Meldungen vom 03. bis 07.05.2021
Montag, 03.05.2021
Impfnachweis statt Corona-Test bei Reisen nach Deutschland
Im Zuge der Rücknahme von Corona-Einschränkungen für vollständig Geimpfte will die Bundesregierung auch Einreisen nach Deutschland für diese Gruppe erleichtern. Das Corona-Kabinett habe am Montag über eine entsprechende Änderung der Einreiseverordnung gesprochen, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin. Einen Entwurf kündigte er für diese Woche an. Statt eines negativen Tests zur Einreise bei Flugreisen soll demnach künftig auch der Nachweis einer vollständigen Impfung reichen. Spahn kündigte außerdem an, dass neben Arztpraxen und Impfzentren auch die Apotheken den geplanten digitalen Impfnachweis, der im Sommer kommen soll, ausstellen können sollen.
Zu Beginn der Sommerferien soll eine Impfung nicht nur analog mit einem Eintrag im gelben Impfheft nachgewiesen werden können, sondern auch digital auf Smartphones. Wer kein Smartphone hat, kann einen Ausdruck der digital lesbaren Impfbescheinigung als QR-Code auf Papier bekommen. Auch bei Verlust oder Wechsel des Smartphones kann das Zertifikat über den ausgedruckten QR-Code erneut ins Handy eingelesen werden. dpa/vs
Noch diese Woche Entscheidung über mehr Rechte für Geimpfte
Noch in dieser Woche soll die Entscheidung fallen, ob vollständig Geimpfte und Genesene in der Corona-Krise wieder mehr Rechte bekommen. Darauf verständigten sich Union und SPD nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Demnach sollen die von Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) vorgeschlagenen Änderungen am Donnerstag im Bundestag und am Freitag im Bundesrat beschlossen werden.
Lambrecht hatte vorgeschlagen, dass vollständig Geimpfte und von Corona Genesene etwa von Auflagen für private Treffen und nächtlichen Ausgangsbeschränkungen ausgenommen werden. Wenn belegt sei, dass von beiden Gruppen keine besondere Gefahr mehr ausgehe, müssten die Einschränkungen ihrer Grundrechte zurückgenommen werden, hatte sie argumentiert.
Geimpfte und Genesene sollen auch ohne vorherige Tests zum Beispiel Läden betreten, Zoos besuchen oder zum Friseur gegen können. Sie könnten sich dann auch mit mehreren anderen Geimpften treffen und würden bei Treffen mit Ungeimpften im Familien- oder Freundeskreis nicht mitgezählt. Nach Reisen müssten sie nicht in Quarantäne – es sei denn sie reisen aus einem Virusvariantengebiet ein. Die Pflicht zum Tragen einer Maske an bestimmten Orten sowie das Abstandsgebot im öffentlichen Raum sollen für sie aber weiter gelten. dpa/vs
Tausende Krebsfälle bleiben wegen Corona unentdeckt
Aufgrund der Corona-Pandemie werden tausende Krebserkrankungen in Deutschland zu spät oder gar nicht entdeckt. Dies geht aus einer Analyse der BARMER hervor, die die Anzahl größerer Operationen bei neun häufigen Krebserkrankungen während der Corona-Pandemie mit den passenden Zeiträumen aus den Vorjahren verglichen hat: Die Zahl der Eingriffe von April bis Juni vergangenen Jahres (16,7 Prozent), lag unter denen der Vergleichszeiträume der Jahre 2017 bis 2019. Brustkrebs, Mast- und Dickdarmkrebs geht das Minus sogar mit mehr als 20 Prozent einher. In der ersten Corona-Welle dürften damit etwa 2.600 Krebserkrankungen unentdeckt geblieben sein, darunter fast 1.600 Brustkrebsfälle. Eine gravierende Folge der Pandemie, sei das viele Patienten Vorsorgeuntersuchungen meiden und somit Krankheiten erst später erkannt werden. Die Pandemie solle niemanden von Früherkennungsuntersuchungen abhalten, denn in Arztpraxen würden strenge Hygiene-Regeln gelten.
