Meldungen vom 22. bis 26.03.2021
Freitag, 26.03.2021
Biontech/Pfizer prüfen Corona-Impfstoff an jüngeren Kindern
Biontech und Pfizer haben mit Studien zu Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern unter elf Jahren begonnen. Bisher ist das Vakzin, das das Mainzer Unternehmen zusammen mit dem US-Hersteller entwickelt hat, für Jugendliche ab 16 Jahren bedingt zugelassen. Studien für die Altersgruppe 12 bis 16 laufen bereits. Nun werden auch Kinder ab sechs Monaten in die Studien einbezogen, wie eine Biontech-Sprecherin berichtete. „Jüngere Kinder, die einen großen Teil der Weltbevölkerung stellen, spielen eine entscheidende Rolle in unserem Kampf gegen COVID-19“, teilten die Unternehmen mit. Wenn die Studien erfolgreich sind und die Zulassungsbehörden das Produkt genehmigen, könne der Impfstoff nach Einschätzung der Unternehmen Anfang 2022 für jüngere Kinder verfügbar sein. Auch andere Impfstoffhersteller haben bereits mit Studien an Kindern begonnen. Das gehört nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) zu den Auflagen der Europäischen Arzneimittel-Agenur (EMA), die an die bedingte Zulassungen für Erwachsene geknüpft sind. Üblicherweise arbeiten sich die Hersteller altersgruppenweise zu immer jüngeren Kindern vor. Die ersten Probanden unter elf Jahren seien am Donnerstag geimpft worden, berichteten Pfizer und Biontech am Freitag. Das sei Teil der fortgeführten Studien der Phasen 1, 2 und 3, mit denen Sicherheit, Verträglichkeit und Immunogenität des Pfizer-Biontech-Impfstoffs BNT162b2 überprüft werden.
Einbezogen würden gesunde Kinder zwischen sechs Monaten und elf Jahren. Zwei Drittel der Probanden bekommen den Angaben zufolge den tatsächlichen Impfstoff, ein Drittel ein Placebo. Teilnehmen sollen rund 4.500 Kinder zwischen elf Jahren und sechs Monaten in den Vereinigten Staaten und Europa. In Phase 1 geht es um die richtige Dosis. Dafür werden die Kinder in drei Altersgruppen unterteilt: fünf bis zehn Jahre, zwei bis fünf Jahre und unter zwei Jahre. Die älteste Gruppe beginnt, zunächst mit 144 Teilnehmern, danach sollen schrittweise die jüngeren Gruppen folgen. In Phase 2 und 3 werden dann Sicherheit, Verträglichkeit und Immunogenität der für die einzelnen Altersgruppen ermittelten Dosierung des Vakzins geprüft. An Kindern zwischen 12 und 15 Jahren wird der Impfstoff als Teil der Phase 3 bereits seit Herbst 2020 getestet. 2.259 Kinder in dieser Altersgruppe nehmen den Angaben zufolge daran teil. Die Daten seien vielversprechend und sollen bald veröffentlicht werden. Laut Paul-Ehrlich-Institut können Impfstoffe nur für die Altersgruppen zugelassen werden, für die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit aus klinischen Prüfungen vorliegen. In diesem Fall würde die bestehenden Zulassung durch eine sogenannte Änderungsanzeige auf Jüngere ausgedehnt. Quelle: dpa / cn
Mehr als 10 Prozent der Menschen in Deutschland gegen Corona geimpft
Etwas mehr als 10 Prozent der Menschen in Deutschland haben mindestens die erste Dosis der Corona-Impfung erhalten. Insgesamt seien mehr als 12 Millionen Dosen verabreicht worden, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Berlin. Die zweite Dosis haben bereits 4,4 Prozent der Menschen bekommen, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts von Freitagmorgen hervorgeht. Im April werden 15 Millionen Impfdosen erwartet, sagte Spahn. Das seien mehr, als im ganzen ersten Quartal verimpft worden seien. Das mache deutlich, „wie die Impfkampagne an Dynamik gewinnen kann und gewinnen wird“. Alle aus der zweiten Prioritätsgruppe – unter anderem Menschen ab 70 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen und bestimmte Berufsgruppen – sollten nun in die Impfkampagne einbezogen werden. Spahn wies darauf hin, dass die Impfungen bei älteren Menschen schon deutlich Wirkung zeigen. So sei die 7-Tage-Inzidenz bei Menschen über 80 Jahren von über 290 Anfang Januar auf jetzt 55 gefallen. Am aktuellen Infektionsgeschehen seien sie „unterdurchschnittlich“ beteiligt. Auch die Corona-Ausbrüche in den Pflegeheimen seien deutlich zurückgegangen, von über 370 pro Woche Ende des vergangenen Jahres auf aktuell weniger als 20 pro Woche. Quelle: dpa / cn
„Impfallianz“ bereitet Corona-Impfstart in Arztpraxen vor
