Corona-News des Tages: Meldungen vom 24. bis 28.08.2020
Mittwoch, den 26.08.2020
Kein Urlaub für angeordnete Quarantäne nötig
Reisende, die aus einem Corona-Risikogebiet zurückkehren und in Quarantäne müssen, müssen dafür keinen Urlaub nehmen. Das sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums heute in Berlin. Unter Verweis auf das Infektionsschutzgesetz und die Quarantäneverordnungen der Länder sagte er: „Das heißt, der Arbeitnehmer muss aufgrund behördlicher Anordnung für den Zeitraum der Quarantäne zu Hause bleiben. Deshalb besteht für ihn weder die Pflicht, dafür Urlaub zu nehmen, noch muss er einen Verdienstausfall befürchten.“
Gedeckt sei das durch Paragraf 56 des Infektionsschutzgesetzes. Die dort verankerte Entschädigungsregelung greife in solchen Fällen. Darin ist festgehalten, dass der Staat für Verdienstausfälle aufkommt, wenn jemand „Verboten in der Ausübung seiner bisherigen Erwerbstätigkeit unterliegt oder unterworfen wird und dadurch einen Verdienstausfall erleidet“. Quelle: dpa/sn
Spahn hält an Neuregelung bei Tests für Reiserückkehrer fest
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die geplanten Änderungen bei Tests für Reiserückkehrer verteidigt. „Die Strategie beinhaltet es in einer solchen dynamischen Großlage immer, auch lageangepasst die konkreten Maßnahmen weiterzuentwickeln“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin. Daran werde man sich gemeinsam gewöhnen müssen.
Spahn und die Gesundheitsminister aus mehreren Ländern streben an, dass es für Reiserückkehrer keine kostenlosen Corona-Tests mehr geben soll. Rückkehrer aus Risikogebieten sollen sich in Quarantäne begeben und diese künftig frühestens mit einem fünf Tage nach Einreise vorgenommenen negativen Test verlassen dürfen. Im Moment gilt für diese Reisenden noch, dass sie die Quarantäne mit Vorlage eines maximal 48 Stunden alten Tests bei der Einreise oder durch einen in Deutschland auf Anordnung der Behörden gemachten Test umgehen können. Dafür gilt seit 8. August eine entsprechende Verordnung zur „Testpflicht“.
Spahn zufolge soll nach den „zusätzlichen Testanstrengungen in der Reisezeit“ nun wieder zu einem „Langzeitansatz“ zurückgekehrt werden. Es gehe darum, zielgerichtet Menschen mit Symptomen und mit Kontakt zu COVID-19-Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und Pflegebedürftige zu testen. Der Minister verwies erneut darauf, dass auch die Laborkapazitäten endlich seien. Die Testzahlen hätten sich innerhalb von nur zwei, drei Wochen verdoppelt.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte die geplante Neuausrichtung in der Teststrategie kritisiert. Spahn sagte nun, er sei zuversichtlich, dass bei den Gesprächen der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Donnerstag ein guter Kompromiss gefunden werde. Quelle: dpa/sn
Med Uni Graz stuft neuen PCR-Test für unzureichend ein
Um der Menge an Testungen auf SARS-CoV-2 gerecht zu werden, kommen laufend neue PCR-Tests auf den Markt. An der Med Uni Graz wurde einer dieser neuen Tests eines namhaften Herstellers unter die Lupe genommen und auf die Sensitivität für den Nachweis von SARS-CoV-2 untersucht. Die Untersuchungen ergaben, dass der Test für die Diagnose einer COVID-19 Erkrankung nicht geeignet ist. „Ein Teil der SARS-CoV-2 positiven Proben wurde vom neuen Test fälschlicherweise als negativ gewertet. Bei einem kleineren Teil der Proben konnte der Test kein Ergebnis erzielen, solche Proben hätten bei einer regulären Testung wiederholt werden müssen“, fasst Ivo Steinmetz, Wissenschaftler am Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Graz, zusammen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich im international renommierten Journal „Clinical Microbiology and Infection“ publiziert.
Der an der Med Uni Graz untersuchte PCR-Test verfügt über eine CE-Kennzeichnung, womit der Hersteller erklärt, dass der Test den geltenden EU-Vorschriften entspricht und ein entsprechendes Konformitätsbewertungsverfahren durchgeführt wurde.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Qualitätskriterien, die erfüllt werden müssen, um COVID-19 Diagnostika auf den Markt zu bringen, dringend präzisiert werden müssen“ so Ivo Steinmetz. Die Europäische Kommission hat die Herausforderung bereits erkannt und empfiehlt seit April 2020 u. a. die Prüfung von neuen COVID-19 Diagnostika im Vergleich zu Referenzmethoden in wissenschaftlichen Studien, die begutachtet und publiziert werden, und damit für die Öffentlichkeit zugängig sind. „Rechtlich verbindlich ist eine solche Transparenz leider noch nicht“, erklärt Ivo Steinmetz. Quelle: Medizinische Uni Graz/sn
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 1.576
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 236.429
Zahl der Todesfälle: 9.280
Überstandene Infektionen: 210.600
(Datenstand 26.8., 0.00 Uhr)
R-Wert: 0,90
(Datenstand 25.8., 0.00 Uhr)
Sieben-Tage-R-Wert: 0,92
(Datenstand 24.8., 0.00 Uhr) Quelle: dpa/sn
Neustadt-Studie: Nur die Hälfte der Genesenen hat Antikörper
Die im Mai durch das Universitätsklinikum Jena (UKJ) begonnene Neustadt-Studie liefert aktuell weitere Ergebnisse: Die Bewohner des Ortes wurden auf Antikörper getestet. „Wir waren überrascht, dass die Hälfte der Infizierten, bei denen das Virus 6 Wochen vorher nachgewiesen worden war, keine Antikörpertiter aufwiesen, obwohl wir mit sechs verschiedenen Tests danach gesucht haben“, sagt Prof. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ. „Dieses überraschende Ergebnis wirft viele neue Fragen auf. Offenbar kann man auch bei einem negativen Antikörpertest nicht wirklich ausschließen, dass es vorher eine COVID-Infektion gab.“
Aufgrund eines Corona-Ausbruches in Neustadt im März wurde aus dem gesamten Ort jeder Einwohner auf das Virus untersucht. Die ersten Ergebnisse der Studie belegten, dass das Virus nicht mehr in Neustadt zirkuliert.
„Wir wissen bislang auch nicht, ob die fehlende Bildung von Antikörpern nach einer COVID-Infektion mit dem Fehlen einer Immunität gleichgesetzt werden kann“, so der Infektiologe. Hierzu soll nun bei den Studienteilnehmern, die trotz Infektion keine Antikörper gebildet haben, zusätzlich noch nach spezifischen Abwehrzellen gesucht werden. Quelle: UKJ/sn