PPI könnten Demenzrisiko erhöhen
Bei Protonenpumpeninhibitoren (PPI) handelt es sich um häufig eingesetzte Medikamente. Meist sind die Säureblocker gut wirksam und auch verträglich. Daher werden sie weltweit großzügig und oft bereits bei leichten Magenbeschwerden und Sodbrennen eingenommen.
Häufig werden sie zudem länger als eigentlich erforderlich verwendet. Auch ein Dauergebrauch von Protonenpumpenhemmern ist nicht selten, obwohl sie dafür nicht zugelassen sind. Eine Studie aus dem Vereinigten Königreich von 2016 ergab, dass mehr als ein Viertel der Patienten ihre PPI länger als ein Jahr lang einnahm.
Erleichtert wird der Zugang zu den Säureblockern, seit Esomeprazol, Omeprazol und Pantoprazol auch rezeptfrei zur kurzzeitigen (nicht länger als 14 Tage) Einnahme bei Refluxbeschwerden zur Verfügung stehen. Aber auch die Verschreibungen von PPI haben in den vergangenen Jahrzehnten weltweit zugenommen.
Langzeitgebrauch von PPI birgt Gesundheitsrisiko
Der Langzeitgebrauch von PPI steht immer wieder in der Kritik. So wird die langfristige Einnahme mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Dazu zählen vor allem kardiovaskuläre Erkrankungen und chronische Nierenerkrankungen, aber auch Demenz.
Bisherige Studien zeigten für den Zusammenhang zwischen PPI-Gebrauch und Demenz widersprüchliche Ergebnisse. Zwei Metaanalysen aus dem Jahr 2020 konnten keinen Zusammenhang feststellen. Allerdings erfüllen diese Metastudien möglicherweise nicht die notwendigen Rahmenbedingungen, da auch Studienteilnehmende mit kurzfristigeren PPI-Einnahmen mitberücksichtigt wurden.
Erhöhtes Demenzrisiko bei mehrjähriger PPI-Einnahme
Eine neue US-amerikanische UntersuchungNeurology: "Cumulative Use of Proton Pump Inhibitors and Risk of Dementia" nahm daher gezielt eine längerfristige PPI-Einnahme unter die Lupe. Dazu diente den Wissenschaftlern eine große Patientenkohorte aus einer kardiovaskulären Langzeitstudie (ARIC-Studie). In dieser wurden regelmäßig die Medikamenteneinnahmen der Studienteilnehmenden erfasst.
Vom Zeitraum 2011 bis 2013 an wurden 5.712 Personen ohne Demenz (im Durchschnittsalter von 75,4 Jahren) beobachtet – im Mittel 5,5 Jahre lang. Eine Demenz entwickelten 585 Studienteilnehmenden.
Dabei ergab sich, dass diejenigen, die zum Zeitpunkt des Untersuchungsbeginns (also 2011–2013) Protonenpumpenhemmer verwendeten, kein höheres Demenzrisiko hatten als diejenigen ohne PPI-Einnahme.
Doch bei Personen, die schon vorher insgesamt mehr als 4,4 Jahre PPI eingenommen hatten, war das Risiko erhöht. Es lag um 33 Prozent höher als bei denjenigen ohne PPI-Gebrauch. Bei einer Verwendung weniger als 4,4 Jahre zeigte sich keine signifikante Korrelation.
Auf mögliche Risiken bei Langzeitgebrauch hinweisen
Die Studienergebnisse sollten nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ernst genommen werden. Sie seien ein Sicherheitssignal bei häufiger PPI-Einnahme. Allerdings sei weitere Forschung dringend notwendig.
Es gelte, die Zusammenhänge zwischen PPI-Gebrauch und Demenzentwicklung zu sichern und die Ursachen dahinter zu verstehen. Eine längerfristige Behandlung mit PPI ohne gesicherte Indikation sollte nicht erfolgen.
Die Patienten sollten laut DGN auf mögliche Risiken beim Langzeitgebrauch hingewiesen werden – auch in den Apotheken. Quellen: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN); DAZ.online, 19.05.2022