Corona-News des Tages: Meldungen vom 10. bis 14.08.2020
Donnerstag, den 13.08.2020
England: Sechs Prozent Antikörper
Einer großangelegten Studie des Imperial College in London zufolge weisen etwa 3,4 Millionen der Engländer Antikörper gegen das Coronavirus auf. Das entspricht knapp sechs Prozent der Bevölkerung. Es sei wahrscheinlich, dass sie bis Ende Juni eine Coronvirus-Infektion durchgemacht hätten, teilte die Universität am Donnerstag mit.
Die Ergebnisse sollen helfen, die Pandemie zielgerichteter zu bekämpfen. Der leitende Wissenschaftler Graham Cooke warnte aber vor voreiligen Schlüssen: „Es gibt noch viele Unbekannte bei diesem neuen Virus einschließlich der Frage, inwieweit die Anwesenheit von Antikörpern einen Schutz vor künftigen Infektionen darstellt.“
Teilgenommen hatten an der Studie etwa 100.000 Menschen, die zwischen dem 20. Juni und 13. Juli zuhause einen Blut-Schnelltest (Entnahme aus der Fingerkuppe) vornahmen und die Ergebnisse anschließend auf einer Webseite hochluden. Die Teilnehmer der Studie wurden repräsentativ nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Quelle: dpa/sn
China: Virus-Spuren auf Chicken-Wings
Behörden in China haben eigenen Angaben zufolge Spuren des Coronavirus auf importierten Chicken-Wings aus Brasilien und anderen Waren entdeckt. Eine Probe von der Oberfläche der Hühnerflügel sei positiv auf das Virus getestet worden, teilte die südchinesische Stadt Shenzhen mit. Es seien Coronatests für alle Menschen organisiert worden, die möglicherweise den Produkten ausgesetzt waren. Alle Tests seien dabei jedoch negativ ausgefallen. Spuren von Coronaviren müssen nicht zwangsläufig infektiös sein.
China hat in den vergangenen Monaten damit begonnen, Einfuhren von Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten zu testen, die in wichtigen Häfen des Landes ankommen. So wurden nach Behörden-Angaben kürzlich auch Spuren des Virus auf importierten Meeresfrüchten in der nordostchinesischen Stadt Dalian entdeckt.
Bei einem Corona-Ausbruch in der Hauptstadt Peking hieß es im Juni, das Virus sei auf einem Schneidebrett für importierten Lachs entdeckt worden. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC gibt es kein oder nur ein sehr geringes Risiko, dass das SARS-CoV-2 über Nahrungsmittel übertragen wird. Quelle: dpa/sn
RKI: Deutlich mehr Tests
Neben der steigenden Zahl der Neuinfektionen hat laut RKI zuletzt auch die Zahl der durchgeführten Tests deutlich zugenommen: Waren es in der Woche vom 27. Juli bis 2. August noch knapp 578 000 (übermittelt von 165 Laboren), lag die Zahl in der Woche darauf schon bei mehr als 672 000 (übermittelt von 139 Laboren). Die Werte können sich im Zuge von Nachmeldungen noch verändern, zudem können Mehrfachtestungen einzelner Menschen enthalten sein.
Die Rate positiver Tests auf SARS-CoV-2 lag in beiden Wochen bei 1 Prozent – da manche Menschen mehrfach getestet werden, bedeutet dieser Wert nicht, dass 1 Prozent der Getesteten SARS-CoV-2-positiv sind. In der Woche vom 27. April bis 03. Mai hatte die Zahl der Tests bei rund 327 000 gelegen (übermittelt von 175 Laboren). Die Positivrate lag bei 3,9 Prozent. Diese Rate sagt nach RKI-Angaben am ehesten etwas darüber aus, wie effektiv die Teststrategie ist. „Eine niedrige Prozentzahl zeigt, dass breit getestet wird und so auch eher Menschen mit zum Beispiel leichten Symptomen erfasst werden, die sonst vielleicht nicht erfasst worden wären.“
Eine Ausweitung der Testindikationen etwa für Reiserückkehrer oder eine Erhöhung der Testzahl können zu einem Anstieg der registrierten Neuinfektionen führen, da zuvor unentdeckte Fälle erkannt würden, hieß es auf Anfrage vom RKI. „Das heißt aber nicht, dass umgekehrt die steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären sind.“ Testzahl und Fallzahl könnten generell nicht ins Verhältnis gesetzt werden. Zahlen dazu, wie hoch momentan der Anteil der Reiserückkehrer unter allen Getesteten ist, lägen nicht vor. Auch übergreifende Daten dazu, wie viele der Tests bei Reiserückkehrern positiv ausfallen, gebe es nicht. Quelle: dpa/sn
Intakte Coronaviren in Aerosolen nachgewiesen
US-Forscher haben in Versuchen bestätigt, dass von Corona-Infizierten ausgestoßene Aerosole intakte Viruspartikel enthalten können. Das sei eine Bestätigung dafür, dass SARS-CoV-2 wahrscheinlich auch über die winzigen, lange in der Luft verbleibenden Schwebeteilchen übertragen werden kann. In Räumen eineinhalb oder auch zwei Meter Sicherheitsabstand zu wahren, könne mithin ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln, heißt es in der Studie. Diese ist allerdings noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht und damit noch nicht von unabhängigen Gutachtern geprüft.
