Meldungen vom 09. bis 13.11.2020
Mittwoch, den 11.11.2020
Russischer Impfstoff laut Staatsfond zu 92 Prozent wirksam
Der von Russland entwickelte Corona-Impfstoff „Sputnik V“ ist nach vorläufigen Ergebnissen aus Moskau zu 92 Prozent wirksam. Das teilte der staatliche Direktinvestmentfonds am Mittwoch mit, der das Vakzin mitfinanziert und im Ausland vermarktet. Die Berechnung basiere auf 20 bestätigten Coronafällen unter 16.000 Menschen, die entweder mit dem Serum geimpft worden seien oder ein Placebo erhalten hätten. Das sind vergleichsweise wenig Fälle, um eine Wirksamkeit zu bestimmen.
Die Testpersonen haben bislang in der wichtigen Test-Phase III zwei Dosen der Impfung erhalten. Nach der ersten Spritze bekommen die Freiwilligen nach 21 Tagen eine zweite. „Sputnik V“ war Mitte August bereits nach Abschluss der Testphase II freigegeben worden. Das war ein unübliches Vorgehen, internationale Wissenschaftler hatten Bedenken.
Daten zur Phase III-Studie sollen nach dem Abschluss der klinischen Tests publiziert werden. Eine Veröffentlichung zu einer früheren Studienphase zu dem Impfstoff wurde von internationalen Experten angezweifelt, russische Forscher wiesen die Vorwürfe zurück.
Derzeit nehmen dem Fonds zufolge insgesamt 40.000 Freiwillige an der Studie teil, um herauszufinden, wie wirksam das Vakzin ist und welche Nebenwirkungen auftreten. Neben Russland wird „Sputnik V“ auch in Belarus, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Venezuela getestet.
Russlands Gesundheitsminister Michail Muraschko sagte, die klinischen Studien hätten gezeigt, dass „Sputnik V“ eine „effiziente Lösung ist, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen“. Zuletzt breitete sich das Virus mit nicht dagewesener Geschwindigkeit aus. Massenimpfungen der Bevölkerung sollen in den nächsten Wochen beginnen. Quelle: dpa/sn
US-Studie: Restaurants, Fitnessstudios und Co. wahrscheinlich „Superspreader“-Orte
Ein Großteil der Coronavirus-Infektionen passiert einer US-Studie zufolge aller Wahrscheinlichkeit nach an sogenannten „Superspreader“-Orten wie Restaurants, Fitnessstudios und Cafés. Das zeigen Wissenschaftler von der Universität Stanford in Kalifornien anhand eines Computermodells, unter anderem auf Basis demografischer Daten, epidemiologischer Schätzungen und anonymer Handydaten, im Fachjournal „Nature“. Das Modell analysiert, wo Menschen den Tag über hingehen, wie lange sie jeweils bleiben und wie viele andere Menschen am selben Ort sind – und fand überall dort die meisten Infektionen, wo sich mehrere Menschen in geschlossenen Räumen über längere Zeit aufhalten.
Zwischen März und Mai habe das Modell, das auch den ethnischen und finanziellen Hintergrund der Menschen berücksichtigt, das Verhalten von rund 98 Millionen Menschen in 10 amerikanischen Metropolregionen – darunter New York, Los Angeles, Chicago und Washington – untersucht, hieß es von dem Forscherteam um den Computerwissenschaftler Jure Leskovec. Die Aufenthalte an rund 553.000 Orten – darunter Restaurants, Fitnessstudios, Tierhandlungen, Baumärkte und religiöse Einrichtungen – wurden untersucht. Zudem wurde das Modell nach und nach auch mit dem nachgewiesenen Infektionsgeschehen der jeweiligen Städte nachgebessert.
Das Computermodell könne künftig Behörden beim Kampf gegen eine weitere Verbreitung des Virus unterstützen, so die Forscher. Quelle: dpa/sn
Silbernetz-Hotline: Wieder mehr einsame Senioren
Im Teil-Lockdown melden sich vermehrt Senioren beim bundesweiten Einsamkeitstelefon „Silbernetz“. Nacheiner leichten Entspannung über den Sommer verzeichne die Hotline jetzt wieder mehr Anrufer, sagte Initiatorin Elke Schilling der Deutschen Presse-Agentur. Das Thema Weihnachten und die Angst, das Fest allein zu verbringen, seien in der dunklen Jahreszeit schon sehr präsent. CSU-Chef Markus Söder hatte bereits im Oktober vor einsamen Weihnachten gewarnt. Solche Aussagen schlügen bei alten Menschen ein, sagte Schilling. Sie kündigte an, dass die Hotline über die Feiertage wieder rund um die Uhr erreichbar sei. „Es wird vermutlich brummen.“
Die Anrufer beschäftigten in der Pandemie gesellschaftliche Fragen: Bilder wie am vergangenen Wochenende von der „Querdenken“-Demo in Leipzig mit laut Polizei mindestens 20.000 Teilnehmern machten vielen Senioren „richtig Angst“, betonte Schilling. Die Missachtung von Corona-Regeln, auch im Alltag durch jüngere Menschen, vermittle ihnen das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse nichts wert seien. „Es ist eine absolute Rücksichtslosigkeit.“
„Silbernetz“ ist als Angebot für Menschen ab 60 mit Gesprächsbedarf seit März bundesweit erreichbar. Corona habe es groß gemacht, so Schilling. Pro Tag gebe es im Schnitt 250 Anrufe, manche Menschen meldeten sich mehrfach täglich.