Weitere Analysen der BARMER in Kooperation mit dem Team um PD Dr. Armin Wiegering vom Universitätsklinikum Würzburg belegen, das Krebsoperationen nach der ersten Welle nur zum Teil nachgeholt wurden. Bei einigen Krebsarten ist es zu einer Zunahme der Operationen nach der ersten Pandemie-Welle gekommen. Der zuvor beobachtete Rückgang konnte damit aber nicht ausgeglichen werden. So ist etwa die Zahl der Eingriffe an der Niere um 3,2 Prozent im Vergleich zu den Vorjahresquartalen gestiegen, wobei der Rückgang zuvor 14,3 Prozent betragen hat. Bei anderen Krebsarten dagegen blieben die Operationszahlen auch in dem Zeitraum nach der ersten Welle deutlich unter denen der Vorjahre, allen voran bei Operationen am Magen (-28 Prozent) und am Mastdarm (-24,8 Prozent).
Unter dem Strich geht die Analyse daher für den ganzen Untersuchungszeitraum von April bis Oktober 2020 von knapp 1.600 unentdeckten Krebsfällen aus. „Die Corona-Pandemie wird zu verzögerten Krebsdiagnosen mit schlechteren Heilungsaussichten führen. Eine aktuelle Berechnung aus England zeigt, dass die Verzögerung einer Krebsoperation um drei oder sechs Monate eine um mehr als 35 Prozent niedrigere Fünf-Jahres-Überlebensrate haben kann“, sagt Wiegering. Es bleibt ebenso zu befürchten, dass auch in der zweiten und dritten Pandemiewelle vermehrt Krebserkrankungen unentdeckt bleiben. PM BARMER/vs
Risikofaktoren: Schwerer COVID-19-Verlauf
Wer erkrankt besonders schwer an COVID-19? Neben dem Alter erhöhen auch bestimmte Vorerkrankungen das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe. Das RKI hat eine Liste mit Vorerkrankungen veröffentlicht: Vor allem Patienten mit bestimmten Krebsformen, mit Demenz und Herzinsuffizienz haben ein erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken.
Kassenärzte warnen vor stockendem Tempo bei Erstimpfungen
Kassenärzte warnen davor, dass Erstimpfungen mit dem Vakzine von Biontech/Pfizer wegen Versorgungsengpässen ins Stocken geraten könnten. „Die vom Bundesgesundheitsministerium für Mai angekündigten Mengen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer reichen nicht aus, um damit ab Mitte des Monats Erstimpfungen in nennenswertem Umfang in den Praxen durchführen zu können“, heißt es vom Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, in einer Mitteilung, die der „Rheinischen Post“ (Montag) vorliegt. „Grund hierfür ist, dass ab diesem Zeitpunkt die erforderlichen Zweitimpfungen mit diesem Impfstoff erfolgen.“ Gassen forderte, dass es nun Zeit sei, „endlich dafür zu sorgen, dass die Praxen genügend Impfstoff erhalten.“ dpa/vs
Spahn optimistisch zu raschen einheitlichen Regeln für Geimpfte
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich optimistisch zu einer raschen Einigung über einheitliche bundesweite Erleichterungen für vollständig Geimpfte und von COVID-19 Genesene geäußert. Das Corona-Kabinett werde in seiner Sitzung am heutigen Montag einen ersten Entwurf zu Geimpften, Genesenen und tagesaktuell Getesteten diskutieren, sagte Spahn am Montag in Berlin beim Eintreffen zu hybriden Beratungen des CDU-Präsidiums. Wenn man diesen Entwurf nun in der Bundesregierung schnell abstimmen könne, könnten die neuen Regeln sicherlich auch in dieser oder in den nächsten ein, zwei Wochen umgesetzt werden.
