PTAheute-Pinnwand KW 19/2024: Lachen als Therapie und Tollwut-Impfstoffe
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Hermes übernimmt Movicol-Vertrieb
Norgine und Hermes Arzneimittel haben eine Kooperation geschlossen. Ab sofort übernimmt Hermes Arzneimittel den Apothekenvertrieb und den Vertrieb an den pharmazeutischen Großhandel für Movicol®. Dies hat Hermes jüngst mitgeteilt.
Laut einer Pressemitteilung gehört Movicol® zu den TOP-20-OTC-Produkten im deutschen Apothekenmarkt und ist das meistverkaufte macrogolhaltige Abführmittel in Deutschland und Europa.
„Wir freuen uns sehr, dass Norgine uns Movicol® anvertraut“, sagt Hermes-Geschäftsführer Thomas Stadler, „wir können so mit einer der bekanntesten Marken im deutschen OTC-Markt unser Sortiment bereichern und komplettieren“. Die Marke sei stark und man werde „alles tun, um sie noch stärker zu machen“.
Hermes Arzneimittel hat bereits mehrere Vertriebskooperationen abgeschlossen und zuletzt seinen Apotheken-Außendienst weiter verstärkt. „Wir sind deshalb auf das neue Projekt sehr gut vorbereitet“, erklärt Stadler. Quelle: daz.online
Lachen könnte sinnvoller Therapieansatz sein
Lachen sollte aus Sicht einer Forscherin stärker therapeutisch genutzt werden. „Ich glaube, da ist das Potenzial nicht ausgeschöpft. Auch wenn wir eher nicht dazu kommen, Lachen verschrieben zu bekommen“, sagte die Psychologin Jenny Rosendahl vom Uniklinikum Jena.
Gerade zur Stressprävention oder bei einsamen Menschen könnten gezielte Angebote hilfreich sein, sagte Rosendahl. Mit der Klinikclown-Bewegung sei das Thema immerhin schon in den Krankenhäusern angekommen.
Lachen wirke sich nicht nur positiv auf die Stimmung aus, betonte sie. Auch das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem profitierten davon. In Studien sei nicht nur gemessen worden, dass sich das Lachen über einen Witz oder aus einem anderen Anlass positiv auswirke. Auch künstliches Lachen – etwa bei Lachyoga – habe messbare Effekte.
Mit einem kurzen Auflachen sei es aber nicht getan, sagte Rosendahl: „Man braucht eine Lachdosis, um gesundheitsfördernde Effekte zu erreichen.“ Im Jahr 2022 hatte sie gemeinsam mit ihrer Studentin Katharina Stiwi eine Übersichtsstudie im Fachjournal „Complementary Therapies in Clinical Practice“ veröffentlicht, die der Frage nachging, ob Lachen wirklich gesund ist. Die kurze Antwort: ja. Insgesamt hatten die Forscherinnen dafür 45 Studien aus den vergangenen 30 Jahren ausgewertet. Quelle: dpa / vs
Lieferengpass bei Tollwut-Impfstoffen: leichte Besserung sichtbar
Der Versorgungsengpass mit Tollwut-Impfstoffen hält Apotheken weiterhin auf Trab. Rabipur® von Bavarian Nordic sollte ab dem 29. Februar 2024 wieder lieferbar sein, und für Verorab® sollte ein Lieferengpass bis 15. März 2024 bestehen.
Während Verorab® mittlerweile tatsächlich nicht mehr in der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts als Engpass aufgeführt wird, sondern als „alternative Impfoption“ für Rabipur®, heißt es dortStand 6. Mai , dass Rabipur® voraussichtlich am 15. Mai wieder verfügbar sein soll.
Dass sich der Rabipur®-Engpass tatsächlich seinem Ende nähern könnte, deutet zudem ein aktueller Rückruf der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) an. Darin ruft Bavarian Nordic nämlich bestimmte Rabipur®-Chargen zurück. Der Grund: Ein Rechtschreibfehler auf der Verpackung. Bereits Ende November war bekannt geworden, dass auf den Packungen der betroffenen Chargen „Impstoff“ statt „Impfstoff“ steht.
