Meldungen vom 09. bis 13.11.2020
Montag, den 09.11.2020
Höchststand an intensivmedizinisch behandelten Infizierten erreicht
Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen hat in Deutschland den Höchstwert vom Frühjahr übertroffen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) meldete am Montag, dass 3005 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt werden. Davon werden 1688 (56 Prozent) invasiv beatmet. Der bisherige Höchststand war laut DIVI am 18. April mit 2933 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen erreicht worden.
Tatsächlich sei die Lage in den Kliniken derzeit sogar schlimmer als im Frühjahr, sagte Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe wesentlich mehr infizierte Patienten auf den anderen Stationen – von denen ein Teil noch auf den Intensivstationen landen werde. Die gesamte Infektionslage sei nicht mit der im April vergleichbar.
Anders als bei der Spitze am 18. April werde diesmal kein Abflauen folgen, der Anstieg werde sich vielmehr vorerst fortsetzen, sagte Janssens. Der Grund sei, dass sich die jeweilige Zahl an Neuinfektionen erst verzögert in schweren Verläufen und schließlich in der Belegung der Intensiv-Stationen niederschlägt. „In vier Wochen werden wir die Folgen der Spitzenwerte jetzt sehen.“ Einige Zentren seien bereits am Anschlag, es müssten vereinzelt bereits COVID-19-Patienten in andere Kliniken gebracht werden.
Hinzu kommt, dass der Anteil älterer Infizierter nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) seit Ende September wieder steigt. Sie haben ein höheres Risiko, schwer zu erkranken – und damit auch dafür, zu Patienten auf der Intensivstation zu werden. Quelle: dpa/sn
Biontech veröffentlicht vielversprechende Daten zu Corona-Impfstoff
Erstmals gibt es zu einem für Europa maßgeblichen Corona-Impfstoff Zwischenergebnisse aus der für eine Zulassung entscheidenden Studienphase. Wie das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech am Montag mitteilte, bietet seine Impfung diesen Daten zufolge einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit COVID-19. Weiter hieß es, Biontech und der Pharmariese Pfizer wollten voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. Quelle: dpa/sn
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Wer wird zuerst geimpft?
Nach der Zulassung eines Corona-Impfstoffs sollen in Deutschland Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen zuerst gegen das Virus geimpft werden. Ebenso sollen Menschen in Schlüsselstellungen in der Gesellschaft und für die öffentliche Ordnung zuerst geimpft werden, also Mitarbeiter von Gesundheitsämtern, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrer und Erzieher, wie die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, am Montag in Berlin mitteilte. Auch Menschen, die etwa in Heimen für Obdachlose oder Asylbewerber sehr beengt untergebracht seien, sollten dazuzählen. Noch seien genaue Feststellungen zur Priorisierung nicht getroffen, also nicht alle Gruppen genau identifiziert. Es fehlten dazu noch Daten. „Sehr alte Patienten (...) haben mit Abstand die höchste Risikokonstellation“, betonte Buyx.
Die nun auf den Weg gekommenen Empfehlungen der Wissenschaftler sei noch keine Entscheidung, wie der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, erläuterte. „Die Priorisierung muss von den Verantwortungsträgern der Politik festgesetzt werden auf Basis der Empfehlungen.“ Die letzte Priorisierung müssten diejenigen vor Ort treffen, „die die Spritze führen“. Mertens kündigte an, es solle dokumentiert werden, wer wann womit geimpft wurde, um etwaige Nebenwirkungen zu bemerken und den Impfeffekt zu messen. Die Daten könnten zur Gewährleistung des Datenschutzes pseudonomysiert werden. Quelle: dpa/sn
Studie mit Raloxifen in Italien bekommt grünes Licht
Mit Raloxifen reiht sich ein weiterer Wirkstoff in das Spektrum der bekannten Arzneimittel ein, die für den Einsatz gegen COVID-19 umgewidmet werden könnten. Das EU-geförderte, europaweite Konsortium Exscalate4CoV hat es für diese Anwendung herausgefiltert. Der selektive Estrogen-Rezeptor-Modulator (SERM) ist schon lange für die Osteoporose-Therapie zugelassen. Nach Einschätzung des Projektteams könnte Raloxifen die Replikation des Virus in Zellen wirksam blockieren und somit das Fortschreiten der Krankheit stoppen. Außerdem soll es durch die Senkung der Viruslast auch die Infektiosität verringern. Quelle: daz.online/hb
Psychologin rät zur Selbstfürsorge
Um in den nächsten Wochen gut durch den Teil-Lockdown zu kommen, rät eine Psychologin zur realistischen Betrachtung der Situation. „Natürlich ist es sehr herausfordernd, dass es vielleicht noch Wochen und Monate so weitergeht. Aber es ist langfristig einfacher, sich darauf einzustellen, als sich von einem Wunschdenken leiten zu lassen und enttäuscht zu werden“, sagte Jana Volkert vom Institut für Psychologie der Universität Kassel.
