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Menstruationszyklus beeinflusst Herz und Hirn

Handy mit App zur Dokumentation der Menstruation
Während des Menstruationszyklus verändert sich unter anderem die Herzfrequenz. So schlägt das Herz nach dem Eisprung schneller. | Bild: Seventyfour / AdobeStock

Man stelle sich einen Architekten vor, der eine Brücke entwerfen soll, aber seine Arbeit nur bei Ebbe verrichtet. Er entwickelt sein Modell ohne Rücksicht auf die Flut – und kurz nach dem Bau stürzt die Brücke ein. Was absurd klingt, ist in der Medizin üblich. 

Noch vor wenigen Jahren wurden Frauen in klinischen Studien überhaupt nicht untersucht – und auch heute schenken Studienautoren hormonellen Schwankungen wie der Menstruation kaum Beachtung. Warum es sich lohnt, diese Ignoranz zu überwinden, diskutierten drei Neurologinnen des Max-Planck-Instituts in Leipzig in einem Artikel, der in der Zeitschrift „Science Advances“ erschienen ist.

Herzfrequenz und psychische Gesundheit verändern sich während des Zyklus

Sie konzentrieren sich dabei auf die Wechselwirkung von Herz und Hirn, welche maßgeblich durch Hormone beeinflusst wird. Estrogen stimuliert über Rezeptoren in Herz und Gehirn den Parasympathikus. Progesteron dagegen aktiviert seinen Gegenspieler, den Sympathikus. 

Zu Beginn des Menstruations­zyklus steigt der Estrogenspiegel im Blut an und fällt in der Zyklusmitte ab, während der Progesteronspiegel in der zweiten Zyklushälfte ansteigt und gegen Ende wieder abfällt. Nach dem Eisprung lässt Progesteron das Herz schneller schlagen: im Schnitt 2,33 Schläge pro Minute mehr in der zweiten Zyklushälfte. 

Das klingt nicht viel – kann aber für Patientinnen mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko fatal sein. Bei ihnen treten in der zweiten Zyklushälfte häufiger Herzrhythmusstörungen und kardiovaskuläre Ereignisse auf. Auch die psychische Gesundheit ist in der zweiten Zyklushälfte stärker gefährdet.

Forderung: Arzneimittel mehr auf den weiblichen Zyklus abstimmen

Außer hormonellen Kontrazeptiva werden heute in der Praxis nur wenige Arzneimittel auf den Zyklus abgestimmt. Die Forscherinnen plädieren dafür, den zyklus­abhängigen Ansatz zu erforschen – denn es könnte großes Potenzial in der Therapie von Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Angstzuständen liegen.

In Zukunft könnten Frauen von einer Prävention und Therapie profitieren, die nicht nur die Ebbe, sondern auch die Flut berücksichtigt.