Meldungen vom 19. bis 23.04.2021
Freitag, 23.04.2021
Maas bei Beschaffung russischer Impfdosen zurückhaltend
Bundesaußenminister Heiko Maas hat sich zurückhaltend zu der geplanten Beschaffung vieler Millionen Impfdosen aus Russland geäußert. Im Moment scheine "die mediale Aufmerksamkeit für die 30 Millionen Impfdosen aus Russland – wenn sie denn kommen – ein bisschen hoch" zu sein, sagte der SPD-Politiker am Freitag bei einem Besuch der serbischen Hauptstadt Belgrad. Die Zahl der Dosen stehe "nicht ganz in der Relation (...) zu dem, was wir bereits in Deutschland produzieren".
Maas wies darauf hin, dass im Biontech-Werk in Marburg künftig 60 Millionen Impfdosen im Monat produziert werden sollten. Außerdem müsse der russische Impfstoff Sputnik V zunächst einmal in der EU zugelassen werden. Der Minister wies auch auf Lieferschwierigkeiten bei früheren Impfstoff-Beschaffungen hin. "Wir wissen ja, dass unabhängig vom Hersteller die Belieferung von Impfdosen nicht immer dem entsprochen hat, was vorher angekündigt worden ist", sagte er.
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem russischen Gesundheitsminister Michail Muraschko gesagt, dass Deutschland 30 Millionen Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V erwerben wolle. Voraussetzung sei aber die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde.
Notbremse: Handel fürchtet Warteschlangen vor Lebensmittelläden
Warteschlagen vor Supermärkten und Discountern dürften in Deutschland ab Samstag wieder häufiger zu sehen sein, befürchtet der Handelsverband Deutschland (HDE). Denn mit dem Inkrafttreten der Bundesnotbremse halbiere sich in vielen Regionen mit einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von über 100 die Zahl der Kunden, die noch in die Geschäfte gelassen werden dürfen, betonte der HDE am Freitag.
„Damit riskiert die Politik Warteschlangen vor den Geschäften. Und das in Zeiten, in denen Menschenansammlungen aus Gründen des Infektionsschutzes anerkanntermaßen vermieden werden sollten“, sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Freitag. Er appellierte an den Gesetzgeber, schnellstens wieder zur alten Regelung zurückzukehren.
Der Hintergrund: Bislang durften in den meisten Bundesländern Geschäfte mit weniger als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche eine Person je 10 Quadratmeter einlassen, für die Flächen, die darüber hinausgingen, dann nur noch eine Person je 20 Quadratmeter. Die Neufassung des Infektionsschutzgesetzes sieht jedoch bei Inzidenzen von mehr als 100 nur noch einen Kunden je 20 Quadratmeter Verkaufsfläche für die ersten 800 Quadratmeter vor – und darüber hinaus sogar nur einen Kunden je 40 Quadratmeter.
Bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes hatte der HDE in einer Stellungnahme zum Gesetzentwurf vor einer Verschärfung der Kundenbegrenzung gewarnt. Bei Gütern des tägliche Bedarfs seien keine abnehmenden Kundenfrequenzen zu erwarten, da sie kontinuierlich nachgekauft werden müssten. Die verschärfte Kundenbegrenzung werde deshalb „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Warteschlangen vor den Ladengeschäften führen“. Die damit verbundenen Menschenansammlungen würden unnötige Infektionsmöglichkeiten schaffen, warnte der HDE. Das Ziel des Gesetzgebers, Leben und Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, werden durch die Maßnahme sogar konterkariert.
Blutgerinnsel: Acht Fälle pro Million Geimpfter in Großbritannien
Die Zahl der nach AstraZeneca-Impfungen aufgetretenen schweren Fälle von seltenen Blutgerinnseln liegt in Großbritannien neuesten Daten zufolge bei rund acht (7,9) Fällen pro Million Geimpfter. Das teilte die britische Arzneimittelbehörde MHRA in dieser Woche mit. Damit nähern sich die Erfahrungen in Großbritannien denen in anderen Ländern. Die Behörde sieht jedoch weiterhin keinen Beweis für einen Zusammenhang mit dem Impfstoff und den Blutgerinnseln erbracht. Ihre Empfehlung änderte sie nicht. Der Nutzen einer Impfung mit AstraZeneca übersteige für die meisten Menschen weiterhin die Risiken, hieß es.
Demnach wurden im Vereinigten Königreich bis Mitte April 168 Fälle von schweren Blutgerinnseln mit dem gleichzeitigen Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) nach einer AstraZeneca-Impfung registriert. In der Folge kam es zu 32 Todesfällen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden nach Angaben der Behörde bereits 21,2 Millionen Menschen erstmalig mit dem Präparat geimpft. Daraus ergibt sich die Zahl von 7,9 Fällen pro Million Geimpfter.
In 77 Fällen handelte es sich um sogenannte Sinusvenenthrombosen – Blutgerinnsel im Gehirn – das durchschnittliche Alter der Betroffenen war 47 Jahre. Bei 91 Fällen, die von anderen Blutgerinnseln betroffen waren, lag der Altersdurchschnitt bei 55 Jahren.
