Rezeptur
Praxiswissen
6 min merken gemerkt Artikel drucken

Tattoos pflegen: Welche Zubereitun­gen sind geeignet?

Tattoo am Unterarm wird eingecremt
Tätowierungen sollten regelmäßig eingecremt werden, geeignet sind dafür leichte O/W-Emulsionen mit Dexpanthenol. | Bild: New Africa / AdobeStock

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Eine Kundin möchte, dass wir für sie eine Tattoocreme herstellen, die aus folgenden Bestandteilen bestehen soll: Sheabutter, Kokosöl, Sonnenblumenöl, Jojobaöl, Arganöl, Granatapfelsamenöl, Mangobutter und Dexpanthenol.  

Ist diese Zubereitung zur Pflege frisch tätowierter Haut geeignet? Und was könnten wir stattdessen empfehlen?

Anfrage aus einer Apotheke an die PTAheute-Onlineredaktion

Zunächst einmal dürfen zur Herstellung von Rezepturen nur Ausgangsstoffe verwendet werden, deren ordnungsgemäße pharmazeutische Qualität festgestellt ist. Solche Substanzen werden vom Hersteller mit einem Prüfzertifikat in die Apotheke geliefert. Dieses Zertifikat muss bei der Eingangskontrolle auf Gültigkeit, Plausibilität und Vollständigkeit geprüft werden. Weiterhin muss die Apotheke noch die Identität des Stoffes einwandfrei feststellen. 

Für die obige Zubereitung können nicht alle Substanzen in der nötigen Qualität bezogen werden. Arganöl, Granatapfelsamenöl und Mangobutter liegen nicht in pharmazeutischer Qualität vor. 

Aufgrund der Vielzahl der Inhaltsstoffe wäre es auch schwierig abzuschätzen, ob die Zubereitung plausibel wäre. Zudem ist es fraglich, ob die Creme zur Pflege frisch tätowierter Haut überhaupt geeignet ist.

Trend zum Tätowieren ist ungebrochen

In Deutschland haben etwa 20 % der Bevölkerung ein Tattoo, junge Leute sogar meist gleich mehrere. 

Die Sicherheit der verwendeten Farbpigmente ist nach wie vor unklar, auch gibt es bisher keine Positivliste für gesundheitlich unbedenkliche Farben. Auch die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sind noch weitgehend unerforscht. 

Bei jeder Tätowierung wird der Haut Schaden zugefügt. Mit speziell vibrierenden Nadeln werden Farbpigmente durch die Epidermis hindurch in die darunter liegende Lederhaut (Dermis) eingestochen. Ein frisches Tattoo ist daher wie eine Wunde zu betrachten. 

Um mögliche Infektionen zu vermeiden, sollten einige Punkte beachtet werden. In der Apotheke kann das pharmazeutische Personal frisch Tätowierte beraten und ihnen passende Pflegetipps mit auf den Weg geben.

Tattoo richtig reinigen

Ein frisch gestochenes Tattoo wird im Studio zunächst mit einem Folienverband abgedeckt. Diese sterile Auflage soll die Wunde vor Verschmutzungen schützen. Meist informiert der Tätowierer darüber, wie lange der Verband auf dem neuen Tattoo bleiben darf – normalerweise für maximal 24 Stunden. Länger darf die Folie nicht auf der Haut verbleiben, da es unter der Folie zu einem Wärmestau und zur Ansammlung von Feuchtigkeit kommen kann. 

Nachdem der Folienverband entfernt wurde, sollte die Wunde vorsichtig mit lauwarmen Wasser gereinigt werden. Zusätzlich kann eine pH-neutrale Waschlotion (z. B. Eucerin® pH5 Feuchtigkeitsbewahrende Waschlotion, Eubos® Sensitive Pflege Dusch & Creme) verwendet werden.

Anschließend wird die Haut am besten an der Luft getrocknet, damit sie nicht unnötig durch Abtrocknen gereizt wird.

Tattoo regelmäßig eincremen

Zur trockenen Heilung wird die Wunde dann unbedeckt gelassen. Damit die sich bildende Kruste nicht zu hart wird und aufreißt, wird das Tattoo mehrmals täglich eingecremt. 

Manche Körperstellen können auch im Sinne einer feuchten Wundheilung zunächst mit sterilen Folienverbänden oder hydroaktiven Wundauflagen bedeckt werden. Dieser Verband wird meist nach spätestens fünf Tagen abgenommen, anschließend wird die Wunde dann regelmäßig eingecremt. 

Empfehlenswert sind dazu leichte O/W-Emulsionen mit Dexpanthenol als Wirkstoff. Sie unterstützen durch die Bildung neuer Hautzellen die Wundheilung und sorgen für eine Erneuerung des verletzten Gewebes. 