Besonders wichtig sei jetzt auch die Selbstfürsorge: „Alles, was einem gut tut, gilt es jetzt voranstellen. Jeder sollte jetzt besonders auf sich selbst achten und natürlich auf seine Nächsten, die einem wichtig sind.“ Die Expertin betont aber auch, dass sich Menschen professionelle Hilfe suchen sollten, wenn sie das Gefühl hätten, in der aktuellen Situation überfordert zu sein. Quelle: dpa/sn
Spahn: Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung sind Risikogruppe
Bis zu 40 Prozent der Menschen in Deutschland zählen in der Corona-Krise nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Risikogruppe. „Bei uns sind 23 Millionen Deutsche über 60“, sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend im Politik-Talk „Die richtigen Fragen“ auf „Bild live“. „Wir sind ein Wohlstandsland mit Zivilisationskrankheiten: Diabetes, Bluthochdruck, Übergewichtigkeit. Alles Risikofaktoren für dieses Virus, wie für viele Infektionskrankheiten übrigens auch.“ Spahn warnte: „Wenn Sie nach der Definition gehen, sind 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung Risikogruppe.“ Die Bundesrepublik sei nach Japan das zweitälteste Land der Welt. Quelle: dpa/sn
Zentrale Dokumentation von Corona-Impfungen geplant
Die Bundesregierung plant nach einem Medienbericht eine zentrale Dokumentation etwaiger Impfungen, wenn Corona-Impfstoffe erstmal verfügbar sind. „Hierzu soll ein webbasiertes Datenportal verwendet werden, welches bis zum Beginn der Impfaktivitäten in Deutschland durch das RKI (Robert Koch-Institut) entwickelt werden soll“, zitiert das Nachrichtenportal „ThePioneer“ aus der Nationalen Impfstrategie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Sie soll dem Bericht zufolge am heutigen Montag vom Corona-Kabinett beschlossen werden.
Die Regierung beabsichtigt damit einen möglichst umfassenden und aktuellen Überblick darüber, welche Bevölkerungsgruppen bereits geimpft sind. Erfasst werden sollen demnach nicht-personenbezogene Angaben wie Alter, Geschlecht, Wohnort und Impf-Indikation sowie der Ort der Impfung, Impfdatum und das Impfstoff-Produkt mit Chargennummer. Quelle: dpa/sn
Schnelltests in ersten Bundesländern verfügbar
Zum Schutz vor Infektionen besonders in Pflegeheimen und Kliniken läuft der Einsatz neuer Corona-Schnelltests an. In ersten Bundesländern können die ergänzenden Testmöglichkeiten nach Angaben der zuständigen Ministerien bereits verwendet werden, teils sind Vorbereitungen dafür geplant. Für November hat der Bund zunächst neun Millionen Tests über Abnahmegarantien bei Herstellern gesichert, damit die Länder oder Einrichtungen sie kaufen können. Dieses monatliche Kontingent soll schrittweise auf 22 Millionen Schnelltests im Januar anwachsen, wie es vom Bundesgesundheitsministerium hieß.
