Meldungen vom 19. bis 23.04.2021
Dienstag, 20.04.2021
Sachsen hebt Impfpriorisierung für AstraZeneca in Praxen komplett auf
In Sachsen können sich ab sofort alle Bürger in Arztpraxen mit dem Impfstoff von AstraZeneca impfen lassen. Wie Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Dresden mitteilte, ist damit die Impfpriorisierung für diesen Impfstoff komplett aufgehoben.
Es gibt allerdings Bedingungen: Die Impfung darf in den am Impfprogramm beteiligten Praxen nur nach einer ausführlichen Beratung erfolgen. Sowohl der Arzt als auch der impfwillige Bürger müssen zustimmen. Bisher wurde der Impfstoff nur Menschen im Alter ab 60 Jahren verabreicht. „Wir kommen in Sachsen mit dem Impfen gut voran“, sagte Köpping. Derzeit würden täglich bis zu 39.000 Dosen gespritzt. dpa/vs
Knapp 5.000 COVID-19-Fälle auf Intensivstationen bundesweit
Die Zahl der Schwerkranken mit COVID-19 auf deutschen Intensivstationen nähert sich der Marke von 5.000. In den Kliniken bundesweit werden nun 4.966 solche Fälle behandelt, das sind 34 mehr als am Vortag, wie aus dem Tagesreport des Robert Koch-Instituts (RKI) mit Daten des Divi-Intensivregisters vom Dienstag hervorgeht. So hoch war die Auslastung zuletzt Mitte Januar.
Einer der wissenschaftlichen Leiter des Intensivregisters, Christian Karagiannidis (Klinikum Köln-Merheim), zeigte sich in einer Video-Schalte des Science Media Centers (SMC) sehr beunruhigt durch die „enorme Belastung“ für Ärzte und Pflegekräfte. Nur ein Drittel der Intensivstationen könne noch „einfach so“ Patienten aufnehmen. Hunderten Kliniken mangele es an Personal, viele führten nur noch eingeschränkt planbare Operationen durch.
Auswertungen zur Situation von deutschen COVID-19-Genesenen nach sechs Monaten zeigten ein „substanzielles Problem“ auch bei Überlebenden, betonte Karagiannidis. In den Monaten nach der Entlassung müsse ein Teil von ihnen doch wieder ins Krankenhaus aufgenommen werden, einige stürben auch erst einige Zeit nach der Entlassung. Gesellschaftlich solle man deshalb auf das Vermeiden von Infektionen achten, um die Langzeitfolgen zu verhindern. dpa/vs
Bayern verlängert Schnelltest-Vergütung für Apotheker
Bayern wird Apothekern auch weiterhin eine Vergütung von drei Euro pro durchgeführten Corona-Schnelltest bezahlen. Eine entsprechende Regelung verlängerte das Kabinett in seiner Sitzung am Dienstag zunächst bis zum 30. Juni. Sie hatte vorerst bis 30. April gegolten.
Bereits jetzt nähmen über 1.000 Apotheken bayernweit an der Teststrategie teil und böten kostenlose Bürgertestungen mittels Antigen-Schnelltests an. In den gut vier Wochen vom 10. März bis zum 12. April führten sie rund 320.000 Tests durch.
Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) kündigte an, es werde auch darüber nachgedacht, weitere niedrigschwellige Testangebote zu machen. Etwa seien Testzentren im Gespräch, die an Drogeriemärkte angegliedert werden könnten. dpa/vs
Massive Corona-Auswirkungen für Kinder und Jugendliche
Ein Jahr nach dem ersten Lockdown zeichnen sich nach Unicef-Angaben massive Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche ab. Die vielfältigen Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens gefährden nach Einschätzung des Kinderhilfswerks nicht nur die Bildungserfolge junger Menschen, sondern haben auch weitreichende Folgen für ihr gesamtes Wohlbefinden und ihre Entwicklung.
