Erhöhen Abführmittel das Demenzrisiko?
Bis zu 40 Prozent aller Demenzen wären vermeidbar, meinen Experten. Sie verweisen dabei auf Demenz-Risikofaktoren, die sich verhindern oder behandeln lassen:
- Bluthochdruck,
- Übergewicht,
- Diabetes mellitus,
- körperliche Inaktivität,
- Rauchen,
- exzessiver Alkoholkonsum,
- Depressionen,
- Schwerhörigkeit,
- wenig Sozialkontakte,
- niedriger Bildungsstand,
- Schädel-Hirn-Traumen und
- Luftverschmutzung.
Auch Schlafmangel scheint eine Rolle zu spielen. Nun gibt eine Studie Hinweise auf einen möglichen weiteren vermeidbaren Risikofaktor: die regelmäßige Einnahme von Abführmitteln.
Je mehr Abführmittel, desto höher das Demenzrisiko
Erstmals zeigt eine große Bevölkerungsstudie diesen Zusammenhang auf: Personen, die regelmäßig Laxanzien einnehmen, haben ein signifikant um 50 Prozent höheres Demenzrisiko als Personen, die davon nicht Gebrauch machen.
Der signifikante Zusammenhang zeigte sich in der Studie sowohl für vaskuläre Demenzen als auch für Demenzen insgesamt, nicht jedoch für die Alzheimer-Demenz. Je mehr verschiedene Abführmittel eingenommen wurden, desto höher war das Demenzrisiko.
Die Studie basiert auf Daten von Freiwilligen zwischen 40 und 69 Jahren. Sie entstammen einer Datenbank aus Großbritannien. Als regelmäßiger Laxanzien-Gebrauch galt eine Einnahme an den meisten Wochentagen in den vier Wochen vor Studienbeginn. Die Teilnehmer wurden über durchschnittlich 9,8 Jahre nachbeobachtet.
So könnten Abführmittel die Demenzentwicklung beeinflussen
Experten betonen, dass es sich bei diesen Studienergebnissen um beobachtete Zusammenhänge handele. Sie seien noch nicht als Beweis dafür zu betrachten, dass Abführmittel tatsächlich das Demenzrisiko erhöhen. Weitere Untersuchungen müssten folgen.
Dennoch könnten sich die Fachleute ein erhöhtes Demenzrisiko durch Abführmittel erklären: Durch die Laxanzien könnte die Epithelbarriere des Darms gestört werden. Dadurch wäre es möglich, dass neurotoxische Stoffwechselprodukte, die aus dem Darmmikrobiom stammen, leichter ins zentrale Nervensystem gelangen und dort entzündliche Prozesse begünstigen.
Gesunde Ernährung könnte doppelt vor Demenz schützen
Die Fachleute raten daher grundsätzlich zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien. Angaben zufolge nehmen 20 Prozent der Allgemeinbevölkerung und 70 Prozent der Pflegeheimbewohner regelmäßig Abführmittel ein.
Viele Menschen könnten jedoch auf die Einnahme verzichten, wenn sie mehr Ballaststoffe und ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen würden. Eine gesunde Ernährung könnte nach Expertenmeinung womöglich gleich doppelt vor Demenz schützen: Zum einen mache sie Abführmittel häufig überflüssig, zum anderen sei sie per se demenzpräventiv. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)