Meldungen vom 22. bis 26.03.2021
Dienstag, 23.03.2021
Erste Hausärzte in Bayern sollen ab 31. März impfen
Bayern will schon am 31. März mit dem Impfen gegen das Corona-Virus bei Hausärzten beginnen. Der Freistaat sei in dieser Angelegenheit mit den Ärzte-Organisationen im Gespräch, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung. Das Impfen solle zunächst mit 1.500 Hausarztpraxen aufgenommen werden. Man wolle keinen Tag verstreichen und ein Zeichen setzen, sagte Holetschek. Das Vertrauensverhältnis von Hausärzten und Patienten solle auch zu einer größeren Akzeptanz des Impfstoffs von AstraZeneca führen. Quelle: dpa/vs
Kostenlose Corona-Tests in mehr als 50 Hamburger Apotheken
In Hamburg bieten nach Angaben der Apothekerkammer aktuell mehr als 50 Apotheken kostenlose Corona-Antigentests an. Damit leisteten die Apotheken trotz begrenzter Personal- und Raumkapazitäten einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung, sagte Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen. Auch beim für Mitte April angekündigten Start der Impfungen in den Arztpraxen stünden die Apotheken als Partner der Ärzte bei der Impfstoffbelieferung zur Verfügung, sagte er. Siemsen erinnerte daran, dass die Apotheken vor Ort bereits in den zurückliegenden Monaten Außerordentliches für die Bürger geleistet hätten. Als Beispiele nannte er unter anderem die kurzfristige Herstellung von Desinfektionsmitteln, die Maskenverteilung und die Mitarbeit in den Impfzentren. Quelle: dpa/vs
EU-Kommission kündigt entschiedenes Vorgehen gegen AstraZeneca an
Die EU-Kommission hat ein entschiedenes Vorgehen gegen die Lieferausfälle des Impfstoffherstellers AstraZeneca angekündigt. „Wir werden alle Instrumente nutzen, die uns zur Verfügung stehen, um die Dosen zu bekommen“, sagte die für Gesundheit zuständige Generaldirektorin Sandra Gallina am Dienstag im Haushaltsausschuss des Europaparlaments. „Wir beabsichtigen natürlich zu handeln.“ Wie genau dies aussehen könnte, ließ die Italienerin offen.
Zugleich kündigte die EU-Kommission für Mittwoch eine Überarbeitung der im Februar eingeführten Exportkontrolle für Corona-Impfstoffe an. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte AstraZeneca jüngst damit gedroht, weitere Exporte an Länder außerhalb der EU zu verbieten. Gallina machte nun klar, dass andere Unternehmen, die ihre Verträge erfüllten, wohl nicht mit Exportstopps rechnen müssten. Darüber dürften auch die Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel am Donnerstag beraten. Kanzlerin Merkel sprach sich zuletzt gegen „generelle Exportverbote“ für Corona-Impfstoffe aus. Quelle: dpa/vs
EMA kündigt Inspektion der Sputnik-Impfstoffproduktion in Russland an
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bereitet die Entsendung von Experten nach Russland zur Inspektion von Produktionsstätten des COVID-Impfstoffs Sputnik V vor. Das teilte EMA-Chefin Emer Cooke am Dienstag bei einem virtuellen Treffen mit dem Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments mit. Auch Kliniken, in denen Sputnik V verwendet wird, sollen besucht werden. Nach russischen Angaben ist die EMA-Inspektion für Mitte April vorgesehen.
Die EMA hatte Anfang März ein Prüfverfahren für Sputnik V im Rahmen einer Rolling Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde.
Cooke machte keine Angaben, wann mit einer Zulassung von Sputnik V für die EU gerechnet werden könnte. Sie verwies darauf, dass neue Impfstoffe gründlich geprüft werden müssten und betonte ausdrücklich, dass für Sputnik V „dieselben Standards und Untersuchungen wie bei jeder anderen wissenschaftlichen Bewertung“ angewandt werden.Quelle: dpa/vs
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 7.485
Sieben-Tage-Inzidenz: 108,1 (pro 100.000 Einwohner)
(Stand: 23.03., 05.10 Uhr)
Sieben-Tage-R-Wert: 1,12
(Stand: 22.03.)
Corona-Pandemie verursacht oft Schlafprobleme
Jeder fünfte Mensch in Deutschland leidet aktuell pandemiebedingt unter Schlafstörungen. Das geht aus einer Umfrage des Forsa-Institutes im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) hervor. Danach berichteten rund 20 Prozent der Befragten von Schlafproblemen, die sie auf die Corona-Krise zurückführten.
Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren leiden den Angaben zufolge noch mehr unter diesem Problem als Befragte ohne oder mit älteren Kindern. Rund 30 Prozent der befragten Eltern mit kleinen Kindern hätten angegeben, dass ihnen die Pandemie den Schlaf raube, so die Krankenkasse.
