Wundheilung: Wunden im Alltag richtig versorgen
Eine optimale Wundbehandlung alltäglicher Verletzungen soll die Wundheilung fördern und sekundäre Infektionen vermeiden. Darüber hinaus soll die Behandlung schmerzarm sowie möglichst einfach umzusetzen sein.
Unkomplizierte Alltagswunden wie Schürf – oder Schnittwunden heilen innerhalb von zwei bis drei Wochen und können in der Regel gut von Betroffenen selbst versorgt werden. Die Wundversorgung erfolgt hierbei in drei Schritten.
1. Schritt der Wundversorgung: Reinigung
Der erste Schritt bei einer Wundversorgung besteht darin, die Wunde gründlich zu säubern, um Schmutz und Fremdkörper zu entfernen. Eine große Schürfwunde kann unter fließendem, sauberem Leitungswasser abgespült werden.
Bei der Verwendung von Leitungswasser unklarer Qualität, besteht allerdings die Gefahr, dass Keime in die Wunde gelangen, was zu einer sekundären Infektion führen kann.
Optimal für kleine Verletzungen sind daher spezielle Wundreinigungspräparate. Sie beinhalten Inhaltsstoffe, die effektiv die Verschmutzung im Wundbereich lösen.
Großflächige Verletzungen können idealerweise zuvor mit steriler, isotonischer Kochsalzlösung abgespült und gereinigt werden.
2. Schritt der Wundversorgung: Desinfektion
Eine Wunddesinfektion hat zum Ziel, die Anzahl verschiedener Mikroorganismen wie Bakterien, Viren oder Pilze in der Wundumgebung zu verringern. Hierzu vorgesehene Antiseptika wirken unspezifisch gegen viele verschiedene Keime, indem sie entweder die Vermehrung von Mikroorganismen hemmen oder diese ganz abtöten.
Wichtig ist allerdings, dass nur gründlich gereinigte Wunden optimal desinfiziert werden können, da Blutreste, Sand und andere Schmutzpartikel die volle Wirkung der Desinfektionsmittel verhindern.
Für die Wundflächendesinfektion eignet sich ein mildes Desinfektionsmittel, das die Haut nicht zusätzlich reizt. Bewährte Wirkstoffe sind Octenidin und Polyvinylpyrrolidon(Povidon, PVP)-Iod-Komplexe.
Octenidin wirkt schnell auf der Wundoberfläche, brennt nicht und zeigt wenig Allergiepotenzial und Resistenzbildung. Darüber hinaus weist Octenidin eine lange Wirksamkeit mit einem breiten Wirkungsspektrum auf und ist farblos.
Bei bestimmungsgemäßer Anwendung zur äußeren Wunddesinfektion besteht bei Octenidin kein Risiko schwerwiegender unerwünschter Wirkungen.
Povidon-Iod-Komplexe und Iod-Lösungen wirken bakterizid, fungizid, viruzid und sporizid. Präparate mit PVP und Iod können jedoch Allergien begünstigen, außerdem dürfen sie bei Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen nicht verwendet werden.
Unpraktisch ist darüber hinaus die braune Färbung der Iod-Präparate, da sie auf der Haut und Textilien Flecken hinterlassen.
Zur Erinnerung: Ethanol & Co. nicht bei verletzter Haut anwenden
Die Wirkung der Alkohole Ethanol und 2-Propanol beruht auf einer Denaturierung von Proteinen der Mikroorganismen. Sie wirken bakterizid, fungizid, viruzid und sporizid.
Alkohole können daher gut für die Flächendesinfektion sowie hygienische Hautdesinfektion eingesetzt werden. Für die Wunddesinfektion sind sie, genauso wie verdünnte Wasserstoffperoxid-Lösung, allerdings nicht geeignet.
Sie können die Haut reizen, austrocknen und bei Anwendung brennen. Zudem können sie die Wundheilung verzögern.
3. Schritt der Wundversorgung: Abdecken der Wunde
Nach der Desinfektion muss jede Wunde bis zur vollständigen Abheilung mit einem geeigneten Verband abgedeckt werden. Eine Wundauflage schützt vor Keimen, Druck, Schmutz und verhindert ein erneutes Aufreißen der Wunde.
Ein Verband muss regelmäßig ausgetauscht werden, vor allem dann, wenn er schmutzig oder nass wird. Das kann gerade bei kleinen Alltagswunden an der Hand einen sehr häufigen Wechsel erfordern, insbesondere dann, wenn die Hände während des Arbeitsalltags häufig gewaschen oder desinfiziert werden.
Effektive Wundauflagen sind dampfdurchlässig, sorgen für atmungsaktiven Schutz der Wunde und unterstützen ein optimales, feuchtes Wundklima. Für eine nicht infizierte, akute Wunde eignen sich unsterile und sterile Wundverbände, die auch wasserfest sein können.
Zur Erinnerung: Was bedeutet feuchte Wundheilung?
Moderne Materialien wie z. B. Hydrokolloide oder Alginate schirmen Wunden nach außen hin ab und schützen sie so vor dem Eindringen von Erregern.
Sie saugen gerade so viel Wundsekret auf, dass die Wundränder durch überschüssige Flüssigkeit nicht aufquellen können und somit kein Infektionsrisiko besteht. Sorgen aber auch dafür, dass Wunden nicht austrocknen.
In dem so entstandenen feuchten Wundklima können heilende Stoffwechselprozesse schneller ablaufen und sich neu gebildete Zellen besser bewegen. Die Wunde heilt deshalb deutlich schneller und mit einem geringeren Narbenbildungsrisiko als bei der trockenen Wundheilung unter Schorfbildung.
Große unkomplizierte Wunden können mit absorbierenden Wundauflagen und Mullkompressen versorgt werden, welche dann mit Klebevlies oder einer wasserfesten Klebefolie fixiert werden.
Um ein Verkleben mit der Wunde zu vermeiden, können Wunden zusätzlich mit Hydrogelen behandelt werden. Hydrogele reduzieren außerdem das Infektionsrisiko, die Narbenbildung und den Wundschmerz.
Grenzen der Selbstbehandlung von Wunden
Ein langer Heilungsprozess kann auf eine Infektion oder auf eine Wundheilungsstörung hindeuten und erfordert eine zusätzliche medizinische Therapie. Eine Wunde, die nach acht Wochen nicht abgeheilt ist, wird von Ärzten als chronisch bezeichnet. Chronische Wunden können sich auch aus akuten Wunden entwickeln und in extremen Fällen zur Sepsis führen.
Bei allen Verletzungen, die ein hohes Infektionsrisiko darstellen, wie beispielsweise Bisswunden oder Stichverletzungen, sowie bei tiefen, stark blutenden oder verschmutzten Wunden ist ein Arzt hinzuziehen.
Gleiches gilt bei allen Wundheilungsprozessen, die mit ausgeprägter Wundrötung, Schwellung, Schmerz oder mit systemischen Zeichen einer Infektion wie Fieber und Abgeschlagenheit einhergehen.
Wundversorgung im Alltag in Kürze:
- Jede Wunde muss vor dem Abdecken mit sauberem Wasser, steriler isotonischer Kochsalzlösung oder Wundreinigungspräparaten gereinigt werden.
- Zur Wundflächendesinfektion sind Octenidin oder PVP-Iod-Präparate gut geeignet.
- Eine Wunde soll bis zur vollständigen Abheilung mit einem sauberen Verband bedeckt werden (feuchte Wundheilung).
- Tiefe, stark blutende oder infizierte Wunden müssen ärztlich behandelt werden.