Corona-News des Tages: Meldungen vom 10. bis 14.08.2020
Mittwoch, den 12.08.2020
Bundesregierung: Verschärfung der Lage vermeiden
Die Bundesregierung hat angesichts weiter gestiegener Infektionszahlen eindringlich ein Einhalten der Corona-Schutzvorgaben angemahnt. „Wenn wir jetzt nicht alle aufpassen und wachsam sind, dann kann dieses Geschehen noch eine ganz eigene Dynamik entfalten“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Das Gesundheitssystem sei derzeit gut vorbereitet. „Aber wir müssen eine Verschärfung der Situation vermeiden.“ Zentral blieben weiterhin Abstand, Hygienemaßnahmen und das Tragen von Masken, wo es nötig sei.
Die Bundesregierung sehe die Entwicklung der Zahlen mit Sorge, sagte Seibert. Es gebe nun nicht das eine große Infektionsereignis, aber viele kleine und mittlere Ausbrüche im ganzen Land. Ursachen seien unter anderem Reiserückkehrer und private Feste, bei denen Abstandsregeln nicht eingehalten worden seien. Bemerkenswert sei zudem, dass unter den Infizierten deutlich mehr jüngere Menschen seien. Da junge Leute sehr mobil seien, bedeute dies außerdem auch ein größeres Potenzial, Infektionen weiterzutragen.Quelle: dpa/sn
NRW: Jede vierte Neuinfektion nach Reiserückkehr
Etwa jede vierte Corona-Neuinfektion in Nordrhein-Westfalen ist derzeit auf Reiserückkehrer zurückzuführen. Dabei gehe es sowohl um die Rückkehr von Reisen im Inland als auch aus dem Ausland, teilte das Landesgesundheitsministerium am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf mit. Allein am größten NRW-Airport Düsseldorf waren nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein am vergangenen Samstag 71 von gut 1850 Abstrichen im Testzentrum positiv. Quelle: dpa/sn
Russland: Bedenken gegen Corona-Impfstoff unbegründet
Russland hat Vorbehalte aus dem Ausland gegen seinen Corona-Impfstoff „Sputnik V“ – den ersten zugelassenen weltweit – zurückgewiesen. „Ausländische Kollegen versuchen offenbar, irgendeine Meinung zu äußern, die nach unserer Ansicht absolut unbegründet ist“, sagte Gesundheitsminister Michail Muraschko am Mittwoch.
Russland hatte das Vakzin am Dienstag zur breiten Verwendung in der Bevölkerung zugelassen. Dieser Schritt erfolgte vor dem Vorliegen der Ergebnisse sogenannter Phase-III-Studien – ein Vorgehen, das dem international üblichen Ablauf widerspricht. Weder die Wirksamkeit noch die Nebenwirkungen lassen sich derzeit fundiert beurteilen.
Der Impfstoff wurde vom staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Dessen Direktor Alexander Ginzburg sagte, zunächst sollten russische Wissenschaftler den Impfstoff bewerten. Erst dann würden die Daten veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse könnten Ginzburg zufolge in einer russischen Fachzeitschrift, aber auch im Ausland publiziert werden.
Nach Muraschkos Angaben wird die erste Charge des neuen Impfstoffes innerhalb der nächsten zwei Wochen erwartet. „Heute läuft eine Qualitätskontrolle.“ Die Produktion in Russland sei in erster Linie zur Impfung der eigenen Bevölkerung ausgerichtet. Russland werde aber dem Ausland anbieten, selbst den russischen Impfstoff zu produzieren.
Russland will parallel zur dritten Testphase bereits medizinisches Personal und Lehrer impfen lassen. „Die Impfung wird freiwillig sein“, sagte Muraschko. Empfohlen werde sie für Menschen mit Vorerkrankungen. Quelle: dpa/sn
Spahn: Über Anstieg der Infektionszahlen besorgt
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht den Anstieg der Corona-Infektionszahlen als Alarmzeichen. „Das ist ohne Zweifel besorgniserregend“, sagte der CDU-Politiker heute im Deutschlandfunk. „Hier sehen wir, dass durch Reiserückkehr, aber eben auch durch Partys aller Art, durch Familienfeiern an ganz vielen Stellen im Land wir eben in fast allen Regionen des Landes kleinere und größere Ausbrüche haben. Und das kann natürlich – wenn wir jetzt nicht alle miteinander aufpassen – eine Dynamik entfalten.“ Es gelte, „sehr, sehr wachsam“ zu sein, weil es nicht mehr nur lokale Ausbrüche seien.
Das Gesundheitssystem könne die derzeitigen Infektionszahlen gut bewältigen, sagte Spahn. „Aber es ist besorgniserregend, wenn die Entwicklung bleibt.“ Denn: „Mit jeder Infektion wird es für die Gesundheitsämter schwieriger.“ Der Minister appellierte erneut an die Bürger, die Hygieneregeln einzuhalten, Masken zu tragen, Abstand zu halten und bei Veranstaltungen den Rahmen zu wahren.“Da wo dann auch Alkohol im Spiel ist, wo es tatsächlich aus der feierlichen Veranstaltung zur Party wird, da geht es dann eben auch sehr, sehr schnell.“
Die weltweit erste Zulassung eines Impfstoffs in Russland bewertete Spahn skeptisch. „Es geht nicht darum, irgendwie Erster zu sein, sondern es geht darum, einen wirksamen, erprobten und damit auch sicheren Impfstoff zu haben“, sagte er. Für das Vertrauen der Bevölkerung in einen Impfstoff sei es sehr wichtig, die nötigen Studien sehr genau zu machen. Nach allem, was bisher bekannt geworden sei, sei der russische Impfstoff nicht hinreichend erprobt. „Das kann dann schon auch gefährlich sein, zu früh zu beginnen.“ Quelle: dpa/sn
PEI: Sorgfalt bei Impfstoffzulassung wahren
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat angesichts der ersten Zulassung eines Impfstoffes gegen das Corona-Virus erneut vor zu großer Eile bei Zulassungsverfahren gewarnt. „Aus Sicht des Paul-Ehrlich-Institutes ist es auch in der aktuellen Pandemiesituation zwingend erforderlich, dass alle Prüfungen und Bewertungen mit der gleichen Sorgfalt erfolgen wie bei anderen Impfstoffen“, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek gestern in einem Statement auf Youtube.