Damit sich die Situation der Engpässe aber nicht weiter zuspitzt, sollten die fehlerhaft bedruckten Packungen weiter auf den Markt gebracht werden – bis korrekt verpackte Ware verfügbar ist. Quelle: daz.online
Vorsicht: Verwechslungsgefahr von CEC® und Cecenu®
Unter Berufung auf die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) berichtet die AMK von einem folgenschweren Medikationsfehler: Einem 15-jährigen Patienten mit einer einfachen Tonsillopharyngitis (Halsschmerzen, Rhinitis, Husten und Fieber) hätte – aufgrund einer Penicillin-Unverträglichkeit – vom Hausarzt das Cefaclor-haltige Antibiotikum CEC® verordnet werden sollen.
Da jedoch im Verordnungsmenü der genutzten Praxissoftware die Fertigarzneimittelnamen alphabetisch gelistet und der enthaltene Wirkstoff nicht automatisch angezeigt würden, wurde schließlich statt CEC® das alphabetisch folgende Präparat Cecenu® verordnet. Cecenu® enthält den Wirkstoff Lomustin, ein Nitrosoharnstoff-Derivat, das beispielsweise als Teil von Kombinationstherapien bei Hirntumoren oder Hirnmetastasen eingesetzt wird.
Auch in der Apotheke fiel der Fehler offenbar nicht auf. Es sei anzunehmen, dass die offensichtlich falsche Dosierung (1–1–1) des Zytostatikums nicht bemerkt bzw. hinterfragt wurde, schreibt die AMK, und: „Auch in einer daraufhin aufgesuchten Notfallambulanz fiel die Einnahme von Lomustin als vermeintliches Antibiotikum nicht auf, obwohl dies von den Eltern angegeben wurde.“
Die Notfallaufnahme war aufgesucht worden, weil Wochen später beim Patienten anhaltende Halsschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit auftraten. Nach einer weiteren Woche sollen Synkopen sowie Petechien und Blutblasen in der Mundhöhle hinzugekommen sein. In der Notfallambulanz sei eine Verdachtsdiagnose auf eine Epstein-Barr-Infektion gestellt und mit dem Auftrag einer Diagnosesicherung an den Hausarzt zurückverwiesen worden.
Beim Hausarzt wurden dann eine ausgeprägte Thrombozytopenie, Leukopenie, Neutropenie und Anämie festgestellt. Eine Knochenmarkspunktion im Krankenhaus zeigte schließlich eine komplette Aplasie des Knochenmarks. Bei der Befundbesprechung berichtete der Vater von der Einnahme eines Antibiotikums und zeigte ein Handyfoto des Präparats Cecenu®, so die AMK. Daraufhin wurde eine Therapie mit Kolonie-stimulierenden Faktoren sowie Erythrozyten- und Thrombozyten-Konzentraten eingeleitet.
Es dauerte nach der ersten Lomustin-Einnahme zwölf Monate, bis sich die Blutwerte des Jungen normalisierten. Insgesamt soll auch eine Sprachbarriere die Kommunikation erschwert haben. Quelle: daz.online
Rettungsdienst rückt zu häufig bei leichten Fällen aus
Der Einsatz des Rettungsdienstes in Deutschland ist häufig nicht zwingend erforderlich. Diesen Schluss legt eine Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) in Kooperation mit dem Notfallmediziner und Mitglied der „Regierungskommission Krankenhaus“ Prof. Dr. Christian Karagiannidis nahe.
Dazu wurden rund zwei Millionen Krankenhausfälle von Barmer-Versicherten im Jahr 2022 untersucht. Mit Ausnahme von Krankentransporten erfolgte demnach fast jeder dritte Rettungsdiensteinsatz bei Fällen mit niedrigem oder moderatem Schweregrad. Häufig auftretende Diagnosen sind dabei etwa Bluthochdruck oder Flüssigkeitsverlust.
Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER, sagt: „Rettungsdienst und Krankenhäuser könnten massiv entlastet werden, wenn Patientinnen und Patienten in leichteren Fällen ambulant versorgt würden. Bei weitem nicht jeder vermeintliche Notfall ist tatsächlich einer und muss auch nicht per Rettungstransport in die Klinik.“ Karagiannidis betont: „Mehr als 15 Prozent aller Rettungsdienst-Patienten bleiben maximal einen Tag in der Klinik. Hier gibt es ein beträchtliches Ambulantisierungs-Potenzial. Dazu muss die Versorgung vor Ort aber weiter verbessert werden.“
Wie aus der bifg-Analyse weiter hervorgeht, werden vor allem Patienten zwischen 80 und 90 Jahren mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus eingeliefert. So sind zum Beispiel 12,8 Prozent aller Erkrankten, die mit dem Rettungsdienst transportiert werden, Bewohner aus Pflegeheimen. Quelle: PM Barmer / vs
Orang-Utan heilt Wunde aktiv mit einer Pflanze
Erstmals haben Forschende systematisch dokumentiert, dass ein Wildtier eine Pflanze medizinisch gegen Verletzungen nutzt. Evolutionsbiologen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz berichten im Fachjournal „Scientific Reports“, dass ein Sumatra-Orang-Utan eine Wunde im Gesicht aktiv mit einer Heilpflanze behandelt hat. Das Männchen habe einige Tage nach einer Verletzung, die es im Kampf mit einem Artgenossen erlitten hatte, Blätter einer Liane abgerissen, darauf herumgekaut und den Saft mehrere Minuten lang wiederholt auf die Gesichtswunde aufgetragen.
Die zur Heilung verwendete Liane (Fibraurea tinctoria) ist für ihre schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung bekannt und wird in der traditionellen Medizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie etwa Malaria eingesetzt.
Die Autoren berichten außerdem, dass es bei dem Orang-Utan in den Folgetagen nicht zu einer Wundinfektion kam. Die Wunde habe sich innerhalb von fünf Tagen geschlossen und sei binnen eines Monats vollständig verheilt.
Das Verhalten des Sumatra-Orang-Utans schien demnach absichtlich zu sein, da er selektiv nur die Gesichtswunde an seinem rechten Flansch und keine anderen Körperteile mit dem Pflanzensaft behandelte. „Das Verhalten wurde auch mehrmals wiederholt, nicht nur mit dem Pflanzensaft, sondern später auch mit festerem Pflanzenmaterial, bis die Wunde vollständig bedeckt war. Der gesamte Prozess hat viel Zeit in Anspruch genommen“, so die Autoren.
Bisher war der Studie zufolge nur bekannt, dass Menschenaffen bestimmte Pflanzen zur Behandlung von Parasiteninfektionen zu sich nehmen und Pflanzenmaterial auf ihre Haut reiben, um Muskelkater zu behandeln. Kürzlich sei zudem in Gabun beobachtet worden, wie eine Schimpansengruppe Insekten auf Wunden auftrug. Quelle: dpa / vs
Folio® 2 basic DHA: Jetzt auch in der 30er-Packung erhältlich
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das Netzwerk Gesund ins Leben empfehlen die Supplementation von Folsäure und Jod sowie gezielt ausgewählten Mikronährstoffen in der Schwangerschaft und Stillzeit. Auf diesen aktuellen Empfehlungen basierend hat die Folsäure-Expertin SteriPharm das neue vegane Folsäure-DHA-Produkt Folio® 2 basic DHA entwickelt.
Es enthält neben Folsäure, Jod sowie den Vitaminen A, D3, E und B12 zusätzlich L-Methylfolat – die bioaktive Form der Folsäure – und die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA).
Das Folsäure-DHA-Supplement ist für Schwangere ab der 13. Schwangerschaftswoche sowie für Stillende seit Dezember 2023 als 90er-Packung in der Apotheke erhältlich. Auf die starke Nachfrage reagiert der Hersteller nun mit der Neueinführung einer 30er-Packungsgröße, die ab 1. Juni 2024 erhältlich ist.
Die Probiergröße reicht für einen Monat und ist für 14,95 Euro exklusiv in der Apotheke erhältlich. Quelle: PM Folio / vs
Zulassung für AstraZeneca-Impfstoff zurückgezogen
Der Corona-Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmaunternehmens AstraZeneca, Vaxzevria, ist nicht mehr in der EU zugelassen. Die bereits im März beschlossene Rücknahme der Marktzulassung trat vergangenen Dienstag in Kraft, wie aus einem Dokument der EU-Kommission hervorging.
