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Tuberkulose: Nicht jeder Kontakt macht krank

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken weltweit jährlich etwa elf Millionen Menschen an Tuberkulose, mehr als eine Million sterben daran. Und das, obwohl die Infektionskrankheit heilbar ist.
Tuberkulose: Welche Länder sind besonders betroffen?
Tuberkulose ist ein globales Problem, bei dem einige Regionen eine höhere Krankheitslast tragen. Dies sind insbesondere Länder mit niedrigen oder mittleren Einkommen in Subsahara-Afrika und in Südostasien.
Stark betroffen sind die Philippinen, Indonesien und Indien. Aufgrund eines begrenzten Zugangs zu medizinischer Versorgung und anderen Faktoren ist dort die Inzidenz höher.
Auch in Deutschland kommt es zu Tuberkulose-Infektionen
In der Vergangenheit gab es aufgrund der COVID-19-Pandemie in Deutschland einen Rückgang der Tuberkulose-Neuerkrankungen. In den letzten Jahren sind die Fallzahlen jedoch wieder gestiegen und liegen nun bei jährlich etwa 4.000 bis 4.500 Fällen. Zum Vergleich: 2021 wurden 3.931 Fälle registriert, 2022 waren es 4.082 und 2023 bereits 4.481.
Deutschland gehört laut Robert Koch-Institut (RKI) zu den Niedriginzidenzländern. In solchen Ländern hat die WHO das Ziel gesetzt, die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen bis zum Jahr 2035 auf weniger als einen Fall pro 100.000 Einwohner zu senken.
Erst Mitte Februar 2025 wurde über einen Fall in einer Gemeinschaftsschule im Kyffhäuserkreis (Thüringen) berichtet, bei dem sich eine Person mit Mycobacterium tuberculosis infiziert haben soll. Die Kontaktpersonen blieben bislang von einer Infektion verschont.
Gut zu wissen: Was sind die Symptome einer Tuberkulose?
Zu etwa 80 Prozent betrifft eine Tuberkulose die Lunge, seltener andere Organe. Ein Leitsymptom der Lungentuberkulose ist Husten mit oder ohne Auswurf. In seltenen Fällen kann er blutig sein.
Wenn sich ein Husten über mehr als drei Wochen zieht und als therapieresistent erweist, sollte grundsätzlich an eine Tuberkulose gedacht werden.
Neben Husten gibt es weitere, eher unspezifische Symptome. Dazu zählen
- nächtliches Schwitzen,
- Appetitmangel,
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust,
- leichtes Fieber,
- Müdigkeit und
- allgemeine Schwäche.
Nicht jede Infektion mit Tuberkulose führt zur Erkrankung
Laut dem Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose führt nicht jeder Kontakt mit Tuberkulose zu einer Infektion und nicht jede Infektion zu einer Erkrankung.
Sind Tuberkulose-Bakterien nachweisbar, ohne dass der Mensch erkrankt oder ansteckend ist, spricht man von einer latenten oder verborgenen Infektion.
Ob es zu einer Erkrankung kommt, hängt auch davon ab, wie lange, häufig und eng der Kontakt zu einer infizierten Person war sowie an der Menge und Virulenz der eingeatmeten Erreger und wie empfänglich die exponierte Person ist.
Ansteckung und Infektionsrisiko bei Tuberkulose
Tuberkulose wird durch aerobe, stäbchenförmige Bakterien der Familie Mycobacteriaceae wie M. tuberculosis, M. africanum und M. bovis ausgelöst. Beim Menschen tritt M. tuberculosis am häufigsten auf.
Die Bakterien werden über Aerosole übertragen, die von Lungentuberkulose-Erkrankten abgehustet werden. Bei einem „mikroskopisch positiven Befund“ sind im Auswurf vermehrt Tuberkulose-Erreger vorhanden und diese Patienten sind besonders ansteckend. Die Erreger werden leicht in die Luft abgegeben, z. B. beim Husten oder Sprechen.
Wird während der Erkrankung Lungengewebe zerstört, steigt die Übertragungsgefahr – es entstehen kavernöse Veränderungen (Gefäßveränderungen mit Hohlräumen), die in Röntgenaufnahmen oder einer Computertomografie sichtbar sind.
Im Gegensatz dazu sind „kulturell positive“ oder „PCR-positive“ Personen weniger infektiös – bei ihnen wurden die Erreger z. B. im Sputum (Auswurf aus den Atemwegen) nur mittels Kultur oder PCR nachgewiesen.
Auch bei Kindern unter zehn Jahren ist die Ansteckungsgefahr in der Regel geringer. Das liegt daran, dass sie oft eine niedrigere Erregerdichte im Sputum haben, selten kavernöse Veränderungen aufweisen und durch einen schwächeren Hustenstoß weniger Erreger in die Umgebung abgeben.
Gut zu wissen: Welt-Tuberkulosetag – denkwürdiges Datum
Vor über 140 Jahren, am 24. März 1882, gab der deutsche Mediziner Robert Koch ein entscheidendes Forschungsergebnis bekannt: Er hatte herausgefunden, dass die damals verheerende Volkskrankheit Tuberkulose durch ein Bakterium verursacht wird – den Tuberkelbazillus Mycobacterium tuberculosis.
