Meldungen vom 23. bis 27.08.2021
Mittwoch, 25.08.2021
Schutz vor Ansteckung lässt nach Monaten etwas nach
Der Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus lässt einer Studie zufolge bereits einige Monate nach der vollständigen Impfung etwas nach. Als Referenzpunkt nahmen die britischen Forscher die in ihrer Studie ermittelte Schutzwirkung einen Monat nach der zweiten Impfdosis, die ihnen zufolge bei Biontech bei 88 Prozent lag und bei AstraZeneca bei 77 Prozent. Bei Biontech nahm die Schutzwirkung vor einer Infektion innerhalb der nächsten vier Monate um 14 Prozentpunkte auf 74 Prozent ab, wie aus der großangelegten Studie hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Bei AstraZeneca waren es 10 Prozentpunkte innerhalb von drei Monaten. Der Schutz vor einer Ansteckung lag dann bei 67 Prozent.
Für die Studie wertete das Team um Tim Spector vom King's College London Testergebnisse von mehr als 1,2 Millionen Probanden aus, die zwischen Dezember 2020 und Juli 2021 geimpft wurden. Die Teilnehmenden registrierten ihre Impfungen über die sogenannte Zoe-COVID-App, über die Freiwillige zu Forschungszwecken auch Erkrankungen und COVID-Symptome melden können. Den Autoren zufolge ist die Untersuchung eine der weltgrößten Studien zur Wirksamkeit der Impfstoffe. Die abnehmende Schutzwirkung bezieht sich allein auf das Risiko, sich überhaupt zu infizieren.
Spector zufolge liefern die Ergebnisse eine mögliche Erklärung für vermehrte Infektionen von vollständig Geimpften. Schlimmstenfalls könne die Schutzwirkung für Ältere und medizinische Angestellte, die bereits vor einigen Monaten geimpft worden sind, im Winter unter 50 Prozent fallen, warnte er. Angesichts hoher Infektionszahlen in Großbritannien könne dies wieder zu mehr Patienten im Krankenhaus und Todesfällen führen. dpa / vs
Warten auf den CWA-Anschluss: Wo hakt es?
Seit dem 1. August müssen sich Apotheken, die Bürgertests durchführen und diese auch weiterhin vergütet bekommen möchten, an die Corona-Warn-App anbinden beziehungsweise zumindest den Antrag für die Anbindung gestellt haben. Für die technische Umsetzung ist die Telekomtochter T-Systems zuständig. Viele Apotheken warten allerdings trotz fristgerechter Vertragsunterzeichnung immer noch auf Rückmeldung.
Baden-Württemberg plant Verzicht auf Kontaktverfolgung
Nach Nordrhein-Westfalen plant auch Baden-Württemberg, künftig auf die massenhafte Kontaktverfolgung bei Corona-Fällen zu verzichten. Das würde bedeuten, dass etwa die Besucher von Gaststätten, Kinos oder Museen demnächst nicht mehr ihre persönlichen Daten hinterlegen müssten, etwa mit Hilfe der Luca-App oder handschriftlich. Bisher waren die Daten nötig, damit die Gesundheitsämter bei einem Corona-Fall etwa die Nebensitzer aufspüren können.