Bei der Zulassung des Corona-Impfstoffes in Russland seien geringe Transparenz und nach bisherigen Informationen auch fehlende Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten aus klinischen Prüfungen an mehreren Tausend Probanden zu bemängeln. „Die Zulassung ist daher mit Vorsicht zu betrachten“, sagte Cichutek. Zugelassen werden sollte ein Impfstoff demnach nur dann, wenn der gezeigte Nutzen mögliche Risiken deutlich überwiegt.
Cichutek sagte, durch reguläre und kontrollierte klinische Prüfungen könnten neben der Wirksamkeit auch mögliche gelegentliche oder seltene Nebenwirkungen identifiziert werden. Dazu brauche es in der Regel mehrere Tausend bis Zehntausend Probanden. „In Deutschland und der EU ist dann die Zulassung erst nach Vorlage aussagekräftiger Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten üblich“, sagte der PEI-Präsident. Quelle: dpa/sn
Bundesstaat in Brasilien hat Interesse an Russlands Impfstoff
Der brasilianische Bundesstaat Paraná hat angekündigt, ein Abkommen mit Russland zu schließen, um den weltweit ersten für die breite Verwendung zugelassenen Impfstoff gegen das Coronavirus selbst zu produzieren. Wie Jorge Callado, Präsident des federführenden Technologie-Instituts Tecpar in Curitiba, am Dienstag im brasilianischen Fernsehen sagte, solle der Vertrag am heutigen Mittwoch unterschrieben werden.
Die Impfung soll voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2021 verfügbar sein. „Wir werden in Etappen arbeiten“, sagte der russische Konsul in Curitiba, Acef Said, der Deutschen Presse-Agentur. „Die technisch-wissenschaftliche Kooperation öffnet die Möglichkeit, Impfstoff-Tests zu machen und die Impfung hier für die brasilianische Bevölkerung zu produzieren.“
Damit der russische Corona-Impfstoff „Sputnik V“ angewendet werden kann, muss die Impfung den Vorschriften der brasilianischen Überwachungsbehörde für Gesundheit Anvisa – wie vorherige Tests in der Bevölkerung – folgen. Quelle: dpa/sn
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 1.226
Infizierte seit Beginn der Krise in Deutschland: mindestens 218.519
Zahl der Todesfälle: 9.207
Überstandene Infektionen: 198.800
(Datenstand 12.8., 0.00 Uhr)
R-Wert: 0,97
Sieben-Tage-R-Wert: 1,04
(Datenstand 11.8., 0.00 Uhr) Quelle: dpa/sn
Umfrage: Viel Unterstützung für Corona-Schutzmaßnahmen
Nur jeder Zehnte hält Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus für überflüssig. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor. Dazu wurden zwischen dem 7. und 10. August insgesamt 2018 Menschen online befragt. Wie auch bei vorigen Umfragen zeigte sich große Unterstützung für das Krisenmanagement der Regierung und die Vorkehrungen zur Eindämmung des Virus. 68 Prozent der Befragten hielten die Regelungen für „absolut notwendig“.
Drei Prozent der Befragten halten Schutzmaßnahmen für überflüssig, weil das Virus nach ihrer Einschätzung „nicht so gefährlich“ ist. Sieben Prozent sehen zudem hinter Warnungen und Schutzvorkehrungen einen „Versuch mächtiger Kreise, andere Ziele durchzusetzen“. Weitere 16 Prozent sind zwar für Schutzmaßnahmen, halten die aktuell vorgeschriebenen Regelungen aber für überzogen. Das Krisenmanagement der Bundesregierung fand wie schon bei vorigen Umfragen hohe Zustimmung. Quelle: dpa/sn
Studie: Wachsender Zusammenhalt in Krise
Der gesellschaftliche Zusammenhalt hat sich einer Studie zufolge in der Corona-Krise als robust erwiesen und ist nach Ausbruch der Pandemie sogar noch gewachsen. In der Ausnahmesituation seien aber auch soziale Unterschiede sichtbarer geworden. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung.
Für den „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt 2020“ waren zunächst von Anfang Februar bis Ende März 3.010 Personen ab 16 Jahren repräsentativ befragt worden. Und 1000 von ihnen dann erneut Ende Mai bis Mitte Juni – also nach Ende der strengen Kontaktbeschränkungen. Demnach bewerteten die Menschen in Deutschland den sozialen Zusammenhalt nach dem ersten Höhepunkt der Corona-Pandemie im Frühsommer positiver als noch am Jahresanfang. Und im Vergleich zur Untersuchung zuvor von 2017 erweise sich der Zusammenhalt als stabil.
Viele Bürger seien offenbar erleichtert, dass die Pandemie in ihren Augen bisher glimpflich ausgefallen sei, erklärte Studien-Autor Kai Unzicker. „Zugleich haben sie mehrheitlich große Solidarität und Rücksichtnahme erfahren.“ Quelle: dpa/sn