Meldungen vom 06. bis 10.09.2021
Montag, 06.09.2021
Kinderärzte: Corona-Impfungen bei Kindern bis 11 kritisch zu sehen
Kinderärzte sehen Corona-Schutzimpfungen bei Kindern unter zwölf Jahren, für die es bisher keine Zulassung und keine Empfehlung durch die Ständige Impfkommission gibt, sehr kritisch. „Auf gar keinen Fall sind wir für eine Off-Label-Impfung“, sagte Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendmedizin an der Uni-Klinik Köln. „Wir haben rund 17 Millionen nicht erstgeimpfte Erwachsene. Da ist das Problem“, ergänzte er bei einem Pressebriefing des Science Media Center (SMC) am Montag. „Die Erwachsenen haben die Pflicht, die Menschen, die sich nicht impfen lassen können und die letztlich gefährdet sind, mit zu schützen.“ Dötsch ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).
Insgesamt sei die Krankheitsschwere bei Kindern so gering, dass es auch für die Ständige Impfkommission nach der Zulassung in Europa viele Wochen gedauert habe, die Empfehlung guten Gewissens und aufgrund einer guten Datenlage für die 12- bis 17-Jährigen auszusprechen.
Erhofft würden Zulassungsdaten von Impfstoffherstellern für die 6- bis 11-Jährigen Ende September und für jüngere Kinder Ende Oktober, sagte Dötsch. Danach gelte es sowohl die mögliche Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) als auch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission mit Blick auf Kinderimpfungen abzuwarten. dpa / vs
Bundesregierung: „Jede Impfung zählt“
Die Bundesregierung hat angesichts steigender Infektionszahlen erneut eindringlich dazu aufgerufen, Angebote zu Corona-Impfungen zu nutzen. „Für einen sicheren Herbst und einen sicheren Winter zählt jede Impfung“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Er verwies auf eine dazu geplante bundesweite Aktionswoche vom 13. bis 19. September, während der viele Impfgelegenheiten vor Ort angeboten werden sollen. „Es geht darum, gemeinsam für den nötigen Ruck zu sorgen, wo er vielleicht an der einen oder anderen Stelle beim einen oder anderen Bürger noch fehlt.»
Bund und Länder rufen dafür alle Akteure vor Ort auf, unkomplizierte und kreative Impfangebote zu organisieren, wie Seibert sagte – etwa bei Sportvereinen, freiwilligen Feuerwehren, Kulturveranstaltern, Unternehmen, Ärzten oder Apotheken. Ziel sei, möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, sich nun noch impfen zu lassen. Mit einer Impfung schütze man sich selber vor einer schweren Erkrankung, aber auch Schutzbedürftige, die sich nicht impfen lassen könnten. dpa / vs
Über 61 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig geimpft
als 61 Prozent der Menschen in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Montag hervor (Stand: 09.21 Uhr). Demnach wurden am Sonntag 56.078 verabreichte Impfdosen gemeldet. Etwa 54,7 Millionen Menschen (65,8 Prozent) haben inzwischen mindestens eine Impfung bekommen, knapp 51 Millionen (61,3 Prozent) sind vollständig geimpft.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schrieb am Montag auf Twitter, die Zahl der Erstimpfungen am Wochenende sei zu wenig. „Die Impfquote geht uns alle an.“ Im September brauche es eine gemeinsame Kraftanstrengung, bekräftigte er. dpa / vs
Umfrage: Mehrheit für strengere Corona-Regeln für Ungeimpfte
Mögliche striktere Corona-Beschränkungen für Ungeimpfte als für Geimpfte etwa beim Zugang zu Veranstaltungen in Innenräumen treffen laut einer Umfrage mehrheitlich auf Zustimmung. In der Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov befürworteten es 58 Prozent, wenn für Ungeimpfte strengere Regeln gelten würden – 28 Prozent halten dagegen gleiche Regeln wie für Geimpfte und Genesene für richtig. Weitere 9 Prozent der Befragten gaben an, alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie abzulehnen.
Mit Blick auf Herbst und Winter gilt für bestimmte Innenräume wie Veranstaltungen und die Gastronomie bundesweit die so genannte 3G-Regel: Zugang nur mit Nachweis als Geimpfter, Genesener oder negativ Getesteter. Im Gespräch ist aber auch die teils schon angewandte 2G-Regel, also Zugang nur für Geimpfte oder Genesene.