Mittlerweile habe sich die Hotline auch dank eines Artikels in einer Apothekenzeitschrift bei Menschen über 80 herumgesprochen, sagte Schilling. „Kürzlich rief eine 101-Jährige an.“ Für sie werde zunehmend deutlich, wie abgeschnitten viele ältere Menschen von Informationsquellen sind: Meist fehle der Internetzugang und inzwischen auch das Telefonbuch. Je nach Anliegen vermittelt die Hotline Anrufer an andere Stellen in Wohnortnähe. Quelle: dpa/sn
Logistische Herausforderung: Extrakälte für den Impfstoff
Thermokoffer und Ultra-Niedrig-Temperatur-Gefrierschränke: Der Corona-Impfstoff der Unternehmen Biontech und Pfizer stellt im Fall einer Zulassung Herausforderungen an Lagerung und Transport. Denn die Fläschchen müssten gefroren bei rund minus 70 Grad bis zum Ort des Impfens transportiert werden. Wie Pfizer am Dienstag mitteilte, ist für die Lagerung von Impfdosen bereits ein besonderer Thermo-Koffer entwickelt worden. Darin könnten sie dank Trockeneis bis zu 10 Tage bei einer Temperatur von etwa minus 75 Grad Celsius gelagert werden. „Der Thermo-Koffer hat ungefähr die Größe eines Handkoffers und wiegt voll beladen circa 70 Pfund.“
An den Impfzentren könnten nach Angaben des Pharmakonzerns kleine, tragbare Ultra-Niedrig-Temperatur-Gefrierschränke angeschafft werden, die die Haltbarkeit auf bis zu sechs Monate verlängern könnten, hieß es. Nach heutigem Stand könne der potenzielle Impfstoff, sobald er den Ort des Impfens erreicht hat, nicht länger als fünf Tage bei zwei bis acht Grad gelagert werden, erklärte Pfizer am Dienstag. Quelle: dpa/sn
Drosten beeindruckt von ersten Impfstoffdaten
Die ersten Daten zum Impfstoff von Biontech und Pfizer stimmen den Virologen Christian Drosten optimistisch. Man sehe in der Zwischenbilanz im Moment einen beeindruckenden Schutz gegen die Infektion. Das sagte der Charité-Wissenschaftler in der am Dienstag veröffentlichten Folge des „Coronavirus-Update“bei NDR-Info.
„Wenn jetzt die Studie weiterläuft, kann sich diese Zahl natürlich auch korrigieren, auch durchaus nach unten korrigieren. Damit muss man rechnen“, sagte Drosten. Aber prinzipiell habe der Impfstoff eine wirklich gute Schutzwirkung. Bei dieser Art von Impfstoffen, einer neuen Technik, habe man gar nicht gewusst, was man erwarten kann. „Das ist schon jetzt sehr ermutigend“, sagte Drosten.
Der Virologe betonte aber auch, dass noch nicht mehr bekannt sei als eine Presseerklärung – auf wissenschaftlicher Ebene sei man auf weitere Veröffentlichungen gespannt. „Das, was wir jetzt in den Medien hatten, das ist eine Zwischenmeldung.“ Quelle: dpa/sn
Berlin: Antikörperstudie in den Startlöchern
2.000 Menschen aus dem Berliner Bezirk Mitte sollen für eine Studie auf Coronavirus-Antikörper untersucht werden. Das Robert Koch-Institut (RKI) wolle damit ab 17. November etwa herausfinden, wie viele Menschen ohne Symptome infiziert waren, kündigte der Bezirk am Dienstag an. Bei den Studienteilnehmern handle es sich um vorab zufällig ausgewählte Menschen. Über Details wollen Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) und RKI-Experten am kommenden Montag informieren. Mitte ist seit Beginn der Pandemie der Bezirk mit den zweitmeisten erfassten Fällen (5.861) in Berlin. Nur Neukölln kommt auf einen höheren Wert in Relation zur Einwohnerzahl.
In der RKI-Studie „Corona-Monitoring lokal“ werden vier besonders betroffene Regionen betrachtet und dort je 2.000 Menschen untersucht. Neben Mitte sind dies Kupferzell (Baden-Württemberg), Bad Feilnbach und Straubing (beide Bayern). Aus zwei Orten sind nach Datenerhebung im Sommer bereits Ergebnisse auf der RKI-Webseite veröffentlicht: In Bad Feilnbach wurden demnach 2,6-mal mehr Infektionen nachgewiesen als zuvor dort bekannt, in Kupferzell 3,9 mal mehr. Weil bei nachweislich mit Corona infizierten Menschen allerdings häufig keine Antikörper nachweisbar sind, liegt der tatsächliche Anteil der Menschen, die bereits mit Sars-CoV-2 infiziert waren, allerdings merklich höher. Quelle: dpa/sn