Etwa beim Öffnen des Einzelhandels und der Außengastronomie sowie bei der Einreise könnten alle drei Gruppen in der Perspektive gleichgestellt werden, sagte Spahn. Der Minister wiederholte seine Ankündigung, dass die Priorisierung beim Impfen spätestens im Juni aufgehoben werden könne. Wichtig sei aber: „Das heißt nicht, dass dann alle im Juni sofort geimpft werden können.“ Es werde weiterhin eine gewisse Wartezeit geben, weil man nur soviel impfen könne, wie auch Impfstoff vorhanden sei. „Aber es wird dann flexibler, pragmatischer noch geimpft werden können.“ Bis dahin sei aber die Priorisierung wichtig. Sie habe Menschenleben geschützt, da zuerst die besonders Verwundbaren geimpft worden seien. dpa/vs
Start-up: Zulassungsantrag für Corona-Medikament noch 2021 möglich
Das Braunschweiger Unternehmen Corat Therapeutics hält einen Antrag auf vorläufige Zulassung eines Medikaments gegen COVID-19 noch 2021 für möglich. Die aktuelle Entwicklung könne zur Beantragung einer Notfallzulassung Ende des Jahres führen, sagte der wissenschaftliche Leiter der Firma, André Frenzel. Vor wenigen Tagen hatte das Start-up-Unternehmen den Beginn von klinischen Tests mit dem Wirkstoff an Patienten in Krankenhäusern vermeldet.
Das Medikament mit dem Entwicklungsnamen Cor-101 soll moderat bis schwer erkrankten COVID-19-Patienten helfen. „Wir entwickeln explizit für die hospitalisierten Menschen im Krankenhaus, weil es denen am schlechtesten geht“, sagte Frenzel. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hatte Mitte April erklärt, dass die Entwicklung des Corona-Medikaments künftig vom Bund gefördert werden soll. Auch vom Land Niedersachsen und von Investoren gibt es Unterstützung für das biopharmazeutische Unternehmen. dpa/vs
Schwangere mit COVID-19 auf Intensivstation – Mediziner für Impfung
Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) versorgen Intensivmediziner zunehmend an COVID-19 erkrankte Schwangere. Allein in den vergangenen zwei Wochen habe es fünf solcher Fälle gegeben, sagte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, Stefan Kluge, der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Fälle sind besonders dramatisch. Wir sollten in Deutschland unbedingt auch Schwangere impfen.“ Das sei auch die Einschätzung im Kollegenkreis. Schwangere hätten ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf, wenn sie sich mit SARS-CoV-2 infizieren. Bei ihnen sei das Immunsystem generell etwas herabgesetzt und die Sauerstoffaufnahme reduziert.
Die aktuelle Häufung hat nach Einschätzung Kluges auch damit zu tun, dass die Frauen wegen der UKE-Expertise aus anderen Häusern dorthin verlegt werden. Allerdings habe es am UKE im gesamten Jahr 2020 nur einen solchen Fall gegeben, in den ersten Monaten 2021 schon sieben. „Wir sehen diese Fälle nun häufiger, das ist ein neues Phänomen“, sagte Kluge. Das liege auch an der Variante B.1.1.7, die deutlich ansteckender ist und im Verdacht steht, schwerere Krankheitsverläufe zu verursachen: „Deutschlandweit haben wir mittlerweile viel mehr Infektionen bei Jüngeren unter 50 Jahren, auch bei Kindern.“ Frauen im gebärfähigen Alter scheinen nun also eher vom Virus erreicht zu werden. Kluge sagte, ein Teil der Frauen habe sich wahrscheinlich bei den eigenen Kindern angesteckt. Meist sei die ganze Familie positiv.
Die betroffenen Patientinnen seien Frauen um die 30, die im Regelfall keinerlei Vorerkrankungen hätten. „Diese Frauen stehen mitten im Leben. Für die behandelnden Teams sind diese Fälle sehr belastend“, sagte Kluge. Die Frauen seien meistens im dritten Trimester der Schwangerschaft. Teils stünden Ärzte und Pflegekräfte vor der Frage, ob und wann das Kind entbunden werden müsse. Auch die Gabe von Medikamenten sei bei Schwangeren natürlich ein heikles Thema.
