Meldungen vom 06. bis 10.09.2021
Donnerstag, 09.09.2021
Mehr Beschwerden über mangelhafte Schutzmasken eingegangen
Thüringer Verbraucher und Behörden haben sich im zweiten Halbjahr 2020 vermehrt über gekaufte Schutzmasken und andere Corona-Schutzartikeln beschwert. Grund sei die wachsende Kenntnis der Betroffenen zu formellen Vorgaben von Masken und die Erkennbarkeit von Atemschutzmasken, hieß es im Jahresbericht zum Technischen Verbraucherschutz.
Insgesamt seien in rund 90 Fällen Schutzausrüstung, Medizinprodukte oder Arzneimittel begutachtet worden, hieß es weiter. Dadurch habe die Zahl der Fehlkäufe von Medizinprodukten ohne oder mit gefälschten Zertifikaten und Prüfnachweisen deutlich reduziert werden können. Auch 150 Einfuhren von Schutzgütern aus dem Ausland wurden überprüft, außerdem habe es stichprobenartige Kontrollen am Flughafen Erfurt gegeben. Quelle: dpa/mia
Lockdown für die meisten Kinder belastender als COVID-19
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, sieht Kinder und Jugendliche durch Folgen der Pandemie-Situation beeinträchtigt: „Für die weitaus meisten Kinder sind die sekundären Krankheitsfolgen, nämlich die psychische Belastung durch Lockdown-Maßnahmen, ungleich belastender als die Erkrankung selbst.“
Derzeit müssten nur sehr wenige Kinder in Deutschland wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden – was eine „beruhigende Nachricht“ sei, so Dötsch. Man könne allerdings auf Grundlage der bisherigen Daten nicht ausschließen, dass auch ein geringer Anteil von Kindern und Jugendlichen von Langzeitfolgen der Krankheit (Long COVID) betroffen sein könnte.
Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Tobias Tenenbaum, betonte die Relevanz von guten Hygienekonzepten und angemessenen Teststrategien an den Schulen. Da Antigen-Schnelltests bei Kindern weniger zuverlässig als bei Erwachsenen seien, ergäben PCR-Pooltests am meisten Sinn. Bei diesen werden die Proben einer Klasse gemeinsam im Labor auf Erbmaterial des Virus untersucht. Wenn der Pool positiv ist, wird individuell nachgetestet. Quelle: dpa/mia
Mobilität im Juli und August größer als vor der Pandemie
Im Juli und August 2021 waren die Menschen in Deutschland mehr unterwegs als vor der Corona-Pandemie. Die Mobilität lag durchschnittlich vier Prozent über dem Niveau der entsprechenden Vorkrisenmonate des Jahres 2019, wie eine Sonderauswertung experimenteller Daten des Statistischen Bundesamts zeigt. „Bei Bewegungen über längere Distanzen war in den Sommermonaten eine Trendwende zu beobachten“, berichteten die Wiesbadener Statistiker am Donnerstag. Erstmals seit Beginn der Pandemie wurden wieder mehr Distanzen von 30 Kilometern und mehr als in den Referenzmonaten des Jahres 2019 zurückgelegt. Quelle: dpa/mia
Mehr Kinder während Pandemie mit Essstörungen im Krankenhaus
Die Corona-Pandemie geht einer neuen Studie zufolge mit steigenden Behandlungszahlen wegen Übergewicht und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen einher. So wurden nach dem Report der DAK-Gesundheit 2020 in den Krankenhäusern 60 Prozent mehr Mädchen und Jungen aufgrund einer Adipositas behandelt als im Vorjahr. Auch bei starkem Untergewicht sowie Magersucht und Bulimie nahmen die Zahlen zu. Deutliche Veränderungen gab es bei Infektionen.
Untersucht worden waren anonymisierte Krankenhausdaten von knapp 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, versichert bei der DAK-Gesundheit. „Die Krankenhausdaten zeigen alarmierende Folgen der Pandemie für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen“, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm nach einer Mitteilung.
Die Zahl junger übergewichtiger Patienten stieg nach einem Absinken im Frühjahrs-Lockdown steil an. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit starkem Untergewicht nahm 2020 um 35 Prozent zu. Stationär behandelte Essstörungen wie Bulimie und Anorexie nahmen in den Lockdowns deutlich zu – im Jahresvergleich gab es einen Anstieg um zehn Prozent.
