Wie die Pandemie auf die Psyche wirkt
Soziale Isolation, erhöhte Belastung und ökonomische Bedrohung – das bekamen viele Menschen als Konsequenzen der Pandemie und des Frühjahrs-Lockdowns zu spüren. Welchen Einfluss hatten diese Lebensbedingungen auf die Psyche und die subjektive Gesundheit? Die sogenannte NAKO-Studie liefert darauf Antworten.
Die im Jahr 2014 gestartete Langzeitstudie hat den Gesundheitszustand der Bevölkerung im Blick. In den vergangenen Jahren fand bei allen Teilnehmern bereits eine Basisuntersuchung statt. Nun wurden in einer Sonderbefragung die Auswirkungen der ersten Welle der Pandemie untersucht. Knapp 114.000 Frauen und Männer (Durchschnittsalter 50 Jahre) schätzten hierfür im Mai ihre Gesundheit selbst ein.
Was NAKO bezweckt
Die Gesundheitsstudie NAKO (Abkürzung für Nationale Kohorte) ist eine Langzeit-Bevölkerungsstudie (Dauer 20 bis 30 Jahre). Sie wird von einem Zusammenschluss zahlreicher wissenschaftlicher Institutionen durchgeführt. Ihr Ziel ist es, Volkskrankheiten wie Depressionen, Diabetes, Herzinfarkt, Infektionen und Krebs besser zu erforschen. Dazu wurden in den vergangenen Jahren deutschlandweit rund 200.000 Bürgerinnen und Bürger im Alter von 20 bis 69 Jahren zufällig ausgewählt. Sie werden in insgesamt 18 Studienzentren (u. a. in Freiburg, Mannheim, Düsseldorf, Leipzig und Kiel) umfassend medizinisch untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten befragt. Spezielle COVID-19-Fragebögen dienten dazu, auch die Auswirkungen der Pandemie zu verfolgen.
Mehr Stress bei allen
Die Corona-Pandemie sowie die Schutzmaßnahmen, die ab Mitte März 2020 für sechs Wochen getroffen wurden, hatten laut NAKO-Studie erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung. In allen Altersklassen (von 20 Jahren bis 70+) gaben die Befragten an, dass ihr selbst wahrgenommener Stress zugenommen habe. Eine deutliche Stresszunahme zeigte sich vor allem bei den 30- bis 49-Jährigen. Bei Frauen waren deutlich höhere Anstiege zu verzeichnen als bei Männern. Bei den 30- bis 39-jährigen Frauen nahm der Stress am stärksten zu: um 1,94 Punkte (auf einer Skala von 0 bis 20).
Depressionen und Angst bei jüngeren Frauen
Auch Symptome einer Depression oder Angststörung nahmen vor allem bei jüngeren Frauen (20 bis 39 Jahre) zu. Stärkere Ausprägungen zeigten sich generell nur bei den Studienteilnehmern unter 60 Jahren. Der Anteil derjenigen, die moderate bis schwer ausgeprägte depressive Symptome aufwiesen, stieg von 6,4 Prozent auf 8,8 Prozent. Bei den Angststörungen zeigte sich ein Anstieg von 4,3 auf 5,7 Prozent. Die psychische Symptomatik war generell bei den auf SARS-CoV-2 getesteten Studienteilnehmern (4,6 Prozent der Probanden) ausgeprägter – unabhängig davon, ob ihr Testergebnis positiv oder negativ war.
Umgang mit Sorgen und Ängsten erlernen
Um den Umgang mit negativen Gefühlen und Gedanken zu verbessern und die psychische Gesundheit zu stärken, stellt der Anbieter für Online-Gesundheitsprogramme HelloBetter derzeit ein kostenloses Corona-Training zur Verfügung. In diesem Beitrag hat PTAheute sich das Angebot genauer angeschaut.
Positives im Lockdown
Die NAKO-Sonderbefragung erbrachte aber nicht ausschließlich Negatives. So gaben 32 Prozent der Teilnehmer an, ihr selbst eingeschätzter Gesundheitszustand habe sich im Vergleich zur Basisuntersuchung vor circa fünf Jahren verbessert. Nur 12 Prozent berichteten eine Verschlechterung. Vor allem diejenigen, die auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, gaben eine solche Verschlechterung an. Quellen: Peters et al., Deutsches Ärzteblatt 2020, 17 (https://www.aerzteblatt.de/archiv/216950/COVID-19-Pandemie-veraendert-die-subjektive-Gesundheit); Universitätsklinikum Freiburg; www.nako.de