Eine Impfung gegen COVID-19 wird Schwangeren in Deutschland bislang nicht generell empfohlen. Bei Vorerkrankungen etwa ist es aber möglich, „nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung“, wie es in der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) heißt. Nach Kluges Einschätzung werden Schwangere hierzulande aber bisher kaum geimpft, auch aus Angst vor etwaigen Folgen. dpa/vs
Krankenhausgesellschaft: spüren erste, leichte Entlastung
Angesichts der sinkenden Corona-Zahlen spüren auch die Krankenhäuser «ganz überwiegend eine erste, leichte Entlastung». Das sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, der „Bild“ (Montag). „Wir haben nun über etwa zwei Wochen relativ konstante Zahlen bei den Neuinfektionen, das gibt uns die Zuversicht, dass wir auch beim Zuwachs der Intensivpatienten bis auf weiteres keinen exponentiellen Anstieg befürchten müssen.“ Dabei stellte Gaß klar, dass „die Belastung in den Kliniken und bei den Beschäftigten auf einem sehr hohen Niveau“ bleibe. dpa/vs
EU-Staaten sollen Abwasser auf Coronaviren untersuchen
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sollten die EU-Staaten nach Ansicht der EU-Kommission systematisch das Abwasser auf Coronaviren untersuchen. „Die Überwachung von Abwasser kann eine kostengünstige, schnelle und verlässliche Quelle für Informationen sein über die Verbreitung des Virus und seinen Varianten in der Bevölkerung“, sagte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius der „Welt am Sonntag“. Die 27 Staaten sollten „schnellstmöglich effektive Abwasser-Überwachungssysteme einrichten“. Diese ließen sich innerhalb von maximal sechs Monaten auf die Beine stellen.
Sinkevicius forderte, dass in Städten und größeren Gemeinden künftig möglichst zwei Stichproben wöchentlich genommen werden sollten. Diese wiederum sollten regelmäßig, vorzugsweise zweimal im Monat, analysiert werden. Die Analyse von Abwasser könne als Frühwarnsystem eingesetzt werden. „Wenn das Virus dagegen nicht im Abwasser nachgewiesen wird, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die untersuchten Gebiete als mit geringem Risiko behaftet angesehen werden können“, sagte Sinkevicius. dpa/vs
Betriebsärzte sollen spätestens ab der Woche vom 7. Juni mitimpfen
Bei den Corona-Impfungen in Deutschland sollen spätestens ab der Woche vom 7. Juni auch Betriebsärzte einbezogen werden. Vorgesehen sind dann laut Bundesgesundheitsministerium für sie mindestens 500.000 Impfdosen pro Woche, wie zuerst die „Welt am Sonntag“ berichtete. Ressortchef Jens Spahn (CDU) sagte der Zeitung, noch warteten viele auf Impftermine. „Aber bereits in ein paar Wochen werden wir voraussichtlich mehr Impfstoff haben als Terminanfragen.“ Betriebsärzte in Firmen könnten dann helfen, mit niedrigschwelligen Angeboten zu überzeugen. Dies könne Menschen fürs Impfen gewinnen, die „nicht das Gegenargument suchen, sondern die Gelegenheit“.
Die Bundesregierung hatte eine Einbindung der Betriebsärzte bereits grundsätzlich für Juni angekündigt. Dank wachsender Liefermengen soll das Impf-Netz in der Fläche damit noch größer werden. Nach dem Start mit mobilen Impfteams und mehr als 400 regionalen Impfzentren der Länder sind inzwischen auch mehr als 60.000 Arztpraxen dabei. Die Impfungen haben damit deutlich Fahrt aufgenommen. dpa/vs
Rund jeder 1.000te Bundesbürger an oder mit Corona gestorben
Mehr als ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie in Deutschland ist rein rechnerisch bald jeder tausendste Bundesbürger im Zusammenhang mit einer COVID-19-Infektion gestorben. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) meldete, starben bisher 83.082 Menschen an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2. Bei rund 83,2 Millionen Einwohnern ist das rechnerisch etwa einer von 1.000 Bundesbürgern.
Im Zusammenhang mit der Prüfung und schließlich erneuten Freigabe des Corona-Impfstoffs des US-Herstellers Johnson & Johnson durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte auch Clemens Wendtner kürzlich davor gewarnt, die Gefahren einer Infektion zu unterschätzen. Manche Menschen würden vergessen, wie tödlich COVID-19 ist, sagte der Chefarzt der München Klinik Schwabing. Auch er verwies darauf, dass während der Epidemie bislang etwa einer von 1.000 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit Corona gestorben sei. „Wir sehen, dass die meisten direkt an COVID-19 gestorben sind“, betonte er mit Blick auf Erfahrungen in seiner Klinik.