Mit Diabetes-Typ-1-Diagnose stationär behandelt wurden 2020 unterm Strich leicht mehr Kinder und Jugendliche – nach einem starken Rückgang im ersten Lockdown und einem deutlichen Anstieg danach. Die Zahl der behandelten Infektionskrankheiten sank durch die Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen deutlich. So gingen die Klinikbehandlungen bei virusbedingten Darminfektionen um 80 Prozent zurück. Quelle: dpa/mia
Kassenärzte-Chef empfiehlt NRW-Quarantäne-Regeln
Für die geplanten Erleichterungen der Quarantäneregeln in Schulen bekommt die nordrhein-westfälische Landesregierung Zustimmung vom Chef der Kassenärztlichen Vereinigung. „Wir begrüßen die Entscheidung, dass künftig nur noch das mit dem Coronavirus infizierte Kind in Quarantäne muss“, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Dieser Entschluss „sollte auch von anderen Bundesländern übernommen werden“, sagte Gassen.
Die Kinder seien ohnehin die Leidtragenden der Pandemie. „Dass immer gleich ganze Schulklassen für zwei Wochen zu Hause bleiben müssen, ist nicht länger hinnehmbar“, sagte Gassen. „Die Folgen von langen Isolationszeiten und von Wechselunterricht sind für Kinder wohl viel schädlicher als mögliche Risiken durch Long-COVID-Symptome.“
NRW will künftig nur noch infizierte Kinder in Quarantäne schicken. Die notwendigen Erlasse und Verordnungen sollen demnach bis spätestens Ende der Woche ausgearbeitet und veröffentlicht werden.
Die Gesundheitsminister der Länder und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten sich am Montag für einfachere Quarantäne-Regeln bei Corona-Fällen in Schulen ausgesprochen. Grundsätzlich solle bei einem Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden, heißt es in einem Beschluss. Quarantäneanordnungen seien auf möglichst wenige Personen zu beschränken. Wie klein oder groß die betroffene Schülergruppe sein soll, die bei einem Corona-Fall in Quarantäne gehen müsste, war dabei offen gelassen worden. Quelle: dpa/mia
2G-Regel im Kampf gegen vierte Welle?
Im Kampf gegen die vierte Pandemie-Welle hat sich der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, für eine Verschärfung von Corona-Maßnahmen ausgesprochen. Es werde kaum reichen, die Impfquote durch mobile Angebote zu erhöhen. „Um die vierte Welle zu brechen, bevor sie dramatisch wird, sollte man jetzt bundesweit überall dort, wo es möglich ist, eine 2G-Regel einführen“, sagte Montgomery. Zugang hätten dann jeweils nur noch Geimpfte und Genesene. Dort, wo es nicht praktikabel wäre, Ungeimpfte auszuschließen, wie etwa im Öffentlichen Nahverkehr, müsse dann zumindest eine strengere 3G-Regel gelten. „Ungeimpfte müssten dann einen aktuellen PCR-Tests vorweisen. Ein einfacher Schnelltest dürfte nicht mehr ausreichen“, sagte Montgomery. Eine solche erweiterte 2G-Regel könne der nötige Anreiz sein, sich impfen zu lassen.
Aus Sicht von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich müssen Schulen davon ausgenommen bleiben: „Schulen und Kitas haben nach den Erfahrungen der vergangenen eineinhalb Jahre mit der Pandemie absolute Priorität. Schulen und Kitas dürfen nicht wieder eingeschränkt werden. Wir müssen beim Impfen besser werden, und auch der Impfstoff für die kleinen Kinder muss kommen.“ Sollten die Warnwerte im Herbst und Winter noch einmal kräftig anziehen, setze er auf die Flexibilität in den Betrieben, um Einschränkungen in Schulen und Kitas zu vermeiden.
Steigende Infektionszahlen unter Schülerinnen und Schülern bereiten vielen Sorgen. „In der Tat ist das Infektionsgeschehen in der Altersgruppe, die Schulen besucht, derzeit besonders heftig“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger. Das bedeute aber nicht, dass betroffene Schulen deswegen sofort geschlossen werden müssten. Quelle: dpa/mia