Mit der Umstellung auf Sommerzeit komme am Wochenende (Sonntag, 28. März) eine weitere Herausforderung für den Schlafrhythmus hinzu. Jeder dritte Umfrageteilnehmer berichte von Problemen, morgens in den Tagen nach der Umstellung aufzustehen. Besonders häufig wirke sich die Umstellung negativ auf Schlafverhalten und Wohlempfinden bei Frauen aus. Ein Ende der halbjährlichen Zeitumstellung auf europäischer Ebene ist derzeit nicht in Sicht. Quelle: dpa/vs
Scharfer Lockdown über Ostern – Leben wird stark heruntergefahren
Angesichts weiter steigender Corona-Infektionszahlen schicken Bund und Länder Deutschland über Ostern in den schärfsten Lockdown seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr. Vom 1. bis einschließlich 5. April, also vom Gründonnerstag bis Ostermontag, soll das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben weitgehend heruntergefahren werden, um die dritte Welle der Pandemie zu durchbrechen. Das haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder in der Nacht zum Dienstag beschlossen. Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wird insgesamt bis zum 18. April verlängert.
Der Gründonnerstag und Karsamstag werden demnach einmalig als Ruhetage definiert und mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen verbunden. „Es gilt damit an fünf zusammenhängenden Tagen das Prinzip #WirBleibenZuHause“, heißt es in dem Papier. Nur am Karsamstag soll demnach der Lebensmittelhandel im engeren Sinne geöffnet bleiben. Private Zusammenkünfte sollen auf den eigenen Haushalt und einen weiteren Hausstand, jedoch maximal fünf Personen beschränkt werden. Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt. Paare gelten als ein Haushalt.
Ansammlungen im öffentlichen Raum werden dem Beschluss zufolge in dieser Zeit generell untersagt. Wo bereits Außengastronomie offen ist, muss sie für diese fünf Tage wieder geschlossen werden. Kirchen und Religionsgemeinschaft werden gebeten, an Ostern nur Online-Angebote für die Gläubigen zu machen. Nur Impf- und Testzentren sollen offen bleiben.
Angesichts des exponentiellen Wachstums der Infektionen beschlossen Kanzlerin und Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten weiter, dass die Anfang März vereinbarte Notbremse konsequent umgesetzt werden müsse. Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner sollen die Landkreise weitergehende Schritte umsetzen. Als Möglichkeit genannt werden unter anderem Ausgangsbeschränkungen, verschärfte Kontaktbeschränkungen oder die Pflicht zu tagesaktuellen Schnelltests in Bereichen, in denen das Abstandhalten oder konsequente Maskentragen erschwert sind.
Für Urlauber im Ausland soll über eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes eine generelle Testpflicht vor dem Rückflug eingeführt werden. Sie soll zur Voraussetzung für die Einreise nach Deutschland gemacht werden. Schon jetzt müssen Einreisende einen negativen Test vom Abflug vorweisen, die aus „Hochinzidenzgebieten“ mit besonders vielen Infektionen sowie Gebieten mit neuen Virusvarianten kommen.
Am 12. April will sich Kanzlerin Angela Merkel wieder mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten beraten. Quelle: dpa/vs
Psyche leidet im zweiten Lockdown mehr
Der zweite Lockdown schlägt deutlich mehr Menschen in Deutschland auf die Psyche als der erste vor einem Jahr. Das geht aus einer Sondererhebung des „Deutschland-Barometers Depression“ hervor, für das Mitte bis Ende Februar rund 5.100 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren repräsentativ online befragt wurden. Fast drei Viertel (71 Prozent) der Bundesbürger gaben dabei an, die Situation im zweiten Lockdown als bedrückend zu empfinden. Im Vergleich dazu waren es im Frühjahr 2020 weniger als zwei Drittel (59 Prozent) der Befragten, heißt es in der Erhebung, die von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutsche Bahn Stiftung in Auftrag gegeben wurde.
Fast die Hälfte (46 Prozent) der Bundesbürger erlebt seine Mitmenschen nach der Umfrage inzwischen auch als rücksichtsloser als im Frühjahr 2020 (40 Prozent).