Die Lage habe sich insofern geändert, „als dass es eine zunehmende Zahl von Geimpften und Genesenen gibt“, erklärte ein Ssprecher des Gesundheitsministeriums. „Wer geimpft oder genesen ist, muss in aller Regel – auch wenn er oder sie Kontaktperson ist – nicht in Quarantäne.“ Künftig sei das Ziel: „Wir wollen die Kräfte auf eine intelligente Schwerpunktnachverfolgung von herausragenden Ereignissen konzentrieren.“
Das Ministerium bereite eine Aktualisierung der entsprechenden Verordnung zur Quarantäne vor. Wenn das Konzept fertig sei, werde sich die Landesregierung in einer ihrer nächsten Sitzungen in den kommenden Wochen damit beschäftigen. Klar sei aber auch: „Eine Absonderungspflicht ist weiterhin vorgesehen für nicht geimpfte oder genesene Haushaltsangehörige.“ In NRW müssen Besucher von Kneipen oder Restaurants demnach schon seit Freitag keine Daten mehr hinterlegen. Quelle: dpa/mia
WHO sieht Stabilisierung bei Corona-Zahlen
Die Zahl der weltweit gemeldeten Corona-Infektionen stabilisiert sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offenbar. In der Woche vom 16. bis 22. August wurden aus aller Welt 4,5 Millionen Ansteckungen gemeldet, wenig mehr als in der Vorwoche, wie aus dem wöchentlichen WHO-Corona-Bericht hervorgeht. Die Zahl der im gleichen Zeitraum gemeldeten Todesfälle blieb etwa gleich mit gut 68.000. In der Region Europa, zu der 53 Länder bis nach Aserbaidschan gehören, stieg die Zahl der gemeldeten Todesfälle um elf Prozent, auf dem amerikanischen Kontinent um zehn Prozent, während sie andernorts zurückging.
Seit Anfang des Jahres hat es nach der WHO-Statistik weltweit zwei Infektionswellen gegeben, mit einem ersten Höhepunkt Mitte bis Ende April und einem zweiten Mitte August. Die höchste Zahl an Infektionen seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 wurde in der Woche vom 19. April 2021 gemeldet: 5,7 Millionen. Die höchste Todeszahl innerhalb einer Woche wurde Mitte Januar mit gut 101.000 gemeldet.
Die WHO hat seit Beginn der Pandemie gut 211 Millionen Infektionen und gut 4,4 Millionen Todesfälle dokumentiert. Quelle: dpa/mia
Weniger Praxisbesuche und Wartezeiten
Die Zufriedenheit von Patienten mit der Terminvergabe beim Arzt ist einer Umfrage zufolge leicht gestiegen. Auch die Wartezeit in Praxen hat sich nach Wahrnehmung der Patienten verkürzt. Weniger Menschen haben nach eigenen Angaben zudem im vergangenen Jahr überhaupt eine Ärztin oder einen Arzt aufgesucht. Das zeigen Daten einer Befragung durch die FGW Telefonfeld GmbH im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
80 Prozent der Patienten gaben demnach an, in den vergangenen zwölf Monaten beim Arzt gewesen zu sein. Bei der Vorjahresbefragung waren es 81 und in den Vor-Corona-Jahren 85 bis 87 Prozent. Der Rückgang liege wahrscheinlich an der geringeren Zahl saisonal üblicher Infekte aufgrund der Hygienemaßnahmen und Kontaktverbote, erläuterte KBV-Chef Andreas Gassen.
Auf die Frage, ob es ihnen zu lange gedauert habe, bis sie einen Arzttermin bekommen hätten, antworteten 18 Prozent derjenigen, die mindestens einen Tag warten mussten, mit Ja. In den Vorjahren lag die Zahl bei 20 Prozent. Deutlich weniger Zeit verbrachten Patienten im Wartezimmer. Rund 15 Prozent warteten bei ihrem letzten Arztbesuch in der Praxis mehr als eine halbe Stunde bis zur Behandlung. Bei der Befragung vor einem Jahr waren es noch 26 Prozent. Hier habe sich ein Trend, der sich bereits zu Beginn der Corona-Krise angedeutet hatte, sichtbar verstärkt, hieß es von der KBV.
Die fachliche Kompetenz ihrer Ärztinnen und Ärzte wird von den Befragten wie in den Vorjahren als sehr hoch eingestuft. 91 Prozent der Befragten geben dem zuletzt besuchten Arzt hier eine „sehr gute“ oder „gute“ Note. Quelle: dpa/mia
Höchstwert bei Corona-Neuinfektionen seit Mai
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben erstmals seit Mai mehr als 10.000 Neuinfektionen binnen eines Tages an das Robert Koch-Institut übermittelt. So wurden 11.561 neue Fälle gemeldet, so viel wie seit dem 20. Mai nicht, wie aus RKI-Daten hervorgeht. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 8.324 Ansteckungen gelegen.