In den vergangenen Jahrzehnten hat in Deutschland keine andere Infektionskrankheit binnen eines Jahres so viele Tote gefordert. Die außergewöhnlich starke Grippewelle 2017/18 kostete nach Schätzungen rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben. Das war nach einer RKI-Analyse die höchste Zahl an Grippetoten in den vergangenen 30 Jahren. Im Unterschied zu COVID-19 können Grippezahlen jedoch nur durch Übersterblichkeit geschätzt werden. Denn Patienten sterben meist an den Folgen einer Influenza wie zum Beispiel schweren Lungenentzündungen. Grippeviren selbst sind dann im Körper oft nicht mehr nachweisbar. dpa/vs
Nach OVG-Beschluss: Schwesig will Einreiseverbot für Geimpfte lockern
Nach einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Greifswald will die Landesregierung das Einreiseverbot nach Mecklenburg-Vorpommern lockern. „Die Landesregierung wird den Hinweis des Gerichtes, für vollständig geimpfte Menschen Erleichterungen vorzunehmen, umsetzen“, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Das Gesundheitsministerium werde einen Vorschlag für Einreisen insbesondere zum Aufsuchen von Zweitwohnungen vorbereiten.
Laut Corona-Landesverordnung ist die Einreise in das Bundesland nur in Ausnahmefällen erlaubt. Das OVG hatte die Regelung am Freitag für unrechtmäßig erklärt und als willkürlich bezeichnet, weil sie vollständig geimpfte und nicht geimpfte Menschen gleichbehandele. Das Gericht hat die Regelung jedoch nicht aufgehoben mit Verweis auf die weitreichenden Folgen, die ein solcher Schritt für die Pandemiebekämpfung hätte. Auch nicht geimpfte Menschen dürften dann einreisen. dpa/vs
Umfrage: In der Corona-Krise hat die Hilfsbereitschaft zugenommen
Trotz mancher Gereiztheit hat die Corona-Krise die Deutschen laut einer neuen Umfrage sozial sensibler gemacht. In der Untersuchung des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski bejahten drei Viertel (76 Prozent) der 1.000 Teilnehmer eine entsprechende Frage. Vor allem Ostdeutsche (85 Prozent) und ältere Menschen über 65 Jahren (80 Prozent) vertreten diese Ansicht, während Westdeutsche (74 Prozent) und die unter 30-Jährigen (68 Prozent) die gesellschaftliche Auswirkung der Corona-Krise etwas skeptischer sehen.
Gleichwohl ist die Hilfsbereitschaft der Jüngeren nach eigenem Bekunden höher als die der Älteren. Die unter 30-Jährigen stimmten zu 89 Prozent der Aussage zu: „Ich stehe heute schon Freunden und Nachbarn öfter für Hilfeleistungen zur Verfügung.“ Die über 65-Jährigen pflichteten dieser Aussage nur zu 79 Prozent bei. Insgesamt gaben 86 Prozent der Befragten an, in der Corona-Krise hilfsbereiter geworden zu sein, wobei Ost- und Westdeutsche nur minimal auseinander lagen.
„Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung geht verändert aus der Corona-Krise hervor“, erklärte Opaschowski. „Hilfsbereitschaft und die Kontaktpflege zu Freunden und Nachbarn werden zu einer neuen Währung, zum sozialen Kitt für das Zusammenleben.“ Als Beispiele nannte der Zukunftsforscher Fahrdienste und Einkaufshilfen sowie Telefon-, Besuchs oder Babysitterdienste. „In Not- und Krisenzeiten entsteht Zusammenhalt durch Zusammenrücken“, betonte der 80-Jährige.
Die Umfrage seines Instituts bestätigt mehrere ähnliche Studien aus dem vergangenen Jahr, etwa vom Basel Institute of Commons and Economics oder von der Bertelsmann Stiftung. Der verbreitete Eindruck, dass die Stimmung infolge der Corona-Maßnahmen gereizt sei, widerspreche den Studienergebnissen nicht, erklärte Opaschowski. „Im Alltag nervt vieles“, sagte der Mitbegründer einer Helferbörse. Auch sein Projekt könne seit Monaten nicht mehr arbeiten. „Viele Menschen fühlen sich alleingelassen, insbesondere von den Institutionen. Sie suchen aber erfolgreich die Hilfe des Nahmilieus“, konstatierte Opaschowski. dpa/vs