Für Psychiater Ulrich Hegerl, Vorstandschef der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, sind diese Ergebnisse Ausdruck einer allgemeinen Demoralisierung der Bevölkerung. „Die Menschen bewegen sich nicht mehr, sie nehmen zu, liegen länger im Bett und schlafen dann nachts schlecht“, sagt er. „Sie sitzen noch länger vor Bildschirmen. Das ist alles nichts, was einen aufbaut. Dazu kommen ganz normale psychische Reaktionen wie berufliche Sorgen, Ängste und häusliche Konflikte.“ Quelle: dpa/vs
WHO befürchtet viele Tuberkulose-Opfer wegen Corona-Pandemie
Die medizinische Betreuung der Tuberkulose-Kranken hat in der Corona-Krise nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in dramatischem Ausmaß gelitten. Im Corona-Jahr 2020 seien gegenüber dem Vorjahr schätzungsweise 1,4 Millionen Erkrankte weniger wegen ihrer Tuberkulose behandelt worden. Besonders in Indonesien, Südafrika, den Philippinen und Indien hätten sich große Versorgungslücken aufgetan, teilte die WHO im Vorfeld des Welt-Tuberkulose-Tags (24. März) mit. „Die Auswirkungen von COVID-19 reichen weit über den vom Virus verursachten Tod und die Krankheit hinaus“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die Unterbrechung wichtiger Hilfe für Menschen mit Tuberkulose sei ein weiteres tragisches Beispiel für die mittelbaren Folgen der Corona-Pandemie.
Darüber hinaus seien möglicherweise mehr als 500.000 Menschen an Tuberkulose gestorben, weil ihre Krankheit nicht früh erkrankt worden sei, so die WHO. Das Problem einer Kluft zwischen offiziell an der Infektion Erkrankten und den erfassten Neuinfizierten sei zwar schon vor COVID-19 bekannt gewesen. „Die Pandemie hat die Situation massiv verstärkt“, hieß es weiter. Tuberkulose bleibt laut WHO eine der tödlichsten Infektionskrankheiten. Quelle: dpa/vs
Bundesregierung: Ausreichend Corona-Tests in Deutschland
Den Bundesländern stehen nach Angaben der Bundesregierung ausreichend Corona-Tests für die kommenden Wochen zur Verfügung. So vermittelte die Taskforce Testlogistik den Ländern abrufbare Kontingente von mehr als 130 Millionen Selbsttests für März und April, wie eine der Deutschen Presse-Agentur vorliegende Übersicht des Bundesgesundheitsministeriums zeigt. 70,5 Millionen dieser Tests können demnach beim Hersteller Roche bestellt werden, 62 Millionen bei Siemens. Mit mehreren Anbietern schloss das Ministerium zudem weitere Vereinbarungen über Selbsttests für Bestellungen zu einheitlichen Konditionen ab, wie es weiter hieß.
Zudem gibt es den Angaben zufolge genügend Schnelltests zur Anwendung durch geschultes Personal – aus einem bereits vergangenes Jahr für 2021 gesicherten Kontingent von 550 Millionen und weiteren Kontingenten von knapp 100 Millionen Stück. 150 Millionen dieser Schnelltests seien im März bestellbar. Über eine Vereinbarung der EU könnten die Länder weitere 240 Millionen ordern.
Somit gibt es laut Bundesgesundheitsministerium keine Probleme, die Tests zu bekommen. Diese seien lieferbar, für Bestellung und Verteilung seien die Länder zuständig. Laut einem Bund-Länder-Beschluss soll jeder Mensch in Deutschland mindestens einen kostenlosen Schnelltest pro Woche durchführen lassen können. Quelle: dpa/vs
Impfstoffstreit: Großbritannien will Exportverbot abwenden
Im Streit um knappen Corona-Impfstoff gibt sich Großbritannien zuversichtlich, Exportverbote der Europäischen Union abwenden zu können. „Ich bin nach Gesprächen mit EU-Partnern in den vergangenen Monaten sicher, dass sie keine Blockaden wollen“, sagte Premierminister Boris Johnson der Agentur Bloomberg. „Ich denke, das ist sehr, sehr wichtig.“ Die EU-Kommission stellte in Brüssel klar, dass auch sie eigentlich keine Exportverbote wolle. Doch müsse die EU bestellte Impfstoffe von Herstellern rasch und verlässlich bekommen.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte am Wochenende vor allem dem britisch-schwedischen Hersteller AstraZeneca damit gedroht, Exporte zu verbieten. Die Firma hatte ihre Lieferungen an die EU einseitig drastisch gekürzt: Statt der ursprünglich anvisierten 120 Millionen Impfdosen sollen im ersten Quartal nur 30 Millionen kommen, im zweiten Quartal 70 Millionen statt 180 Millionen Dosen.
Grundsätzlich wirft die EU Großbritannien vor, keine Impfstoffe zu exportieren, selbst aber Lieferungen aus EU-Ländern zu nutzen. Nach Angaben aus EU-Kreisen gingen bisher rund 18 Millionen Impfdosen aus der EU ins Vereinigte Königreich. Derzeit hofft Großbritannien offenbar auf Nachschub von AstraZeneca aus einem Werk in den Niederlanden, zumal auch im Königreich Impfstoff knapp zu werden droht. Quelle: dpa/vs