Die Hospitalisierungsrate gab das RKI heute mit 1,47 an. Eine Woche zuvor lag sie bei 1,19. Der Wert soll künftig die wichtigste Kennzahl sein. Nach Angaben der Bundesregierung bewegte er sich im vergangenen Winter teilweise um 10 bis 12.
Bislang lag der Fokus der Politik auf der Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen. Da aber immer mehr Menschen geimpft und dadurch vor schweren Verläufen geschützt sind, nimmt die Aussagekraft dieses Wertes ab. Er stieg nach RKI-Angaben von Mittwochmorgen auf 61,3 – von 58,0 am Vortag (vor einer Woche 40,8).
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 39 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 22 gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.889.173 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.710.500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.061. Quelle: dpa/mia
Inzwischen 100 Millionen Corona-Impfdosen gespritzt
Acht Monate nach dem Start der Corona-Impfungen in Deutschland sind mehr als 100 Millionen Impfdosen gespritzt worden.
Vollständig mit der meist nötigen zweiten Spritze geimpft sind demnach inzwischen 49,4 Millionen Menschen oder 59,4 Prozent der Bevölkerung. Mindestens eine erste Impfung erhalten haben 53,5 Millionen Menschen oder 64,4 Prozent aller Einwohner.
In 6 der 16 Bundesländer sind inzwischen mehr als 60 Prozent der Einwohner vollständig geimpft: an der Spitze weiter Bremen mit 69,5 Prozent. Es folgen das Saarland mit 64,6 Prozent vollständig geimpften Einwohnern, Schleswig-Holstein mit 63,2 Prozent, Nordrhein-Westfalen 62,2 Prozent, Hamburg mit 61,3 Prozent und Niedersachsen mit 60,6 Prozent. Quelle: dpa/mia
COVID-19-Genesenenzertifikate – das müssen Apotheken wissen
Seit gestern können Apotheken neben Impfzertifikaten auch Genesenenzertifikate ausstellen. Auch die überarbeitete Handlungshilfe der ABDA für die Apotheken steht nun zur Verfügung. Die wichtigsten Punkte finden Sie hier.
Kritik an Verlängerung der „epidemischen Lage“
Vor der Bundestagsabstimmung über eine Verlängerung der „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ wegen der Corona-Pandemie kommt Kritik aus der Opposition. Die Bundesregierung könne nicht überzeugend darlegen, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems absehbar droht, sagte der FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki. Dies sei aber die zwingende rechtliche Voraussetzung für die Verlängerung dieser Notlage.
Der Bundestag berät heute über einen Antrag der Koalitionsfraktionen, die „epidemische Lage“ erneut zu verlängern. Die festgestellte Lage gibt dem Bund das Recht, direkt ohne Zustimmung des Bundesrates Verordnungen zu erlassen, etwa zu Tests, Impfungen, zum Arbeitsschutz oder zur Einreise. Zudem beziehen sich konkrete Maßnahmen wie Maskenpflicht oder Kontaktbeschränkungen, die die Länder festlegen können, laut Infektionsschutzgesetz auf die Feststellung der „epidemischen Lage“.
Kubicki, der auch Bundestagsvizepräsident ist, kritisierte: „Dass breitflächige Grundrechtseinschränkungen und Verordnungsermächtigungen mit einer Ausnahmesituation begründet werden, die gar nicht mehr vorhanden ist, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verfassungsrechtlich nicht haltbar.“
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte, eine unveränderte Verlängerung der „epidemischen Lage“ halte sie für falsch. Die Pandemie sei noch nicht vorbei, dennoch sei durch die Impfstoffe die Lage eine andere als noch im Winter. „Wir brauchen jetzt eine Regelung, die für die neue Situation passt und der Zahl der Geimpften Rechnung trägt, kein Weiter-so.“ Quelle: dpa/mia