Alzheimer: Wie geht man mit aggressivem Verhalten um?
Nachlassende Gedächtnisfunktion, Orientierungslosigkeit, Sprachschwierigkeiten, verminderte Lern- und Reaktionsfähigkeit und damit verbundene Ängste – das sind typische Symptome einer Alzheimer-Erkrankung. Je weiter fortgeschritten die Erkrankung ist, desto schwieriger kann es werden, den Alltag zu bewältigen. Doch es gibt einige Möglichkeiten, den Alltag „Demenz-freundlich“ zu gestalten.
Insbesondere für Angehörige kann der Umgang mit an Alzheimer erkrankten Menschen oft eine Herausforderung darstellen. Vor allem dann, wenn sich die Betroffenen aufgrund der Erkrankung aggressiv verhalten. Doch wie kommt diese Aggression zustande? Und wie kann man mit Verhaltensänderungen wie Wut oder Aggression bei Alzheimer umgehen?
Zur Erinnerung: Was ist Alzheimer für eine Erkrankung?
Die Alzheimer-Krankheit ist eine häufige neurodegenerative Erkrankung, die zu einem Abbau an Nervenzellen im Gehirn führt. Die Erkrankung gilt als die häufigste Form der Demenz – weltweit leben mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz, davon sind rund 60 bis 70 % von Alzheimer betroffen.
Meist schreitet die Krankheit langsam, über mehrere Jahre hinweg, fort. Im Verlauf der Erkrankung verlieren Betroffene ihre kognitiven Fähigkeiten – sie haben beispielsweise Schwierigkeiten mit der Orientierung, der Sprache, dem Verstehen, Lernen, Planen und Einschätzen. Auch die emotionalen und sozialen Fähigkeiten können langsam verloren gehen.
Alzheimer – Auslöser von aggressivem Verhalten
An Alzheimer Erkrankte leben zunehmend in ihrer eigenen Realität. Das bedeutet, dass sie gewohnte Abläufe weniger oder kaum mehr verstehen und das Handeln ihrer Mitmenschen nicht mehr nachvollziehen können. Folglich fühlen sich die Betroffenen verunsichert oder ängstlich, was wiederum zu Wutausbrüchen oder aggressivem Verhalten führen kann.
Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, können sich auch von Angehörigen oder anderen pflegenden Personen bedrängt fühlen. Etwa dann, wenn sie eine Situation als ungewohnt oder bedrohlich empfinden. Auch kann das Gefühl von Abhängigkeit, Hilflosigkeit oder auch Schamgefühl ursächlich für aggressives Verhalten sein.
Des Weiteren können noch andere Auslöser, wie beispielsweise fremde Menschen, laute Geräusche oder zu viel Licht, plötzlich Angst oder Wut bei den Betroffenen auslösen.
Aggressives Verhalten bei Alzheimer nicht persönlich nehmen
Um den Alltag trotzdem meistern zu können, gibt die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) Angehörigen Tipps und Anregungen im Umgang mit Betroffenen.
In erster Linie sollten sich die Angehörigen bzw. andere Pflegende immer wieder vergegenwärtigen, dass das Verhalten der erkrankten Person nicht gegen einen persönlich gerichtet ist, sondern eine Folge der Erkrankung darstellt.
In herausfordernden Situationen ist es empfehlenswert, sich kurz Zeit für sich zu nehmen. Dafür kann man beispielsweise für einen Moment den Raum verlassen, tief durchatmen, um sich zu sammeln und anschließend mit neuer Kraft an die Situation herangehen.
Auf Gedankenwelt der Alzheimer-Erkrankten einlassen
Begegnet man Betroffenen mit Alzheimer auf eine einfühlsame Art und Weise, fühlen sie sich wertgeschätzt und Wut bzw. Aggressivität treten zunehmend seltener auf. Auch ist es laut AFI ratsam, wenn man versucht, sich auf die Gedanken und Realität der Erkrankten einzulassen.
Sind die Auslöser für die Aggression bzw. Wut bekannt, sollten diese nach Möglichkeit vermieden werden. Außerdem sollte möglichst auf Zurechtweisungen und Richtigstellungen verzichtet werden, denn dadurch können sich Alzheimer-Erkrankte zusätzlich verunsichert oder verärgert fühlen.
Langsam und verständlich mit Alzheimer-Betroffenen sprechen
Damit sich an Alzheimer Erkrankte wahrgenommen und verstanden fühlen, kann es hilfreich sein, mit ihnen offen zu kommunizieren. Das erfordert jedoch Ruhe und Geduld, da die Betroffenen meist zunehmend Schwierigkeiten mit der Kommunikation haben.
Daher ist es wichtig, langsam und in deutlichen und kurzen Sätzen mit ihnen zu sprechen. Von Vorteil sind vor allem Fragen, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können. Auch können Mimik, Gesten und Körperkontakt beim Verständnis hilfreich sein – vor allem im fortgeschritteneren Krankheitsstadium.
Wenn Betroffene einem Gespräch nicht mehr folgen können oder bestimmte Themen zu Verunsicherung oder Verwirrung führen, empfiehlt die AFI, das Gesprächsthema zu wechseln. Alternativ kann auch ein Spaziergang an der frischen Luft guttun oder – soweit möglich – ein Spiel gespielt werden.
Alltag für Alzheimer-Erkrankte planen und vereinfachen
Um Menschen mit Alzheimer nicht zu überfordern, ist es wichtig, den Alltag möglichst einfach und geregelt zu gestalten. Dabei sollte Wert auf feste Gewohnheiten und Abläufe gelegt werden, dies gibt den Betroffenen Sicherheit und Orientierung im Alltag (z. B. Gegenstände an gewohntem Ort platzieren, regelmäßige und feste Essenszeiten, Schlafroutine u. v. m.).
Termine wie ein Arztbesuch oder wenn Freunde/Verwandte vorbeikommen, sollten möglichst frühzeitig angekündigt werden.
Werden äußere Einflüsse wie grelles Licht, laute Geräusche oder fremde Personen von Alzheimer-Erkrankten als „störend“ wahrgenommen, sollten diese nach Möglichkeit vermieden bzw. reduziert werden.
Mehr Infos:
Auf ptaheute.de finden Sie weitere Artikel, wie Reisen trotz Demenz möglich ist und wie Schlafstörungen und Demenz zusammenhängen. Außerdem macht ein Kurzfilm der AFI darauf aufmerksam, wie die Alzheimer-Erkrankung nachempfunden werden kann.
Weiterführende Informationen rund um das Thema Alzheimer finden Sie auf der Webseite der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, der Alzheimer Forschung Initiative e.V. sowie beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.