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Bei Herzschwäche: Bewegung stärkt das Herz

Senior-Paar walkt im Park
Insbesondere Ausdauertraining verbessert die Leistungsfähigkeit des Herzens. | Bild: lordn / AdobeStock

Betroffene, die an einer Herzschwäche – auch bekannt als Herzinsuffizienz – leiden, sind im Alltag weniger belastbar als gesunde Menschen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass viele Betroffene aufhören aktiv Sport zu treiben. 

Allerdings ist ein langfristiger Bewegungsmangel problematisch, da so der Muskelabbau gefördert wird und die Leistungsfähigkeit zunehmend sinkt. Dies betrifft zum einen die Muskelgruppen des Bewegungsapparates und zum anderen die in den Gefäßwänden, welche besonders wichtig für das Herz-Kreislauf-System sind. 

Untersuchungen zufolge führt mangelnde körperliche Belastung bei Betroffenen mit chronischer Herzinsuffizienz sogar zu häufigeren Krankenhauseinweisungen und einem schlechteren Krankheitsverlauf.

Die Herzwochen auf PTAheute.de

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herzschwäche abgenommen. Zugleich steigt jedoch die Häufigkeit dieser Herzerkrankung aufgrund der alternden Bevölkerung. 

Umso wichtiger ist es, neben der Vermeidung von Risikofaktoren, erste Anzeichen einer Herzschwäche zu erkennen. Darauf machen die diesjährigen Herzwochen aufmerksam, die vom 01. bis 30. November stattfinden.

Auf PTAheute.de unterstützen wir diese Aktion mit ausgesuchten Beiträgen zu den Herzwochen.

Wir erklären, was chronische Herzschwäche ist, ob Herzrasen harmlos ist und welche Unterschiede es bei einem Herzinfarkt zwischen Frau und Mann gibt. 

Außerdem finden Sie Informationen darüber, was Betroffene bei Herzschwäche selbst tun können, wie Herzschwäche und Schwangerschaft zusammenhängen und welche Rezepturarzneimittel für Kinder es aus der Apotheke gibt.

Wir beschäftigen uns ebenso mit dem Thema Rauchstopp und Herz, wie ein Defibrillator funktioniert, welche Auswirkungen eine Herzschwäche auslösen kann u. v. m.

Ausdauertraining verbessert die Leistungsfähigkeit des Herzens

Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt gezieltes Ausdauertraining, um die Leistungsfähigkeit von Patienten mit Herzschwäche im Alltag zu verbessern. Denn durch körperliche Aktivität wird die Belastungsherzfrequenz gesenkt und das Herz somit entlastet. 

Laut einer Studie, die an 800 Probanden durchgeführt wurde, kann es abhängig von der Bewegungsdauer und Intensität des Trainings zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit von bis zu 25 % kommen. 

Dafür geeignet sind vor allem Sportarten, die ein großes Maß an Bewegung ermöglichen und den Kraftaufwand gering halten. Dazu gehören je nach Leistungsniveau Sportarten wie z. B. 

  • Nordic Walking,
  • lange Spaziergänge,
  • Radfahren,
  • Übungen auf dem Stepper oder Laufband sowie
  • Skilanglauf.

Zusätzlich kann das Ausdauertraining mit dynamischem Krafttraining kombiniert werden. Darunter versteht man Übungen mit vielen Wiederholungen unter der Verwendung von leichten Gewichten. Krafttraining dieser Art fördert den Muskelaufbau und hat einen positiven Einfluss auf die Knochendichte.

Auf welche Sportarten sollte bei Herzschwäche besser verzichtet werden?

Sportarten, die zu einer Überlastung des Körpers führen können, sollten möglichst vermieden werden. Dazu zählen Sportarten – abhängig vom Leistungsniveau – wie Handball, Volleyball, Fußball oder Squash. Die Kombination aus Ausdauer und starken Intensitäten, wie beispielsweise beim Sprint, ist eine zu große Belastung für das Herz.

Im schlimmsten Fall kann es zu einer akuten Dekompensation kommen. Darunter versteht man einen Notzustand, bei dem der Körper die mangelnde Pumpleistung des Herzens nicht mehr ausgleichen kann. Typische Symptome sind 

  • Atemnot,
  • gesteigerter Herzschlag,
  • Blässe und
  • Schweißausbrüche.

Trainingsprogramm unter ärztlicher Aufsicht beginnen

Um das Herz nicht zu stark zu belasten, ist es wichtig, das Training abhängig vom persönlichen Leistungsniveau zu starten. Dies sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. 

Welches Trainingsprogramm sinnvoll ist, kann beispielsweise mithilfe eines Fahrradergometers herausgefunden werden. Dabei werden Elektroden auf die Brust des Patienten geklebt, die mit einem Elektrokardiogramm-Gerät (EKG) verbunden sind. Während die Person Fahrrad fährt und die Intensität nach und nach langsam gesteigert wird, werden Parameter wie Blutdruck und Herzfrequenz gemessen.

Dieses Verfahren eignet sich, um die maximale Sauerstoffaufnahme des Körpers (VO2max) zu bestimmen. Dieser Wert gibt an, wann das Training aus dem aeroben Bereich (mit Sauerstoff) in den anaeroben (ohne Sauerstoffreserven) übergeht. 

Patienten mit Herzschwäche sollten immer im aeroben Zustand trainieren, nur so werden alle Muskeln ausreichend mit Sauerstoff versorgt und die Leistungsfähigkeit ist langfristig gegeben. Anhand des zuvor bestimmten VO2max-Wertes kann das individuelle Trainingsprogramm erstellt werden.