Robert Koch wurde damit weltberühmt. An das Datum dieser Bekanntmachung erinnert der Welt-Tuberkulosetag. Er findet seit 1982 jährlich am 24. März statt.
Wie wird Tuberkulose behandelt?
Um eine infektiöse Tuberkulose erfolgreich zu behandeln, müssen vorhandene Mykobakterien abgetötet werden. Dies erfolgt laut S2k-Leitlinie „Tuberkulose im Erwachsenenalter“ zur Diagnostik und Therapie, Chemoprävention und Chemoprophylaxe der Tuberkulose im Erwachsenenalter mittels Standardtherapie.
Vor Beginn muss abgeklärt werden, ob die Erreger gegenüber den eingesetzten Antibiotika sensibel sind und ob die Arzneimittel voraussichtlich über den gesamten erforderlichen Therapiezeitraum eingesetzt werden können.
In den ersten zwei Monaten werden vier verschiedene Wirkstoffe kombiniert: Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol (Initialphase). Danach werden für weitere vier Monate nur noch Rifampicin und Isoniazid (Kontinuitätsphase) eingesetzt.
Bei Kindern kann eine unkomplizierte, medikamentensensible Tuberkulose in der Initialphase mit Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid ohne Ethambutol behandelt werden.
Patienten sollen die Wirkstoffe einmal täglich, 30 Minuten vor dem Frühstück einnehmen, um optimale Wirkspiegel zu erreichen. Wird die Therapie abgebrochen, können Resistenzen entstehen, die meist schwerer zu behandeln sind.
Bei latent infizierten Personen kann durch eine Immunschwäche oder durch die Anwendung immunsupprimierender Therapien (z. B. TNF-alpha-Inhibitoren) ein erhöhtes Risiko für eine Krankheitsprogression vorliegen. In diesem Fall kann eine präventive medikamentöse Therapie indiziert sein. Dafür werden Rifampicin und/oder Isoniazid über mehrere Monate eingenommen.
Tuberkulose-Impfung in Deutschland aktuell nicht empfohlen
Seit 1920 können sich Personen gegen Tuberkulose-Erreger immunisieren. In Deutschland wird die sogenannte Bacillus Calmette-Guérin(BCG)-Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht mehr empfohlen.
Dies entspricht den Empfehlungen der WHO, nach der bei einem Tuberkulose-Infektionsrisiko von unter 0,1 Prozent keine generelle BCG-Impfung durchgeführt werden sollte.
Der Impfstoff ist in Deutschland für diese Indikation nicht mehr zugelassen, international aber weiterhin verfügbar. Hauptsächlich wird der Lebendimpfstoff bei Kleinkindern eingesetzt. Zur Wirksamkeit bei Erwachsenen liegen aus verschiedenen Ländern variierende Angaben von 0 bis 70 Prozent vor.
Studien zu Tuberkulose-Impfstoffen laufen noch
Es befinden sich einige Tuberkulose-Impfstoffe in der Pipeline: Laut WHO-Welttuberkulosebericht von 2024 sind 15 Impfstoffkandidaten in der klinischen Erprobung, sechs davon in Phase III.
Besonders hervorstechen konnte ein immunogenes Fusionsprotein (M72), welches zwei Mycobacterium-tuberculosis-Antigene (MTB32A und MTB39A) und ein Adjuvanssystem (AS01E) kombiniert.
Der Impfstoff wird in einem Abstand von einem Monat verabreicht. Die Ergebnisse der Phase-IIb-Studie zeigten bei Erwachsenen zwischen 18 und 50 Jahren mit einer latenten Infektion, dass eine Immunisierung diese Gruppe zu 54 Prozent vor der Entwicklung einer infektiösen Lungentuberkulose schützte.
Bis neue Impfstoffe zugelassen werden oder auf den Markt kommen, können noch einige Jahre vergehen. Quellen:
www.rki.de/DE/Aktuelles/Neuigkeiten-und-Presse/Zahl-des-Monats/zahl-des-monats-node.html
www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Tuberkulose.html?nn=16890924
www.mdr.de/nachrichten/thueringen/nord-thueringen/kyffhaeuser/kein-weiterer-tuberkulose-fall-ebeleben-100.html
http://dzk-tuberkulose.de/wp-content/uploads/2022/02/
210415_DZKTB8005_Merkblatt_Tuberkulose_DIN_A5_d_RZ_PRINT.pdf
www.rki.de/DE/Aktuelles/Neuigkeiten-und-Presse/Pressemitteilungen/2024/04_2024.html, Stand: 14. März 2024
https://fzb-veranstaltungen.de/tba-2025
Schaberg T, Brinkmann F, Feiterna-Sperling C et al. Tuberkulose im Erwachsenenalter. AWMF Leitlinie Registernummer 020 – 019, Stand: 01. Juni 2022
www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/Tuberkulose/FAQ-Liste_Tuberkulose_Impfen.html#entry_16871208
www.bmj.com/content/387/bmj.q2410