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Narben richtig pflegen: So geht’s

Frau cremt Narbe auf ihrer Handfläche ein
Bei der Heilung von Narben ist es wichtig, diese regelmäßig zu pflegen. | Bild: myboys.me / AdobeStock

Durch Hauterkrankungen, Verletzungen oder Operationen können Narben auf der Haut entstehen. Dabei unterscheiden sie sich in Größe und Form voneinander, sind entweder ganz frisch oder bereits Jahre alt. Je nach Schwere der Verletzung und Ausprägung der Narbe kann der Leidensdruck Betroffener hoch sein.

Narbenbildung: Prozess kann Wochen bis Jahre andauern

Eine Narbe ist das Resultat einer Verletzung tiefer gelegener Hautschichten, die der Körper zu reparieren versucht. Zuerst bildet sich eine dünne Wundheilungsschicht aus Epidermiszellen, welche die Läsion verschließt. Im Anschluss wird dieses Häutchen durch Bindegewebszellen stabilisiert, bevor es letztendlich mithilfe von Kollagenfasern gefestigt wird. 

Narbengewebe ist aufgrund seiner Struktur herkömmlicher Haut unterlegen. Es ist weniger elastisch und nur mäßig durchblutet. Zudem ist eine Narbe frei von Schweißdrüsen, Haaren und Pigmentzellen. 

Der Prozess der Narbenbildung kann Wochen, Monate oder gar Jahre andauern und ist abhängig von der Schwere der Verletzung.

Farbe der Narbe gibt Hinweis auf das Alter

Eine frische Narbe liegt direkt nach abgeschlossener Wundheilung vor, in der Regel zwei bis drei Wochen nach vorangegangener Verletzung. Frische Narben erkennt man an einer rötlichen Farbe. Das Gewebe ist zu diesem Zeitpunkt sehr gut durchblutet, weshalb es berührungsempfindlich und leicht geschwollen ist.

Gut zu wissen: Wann zum Arzt?

Bei Anzeichen einer Entzündung, wie Rötung, Wärme, Schmerzen oder eine deutliche Schwellung, sollte der Kunde an einen Arzt verwiesen werden. 

Auch bei tiefen Wunden, Schnittverletzungen, großflächigen Verbrühungen oder stark ausgeprägten hypertrophen Narben ist ein Arztbesuch ratsam. Ist die Verletzung zwei bis drei Wochen her und zeigt keine Entzündungsanzeichen, kann mit der Narbenpflege begonnen werden.

In den darauffolgenden Monaten lässt die Rötung langsam nach. Die Narbe erscheint blass und weißlich, was sie optisch vom umliegenden pigmentierten Hautgewebe abgrenzt. Im weiteren Verlauf der Narbenbildung nimmt die Durchblutung weiter ab, das Bindegewebe zieht sich zusammen und wird immer stabiler. 

Durch Störungen während der Wundheilung kann es passieren, dass zu wenig oder zu viel Bindegewebe gebildet wird, was das Erscheinungsbild der Narbe maßgeblich beeinflusst.

Narbenbildung: Zu viel Bindegewebe soll vermieden werden

Um am Ende der Narbenbildungsphase eine flache, weiche und unscheinbare Narbe zu erhalten, sollte direkt im Anschluss an die Wundheilung mit der Narbenpflege begonnen werden. So können neben einer optischen Beeinträchtigung auch weitere Beschwerden wie

  • Empfindlichkeitsstörungen,
  • Schmerzen,
  • Juckreiz,
  • Spannungs- und Druckgefühl,
  • Wassereinlagerungen sowie
  • Bewegungseinschränkungen

vermieden werden.

Kommt es im Verlauf zu einer überschießenden Bildung von Bindegewebe, entstehen hypertrophe Narben. Charakteristisch dafür ist, dass die Narbe in die Höhe wächst und wie ein kleiner Berg über das Hautniveau hinausragt. 

In einigen Fällen können sich sogenannte Keloide bilden, bei denen das Gewebe über die Narbenränder hinauswächst und gesunde Haut überlagert.

Zu wenig Bindegewebe führt zu atrophischen Narben

Im Gegensatz dazu kann es aufgrund einer Wundheilungsstörung zu einer verminderten Bindegewebsbildung kommen, beispielsweise aufgrund langandauernder Entzündungen tieferer Hautschichten. 