In Großbritannien waren bislang im Verhältnis sehr viel weniger Fälle der seltenen Blutgerinnsel gemeldet worden als in anderen Ländern. Über die Gründe dafür konnte bisher nur spekuliert werden. Als eine Erklärung galt, dass in dem Land strikt nach Altersgruppen geimpft wurde. Die Thrombosefälle scheinen jedoch häufiger bei jungen Menschen aufzutreten. Im Vereinigten Königreich sollen inzwischen unter 30-Jährige bevorzugt einen anderen Impfstoff erhalten. Eine verbindliche Altersbeschränkung gibt es aber nicht. In Deutschland wird AstraZeneca nur noch für über 60-Jährige empfohlen.Quelle: dpa / cn
Spahn ruft zum Start der Bundes-Notbremse zu Kontaktvermeidung auf
Gesundheitsminister Jens Spahn hat zum Inkrafttreten neuer bundesweit verbindlicher Regeln für schärfere Corona-Maßnahmen zu weiteren Einschränkungen bei Kontakten aufgerufen. „Das ist hart, das fällt schwer, jedem von uns. Aber das ist für eine Übergangszeit notwendig“, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Es gehe darum, die dritte Corona-Welle zu brechen und dann gestützt auf mehr Tests auch mehr Bereich öffnen zu können.
Spahn betonte, dass die am Freitag in Kraft getretenen Änderungen im Infektionsschutzgesetz eine „Notbremse“ seien. Dies sei also etwas, wo auch schon zuvor gebremst worden sein sollte. Vorgesehene nächtliche Ausgangsbeschränkungen in Regionen mit hohem Infektionsgeschehen lägen auch schon seit Anfang März nach einem entsprechenden Bund-Länder-Beschluss im Instrumentenkasten.
Mit Blick auf die Corona-Impfungen bekräftigte Spahn, dass auf Basis der Lieferprognosen im Juni mit einem Ende der bisherigen festen Reihenfolge zu rechnen ist. Er betonte, gemeint sei „im Verlauf des Juni“, nicht ab 1. Juni. Das heiße auch nicht, dass sich im Juni schon alle impfen lassen könnten. Dies werde bis in den Sommer hinein gehen. Spahn warnte zudem, die dritte Welle lasse sich nicht wegtesten und man könne auch nicht gegen sie animpfen.Quelle: dpa / cn
Amtsärzte-Verbandschefin: Verhalten nach Schnelltest teils kritisch
Das Verhalten mancher Menschen nach einem Corona-Schnelltest birgt nach Erfahrung einer Expertin Risiken. „Wir wenden jetzt massenhaft diese Schnelltests an, aber die Menschen sind nicht über die Konsequenzen und das richtige Verhalten aufgeklärt. Da verbreitet sich das Virus und wir sehen gar nicht mehr, wie“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert. Sie sehe eine Gefährdung. „Mit dem Thema Testungen müssen wir uns noch mal sehr kritisch auseinandersetzen.“
Teichert berichtete von falschen Schlüssen, die Menschen nach positiven wie negativen Testergebnissen zögen. „Ich habe mehrfach erlebt, dass Menschen positive Ergebnisse bekommen und dann extrem verunsichert sind. Statt sich zu isolieren, besorgen sie sich erst einmal weitere Tests, weil sie dem ersten Ergebnis misstrauen.“ Dabei könnten sie das Virus weiter verbreiten. Die empfohlenen Handlungsanweisungen müssten bekannter werden: Es sei teils nicht bekannt, „dass jeder, der positiv getestet ist, erst einmal als potenziell infektiös gilt - bis zum Beweis des Gegenteils“.
Ebenso habe sie erlebt, dass Kontaktpersonen von Infizierten einen Schnelltest machten und nach einem negativen Ergebnis glaubten, nichts weiter unternehmen zu müssen, schilderte die Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen. „Da laufen uns viele Infizierte unter dem Radar weg“, sagte Teichert. Im Fall eines negativen Tests müsse man grundsätzlich bedenken, dass das Ergebnis „nur für einige Stunden gültig ist“.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte wiederholt erklärt, dass man sich nach einem negativen Testergebnis nicht in falscher Sicherheit wiegen und auf Schutzmaßnahmen verzichten dürfe. Es sei durchaus möglich, dass ein Infizierter am Tag nach einem negativen Antigentest-Ergebnis ein positives Ergebnis bekomme, hieß es in einer RKI-Publikation von Ende Februar über Selbsttests. Bei einem positiven Ergebnis seien „häusliche Absonderung“ und eine telefonische Kontaktaufnahme mit dem Hausarzt oder einem geeigneten Testzentrum geboten, um einen PCR-Test zum Abklären des Corona-Verdachts in die Wege zu leiten. Quelle: dpa / cn
CDU-Politiker in Mecklenburg-Vorpommern: Apotheken in Impfkampagne einbinden
Nach Ansicht des gesundheitspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Sebastian Ehlers, sollten die rund 400 Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern mit in die Corona-Schutzimpfungen einbezogen werden. „Es muss jetzt darum gehen, zügig möglichst viel Impfstoff zu verimpfen. Um die Impfzentren und Hausärzte zu entlasten, sollten deshalb die Apotheken in die Impfkampagne eingebunden werden“, sagte Ehlers in einer am Freitag in Schwerin veröffentlichten Mitteilung. Die Apotheken seien flächendeckend im Land vertreten und hätten Öffnungszeiten, die auch für Berufstätige geeignet seien. „Grippeschutz-Impfungen waren bereits in der Vergangenheit in einigen Apotheken möglich. Deshalb spricht auch nichts dagegen, die Corona-Impfung dort zu verabreichen“, betonte Ehlers.