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Erhöhen Tattoos das Krebsrisiko?

Nahaufnahme einer Tätowiernadel mit roter Farbe
Tattoos können eine Entzündung im Körper auslösen, die Krebs begünstigt. | Bild: nagaets / AdobeStock

Tätowierungen sind gemäß der Internationalen Klassifikation der Behandlungsmethoden in der Medizin (ICPM) operative Eingriffe. Sie werden nicht nur zum kunstvollen Gestalten des Körpers eingesetzt, sondern auch beispielsweise zur Brustwarzenrekonstruktion nach einer Brustentfernung. 

Eine weitere Verwendung für Tattoos findet sich als Permanent-Make-up in der kosmetischen Behandlung, um Lippenkonturen, Augenbrauen oder Augen zu betonen. Diese Behandlung wird häufig von onkologischen Patienten nach einer Chemotherapie in Anspruch genommen. 

Gut zu wissen: Wie entsteht ein Tattoo?

Die Tattoofarbe wird mithilfe von Nadeln mit einer Frequenz von bis zu circa 10.000 Stichen pro Minute in die Lederhaut gestochen und dort dauerhaft eingelagert. 

Da die Lederhaut eine lebende Hautschicht ist, die von feinen Blut- und Lymphgefäßen durchzogen ist, können sich dort eingebrachte Farbpigmente im Körper verteilen und in andere Organe, z. B. in die Lymphknoten, gelangen.  

Beim Permanent-Make-up werden die Farbpigmente nur in die oberste Hautschicht, die Epidermis, eingetragen.

Tattoos als Risikofaktor für maligne Lymphome?

Das Einbringen von einem Tattoo kann, wie jeder operative Eingriff, mit Risiken verbunden sein. Eine kürzlich veröffentlichte Studie liefert Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Tätowierungen und der Entstehung von Krebs. 

Unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren wie Rauchen und Alter stellten Forscher fest, dass das Risiko, an einem Lymphom zu erkranken, bei Tätowierten um 21 Prozent höher liegt. 

Das Stechen von Tattoos erzeugt eine immunologische Reaktion im Körper. Dies ist eine natürliche Reaktion des Körpers darauf, da die Haut mit der Tattoo-Nadeln verletzt wurde. Forscher vermuten daher, dass eine Tätowierung, unabhängig von ihrer Größe, eine Entzündung im Körper auslöst, die wiederum Krebs begünstigen kann.

Anforderungen an Tätowiermittel

Ein weiteres Risiko, das für die Entstehung von Krebs verantwortlich sein kann, sind die eingesetzten Färbemittel. Generell werden heutzutage alle Stoffe, die als krebserzeugend, mutagen (die DNA der Zellen schädigend) und reproduktionstoxisch gelten, sowohl in kosmetischen Mitteln als auch in Tätowierfarben verboten. 

Die hierbei eingesetzten Farbstoffe müssen hohen Standards entsprechen, um keine Gefahr für die Gesundheit darzustellen. Darüber hinaus müssen Tätowierfarben frei von Bakterien oder anderen Keimen sein, um die Gefahr einer bakteriellen systemischen Infektion zu vermeiden. 

Trotz wesentlich strengerer Vorschriften werden dennoch Tätowierfarben teilweise nicht ausreichend deklariert und können bakterielle Verunreinigungen oder auch kanzerogene Stoffe wie Blei, Arsen sowie Formaldehyd enthalten.

Europäische Verordnung für sichere Tätowierfarben

In der REACH-Verordnung (REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, also Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) werden Höchstkonzentrationen für Verunreinigungen wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle festgelegt. Außerdem sind hier gefährliche Pigmente gelistet, deren Einsatz verboten ist. 

Die REACH-Verordnung schreibt vor, dass die Inhaltsstoffe der Farbzubereitungen vollständig deklariert sein und die Informationen der Person, die sich ein Tattoo stechen lässt, zur Verfügung gestellt werden müssen. 