Diese atrophischen Narben entstehen häufig bei schwerer Akne und wirken optisch deutlich eingefallen bzw. nach innen gewölbt. Hier sollte bereits prophylaktisch die eigentliche Entzündung mit einer geeigneten Therapie behandelt werden, um einer Narbe vorzubeugen.

Mit der Narbenpflege direkt nach dem Wundverschluss beginnen

Zur Pflege frischer Narben stehen verschiedene Narbenkosmetika bereit. Sie sollen die Haut glätten, Entzündungen vorbeugen, die Narbe gut durchfeuchten und eine übermäßige Bindegewebsbildung reduzieren. 

Die Produkte sollten mehrmals täglich aufgetragen und gut einmassiert werden. Die Anwendung sollte dabei über sechs Monate erfolgen. Enthalten ist meist eine Mischung aus mehreren wirksamen Bestandteilen, die in ihrer Gesamtheit die Narbenbildung positiv beeinflussen. Folgende Substanzen werden dabei verwendet:

  • Dexpanthenol: wundheilungsfördernd, unterstützt die Zellvermehrung von Epithelzellen
  • Harnstoff: feuchtigkeitsspendend, keratolytisch (entfernt abgestorbene Hornzellen), mildert Juckreiz
  • Polydocanol: mildert Juckreiz
  • Zwiebel-Extrakt: antibakteriell, antientzündlich, reduziert die Vermehrung von Bindegewebszellen
  • Allantoin: keratolytisch, feuchtigkeitsregulierend
  • Heparin: durchblutungsfördernd, erhöht Wasserbindungsfähigkeit
  • Hyaluronsäure: feuchtigkeitsspendend
  • Ölkomponenten: Schutz vor Austrocknung, mildert Juckreiz

Gängige Produkte aus der Apotheke sind beispielsweise Contractubex® Gel (Heparin, Allantoin, Zwiebel-Extrakt), Kelofibrase® Creme (Harnstoff, Heparin) oder die Wund- und Narbenpflegeemulsion von Dermasence BarrioPro (Hyaluronsäure, Polydocanol). 

Alternativ können auch Produkte auf Ätherisch-Öl-Basis verwendet werden, die speziell für die Pflege und Massage einer Narbe konzipiert sind. Beispiele dafür sind Narbenöle der Löwen-Manufactur, Bahnhof-Apotheke oder der Aromaöl-Manufaktur.

Silikongele zur intensiven Narbenbefeuchtung

Die Anwendung von Silikonen zeichnet sich durch eine intensive Durchfeuchtung und luftdichte Abdeckung der Narbe aus. Diese intensive Hydrierung des Bindegewebes unterstützt die Bildung von gesunden Zellen und eignet sich zur Therapie und Prävention bei hypertrophen Narben oder Keloiden. 

Laut den Empfehlungen der aktuellen S2k-Leitlinie „Therapie pathologischer Narben“ von 2020gültig bis 31.12.2024  sollte die Behandlung mit Silikonen drei bis sechs Monate lang erfolgen, um insbesondere die Dicke und Farbe der Narbe positiv zu beeinflussen.

Silikongele sollten – wenn nicht anders vom Hersteller angegeben – nach vollständigem Wundverschluss zweimal täglich aufgetragen werden. Zu den gängigen Produkten aus der Apotheke gehören z. B. Dermatix® Ultra Gel, Kelo-Cote Narbengel und Narbenspray, Bepanthen Narben-Gel mit integriertem Massage-Roller (Dimeticon, Dexpanthenol), Avène Cicalfate+ Narbenpflege-Gel (Dimeticon, Hyaluronsäure) sowie La Roche Posay Cicaplast Gel B5 (Silikongel mit Hyaluronsäure, Dexpanthenol).

Für großflächige Narben eignen sich spezielle Silikon-Narbenpflaster. Diese sollten für ein gutes Ergebnis täglich 12–24 Stunden auf der Haut verbleiben. Zur Verfügung stehen beispielsweise Hansaplast Narben Reduktion Pflaster in zwei verschiedenen Größen. Sie sind nicht wiederverwendbar und müssen täglich erneuert werden. Weitere Anbieter von Silikon-Narbenpflastern sind u. a. Cica-Care, Kelo-Cote oder ScarFX.

Erhältlich ist auch ein selbsthaftender Silikon-Verband von Mepiform, der in drei Größen erhältlich ist. Dieser kann nach der täglichen Reinigung von Narbe und Silikon wiederverwendet werden. 

Gut zu wissen: Was ist die Kompressionstherapie?