„Ich glaube, das lastet auch auf den Seelen der Kinder“, sagte die Schirmherrin von Unicef Deutschland, Elke Büdenbender, am Dienstag bei der Vorstellung des Unicef-Berichts zur Lage der Kinder in Deutschland 2021. Die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte: „Je länger die Pandemie dauert, umso mehr nehmen Frust und Stress in den eigenen vier Wänden zu.“
Der Unicef-Bericht zeige, dass Deutschland bei der Zufriedenheit der Kinder schon vor der Pandemie im internationalen Vergleich zur Mittelmaß gewesen sei, sagte der Unicef-Vorstandsvorsitzende Georg Graf Waldersee. Mängel, die auch vorher schon da gewesen seien, würden jetzt „schonungslos offengelegt.“ Dazu gehörten zum Beispiel Defizite bei der digitalen Ausstattung der Schulen. dpa/vs
Hessische Hausärzte dringen auf mehr Corona-Impfstoff
Die Corona-Impfungen bei den Hausärzten in Hessen sind nach Einschätzung von Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) gut angelaufen. Die noch immer geringe Menge an Impfstoff bremse jedoch die positive Entwicklung, sagte Klose am Dienstag in Wiesbaden. „Wir hoffen sehr, dass die Menge hier in der nächsten Zeit, wie durch den Bund angekündigt, signifikant erhöht werden kann.“
Ähnlich äußerten sich Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung sowie der Ärzte- und Apothekerverbände im Land. Die Abläufe funktionierten reibungslos und erhöhten auch die Akzeptanz für die Schutzimpfung gegen das Coronavirus in der Bevölkerung. Der Bund müsse aber endlich mehr Impfstoff zur Verfügung stellen. dpa/vs
Mehr als 20 Prozent gegen Corona geimpft
20,2 Prozent der Bevölkerung ist Meldedaten zufolge mindestens ein Mal gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus dem Impfquotenmonitoring des Robert Koch-Instituts (RKI) vom 20. April hervor (Stand: 8.00 Uhr). Demnach wurden etwa 16,8 Millionen Menschen ein Mal geimpft, weitere rund 5,6 Millionen haben den vollen Impfschutz bekommen. Innerhalb eines Tages wurden 381 095 weitere Impfungen verabreicht.
Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Ländern: Zehn der 16 Bundesländer haben bereits die 20-Prozent-Marke bei den Erstimpfungen erreicht. Schlusslicht ist derzeit Hessen mit 18,3 Prozent. dpa/vs
Österreich: Breite Öffnungsschritte mit Zutrittstests im Mai
Die geplante Öffnung von Gastronomie, Tourismus und Kultur in Österreich soll ab Mitte Mai unter strengen Auflagen erfolgen. „Alle Branchen brauchen endlich wieder einen Schritt in Richtung Normalität“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag im ORF-Radio. Die Maßnahme werde mit Zutrittstests verbunden sein.
„Natürlich werden Personen, die ins Konzert gehen wollen, die ins Theater gehen wollen oder die auch auf Urlaub fahren wollen, einen Test machen müssen“, sagte der Regierungschef. Die Sicherheitskonzepte in der Corona-Krise sollen dann in weiteren Schritten im Juni und Juli heruntergefahren werden. Die Details würden gegen Ende der Woche präsentiert, so Kurz.
In Österreich sind in den meisten Bundesländern mit Ausnahme von Gastronomie und Hotellerie seit Anfang Februar alle Geschäfte und viele Dienstleister geöffnet. In Wien und Niederösterreich gilt wegen der angespannten Lage in den Kliniken im gesamten April ein Lockdown. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in Österreich zuletzt auf knapp unter 200 gefallen. dpa/vs
Knapp 1,6 Milliarden Euro für Corona-Forschung
Das Bundesforschungsministerium investiert in den Jahren 2020 und 2021 nach eigenen Angaben fast 1,6 Milliarden Euro in die Forschung zu COVID-19. Davon gehen rund 627 Millionen Euro an die Impfstoff-Hersteller Biontech und Curevac. Im Jahr 2020 gab der Bund fast 2,9 Milliarden Euro für die Bereiche Gesundheitsforschung und -wirtschaft aus, davon 2,6 Milliarden Euro über das Forschungsministerium. Das Geld für die Corona-Forschung stellt der Bund einem Ministeriumssprecher zufolge zusätzlich zu diesen laufenden Ausgaben zur Verfügung.
Zu den Hauptakteuren der institutionellen Corona-Forschung zählen demnach das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Das HZI, in dem zurzeit 33 Gruppen an der Erforschung von COVID-19 arbeiten, erhielt demnach gut 32 Millionen Euro. Im DZIF befassten und befassen sich seit Beginn der Pandemie 17 Projekte mit SARS-CoV-2, wofür das DZIF 5,8 Millionen Euro bereitstellte. In zehn weiteren Projekten arbeitet das DZIF seit einigen Jahren an der Coronaforschung. Zwischen 2016 und 2025 stehen hierfür knapp 27,5 Millionen Euro zur Verfügung. dpa/vs
Corona-Variante aus Indien: Wie schlimm ist B.1.617?
Eine aus Indien bekannte Corona-Variante sorgt für Aufsehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Robert Koch-Institut (RKI) und andere Experten bewerten die Variante B.1.617 derzeit zurückhaltend, SPD-Gesundheitsfachmann Karl Lauterbach jedoch wittert Gefahr. In Indien sind die Fallzahlen geradezu explodiert, mit zuletzt rund 270.000 registrierten Neuinfektionen pro Tag.
