Meldungen vom 26. bis 30.04.2021
Montag, 26.04.2021
EU-Kommission unternimmt rechtliche Schritte gegen AstraZeneca
Im Streit über ausbleibende Impfstofflieferungen hat die EU-Kommission rechtliche Schritte gegen den Hersteller AstraZeneca eingeleitet. Man habe das Verfahren vor einem belgischen Gericht auch im Namen der 27 Mitgliedsstaaten gestartet, teilte ein Kommissionssprecher am Montag mit.
Der britisch-schwedische Hersteller hatte die Lieferungen von Corona-Impfstoff an die Europäische Union in den vergangenen Monaten immer wieder einseitig drastisch gekürzt. Im ersten Quartal gingen nur 30 Millionen statt 120 Millionen Impfdosen an die 27 Staaten. Für das zweite Quartal werden nach jüngsten Angaben 70 Millionen Dosen erwartet. Ursprünglich waren 180 Millionen vereinbart.
Aus Sicht der EU-Kommission verstößt der Hersteller damit gegen einen EU-Rahmenvertrag vom August 2020. Insgesamt hat die EU-Kommission 300 Millionen Dosen von AstraZeneca bestellt. Eine Option auf weitere 100 Millionen Dosen ließ sie ungenutzt verstreichen.
Merkel gegen Gleichstellung von Getesteten mit Geimpften
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern am Nachmittag davor gewarnt, in der Diskussion über die Rückgabe von Freiheitsrechten Geimpfte und Getestete gleichzustellen. Für Getestete könne nicht das gelten, was für vollständige Geimpfte gelte, sagte Merkel nach Teilnehmerangaben am Montag in einer hybriden Sitzung des CDU-Präsidiums. Die Sicherheit der Impfung sei viel robuster als die Sicherheit von Tests.
Aus Teilnehmerkreisen der anschließenden Online-Beratungen des größeren CDU-Bundesvorstands hieß es, CDU-Chef Armin Laschet habe zu Beginn über die erfreulichen Fortschritte beim Impfen gesprochen. Schon im Präsidium sei es größtenteils um die Bewältigung der Corona-Pandemie gegangen. dpa/vs
Ärztekammerpräsident: Jüngere eher impfen
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich vor dem Corona-Impfgipfel von Bund und Ländern dafür ausgesprochen, jüngere Menschen bei der Impf-Priorisierung stärker in den Blick zu nehmen und eventuell vorzuziehen. „Das ist unter Umständen unter epidemiologischen Gesichtspunkten eine vernünftige Überlegung“, sagte Reinhardt dem TV-Sender Phoenix am Montag.
Die Bevölkerungsgruppe der über 60-Jährigen sei zu einem großen Teil geimpft, sagte er. „Wir sind nun an einem Punkt, wo wir uns überlegen müssen, gehen wir weiter rückwärts von oben kommend? Oder aber könnte man die Strategie fahren zu sagen: Wir impfen jetzt die Jungen, die zwar in der Regel nicht schwer erkranken, aber die natürlich viel unterwegs sind, in die Schulen und in die Kitas gehen sollen“, begründete Reinhardt seine Anregung.
Der Ärztekammerpräsident plädierte zudem dafür, Geimpften mehr Freiheiten zu geben. Er sei „absolut“ für diesen Schritt, „wenn ausreichend Menschen in unserer Gesellschaft geimpft sind und wir feststellen, dass die Inzidenzzahlen dadurch rückläufig sind.“ dpa/vs
Mehr als 23 Prozent Erstimpfungen in Deutschland
In Deutschland sind 23,4 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus dem Impfquotenmonitoring des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montag hervor (Stand: 26. April, 9.15 Uhr).
So verabreichten alle Stellen bislang insgesamt über 25,4 Millionen Impfungen, wovon knapp 19,5 Millionen Erstimpfungen und weitere knapp sechs Millionen Zweitimpfungen waren. Demnach stieg die Quote der vollständig Geimpften leicht auf 7,2 Prozent. Am Sonntag wurden 266.784 Impfungen gespritzt.
Die ersten Bundesländer sind bei den Erstimpfungen mittlerweile über 25 Prozent gekommen. Die höchsten Quoten haben das Saarland (25,9 Prozent) und Bremen (25,6 Prozent). Hessen liegt mit 21,5 Prozent leicht hinter den anderen Bundesländern zurück.
