschen weiter Vorsichtsregeln beachten. Nach bisherigen Erkenntnisstand schützten die Impfungen wirksam davor, die Lungenkrankheit zu entwickeln. Aber ob sie auch eine Infektion grundsätzlich verhinderten – und damit die Möglichkeit, dass Geimpfte das Virus verbreiteten – sei noch unklar, betonten WHO-Expertinnen am Montag in Genf. Soziale Distanz, das Tragen von Masken und häufiges Händewaschen seien deshalb eine Zeit lang auch für die Gruppe der Geimpften wichtig. „Die Forschung über die Impfungen muss wirklich noch fortgesetzt werden“, wies die WHO-Impfspezialistin Kate O'Brien auf offeneFragen hin. Quelle: dpa/sn
Krankenhausgesellschaft spricht sich für Notfallzulassung aus
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert eine Notfallzulassung für einen Impfstoff gegen das Coronavirus. „Ich frage mich, ob wir wirklich bis zum 29. Dezember brauchen, um in Europa eine Zulassung des Impfstoffs zu erreichen. Europa sollte auch versuchen, schon vorher eine Notfallzulassung zu schaffen“, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Dann könnten wir noch vor Weihnachten mit mobilen Teams in die Pflegeheime gehen und die Bewohner dort impfen.“
Auch die FDP drängte zuletzt auf eine schnellere Zulassung. „Es kann nicht sein, dass ein in Deutschland entwickelter Impfstoff erst im Januar zugelassen und verimpft werden kann“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus. Der Impfstoff der Unternehmen Pfizer und Biontech ist bereits in Großbritannien, Kanada und den USA mit einer Notzulassung auf dem Markt.
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass auch hierzulande eine Notzulassung rechtlich möglich sei. Sie sei aber „nicht vorbereitet worden, weil man mit der Verzögerung der Zulassung auf europäischer Ebene einfach nicht rechnen konnte.“ Für eine Notzulassung in Deutschland sei es zu spät, fügte Lauterbach hinzu. Sie „würde jetzt länger dauern, als das Ende der Zulassung auf EU-Ebene abzuwarten.“ Quelle: dpa/sn
Weniger Stammzellenspender wegen Corona
Die Corona-Pandemie hat die Knochenmarkspenderdatei vor eine der größten Herausforderungen in ihrer fast 30-jährigen Geschichte gestellt. Geschlossene Grenzen, gestrichene Flugverbindungen und verschobene Vor-Ort-Registrierungsaktionen – im Corona-Jahr 2020 werden sich bis Ende Dezember voraussichtlich mehr als 400.000 Menschen bei der DKMS in Deutschland registriert haben. Der Stand am 4. Dezember belief sich auf 386.259. Dies sind rund ein Drittel weniger als im Vorjahr 2019, wie die DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) in Tübingen mitteilte. Weltweit seien 6.843 Stammzellspenden vermittelt worden. Quelle: dpa/sn
Maskenausgabe in Apotheken startet
Angehörige einer Corona-Risikogruppe erhalten vom heutigen Dienstag an in den Apotheken im Land kostenlos FFP2-Masken. Das Bundesgesundheitsministerium hat eine entsprechende Verordnung veröffentlicht, wie der Landesapothekerverband mitteilte. Die Abgabe von drei Schutzmasken sei im Dezember kostenfrei. Im Januar und Februar müssten Betroffene für sechs Masken zwei Euro bezahlen.
In Thüringen stünden laut Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes, ausreichend Masken zur Verfügung. „Wenn es sich vermeiden lässt, sollten aber nicht alle gleich am Morgen zu ihrer Apotheke gehen“, bat Fink. Apotheken hätten auch nach dem Lockdown am Mittwoch geöffnet und Betroffene bis zum 6. Januar Zeit, die Masken abzuholen.
Fink machte darauf aufmerksam, dass die ausgegebenen Masken nicht zwangsläufig mit dem Aufdruck FFP2 versehen sein müssten. „Alle Masken, die die Apotheken bestellt haben, genügen dem Qualitätsanspruch, auch wenn sie Bezeichnungen wie N95, P2, DS2 oder CPA tragen“, erläuterte er. Quelle: dpa/sn