Die Variante B.1.617 stehe derzeit unter Beobachtung, für eine Einstufung als „besorgniserregend“ fehle bislang „die entsprechende Evidenz“, teilte eine RKI-Sprecherin auf dpa-Anfrage mit. „In Deutschland sind insgesamt acht aus dem März stammende Sequenzen der Linie B.1.617 identifiziert worden.“
Die Variante trage zwei Mutationen an einem Oberflächenprotein, die von anderen unter Beobachtung stehenden Linien bekannt seien, erläuterte das RKI weiter. Beide würden „mit einer reduzierten Neutralisierbarkeit durch Antikörper oder T-Zellen in Verbindung gebracht, deren Umfang nicht eindeutig ist.“ Das heißt: Möglicherweise könnten Geimpfte und Genesene vor einer Ansteckung mit dieser Variante weniger gut geschützt sein. dpa/vs
Baden-Württemberg bleibt wohl bei Ausgangsbeschränkung ab 21.00 Uhr
Baden-Württemberg will die coronabedingten Ausgangsbeschränkungen voraussichtlich weiter um 21.00 Uhr beginnen lassen und nicht auf 22.00 Uhr ändern. „Die Zeiten sind jetzt nicht danach, Vorhaben zu lockern“, sagte Regierungssprecher Rudi Hoogvliet der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Die Situation ist prekär, auch auf den Intensivstationen.“ Die Landesregierung hatte am Wochenende im Vorgriff auf die Bundes-Notbremse verfügt, dass die Menschen in Kreisen mit einer Inzidenz von über 100 von 21.00 Uhr abends bis 5.00 Uhr morgens nicht das Haus verlassen dürfen.
Nun wollen die Fraktionen von Union und SPD im Bundestag den Gesetzentwurf der Bundesregierung aber noch ändern und bei den Ausgangssperren aufweichen. Demnach soll es Ausgangsbeschränkungen von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr geben – eine Stunde später als zunächst geplant. Joggen und Spaziergänge sollen bis Mitternacht erlaubt bleiben, allerdings nur alleine. dpa/vs
Ausbruch trotz Schnelltest: Besucher trägt Coronavirus in Klinik
Ein Besucher mit falsch-negativem Schnelltest-Ergebnis hat im Klinikum Dortmund einen Corona-Ausbruch ausgelöst. Mittlerweile seien 26 Infektionen – 18 Patienten und acht Mitarbeiter – auf den Vireneintrag zurückzuführen, sagte ein Sprecher des Klinikums. Die Infizierten seien jedoch alle bisher entweder symptomlos oder durchlebten milde Verläufe.
Der Besucher hatte den Angaben zufolge vor mehr als einer Woche für einen Patientenbesuch ein negatives Schnelltest-Ergebnis vorgelegt, sich aber anschließend als ansteckend mit dem Coronavirus erwiesen. 300 Patienten und Mitarbeiter waren in der Folge getestet worden.
Die Klinik warnt in diesem Zusammenhang davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen: „So ein negatives Schnelltestergebnis ist kein Freifahrtschein. Es gelten weiterhin Maskenpflicht und Abstandsregeln, um genau so etwas zu vermeiden“, sagte der Sprecher.
Es sei aber nicht immer allen Besuchern vermittelbar, dass man auch mit negativem Schnelltest durchaus infektiös sein könne und daher eben nicht Vorsichtsmaßnahmen über Bord werfen dürfe. Auch im Haus prüfe man nun erneut mögliche Schwachstellen, die im Anschluss für weitere Ansteckungen auf insgesamt zwei Stationen gesorgt hätten, etwa Nachlässigkeiten beim Abstand in den Pausen der Mitarbeiter. dpa/vs
Über zehn Millionen Menschen in Großbritannien vollständig geimpft
Mehr als zehn Millionen Menschen haben in Großbritannien inzwischen zwei Dosen eines Coronavirus-Impfstoffs erhalten. Das teilte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock mit.
In dem Land klaffte lange Zeit eine erhebliche Lücke zwischen Erst- und Zweitimpfungen. Hintergrund ist die britische Impfstrategie, nach der so viele Menschen wie möglich schnellstens eine erste Dosis erhalten sollten. Deshalb wurde der Abstand zwischen den beiden Impfdosen auf zwölf Wochen ausgedehnt, sowohl beim AstraZeneca-Impfstoff als auch bei dem von Biontech und Pfizer. Inzwischen holt Großbritannien aber auch bei den Zweitimpfungen auf. In Deutschland liegt die Zahl der vollständig Geimpften bei rund 5,5 Millionen Menschen. dpa/vs
EU-Arzneibehörde legt Gutachten zu Johnson & Johnson-Impfstoff vor
Nach Prüfung seltener Fälle von Hirnthrombosen will die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) am Dienstag ihr Gutachten zum Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson vorlegen. Die Experten der Amsterdamer Behörde haben den Impfstoff erneut geprüft, nachdem in den USA sechs Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen aufgetreten waren. Johnson & Johnson hatte erst vor einer Woche mit der Lieferung seines Präparats in die EU-Staaten begonnen. Der Hersteller rief dazu auf, bis zur Klärung den Impfstoff nicht anzuwenden.
Die EMA hatte aber erklärt, dass der Impfstoff uneingeschränkt eingesetzt werden könne. Die „Vorzüge des Impfstoffs, COVID-19 zu verhindern“, seien höher zu bewerten als die Risiken von Nebenwirkungen. dpa/vs