AstraZeneca habe diesen Schritt „aus kommerziellen Gründen“ selbst beantragt, bestätigte das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Hintergrund sei mangelnde Nachfrage.
Seit dem Ende der Pandemie seien mehrere Varianten von COVID-19-Impfstoffen entwickelt worden, deswegen gebe es nun einen Überschuss an verfügbaren aktualisierten Präparaten. „Dies hat zu einem Rückgang der Nachfrage nach Vaxzevria geführt, das nicht mehr hergestellt oder geliefert wird“, hieß es in einer AstraZeneca-Mitteilung. Man sei aber „unglaublich stolz auf die Rolle, die Vaxzevria bei der Beendigung der globalen Pandemie gespielt“ habe. Quelle: dpa / vs
Patienten-Stiftung fordert Überprüfungen der deutschen Arztpraxen
Niedergelassene Ärzte in Deutschland sollten nach Ansicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz unabhängig auf ihre Qualität und Erreichbarkeit überprüft werden. Das sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch in Berlin vor dem Deutschen Ärztetag.
Angesichts des Ärztemangels in Teilen Deutschlands hatte sich Ärztepräsident Klaus Reinhardt für eine effektivere Nutzung vorhandener Kapazitäten ausgesprochen. Im Blick des Ärztetags steht eine stärkere Steuerung der Patienten. Reinhardt sieht das deutsche Gesundheitswesen von kaum gesteuertem Zugang und unstrukturierter Inanspruchnahme gekennzeichnet, wie er gesagt hatte.
Brysch forderte, „Qualität und Erreichbarkeit der Praxen endlich extern zu überprüfen“. Es reiche nicht aus, immer mehr Geld ins System zu pumpen. „Die Arbeitsqualität im niedergelassenen medizinischen Sektor ist weiterhin die große Unbekannte“, sagte Brysch. Herausragendes medizinisches Engagement und schlechte Leistung würden gleich bezahlt.
Als „überfällig“ forderte Brysch eine Systemumstellung auf Grundlage verbindlicher Qualitätsmerkmale im ambulanten Bereich. Existierende Regeln der Kassenärztlichen Vereinigungen reichten nicht. Brysch forderte Lauterbach auf, den Medizinischen Dienst der Krankenkassen zu beauftragen, Praxen auf Qualität und Präsenz zu kontrollieren. Prüfungen gibt es bereits für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser. Quelle: dpa / vs
Emtricitabin/Tenovofir: Versorgungsmangel offiziell beendet
Ende Januar hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nach § 79 Absatz 5 des Arzneimittelgesetzes einen Versorgungsmangel mit Arzneimitteln mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil in Deutschland festgestellt. Am ersten Februar wurde dies im Bundesanzeiger veröffentlicht.
So ein offizieller Versorgungsmangel hat den Vorteil, dass beispielsweise Importe erleichtert werden. Die vom Mangel betroffenen Arzneimittel können dann nicht nur wie sonst auf Einzelanforderung importiert werden, sondern im großen Stil und auch eine Bevorratung ist möglich. Zudem übernehmen in einem solchen Fall normalerweise die gesetzlichen Kassen die Kosten, ohne dass es wie beim Einzelimport einer Genehmigung bedarf.
Doch nun hat sich die Lage offenbar entspannt und der Versorgungsmangel ist offiziell beendet. Vergangenen Montag hat das BMG die entsprechende Bekanntmachung, die auf den 16. April datiert wurde, im Bundesanzeiger veröffentlicht. Für die betroffenen Patienten bedeutet dies aufatmen.
Da die Kombination aus Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil immer noch zu den Mitteln der Wahl in der First-Line-Therapie einer HIV-Infektion gehört, bedeutet ein entsprechender Engpass für viele eine Therapieumstellung. Zudem ist Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil als einziges zugelassenes Arzneimittel in Deutschland neben der HIV-Therapie auch zur Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) auf dem Markt. Quelle: daz.online