COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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47 Prozent Wirksamkeit: Warum wirkt der Curevac-Impfstoff so schlecht?

2 Vial Curevac im Vordergrund, dahinter verschwommen Vials von Comirnaty und AstraZeneca
Was ist schuld an der schlechten Impfwirksamkeit von CVnCoV? Liegt es an den Varianten oder doch eher an der unmodifizierten mRNA oder der Dosierung? | Bild: IMAGO / Sven Simon

Vor allem die Virusvarianten machten Curevac zufolge seinem Corona-Impfstoffkandidaten CVnCoV das Leben und das Bestehen in der Studie schwer: 47 Prozent Wirksamkeit den vorläufigen Ergebnissen zufolge. Laut Curevac lagen bei über der Hälfte (57 Prozent) der sequenzierten SARS-CoV-2-Viren in der zulassungsrelevanten Phase 2b/3-Studie HERALD Virusvarianten vor. Die mittlerweile zahlreich kursierenden Varianten – Variants of Interest und Variants of Concern – schaffen sicher ein herausforderndes Umfeld für einen Impfstoff. Vielleicht sind sie aber auch nicht der alleinige Grund und auch andere Faktoren trugen dazu bei, dass die Wirksamkeit von CVnCoV weit unter den Erwartungen zurückblieb. Diese Vermutung äußern Wissenschaftler im Fachjournal „Science“: Vielleicht könnte auch das spezielle Impfstoffdesign der Curevac-Vakzine für eine nur geringe Wirksamkeit verantwortlich sein.

Welchen Einfluss haben Virusvarianten?

So bezweifelt die Direktorin des Zentrums für Impfstoffentwicklung an der University of Maryland School of Medicine (Baltimore, USA), Kathleen Neuzil, dass an der schlechten Wirksamkeit allein die Varianten schuld sind. Denn die beiden anderen mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna wirkten – im Gegensatz zu Curevac – „sehr gut gegen die Alpha-Variante“. Die Alpha-Variante war die erste besorgniserregende Variante, die von sich reden machte. Sie wurde erstmals in Großbritannien entdeckt und ist aktuell mit 74 Prozent der dominierende Erreger in Deutschland. Für Neuzil ist es jedoch nur schwer vorstellbar, dass die Varianten tatsächlich einen solchen Einfluss auf die Impfwirksamkeit haben.

Novavax erreichte 90 Prozent Wirksamkeit trotz Varianten

Was in der Tat erstaunt: Novavax gab nur wenige Tage vor Curevac Ergebnisse zu seiner COVID-19-Impfstoffstudie bekannt – und NVX-CoV2373 hatte Novavax zufolge eine Wirksamkeit von 90,4 Prozent gezeigt. Die Studie lief mit etwa 30.000 Teilnehmern und nur in den USA.

Nicht immunogen genug

Andere Wissenschaftler, so John Moore, Immunologe des Weill Cornell Medical College, denken, dass der Curevac-Impfstoff schlicht nicht immunogen genug ist. Laut „Science“ haben bereits frühe Studien (Phase 1) gezeigt, dass CVnCoV zu geringeren neutralisierenden Antikörperspiegeln führte, als sie nach einer durchgemachten natürlichen Infektion nachweisbar sind. Diese Aussage überrascht den, der sich an die Pressemitteilung zu den Zwischenergebnissen der Phase-1-Studie von Curevac vom November 2020 erinnert: „Die Qualität der Immunantwort entspricht der bei genesenen COVID-19-Patienten beobachteten Immunantwort und ist vergleichbar mit einer natürlichen COVID-19-Ansteckung“, erklärte Curevac damals.

Liegt es an der unmodifizierten mRNA?

Könnte die ungenügende Antikörperantwort vielleicht daran liegen, dass Curevac auf die Modifizierung seiner mRNA bei CVnCoV verzichtet hat? Diese Vermutung stellt Drew Weissman von der University of Pennsylvania`s Perelman School of Medicine in „Science“ an: Das Impfstoffdesign von CVnCoV könnte die Bildung von Antikörpern untergraben, liest man da. Unmodifizierte mRNA wirkt immunogener, ein Vorgang, der bei Impfstoffen prinzipiell erwünscht ist. Allerdings werden auch bestimmte Signalmoleküle – unter anderem Interferone – stimuliert, die wiederum T-Zellen und die Bildung von neutralisierenden Antikörpern bremsen könnten. Der Wissenschaftler hat selbst bereits an mRNA geforscht. Er verweist zudem auf eine Biontech-Studie (Biontech und Moderna nutzen für ihre COVID-19-Impfstoffe chemisch modifizierte mRNA und setzen statt Uracil Pseudo-Uracil ein), in der natürliche mRNA-Impfstoffe mit modifizierten mRNA-Impfstoffen verglichen wurden: Die Modifikation verstärkte die Antikörperantwort.

Ist die Dosis zu gering?

Schaut man sich die bei Biontech/Pfizer, Moderna und Curevac eingesetzten mRNA-Dosen an, könnte man einen weiteren Grund vermuten, warum CVnCoV nur eine mäßige Antikörperantwort erzeugte. So enthält Comirnaty® (Biontech/Pfizer) 30 µg mRNA, der COVID-19-Impfstoff Moderna 100 µg und die Curevac-Vakzine 12 µg. Professor Peter Kremser vom Universitätsklinikum Tübingen, der die Curevac-Studie mitbetreute, erklärte dazu. „Ich bin mir nicht sicher, was es letztendlich war, natürliches Uracil oder nur die Dosis oder beides.“ Da kommt die Frage auf: Warum hat Curevac keine höhere mRNA-Dosis eingesetzt? In der Dosisfindungsstudie hat Curevac durchaus auch höhere Dosen untersucht – 2 bis 20 µg –, allerdings erwiesen sich höhere CVnCoV-Dosen als unverträglich.

Next Generation Impfstoff CV2CoV: nicht-chemisch modifiziert und 12 µg

Doch ob die Dosis tatsächlich diese wichtige Rolle spielt, mag man hinterfragen, wenn man weiß, dass Curevac bereits an einem „Next Generation“-Impfstoff, CV2CoV, forscht – und auch bei CV2CoV 12 µg mRNA einsetzt. Allerdings hat Curevac bei CV2CoV durchaus etwas verändert: Das Unternehmen setzt nun auch auf eine modifizierte mRNA (nicht chemisch modifiziert). Erste präklinische Daten, die an Affen erhoben wurden, muten durchaus zuversichtlich an: CV2CoV führte zu zehnfach höheren neutralisierenden Antikörperspiegeln als CVnCoV. Wie die Reise mit dem ersten Impfstoffkandidaten CVnCoV weitergeht, will Curevac in drei Wochen entscheiden. Bis dann soll die endgültige Auswertung der Phase 2b/3-Studie vorliegen. Ob Curevac sodann beide Impfstoffkandidaten weiterentwickelt oder nur CV2CoV, wird sich also bald zeigen.

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