Training bei Herzschwäche: „Start low, go slow“

Das Motto „Start low, go slow“ („Starte niedrig, steigere dich langsam“) beschreibt das Trainingskonzept bei Herzschwäche besonders gut. Zu Beginn sollten die Betroffenen einen Wert von 40–50 % von VO2max anstreben. Für eine grobe Einschätzung kann man während des Trainings bestimmte Sportuhren tragen, die diesen Wert anhand der Bewegung berechnen. 

Wichtig dabei ist, den Körper zusätzlich gut zu beobachten. Es sollten keine Herz-Kreislauf-Beschwerden entstehen und eine mäßige Anstrengung spürbar sein. Leichtes Schwitzen und eine erhöhte Atemfrequenz – die eine Unterhaltung noch möglich macht – sind gute Parameter für eine passende Sportintensität. 

Sind alle Werte im Rahmen und der Betroffene fühlt sich gut, kann das Training nach und nach gesteigert werden.

Gut zu wissen: Trainingsplan bei Herzschwäche

  • 1. und 2. Woche:
    • täglich bis mehrmals täglich 5–10 Minuten kontinuierliches Ausdauertraining
    • 40–50 % VO2max
  • 3. und 4. Woche:
    • täglich bis zweimal täglich 10–15 Minuten kontinuierliches Ausdauertraining
    • 50–60 % VO2max
  • 5. bis 7. Woche:
    • täglich 15–20 Minuten kontinuierliches Ausdauertraining
    • ergänzend zweimal wöchentlich dynamisches Krafttraining
    • 50–60 % VO2max
  • 8. bis 12. Woche:
    • drei- bis viermal wöchentlich 20–30 Minuten kontinuierliches Ausdauertraining
    • ergänzend zweimal wöchentlich dynamisches Krafttraining
    • 50–60 % VO2max

Gruppentraining in der Herzsportgruppe

Viele Vereine, Herzzentren oder Reha-Einrichtungen bieten spezielle Trainingskonzepte für Patienten mit Herzschwäche an. Die Übungen werden in Gruppen durchgeführt, wodurch die Motivation und regelmäßige Teilnahme der Betroffenen gefördert wird. 

Außerdem profitieren die Teilnehmenden von einem angeleiteten, strukturierten Trainingskonzept, welches von Fachpersonal oder Ärzten betreut wird. Das Gruppentraining erleichtert zudem den Umgang mit der Erkrankung im Alltag, da Ungewissheiten und Ängste durch Gespräche abgebaut werden können.

Entsprechende Angebote für Herzsportgruppen werden z. B. auf der Website der Deutschen Herzstiftung angeboten.

Gut zu wissen: GKV bezuschusst Herzsportgruppen

Für Patienten mit Herzschwäche werden die Herzsport-Kurse von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) mitfinanziert. Voraussetzung dafür ist, dass der behandelnde Arzt das Training verordnet. Außerdem muss vor der ersten Teilnahme ein Antrag bei der GKV zur Genehmigung eingereicht werden, bei dem der Arzt ein Kreuz unter „Rehabilitationssport in Herzinsuffizienzgruppen bei hohem kardiovaskulären Ereignisrisiko“ oder „Herzgruppe“ setzt. 

Ist das Trainingsprogramm beendet, kann eine Anschlussbehandlung auch durch eine Rehaklinik verordnet werden. Die Kosten übernimmt dann die Deutsche Rentenversicherung.

Herzschwäche: Lebenslanges Training notwendig

Langfristig können die Sporteinheiten auch zu Hause durchgeführt werden. Entscheidend ist dann, am Ball zu bleiben und ein Training zu etablieren, welches gleichzeitig Spaß macht.

Häufig treten die ersten merkbaren Besserungen durch den Ausdauersport – wie eine höhere Belastbarkeit im Alltag – bereits nach 2 bis 3 Wochen ein.

Sportarten wie Nordic Walking, Radfahren und Co. können zu Hause auch mit gängigen Alltagsbewegungen ergänzt werden, die durch eine gute Integrierbarkeit eine lebenslange Bewegung ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise Gartenarbeit, Yoga oder lange Spaziergänge.

Prävention: Sport kann Herzschwäche vorbeugen

Auch bei gesunden Menschen hat alltägliche Bewegung einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Bewegungsmangel gehört wie auch eine ungesunde Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Herzerkrankung. 

Die Präventionsmaßnahmen im Bereich Bewegung verringern nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Morbidität), sondern auch die damit verbundene Sterblichkeit (Mortalität).

Erwachsene sollten folgende Empfehlungen in den Alltag integrieren:

  • 150–300 Minuten mäßig-intensives Training oder 75–150 Minuten intensives aerobes Training wöchentlich – auch in Kombination möglich.
  • Bei gesundheitlichen Einschränkungen wird empfohlen, so viel körperliche Aktivität wie möglich in den Alltag einzubauen. Der individuelle Zustand muss berücksichtigt werden.
  • Bei überwiegend sitzender Tätigkeit sollten vermehrt leichte Aktivitäten in den Alltag integriert werden, um langes Sitzen zu umgehen.

Quellen:
- https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinsuffizienz/behandlung-und-therapie/herzschwaeche-training
- https://www.leitlinien.de/themen/herzinsuffizienz/version-4/kapitel-5#5.3-koerperliche-aktivitaet-und-training
- https://leitlinien.dgk.org/files/03_2021_pocket_leitlinien_praevention_aktualisiert_2024.pdf