Laut einer Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die seit Mitte Oktober gilt, können die neuen Schnelltests vor allem in Kliniken und Pflegeheimen auf breiter Front kommen. Dies soll dazu beitragen, Bewohner, Personal und Besucher besser zu schützen. Die Einrichtungen müssen dazu ein Test-Konzept erstellen. Dann legt das Gesundheitsamt fest, wie viele Tests gekauft und auf Kassenkosten finanziert werden können – in Pflegeheimen sind bis zu 20 Tests pro Monat pro Bewohner möglich, wie das Bundesministerium erläuterte. Quelle: dpa/sn
Nerz-Coronavirus in Dänemark: WHO sieht derzeit kein erhöhtes Risiko
In Dänemark haben sich seit Juni mindestens 214 Menschen mit ursprünglich bei Nerzen aufgetretenen Varianten des Coronavirus infiziert. Der von den Dänen als besorgniserregend eingestufte Cluster-5-Virustyp wurde bisher auf fünf Zuchtanlagen und bei zwölf Menschen festgestellt.
Das Cluster-5-Virus sei von den Tieren auf Menschen übertragbar, so das dänische Gesundheitsinstitut SSI. Es sei zwar wohl nicht gefährlicher, aber es bestehe das Risiko, dass die derzeit entwickelten Impfstoffe weniger gut gegen diese Variante wirken. Die dänische Regierung hatte am Mittwoch angeordnet, dass alle Nerze im Land – etwa 15 bis 17 Millionen Tiere – getötet werden sollen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht derzeit noch keine Hinweise auf erhöhte Risiken bei der in Dänemark von Nerzen übertragenen Variante des Coronavirus. Es habe bereits zahlreiche Mutationen von SARS-CoV-2 gegeben, sagte WHO-Chef-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan am Freitag in Genf. „Es ist zu früh dafür, voreilige Schlüsse zu ziehen, welche Folgen diese neue Mutation für die Übertragung, Schwere der Erkrankung, klinische Symptome, Immunantwort oder mögliche Impfstoff-Wirkung hat.“
Der WHO seien bislang weltweit über 170.000 Gensequenzen des Virus bekannt, sagte Swaminathan. Ein Stab von Wissenschaftlers werte die Veränderungen des Erregers seit Beginn der Pandemie ständig aus.
Eine erste Risikobewertung der WHO zur Situation in Dänemark sei in Arbeit, im Laufe des Freitags wolle man mit den Mitgliedsstaaten kommunizieren, sagte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. „Die Belege, die wir haben, weisen nicht darauf hin, dass diese Variante sich in irgendeiner Form anders verhält“, so Ryan. Er betonte aber auch, es sei wichtig, der Übertragung durch Sicherheitsmaßnahmen in Tierbetrieben vorzusorgen. Quelle: dpa/sn
Ärztegewerkschaft schlägt Quarantäne in Hotelzimmern vor
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund plädiert dafür, dass positiv auf das Coronavirus Getestete ihre Quarantäne auch in einem Hotelzimmer verbringen können. Das Angebot solle freiwillig sein und nur für Menschen gelten, die keine oder nur schwache Symptome haben, sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).
Eine solche Regelung könne die Infektion von Familienmitgliedern verhindern und nütze nebenbei auch Hotels und Pensionen, die in der Krise kaum Einnahmen haben. Die Kosten für die Unterbringung müsse der Staat übernehmen.
„Die Zahl derjenigen, die sich zu Hause bei infizierten Familienmitgliedern oder Mitbewohnern anstecken, steigt rapide“, begründete Johna ihren Vorschlag. Für viele Infizierte sei es schwer, sich zu Hause zu isolieren. „Wenn man zu viert auf 80 Quadratmetern wohnt, ist es oft kaum möglich, sich wirklich abzusondern“, betonte Johna. „Beengte Wohnverhältnisse gefährden den Erfolg der Quarantäne.“Quelle: dpa/sn
Digitale Einreiseanmeldung löst Aussteigekarte ab
Reisende, die nach Deutschland einreisen wollen und sich in den letzten zehn Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten haben, müssen seit Sonntag eine digitale Einreiseanmeldung ausfüllen. Die Informationen gehen an die Gesundheitsämter am Zielort des Reisenden. So sollen sie kontrollieren können, ob jemand die Quarantänepflicht einhält. „Die Digitalisierung der Einreiseanmeldungen entlastet die Gesundheitsämter“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Die Daten werden nach Angaben von Gesundheits- und Innenministerium verschlüsselt und nur dem zuständigen Gesundheitsamt zugänglich gemacht. 14 Tage nach der Einreise sollen sie automatisch wieder gelöscht werden. Die neue digitale Lösung ersetzt die Aussteigekarte in Papierform. Quelle: dpa/sn