Tipps für Angehörige: Wie reisen trotz Demenz möglich ist
Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz ist für viele Angehörige eine organisatorische, körperliche und insbesondere enorme psychische Belastung. Je nachdem wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, bleibt den pflegenden Angehörigen für sich selbst nur wenig Zeit – die eigenen Bedürfnisse geraten somit schnell in den Hintergrund. Gerade dann ist eine kurze Auszeit wichtig, um neue Kraft für die herausfordernden Aufgaben zu tanken.
Neue gemeinsame Erinnerungen schaffen trotz Demenz
Ein gemeinsamer Urlaub mit an Demenz erkrankten Menschen kann überaus positive Effekte haben: Eine größere Nähe zueinander sowie auch das Schaffen neuer, gemeinsamer Erinnerungen.
Die Betroffenen erfahren, dass sie trotz Einschränkungen schöne Dinge erleben und neue Orte erkunden können. Vor allem im frühen bis mittleren Demenzstadium bietet sich ein gemeinsamer Urlaub an.
Zur Erinnerung: Das sind Anzeichen von einer Demenz
Im Verlauf der Erkrankung verlieren Betroffene ihre kognitiven Fähigkeiten, und auch die emotionalen und sozialen Fähigkeiten lassen langsam nach. Typische Anzeichen einer Demenz-Erkrankung können sein
- Gedächtnislücken,
- Probleme mit gewohnten Tätigkeiten,
- räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme,
- Schwierigkeiten beim Planen,
- Verlegen von Gegenständen,
- Sprach- und Schreibschwäche,
- Wahrnehmungsstörungen,
- eingeschränktes Urteilsvermögen,
- Verlust von Eigeninitiative und sozialer Rückzug sowie
- Persönlichkeitsveränderungen.
Wie ein Urlaub mit Demenzkranken aussehen kann und worauf dabei zu achten ist, erläutert die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI).
Urlaub mit Demenz: Was es beim Reisen zu beachten gibt
Mit der Vorbereitung und Planung des Urlaubs sollte möglichst frühzeitig begonnen werden. Um vor Ort keine Kompromisse eingehen zu müssen, sollten die Rahmenbedingungen vorab an die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen (und der Angehörigen) angepasst werden – z. B. An- & Abreisemöglichkeit, Verpflegung, Freizeitangebote, Barrierefreiheit undUmfang der Betreuung vor Ort.
Bei der Auswahl des Urlaubsziels und der Reiseart sollte man sich darüber bewusst werden, wie belastbar der Demenzkranke noch ist. Bisherige Urlaube sowie persönliche Vorlieben des Betroffenen können bei der Auswahl als Orientierung dienen.
Besonders wichtig ist, dass der Betroffene gut mit einem Ortswechsel zurechtkommt. Deshalb ist es sinnvoll, den Urlaub an einem Ort zu verbringen (z. B. in einer Ferienwohnung), an den seit mehreren Jahren gereist wird. Rundreisen sowie aufwändige Sightseeing-Touren können bei den Betroffenen hingegen leicht zur Reizüberflutung führen.
Je nachdem, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, sollte darauf geachtet werden, dass die Anreise nicht zu lang und damit für alle Beteiligten nicht zu anstrengend wird.
Demenz: Strukturierte Abläufe und persönliche Dinge sind wichtig
Ein strukturierter Tagesablauf ist für Demenzkranke wichtig und sollte daher auch im Urlaub weitestgehend beibehalten werden. Dazu zählen gewohnte Abläufe wie beispielsweise Mahlzeiten, Duschen, Anziehen und Schlafenszeiten.
Auch persönliche Gegenstände wie Familienfotos oder die Lieblingstasse können in den Urlaub mitgenommen werden, denn sie sorgen in fremder Umgebung für Vertrautes.
Tagesausflüge mit Demenzkranken als Alternative
Um Übernachtungen in einer fremden Umgebung zu vermeiden, eignen sich Tagesausflüge z. B. in frühere Wohn- oder Urlaubsgegenden. Dies vereinfacht die Organisation erheblich. Außerdem können Tagesausflüge auch als Vorbereitung auf einen gemeinsamen Urlaub genutzt werden.
Eine weitere Möglichkeit stellen spezielle Angebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen dar. Während der Betroffene von geschultem Fachpersonal betreut wird, bleibt dem Angehörigen Zeit für sich (z. B. für Freizeitaktivitäten).
Diese Angebote eignen sich besonders in fortgeschrittenen Demenzstadien. Eine Liste mit Urlaubsangeboten für Menschen mit Demenz und deren Angehörige stellt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. auf ihrer Website zur Verfügung.
Stationäre Betreuung von Demenzkranken
Ist die Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass ein gemeinsamer Urlaub nicht mehr möglich ist, oder möchten pflegende Angehörige allein eine Auszeit nehmen, kann eine Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden. Der an Demenz Erkrankte wird dabei stationär in einer Pflegeeinrichtung durch Fachpersonal betreut.
Für einen begrenzten Zeitraum von bis zu acht Wochen pro Jahr bieten Pflegeeinrichtungen entsprechende Plätze an, die von der Pflegeversicherung bezuschusst werden. In vielen Einrichtungen sind die Plätze für eine Kurzzeitpflege jedoch rar und die Wartelisten lang. Daher ist es empfehlenswert, frühzeitig Kontakt mit einer geeigneten Pflegeeinrichtung aufzunehmen.
Demenzkranke zuhause betreuen
Neben der Kurzzeitpflege steht den Angehörigen noch eine weitere Option zur Verfügung: die Verhinderungspflege. Dabei wird der Betroffene zuhause tage- oder stundenweise von Angehörigen, Bekannten oder professionellen Pflegekräften betreut. Bis zu sechs Wochen im Jahr bezuschusst die Pflegekasse die Verhinderungspflege. Quelle: Alzheimer Forschung Initiative