Zur Vermeidung von Infektionen können auch von Beginn an antiseptische Wirkstoffe wie Octenidindihydrochlorid und Chlorhexidindigluconat aufgetragen werden. Die wenig fettenden Grundlagen versorgen die Wunde mit Feuchtigkeit und reduzieren den auftretenden Juckreiz während des Heilungsprozesses.  

In der folgenden Tabelle sind geeignete Zubereitungen zur Pflege frisch tätowierter Haut aufgeführt:

Name des PräparatsWirkstoff

Bepanthen® Wund- und Heilsalbe  

Panthenol-ratiopharm® Wundbalsam

Tyrosur® Care Expert Wundgel

Dexpanthenol
Bepanthen® Antiseptische WundcremeChlorhexidindigluconat

Octenisept® Gel

Linola® sept Wundgel

Octenidindihydrochlorid

Tattoo: Wundschorf, Juckreiz und Heilung

Vor dem Auftragen der Zubereitungen müssen die Hände immer sorgfältig mit Seife gewaschen und anschließend desinfiziert werden. Somit wird verhindert, dass Erreger in die Wunde gelangen können. 

Bei regelmäßiger Pflege bildet sich auf dem Tattoo normalerweise nur ein kleiner Wundschorf und die Haut bleibt elastisch. Diese entstehende Kruste darf keinesfalls abgekratzt werden, sonst können sich Narben bilden. Wird konsequent weiter gecremt, löst sich der Schorf nach einiger Zeit von selbst. 

Bei starkem Juckreiz kann die Wunde mit einem eingewickelten Coolpack gekühlt werden. 

Bis ein Tattoo vollständig abheilt, dauert es meist zwischen vier bis sechs Wochen. Treten starke Rötungen oder Schwellungen in dieser Zeit auf, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden.

Worauf ist bei der Wundpflege frischer Tattoos noch zu achten?

Fettige Grundlagen wie Vaseline oder Zubereitungen mit Lebertran oder Zinkoxid sind zur Pflege frischer Tattoos ungeeignet, da diese den Heilungsprozess beeinträchtigen. Außerdem können fetthaltige Zubereitungen die eingestochene Farbe aus der Haut herausziehen. 

Die Wundpflege sollte zudem frei von reizenden Duft- und Farbstoffen sein. Pflanzliche Inhaltsstoffe wie Ringelblumen- und Kamillenextrakt oder Teebaumöl sind wegen ihrer möglichen Allergiegefahr nicht zu empfehlen. Ebenso sind Spülungen mit Ethacridinlactat kritisch zu sehen. 

Wichtig ist weiterhin, dass für mindestens die ersten zwei Wochen direkte Sonneneinstrahlung, Schwimmen und Aktivitäten, die mit starkem Schwitzen verbunden sind, vermieden werden.

Tattoos langfristig pflegen

Auch nach der Heilung benötigt die tätowierte Haut besondere Aufmerksamkeit. Um die Haut geschmeidig zu halten, reicht eine normale Körperpflege aus. 

Um die Farbkraft des Tattoos möglichst lange zu erhalten, muss die Haut konsequent vor dem Einfluss von UV-Strahlen geschützt werden. Produkte mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50) schützen die Haut und die darin enthaltenen Farbpigmente. Der Sonnenschutz ist nicht nur im Sommer wichtig, sondern bei Tätowierungen an sichtbaren Hautstellen das ganze Jahr über.

Rezepturbeispiel ist nicht geeignet für Tätowierungen 

Die oben vorgestellte Zubereitung ist also zur Pflege frisch tätowierter Haut nicht zu empfehlen. Die Creme ist zu fetthaltig für frische Wunden, vielmehr sollten leichte O/W-Emulsionen oder Hydrogele zum Einsatz kommen. Zudem sind nicht alle Substanzen in pharmazeutischer Qualität erhältlich. 

Möchte die Kundin gerne eine für sie individuell hergestellte Zubereitung, kann eine hydrophile Dexpanthenol-Creme 5 % nach NRF 11.28. empfohlen werden. Diese wird zur Epithelisierung einfacher Hautverletzungen angewendet und enthält neben Dexpanthenol die gut verträgliche hydrophile Basiscreme DAC als Grundlage. Zur Einstellung des pH-Wertes im schwach sauren Bereich wird noch Citronensäure dazugegeben. Quellen:
- https://www.ptaheute.de/aktuelles/2023/06/02/wie-man-sein-tattoo-richtig-pflegt
- https://www.cetaphil.de/hautpflegetipps/tattoo-pflege-top-tipps-fuer-vor-und-nach-dem-stechen.html
- https://www.tyrosur.de/magazin/das-1x1-der-tattoo-pflege
- https://www.bepanthen.de/haut/tattoopflege
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/stichtag-fuer-die-pflege-140105/
- https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/tattoos-mit-dexpanthenol-pflegen-148947/
 

Zurück