In der Anlage der Verordnung befindet sich ein Verzeichnis der verbotenen Stoffe. Es handelt sich hierbei nicht um eine Positivliste von Bestandteilen, die ausschließlich verwendet werden dürfen, sondern um eine Ausschlussliste von Stoffen, die in Tattoofarben nicht enthalten sein dürfen. Die Liste wird laufend um weitere Stoffe ergänzt. 

Wund- und Heilsalbe zur Tattoo-Nachsorge 

Beim Tätowieren wird die Haut verletzt und muss daher entsprechend gepflegt und versorgt werden. Tätowierer empfehlen häufig eigene Produkte zur Pflege und raten von Präparaten mit Dexpanthenol ab. 

Wund- und Heilsalben mit Dexpanthenol eignen sich allerdings durchaus für die Nachsorge frisch tätowierter Hautstellen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Pantothenat als ein aktiver Metabolit von Dexpanthenol steigert die Aufnahme der Tattoofarbe in die Zellen und fördert sowohl die Wundheilung als auch die Beständigkeit von Tätowierungen. 

Dexpanthenolhaltige Externa können nach zwei Wochen die Barrierefunktion der Haut auf das Niveau vor der Tätowierung wiederherstellen. 

Tattoo-Nachsorge: Wann ist eine ärztliche Behandlung notwendig

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen keine Kosten für die Behandlung von Problemen, die durch Tattoos entstanden sind. Auch die Entfernung eines Tattoos muss von der tätowierten Person selbst bezahlt werden. Für viele Kunden ist daher die Apotheke die erste Anlaufstelle, wenn Probleme bei der Versorgung des Tattoos auftreten.

Nicht alle Beschwerden, die nach dem Tattoo-Stechen vorkommen, können allerdings in der Selbstmedikation behandelt werden. Akute eitrige Hautinfektionen wie Impetigo und Erysipel, die innerhalb weniger Tage nach dem Stechen eines Tattoos auftreten können, werden häufig durch Streptokokken hervorgerufen und müssen antibiotisch behandelt werden. Unbehandelt können systemische Infektionen auftreten, die die Gefahr einer Sepsis mit sich bringen. 

Eine verzögerte Wundheilung, eine allergische Reaktion sowie virale und bakterielle Infektionen nach dem Tätowieren bedürfen in jedem Fall einer raschen ärztlichen Versorgung und dürfen nicht selbst behandelt werden. Quellen:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151940/Tattoos-als-Risikofaktor-fuer-maligne-Lymphome?rt=579bf652040de330a94377e866488cd2

https://www.bmuv.de/safer-tattoo/risiken

https://www.aerzteblatt.de/archiv/182741/Risiken-fuer-bakterielle-Infektionen-nach-Taetowierungen

https://www.springermedizin.de/salbe-mit-dexpanthenol-zur-tattoo-nachsorge-geeignet/26818360

https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=2&Thema_ID=4&ID=3947&lang=DE&Pdf=No

https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/ops/kode-suche/opshtml2016/block-5-89...5-92.htm

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32020R2081&from=EN
 

Beratungstipps für Kunden mit einem frischen Tattoo

  • Der angelegte Verband soll etwa zwei Tage auf dem Tattoo verbleiben, erst dann wird die Haut mit entsprechender Pflege behandelt.
  • Eine milde Seife und geeignete Wund- und Heilsalbe zur Nachsorge verwenden sowie langes Duschen oder Baden anfangs vermeiden.
  • Sport und körperliche Anstrengungen reduzieren, um das Abwehrsystem während der Heilung nicht unnötig zu belasten.
  • Auf die Hygiene achten und das Tattoo vorsichtig wie eine offene Wunde behandeln.
  • Sonne meiden: Ein frisches Tattoo sollte etwa 6–8 Wochen vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Sonnenschutz darf erst aufgetragen werden, wenn die Wundheilung abgeschlossen ist.
  • Alle Infektionen, die nach dem Tätowieren auftreten, müssen ärztlich versorgt werden.