Bis zum Sonntag wurden demnach etwa 29,9 Millionen Dosen Impfstoff geliefert. 85,1 Prozent dieser Dosen wurden bis dahin verimpft. Den größten Anteil macht das Präparat „Comirnaty“ von Biontech/Pfizer mit rund 20,1 Millionen Dosen aus. Von „Vaxzevria“ – dem Präparat von AstraZeneca – wurden fast 6,8 Millionen Dosen geliefert und weitere etwa 2,7 Millionen Dosen von Modernas „COVID-19 Vaccine“. dpa/vs
Indien: Fünfter Tag mit weltweitem Höchststand der Corona-Infektionen
In Indien hat es den fünften Tag in Folge einen weltweiten Rekord bei den Corona-Neuinfektionen gegeben. Es wurden 352.991 Fälle in den vergangenen 24 Stunden gemeldet, wie Zahlen des Gesundheitsministeriums vom Montag zeigten. Demnach starben 2.812 Menschen in Verbindung mit dem Coronavirus. Die Dunkelziffern dürften in dem Land deutlich höher liegen. Die Lage in Indien verschärft sich weiter, weil in vielen Krankenhäusern der medizinische Sauerstoff ausgeht.
Angesichts der Zuspitzung der Corona-Pandemie in Indien haben einige Länder darunter Deutschland, Großbritannien und die USA Hilfe in Aussicht gestellt. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte der „Rheinischen Post“ (Montag), dass innerhalb der Bundesregierung und im Gespräch mit Unternehmen alle Hebel in Bewegung gesetzt würden, um schnellstmöglich, etwa mit Sauerstoff und Medikamenten, helfen zu können. Wie andere Länder hat Deutschland die Einreise aus Indien wegen der dortigen Virusvariante B.1.617 stark eingeschränkt. Nur Deutsche und Menschen mit einer Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland dürfen noch aus Indien einreisen.
In absoluten Zahlen hat Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern mehr als 17 Millionen Infektionen erfasst. Das Land ist damit hinter den USA am Härtesten von der Pandemie betroffen. Neben B.1.617 dürfte auch eine länger verbreitete Sorglosigkeit Grund der schnellen Verbreitung der Seuche sein. Es gab lange Massenveranstaltungen für anstehende Regionalwahlen und religiöse Feste, bei denen Menschen weder Masken trugen noch Abstand hielten. dpa/vs
Kochsalzlösung gespritzt –Gesundheitsministerin entsetzt
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens hat sich entsetzt über die Tat einer DRK-Mitarbeiterin im Impfzentrum Friesland gezeigt. „Ich bin fassungslos und erschüttert über die Handlungen dieser Frau. Es handelt sich um ein schweres Vergehen“, sagte die SPD-Politikerin am Sonntag in Hannover. Die examinierte Krankenschwester hatte eingeräumt, sechs Spritzen allein mit Kochsalzlösung aufgezogen zu haben, weil ihr ein Fläschchen mit Biontech-Impfstoff heruntergefallen war. Eine Gesundheitsgefahr für die nur mit Kochsalzlösung Geimpften besteht nicht. Biontech wird mit Kochsalzlösung angemischt.
Jetzt liege es bei Polizei und Staatsanwaltschaft „diese abscheuliche Tat“ gemeinsam mit den verantwortlichen Akteuren des Landkreises Friesland aufzuklären, sagte Behrens. Unterstützung gebe es dabei von den Experten des Landesgesundheitsamtes und des Sozialministeriums. „Im Mittelpunkt stehen die betroffenen Menschen, die in der Dienstzeit der Verdächtigen geimpft worden sind“, sagte die Ministerin. Ein Antigentest am 5. Mai soll klären, wer von den etwa 200 Personen, die am Mittwoch vormittags geimpft wurden, kein Vakzine erhalten hat. Sie sollen am 12. Mai geimpft werden.
Die etwa 40-jährige Frau war seit Jahresbeginn im Impfzentrum Friesland in Schortens fest angestellt. Ihr wurde nach Angaben des DRK-Kreisverbandes fristlos gekündigt. Die Polizei ermittelt in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen eines möglichen Körperverletzungsdelikts. dpa/vs
Erneut Sicherheitslücke bei Corona-Schnelltests
Aufgrund einer Sicherheitslücke in einer Schnelltest-Software konnten Unbefugte erneut auf Testergebnisse und andere sensible Informationen zugreifen. Wie der „Tagesspiegel“ berichtete, können etwa an zwei Berliner Testzentren die Daten von mehr als 6.000 Registrierungen seit Anfang April abgerufen werden, darunter sensible Angaben wie Adresse und Geburtsdatum.
Nach Recherchen der Zeitung nutzen auch viele andere Teststationen beispielsweise in Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart, Würzburg oder Heidelberg die fehlerhafte Software des Betreibers Innofabrik aus Haßloch (Rheinland-Pfalz).
Bei einer stichprobenartigen Prüfung des „Tagesspiegel“ in 13 Teststationen, die nach ersten Recherchen der Zeitung die Software von Innofabrik nutzen, sei am Samstag auch der Abruf fremder Daten möglich gewesen. Laut der Zeitung geht es um insgesamt mehr als 45.000 Termindaten. Messer geht dagegen von einem deutlich geringerem Wert aus: „Die genaue Zahl müssen wir noch prüfen“, sagte er.