Dass SARS-CoV-2 nicht nur über größere Tröpfchen, sondern auch über winzige Schwebeteilchen übertragen werden kann, gilt schon länger als gesichert. Unklar ist allerdings, wie groß der Anteil der Aerosole bei den Ansteckungen ist. Generell gilt das Risiko in Innenräumen als wesentlich höher als draußen, wo sich Partikel rascher verflüchtigen.
Die Forscher um John Lednicky von der University of Florida in Gainesville untersuchten nun Proben der Raumluft aus der Umgebung zweier COVID-19-Patienten in einem Klinikzimmer. Selbst aus Proben, die in fast fünf Metern Abstand zu den Patienten genommen worden waren, seien noch aktive SARS-CoV-2-Partikel isoliert worden, berichten die Forscher. Über genetische Analysen sei bestätigt worden, dass diese von dem Patienten mit COVID-19-Atemwegssymptomen im Raum stammten – und nicht etwa aus einem anderen Bereich der Klinik eingetragen wurden.
Die Analyse sagt nichts darüber aus, ob die Viruslast in der Luft ausreicht, um weitere Menschen anzustecken. Superspreader-Ereignisse etwa bei Chorproben weisen allerdings schon seit längerem darauf hin, dass Viruspartikel in Aerosolen die Infektion vieler Menschen im Umkreis zur Folge haben können. Quelle: dpa/sn
Umweltbundesamt: Nach Niesen oder Husten Stoßlüften
Um eine Ansteckung mit dem Coronavirus in Innenräumen zu vermeiden, sollte Experten des Umweltbundesamts zufolge nach jedem Niesen oder Husten sofort stoßgelüftet werden. Die „Kommission Innenraumlufthygiene“ am UBA empfiehlt weiter, in Schulen in jeder Pause „intensiv bei weit geöffneten Fenstern“ zu lüften, spätestens nach 45 Minuten Unterricht. Fenster dauerhaft gekippt zu halten, reiche dagegen in stark belegten Räumen nicht aus. Frischluft sei unabhängig von weiteren Schutzmaßnahmen wie Mindestabständen, Hygieneregeln oder Mund-Nase-Masken notwendig.
Komme es „bei einzelnen Personen zu Krankheitssymptomen wie wiederholtes Niesen oder Husten“, solle „unmittelbar gelüftet werden“, heißt es in der Stellungnahme. Das gelte nicht nur für Klassenzimmer, sondern auch Büros und Wohnungen. Räume, in denen Sport getrieben werde, sollten deutlich häufiger gelüftet werden – die Kommission empfiehlt fünfmal pro Stunde oder öfter. Wenn etwa wegen eines Familienbesuchs in Wohnungen viele Menschen in einem Raum sind, empfehlen die Experten, währenddessen zu lüften. Die Empfehlungen sollen helfen, das Risiko für die Ansteckung mit Sars-CoV-2 „deutlich zu verringern“.
Lüftungsanlagen sollten der Kommission zufolge so eingestellt werden, dass sie frische Luft in die Räume bringen und keine Abluft beimengen – von Umluft-Systemen wird also abgeraten. Auch mobile Luftreiniger halten die Experten nicht für einen geeigneten Ersatz fürs Lüften – sie könnten höchstens zusätzlich eingesetzt werden. Sogenannte „CO2-Ampeln“ könnten den Empfehlungen zufolge etwa in Schulen als „grober Anhaltspunkt“ dafür dienen, ob gelüftet werden müsse. Eine CO2-Konzentration von höchstens 1000 ppm zeige „unter normalen Bedingungen einen hygienisch ausreichenden Luftwechsel an“. Quelle: dpa/sn
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 1.445
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 219.964
Zahl der Todesfälle: 9.211
Überstandene Infektionen: 199.500
(Datenstand 13.8., 0.00 Uhr)
R-Wert: 0,88
Sieben-Tage-R-Wert: 1,04
(Datenstand 11.8., 0.00 Uhr) Quelle: dpa/sn
Übermittlungsprobleme: 900 Corona-positive noch nicht informiert
Zehntausende Reiserückkehrer warten nach Corona-Tests in Bayern noch auf das Ergebnis, darunter auch 900 nachweislich positiv getestete. Etwa 44 000 Befunde seien noch nicht übermittelt worden, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Mittwoch in München. Die positiv Getesteten sollten bis Donnerstagmittag ihre Ergebnisse bekommen. Der Zeitverzug ärgere sie „massiv“, sagte Huml, sie bedauere das sehr. Es gebe eine „Übermittlungsproblematik“, „da gibt es nichts schönzureden“. An den Stationen seien Menschen aus ganz Deutschland getestet worden. Angaben, wie lange die Menschen bereits warten, konnte Huml nicht machen.
In Bayern können sich alle Reisenden seit dem 25. Juli bei der Ankunft an den Flughäfen München und Nürnberg freiwillig testen lassen, seit dem 30. Juli auch an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg sowie sowie an den Autobahnraststätten Hochfelln-Nord (A8), Inntal-Ost (A93) und Donautal-Ost (A3). Anfang August wurde zudem ein Testzentrum am Flughafen Memmingen eingerichtet. Für Urlauber aus Risikogebieten greift seit Samstag bundesweit eine Testpflicht. Quelle: dpa/sn