Bei großflächigen Narben, beispielsweise nach Verbrennungen oder Verbrühungen, macht eine Kompressionstherapie Sinn. Darunter versteht man speziell angefertigte Schlauchverbände, die einen kontinuierlichen Druck auf das Narbengewebe ausüben. Dadurch soll einer überschießenden Bindegewebsbildung vorgebeugt werden. 

Der Verband wird direkt nach dem Wundverschluss angepasst und solange verwendet, bis die Narbe vollständig ausgebildet ist. Das kontinuierliche Tragen des Verbandes für 23 Stunden am Tag über sechs bis 24 Monate ist Voraussetzung für ein zufriedenstellendes Ergebnis. 

Eine Kombination mit einem Silikongel ist denkbar, sollte aber immer mit dem behandelnden Arzt individuell besprochen werden.

Produkte zur Narbenpflege gut einmassieren

Gele, Öle oder Cremes sollten immer für einige Minuten in die Haut einmassiert werden. So werden einerseits die Wirkstoffe besser aufgenommen und anderseits Gewebeverklebungen gelockert oder vorgebeugt.

Bei sehr frischen Narben genügt ein vorsichtiges Einstreichen des Produktes, nach einigen Wochen kann dann auch mehr Druck ausgeübt werden. Langfristig führt eine Massage der Narbe zu einem weichen, elastischen und geschmeidigen Gewebe.

Gut zu wissen: Macht ein Massageaufsatz Sinn?

Einige Hersteller liefern zum eigentlichen Produkt einen Massageaufsatz/-roller mit. Dabei dienen glatte Aufsätze vor allem als Dosierhilfe. Insbesondere unterwegs oder auf Reisen kann es aus hygienischen Gründen sinnvoll sein, die Narbenpflege mithilfe eines Applikators aufzutragen. Einen besonderen Massagevorteil bietet ein derartiger Aufsatz allerdings nicht. 

Andere Massageroller besitzen eine raue Oberfläche und dienen speziell der Narbenmassage. Beispielsweise soll die Verwendung des Narbenrollers von Bepanthen Narben-Gel die Struktur verbessern und die Bindegewebsbildung reduzieren. 

Einer gründlichen Massage aus Drücken, Ziehen und Schieben mit den eigenen Händen sind derartige Roller deutlich unterlegen und deshalb für eine umfangreiche Narbenbehandlung nicht zwingend notwendig.

Tipps zur Narbenpflege: Was können PTA noch empfehlen?

Um die Narbenbildung, insbesondere direkt nach der Wundheilung, nicht zu stören, sollte locker sitzende Kleidung empfohlen und von intensiven Sportübungen abgeraten werden. So wird möglichst wenig Zugspannung auf das Gewebe ausgeübt. Vor der täglichen Narbenpflege sollte die Haut mit einer milden Seife und Wasser gereinigt werden.

Besonders im ersten Jahr nach der Verletzung sollte auf einen hohen Sonnenschutz geachtet werden. Die Narbe besitzt keinen natürlichen Eigenschutz, reagiert empfindlicher auf UV-Strahlung und färbt sich schneller dunkel als der Rest der Haut. Außerdem fördert übermäßige Sonneneinstrahlung die Austrocknung der Haut, was wiederum Juckreiz fördert. Das Produkt Kelo-cote® UV Silikon Narbengel kombiniert beispielsweise ein Silikongel mit einem Lichtschutzfaktor 30.

Da frische Narben meist rötlich aussehen, kann ergänzend eine passende Abdeckcreme empfohlen werden. Geeignete dekorative Kosmetik aus der Apotheke bieten zum Beispiel die Marken La Roche Posay, Avène, Vichy oder Arabesque. 

Da es sich bei einer Narbe um ein Ersatzgewebe handelt, sollte die regelmäßige Pflege in der Beratung nochmals hervorgehoben werden. Um dieser nachzukommen, kann betroffenen Kunden der Hinweis mitgegeben werden, die Produkte zur Narbenpflege immer griffbereit, beispielsweise neben dem Waschbecken im Badezimmer, zu lagern. Quellen:
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/10/31/verbrennungen-und-verbruehungen-bei-kindern
- Lennecke, Hagel, Selbstmedikation, Leitlinien zur Pharmazeutischen Betreuung, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag, Seiten 228-230
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2023/daz-42-2023/narben-effektiv-vorbeugen
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-030l_S2k_Therapie-pathologischer-Narben-hypertrophe-Narben-Keloide_2020-11.pdf