Vitamin-D-Mangel durch Sonnenschutz?
Mit der üblichen Nahrung lassen sich nur ungefähr 10 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs decken. Den weitaus größten Teil liefert der Körper selbst – durch Eigensynthese in der Haut. Hierfür ist die Einwirkung von Sonnenlicht der Wellenlänge 290 bis 315 nm (UV-B-Strahlung) erforderlich.
In unseren Breitengraden ist die körpereigene Synthese von ungefähr März bis Oktober bei einem Aufenthalt im Freien möglich. Neben der Deckung des momentanen Bedarfs kann der Körper in dieser Zeit auch Vitamin-D-Reserven im Fett- und Muskelgewebe anlegen.
Wie viel UV-Strahlung ist für die Vitamin-D-Synthese nötig?
UV-Licht spielt also wegen der Bildung des „Sonnenhormons“ für die Gesunderhaltung des Organismus eine entscheidende Rolle. Auf der anderen Seite können UV-Strahlen Haut und Augen schädigen.
Insbesondere wegen der Sonnenbrandgefahr und des dadurch langfristig erhöhten Hautkrebsrisikos ist effektiver UV-Schutz für die Haut sehr wichtig. Allerdings wird immer wieder diskutiert, wie diese beiden Gesundheitsinteressen – einerseits Vitamin-D-Produktion, andererseits Hautschutz – miteinander zu vereinbaren sind. Gefährdet man durch das Auftragen von Sonnencreme womöglich die ausreichende Vitamin-D-Versorgung?
Ein Bündnis aus Fachverbänden und Behörden hat sich deshalb in einer gemeinsamen Stellungnahme auf Basis der derzeitigen Kenntnisse auf eine Dosis-Empfehlung geeinigt. Demnach genügt es für eine ausreichende Vitamin-D-Synthese, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis auszusetzen – also der Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde.
Zur Erinnerung: Wie bildet der Körper Vitamin D?
Die körpereigene Vitamin-D-Synthese läuft in mehreren Schritten ab: Aus Cholesterin wird in der sonnenbestrahlten Haut unter Einwirkung von UV-B-Strahlen Provitamin D und hieraus Vitamin D3 (Colecalciferol) gebildet.
In der Leber entsteht hieraus 25-Hydroxyvitamin-D (Calcidiol). Dessen Konzentration im Blutserum dient zur Bestimmung des Vitamin-D-Status; empfohlen wird ein 25(OH)-Vitamin-D-Spiegel von mindestens 50 Nanomol pro Liter.
In den Nieren findet dann die Aktivierung in das stoffwechselaktive Vitamin-D-Hormon 1,25-Dihydroxyvitamin-D (Calcitriol) statt.
Immer auf den UV-Index achten!
Allerdings lässt sich schwer abschätzen, wann dieser Zeitpunkt erreicht ist. Als Orientierungshilfe verweist das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) daher auf den UV-Index-Wert.
Er gibt den erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung auf einer Skala von 1 bis 11 an. Je höher der Wert, desto höher die Sonnenbrandgefahr. Bei einem UV-Index von 7 wäre für eine Person mit Hauttyp 2 rein rechnerisch eine Bestrahlungszeit von circa zwölf Minuten für die Vitamin-D-Bildung ausreichend.
Nicht auf Sonnenschutz verzichten!
Längere Bestrahlungszeiten führen laut BfS nicht zu einer stärkeren Vitamin-D-Produktion, sondern erhöhen nur das Risiko für UV-bedingte Gesundheitsschäden. Ein angemessener Sonnenschutz sei daher wichtig und behindere nicht die ausreichende Vitamin-D-Produktion.
Dass man aus Angst vor Vitamin-D-Mangel nicht auf Sonnenschutzmaßnahmen verzichten sollte, unterstreichen auch die Ergebnisse einer US-Studie aus dem Jahr 2020. Teilnehmer waren 2.390 hellhäutige Menschen zwischen 20 und 59 Jahren. Darunter befanden sich auch Personen mit sonnenempfindlicher Haut. Obwohl sie sich empfehlungsgemäß häufiger im Schatten aufhielten und mehr Sonnenschutz betrieben, kam bei ihnen ein Vitamin-D-Mangel statistisch nicht häufiger vor als bei den anderen Studienteilnehmern.
Fördert das Solarium die Vitamin-D-Produktion?
Von einer Solarium-Nutzung zur Unterstützung der Vitamin-D-Synthese raten Experten ausdrücklich ab. Der höhere UV-A-Anteil im Solarium erhöhe nicht nur das Hautkrebsrisiko, sondern könne, möglicherweise, sogar den Abbau von Vitamin D fördern. Quellen: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS); Robert Koch-Institut; Stiftung Warentest; Journal oft the European Academy of Dermatology & Venerology, 26 May 2020