Sonnenbrand gegen Akne – gefährlicher TikTok-Trend
Akne ist meist mit einem hohen Leidensdruck im Alltag verbunden. Besonders junge Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren berichten, dass die Unreinheiten im Gesicht die Psyche belasten und das Selbstwertgefühl senken. Zu diesem Ergebnis kam eine kürzlich veröffentlichte Forsa-Umfrage im Auftrag der gesetzlichen Krankenkasse AOK.
Interessant ist, dass nur knapp die Hälfte der Befragten eine medizinische Therapie in Anspruch nehmen. Hinzu kommt, dass junge Menschen viel Zeit in den sozialen Netzwerken verbringen und diese nach teils unkonventionellen Therapiemöglichkeiten durchsuchen.
Wie gefährlich diese Methoden sein können, zeigt ein aktueller TikTok-Trend, bei welchem absichtlich ausgelöster Sonnenbrand die Akne verbessern soll.
„Burn it!“ – gefährlicher TikTok-Trend
In den Videos versuchen junge Menschen ihre Pickel, Mitesser und Co. mithilfe von Sonnenbrand zu behandeln. Sie liegen mit bereits stark gerötetem Gesicht ohne UV-Schutz in der Sonne und nutzen den Sound „Burn it!“ aus der Serie Vampire Diaries.
Sinngemäß fordern sie die Sonne auf, die Haut zu verbrennen und nicht einfach nur „dumm zuzuschauen“ (Originaltext aus dem Song: „Burn it! Did I say stand there and look stupid? No, I said: Burn it!“). Einigen scheinen die gesundheitlichen Risiken bewusst zu sein, dennoch wollen die meisten einfach eine schnelle Hautverbesserung.
Zur Erinnerung: Was ist Akne und wie wird sie behandelt?
Bei einer Akne-Erkrankung kommt es zur Talgüberproduktion, woraus Hautunreinheiten wie Pickel, Mitesser und große Poren entstehen. Dies kann zu einer Verhornungsstörung der Haut führen, die eine Hyperkeratose (Verdickung der Hornschicht) begünstigt, was die Abgabe von Talg über die Hautoberfläche behindert.
Eine unreine Haut kann fließend in eine leichte, mittelschwere oder schwere Akne übergehen. Häufigste Lokalisation sind Gesicht, Rücken und Hals.
Die Therapie richtet sich nach Schwere der Akne, wobei die richtige Pflege und Reinigung der Haut essenziell ist.
Wirkstoffe bei Akne:
• Benzoylperoxid, Azelainsäure oder Salicylsäure werden lokal eingesetzt, reduzieren Verhornungen und wirken antientzündlich.
• Retinoide kommen systemisch (Isotretinoin) oder lokal (Adapalen, Tretinoin) zum Einsatz.
• Antibiotika wie Doxycyclin, Clindamycin, Erythromycin und Minocyclin werden topisch angewendet und reduzieren aknefördernde Bakterien.
Die aktuelle Leitlinie empfiehlt aufgrund des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses keine Therapie mit UV-Strahlung (z. B. im Solarium). Eine Therapie mit blauem Licht kann ergänzend zu einer medikamentösen lokalen oder systemischen Therapie in Erwägung gezogen werden.
UV-Strahlen bringen kurzzeitig reineres Hautbild
Untersuchungen haben gezeigt, dass UV-Strahlen kurzzeitig einen positiven Effekt auf die Erscheinung der Akne haben können. Die antientzündliche und milde antibakterielle Wirkung wird u. a. damit begründet, dass das Bakterium Cutibacterium acnes durch die Reaktion eines Stoffwechselproduktes mit der UV-Strahlung abgetötet wird.
Außerdem kommt es durch den Aufenthalt in der Sonne im Körper zur Produktion von Vitamin D, was ebenso einen positiven Einfluss auf das Hautbild hat.
Zu viel Sonneneinstrahlung begünstigt Hautkrebs
Sonnenbrand und vermehrte UV-Strahlung auf ungeschützter unreiner Haut erhöhen das Hautkrebsrisiko, fördern vorzeitige Hautalterung und können eine Pigmentstörung auslösen.
Diese sogenannte „Postinflammatorische Hyperpigmentierung“ entsteht, wenn UV-Strahlen über einen zu langen Zeitraum auf entzündete Hautbereiche gelangen. In diesen Bereichen entstehen bräunliche Flecken, die das Hautbild zusätzlich verschlechtern.
Außerdem fördert die Sonnenstrahlung die Zellteilung in den oberen Hautschichten, was zu einer schnelleren Verhornung führt. Da eine Verhornungsstörung zu den Ursachen einer Akne gehört, wird so der Abfluss von Talg zusätzlich verschlechtert. Das führt zu vermehrt verstopften Poren, was langfristig die Akne eher verschlechtert als verbessert.
UV-A-Strahlung selbst bringt zusätzlich einen komedogenen Effekt mit sich, da sie aus dem im Talg enthaltenen Lipid Squalen die Bildung von Squalenperoxid fördert.
Sonnenstrahlung ja, Sonnenbrand nein!
Im Alltag sollte ein mäßiger und gesunder Umgang mit UV-Strahlen angestrebt werden. Wichtig ist, einen nicht komedogenen Sonnenschutz aufzutragen. Die Formulierung des Produktes sollte fett- und ölfrei sein, um die Akne nicht zusätzlich zu fördern. Leichte Texturen wie Emulsionen oder Gele sind gut geeignet.
Ein besonderer Schutz der Aknehaut vor Sonneneinstrahlung ist dann geboten, wenn zusätzlich eine medikamentöse Therapie durchgeführt wird. Viele Wirkstoffe in der Akne-Therapie erhöhen die Lichtempfindlichkeit, weshalb schneller Rötungen oder Sonnenbrände entstehen. Dazu gehören Isotretinoin (auch Vitamin-A-Säure), Antibiotika wie Doxycyclin und Tetracyclin sowie Benzoylperoxid. Quellen:
https://www.20min.ch/story/pickel-verbrenn-sie-der-neueste-hype-gegen-akne-ist-hochgefaehrlich-103163858
https://www.aok.de/pp/gg/update/aok-umfrage-zu-hauterkrankungen/
https://www.ptaheute.de/aktuelles/2024/01/18/die-richtige-pflege-bei-akne-vulgaris
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-32-2016/wieder-aufgeblueht
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36946555/
Gelbe Liste (Wirkstoffe)
https://www.dermaostschweiz.ch/wp-content/uploads/2016/10/Akne_S2k.pdf