In den vergangenen Wochen kam es wiederholt zu Schwachstellen in der Software von Corona-Schnelltestanbietern. Mitte März war beispielsweise bei der Firma 21DX und ihrem Dienstleister Medicus Ai eine Sicherheitslücke entdeckt worden, über die Daten von rund 130.000 Betroffenen abgerufen werden konnten. dpa/vs
Erste Corona-Impfungen mit Johnson & Johnson-Präparat in Italien
In Italien sind die ersten Corona-Impfdosen des Präparats von Johnson & Johnson verabreicht worden. Wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte, wurde das Vakzine in einem Impf-Drive-in südöstlich der Hauptstadt Rom gespritzt. Italien hatte am Mittwoch die ersten 184.000 Johnson & Johnson-Dosen verteilt. Am Dienstag hatte die EU-Arzneimittelbehörde EMA dem Mittel eine erneute Empfehlung ausgesprochen.
Stand Samstagmorgen wurden in dem Land mit rund 60 Millionen Einwohnern bislang knapp 17,1 Millionen Corona-Impfungen verabreicht. Die Regierung geht davon aus, bis Ende kommender Woche das Ziel von 500.000 Impfungen je Tag zu erreichen, wie der außerordentliche Kommissar für den Corona-Notfall mitteilte. dpa/vs
Corona-„Impf-Booster“ für den Herbst jetzt schon besorgen
FDP-Chef Christian Lindner hat an Bund und Länder appelliert, sich jetzt schon um die im Herbst anstehenden Auffrisch-Impfungen gegen das Coronavirus zu kümmern. „Wir müssen vor die Welle kommen“, mahnte er am Samstag bei einem digitalen Parteitag der NRW-FDP in Köln. Dazu gehöre, sich rechtzeitig um „Impf-Booster“ zu kümmern und nicht in die nächste Knappheit hineinzulaufen.
„Ich erwarte von dem Impf-Gipfel am Montag endlich wegweisende Beschlüsse“, sagte Lindner. Dazu gehöre auch, die niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte jetzt voll in die Impf-Kampagnen einzubeziehen. Zudem könne der Zeitpunkt zwischen Erst- und Zweitimpfung Experten zufolge weiter gestreckt werden. „Und jetzt bereits muss die Bundesregierung in Europa und auch in eigenem Bemühen Druck machen, dass wir nicht benötigte Impf-Dosen aus dem Ausland nach Deutschland bekommen.“ Schleswig-Holstein habe bereits Impf-Dosen aus Dänemark erhalten. „Das sollte Schule machen.“ dpa/vs
Der Piks durchs Autofenster – Impfwochenende in Niedersachsen
Ein Drive-In-Impfen in Hildesheim (Niedersachsen) hat am Samstag guten Zuspruch gefunden. Dort sollten am Wochenende 1.080 über 70-Jährige mit AstraZeneca geimpft werden, sagte eine Sprecherin des Landkreises. Auto auf Auto rollte an die drei Zelte auf dem Gelände des Helios-Klinikums, wo es für Fahrer oder Beifahrer den Piks gegen das Coronavirus in den Oberarm gab.
Für die Aktion sei es gelungen, zusätzliche Impfdosen aufzutreiben, sagte die Sprecherin. In der ablaufenden Woche seien im Landkreis Hildesheim erstmals mehr als 10.000 Dosen gespritzt worden. „Wir haben jetzt einen richtigen Schub bekommen.“
Das Autofahrer-Impfen gehört zu dem Impfwochenende in Niedersachsen, an dem insgesamt 70.000 Dosen verteilt werden sollen. Das ist doppelt so viel, wie die 50 Impfzentren des Landes an den vorangegangenen Wochenenden verabreicht haben. Damit soll zum einen eine Delle ausgeglichen werden nach dem Stillstand vieler Impfzentren über Ostern. Auch sollen Bestände von AstraZeneca abgebaut werden. dpa/vs
Johnson & Johnson-Impfungen werden wieder aufgenommen
Der Corona-Impfstoff vom US-Hersteller Johnson & Johnson kann in den USA ab sofort (Stand Samstag) uneingeschränkt wieder eingesetzt werden. Die vor rund zehn Tagen beschlossene vorübergehende Aussetzung sei aufgehoben, teilten die Gesundheitsbehörde CDC und die Arzneimittelbehörde FDA am Freitag mit. Zuvor hatte ein Beratergremium der CDC eine entsprechende Empfehlung abgegeben.
Vor rund zehn Tagen hatten CDC und FDA eine vorübergehende Aussetzung der Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson beschlossen, nachdem in den USA in diesem Zusammenhang zunächst sechs Fälle von Hirnvenenthrombosen erfasst worden waren. Die Aussetzung sei aus einem „Übermaß an Vorsicht“ empfohlen worden, hieß es. Bislang wurden den Angaben nach mehr als 7,2 Millionen Dosen des Impfstoffes, der Ende Februar in den USA zugelassen worden war und von dem es nur eine Dosis braucht, in den USA gespritzt. dpa/vs