Damit nach Ostern auch Arztpraxen gegen das Coronavirus impfen können, ist eine „Impfallianz Hessen“ gegründet worden. Der Zusammenschluss aus Kassenärztlicher Vereinigung, Landesärztekammer, Hausärzteverband, Landesapothekerkammer und Apothekerverband mit dem Sozialministerium will nach eigener Darstellung den für 5. April geplanten Impfstart „zügig und gut vorbereiten“. „Wir werden uns über alle erforderlichen Schritte intensiv austauschen und abstimmen“, kündigte Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Freitag in Wiesbaden an. Hessen reagiert damit auf einen entsprechenden Beschluss von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder. Demnach sollen die niedergelassenen Ärzte künftig parallel zu den Impfzentren gegen COVID-19 impfen. Sie erhalten den Impfstoff direkt vom Bund über den Pharmagroßhandel und die Apotheken. Laut Sozialministerium bekommen in Hessen die Praxen voraussichtlich aber nur 20 Impfdosen pro Woche. Die Landesärztekammer sieht in den Maßnahmen dennoch „einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen das Virus“. Quelle: dpa / cn
Lauterbach: Sehe keinen anderen Weg als Ausgangssperre ab 20 Uhr
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich angesichts geplanter Lockerungen im Saarland und der gekippten Osterruhe für strenge Corona-Regeln ausgesprochen. „Ich sehe keinen anderen Weg, als hier mit einer Ausgangssperre ab 20 Uhr zu arbeiten, zumindest für eine befristete Zeit für zwei Wochen“, sagte er am Donnerstag im ARD-„Mittagsmagazin“. Wichtig ist nach seiner Einschätzung, vor Lockerungen zunächst Stabilität ins Infektionsgeschehen zu bekommen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch überraschend die erst kurz zuvor beschlossene Regelung zur Osterruhe gekippt und sich bei der Bevölkerung entschuldigt. Das Saarland plant nach Ostern weite Teile des öffentlichen Lebens wieder hochzufahren. Doch nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstag steigen die Neuinfektionszahlen bundesweit immer weiter. Neben Ausgangsbeschränkungen forderte Lauterbach, das Angebot an Corona-Tests auch in Betrieben auszubauen. „Sonst verlieren wir weitere zwei Wochen und haben dann Fallzahlen Mitte oder Ende April um 200 oder 300 pro Tag, und das ist sehr schwer zu stoppen.“ Quelle: dpa / cn
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 21.573
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 2.734.753
Zahl der Todesfälle: 75.623
Überstandene Infektionen: 2.467.600
Sieben-Tage-Inzidenz: 119,1 (pro 100.000 Einwohner)
Sieben-Tage-R-Wert: 1,08
(Stand: 26.03.2021, 0:00 Uhr)
Intensivmediziner rät zu Selbsttests vor Osterbesuch bei Großeltern
Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis hat vor einer großen Ansteckungsgefahr beim Besuch der Großeltern an Ostern gewarnt. Die Virusvariante B.1.1.7 habe alles verändert, diesmal seien auch die Kinder Infektionstreiber, sagte der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Fachgesellschaft Divi (Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.) in der Fernsehsendung „rbb Spezial: Der Talk“ am Donnerstag. Sein dringender Appell sei deshalb: „Wenn ihr euch Karfreitag oder Ostersonntag mit den Großeltern trefft, macht doch morgens einfach kurz den Test.“ Über die Pandemie-Lage sagte er: „Wir sind am absolut kritischsten Punkt der Pandemie seit zwölf Monaten.“ Mit den jetzigen Maßnahmen sei nicht zu verhindern, „dass wir wieder ein Allzeithoch der Intensivpatienten mit COVID-19 sehen werden.“ Allein das Impfen reiche jetzt nicht mehr aus, „die Welle zu stoppen, dass wir noch einmal extrem viele Patienten auf der Intensivstation sehen werden.“ Der Mediziner forderte einen Lockdown über Ostern, rascheres Impfen – zunächst schnell die über 50-Jährigen – und „testen, testen, testen“. Quelle: dpa / cn
Corona-Spätfolgen: Zunahme der Fallzahlen bei Jugendlichen erwartet
Mit der Zunahme der Corona-Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen sind nach Einschätzung eines pädiatrischen Infektiologen auch mehr Spätfolgen in diesen Gruppen zu erwarten. „Wir rechnen durch die Lockerungen der Maßnahmen mit mehr Betroffenen mit meist diffusen, länger anhaltenden gesundheitlichen Problemen, so Markus Hufnagel vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Freiburg. „Darauf ist die Pädiatrie im Vergleich zur Versorgungssituation bei Erwachsenen nach überstandener Infektion noch nicht vorbereitet.“ In der Fachsprache ist bei dem Phänomen von Long COVID (Langes COVID-19) oder Post COVID (Nach COVID-19) die Rede. Da für Kinder und Jugendliche noch keine COVID-19-Impfstoffe zugelassen sind, zählen sie zu den Gruppen, die noch einige Monate empfänglich für das Virus sein werden. Seit Wochen steigt die Zahl der erfassten Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) an. „Das Krankheitsbild ist sehr variabel“, erläutert Hufnagel. Darunter seien chronische Erschöpfung, generelle Leistungsminderung und Gelenk- und Muskelschmerzen, aber auch Hautveränderungen. Solche anhaltenden gesundheitlichen Einschränkungen seien auch von anderen Virusinfektionen wie dem Pfeifferschem Drüsenfieber bekannt. Quelle: dpa / cn