Die Zustimmung hierzu steigt laut der Umfrage mit dem Alter. Demnach befürworten 71 Prozent der Befragten ab 60 Jahre strengere Regeln für Ungeimpfte – bei 18- bis 29-Jährigen sind es 36 Prozent. Dabei sind unter Älteren auch mehr Menschen bereits geimpft. Gleiche Regeln für Geimpfte, Genesene und Ungeimpfte treffen bei jüngeren Leuten bis 29 Jahre auf die höchste Zustimmung (49 Prozent). Unter Älteren ab 60 Jahren befürworten dies weniger als 20 Prozent.
Unterschiede gibt es laut der Umfrage auch regional: Strengere Regeln für Ungeimpfte unterstützen im Westen Deutschlands 60 Prozent der Befragten, im Osten 49 Prozent. Bei den Impfquoten liegen die meisten ostdeutschen Länder im Bundesvergleich hinten. dpa / vs
Umfrage: Mehrheit gut über Impfungen informiert – Jüngere weniger
Über die Corona-Impfungen fühlen sich die meisten erwachsenen Bundesbürger laut einer Umfrage gut informiert – aber je jünger, desto weniger. Nach eigenem Bekunden gut über Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen im Bilde sehen sich 61 Prozent, wie die repräsentative Umfrage im Auftrag des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) ergab. Bei Menschen ab 60 Jahren sagten dies 72 Prozent von sich, während es bei den 18- bis 29-Jährigen 48 Prozent waren.
Unterschiede zeigen sich laut der Umfrage auch in Zusammenhang mit der Impfbereitschaft. Gut informiert fühlten sich demnach 73 Prozent der Befragten, die nach eigenen Angaben schon geimpft sind oder dies fest vorhaben. Unter denen, die eine Impfung nicht fest vorhaben, sehen sich noch 29 Prozent gut informiert – und 54 Prozent nicht. Insgesamt haben laut der Umfrage 75 Prozent der Befragten schon eine Impfung oder dies fest vor, bei 18 Prozent ist dies nicht der Fall. Dabei steigt der Anteil der Geimpften und Impfwilligen mit dem Alter. dpa / vs
Schon Dutzende gefälschte Impfpässe in Niedersachsen aufgetaucht
In Niedersachsen sind seit Jahresbeginn bereits Dutzende gefälschte Impfpässe aufgetaucht. Es handele sich um eine mittlere zweistellige Zahl an Blanko-Ausweisen beziehungsweise Totalfälschungen, teilte das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) auf Anfrage mit. Die Blanko-Ausweise enthalten keine gefälschten Aufkleber mit Impfstoffen gegen COVID-19.
Es sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, sagte eine LKA-Sprecherin. Ihr zufolge finden sich in den angeblichen Dokumenten in der Regel gefälschte Aufkleber oder Stempel. In den meisten Fällen fallen die kriminellen Machenschaften nach LKA-Angaben auf, wenn die Impfpass-Inhaber die Fälschungen in Apotheken vorlegen, um ein digitales Impfzertifikat zu erhalten.
Bereits im Frühjahr hatte das niedersächsische Landeskriminalamt vor gefälschten Impfpässen gewarnt. Damals hatten Betrüger die Fälschungen im Messenger-Dienst Telegram bundesweit für 99 bis 250 Euro angeboten. dpa / vs
Infektiologe: Corona an Schulen nicht einfach laufen lassen
Der Jenaer Infektiologe Mathias Pletz hat davor gewarnt, die Corona-Maßnahmen im gerade begonnenen Schuljahr vorschnell komplett aufzuheben. „Nach allem, was wir über Delta wissen, kann man es nicht einfach laufen lassen“, sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena. Man wisse noch nicht genau, ob Kinder schwerer an der inzwischen vorherrschenden Delta-Variante erkranken als an den bisher in Deutschland kursierenden. Es gebe zumindest Berichte über steigende Hospitalisierungsraten bei Kindern und jungen Erwachsenen.
Außerdem sei die Impfquote noch zu niedrig, um das Risiko einer kompletten Durchseuchung einzugehen und alle Maßnahmen aufzuheben. „Kinder können das Virus aus der Schule nach Hause bringen und ihre ungeimpften Eltern anstecken.“ Pletz sagte, er finde es vernünftig, in den ersten Wochen nach den Ferien, wenn die Schüler nach dem Urlaub erstmals wieder aufeinandertreffen, zu testen und sich das Infektionsgeschehen anzusehen. dpa / vs