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Clean Beauty: Hautpflege auf das Nötigste reduziert

Frau im Handtuch steht vorm Spiegel und tropft sich Öl aus Pipette auf die Wange
Beim Clean-Beauty-Trend werden Pflanzenöle zum Reinigen und Pflegen verwendet. | Bild: etonastenka / AdobeStock

Der Clean-Beauty-Trend zieht sich bereits seit einigen Monaten durch die sozialen Medien. Verbraucherinnen legen einen immer größeren Wert auf ihr individuelles Wohlbefinden, die Gesundheit und den Schutz von Umwelt und Tieren. Deshalb werden Produkte mit wenigen und ausgewählten Inhaltsstoffen im Bereich der Körperpflege immer beliebter.

Clean Beauty: Begriff ist Auslegungssache 

Was mit dem Begriff „Clean Beauty“ assoziiert wird, ist nicht eindeutig geregelt. Im Gegensatz zu zertifizierter Naturkosmetik kann hier jeder Hersteller selbst entscheiden, welche Produkte als „clean“ gelabelt werden sollen und welche nicht. 

Das macht den Vergleich entsprechender Kosmetika untereinander besonders schwer, da sich die Angaben nicht auf klar definierte Richtlinien beziehen. Hersteller nutzen das Label auch zu Marketingzwecken, beispielsweise um eine neue Zielgruppe zu gewinnen.

Kunden assoziieren mit dem Begriff nicht immer das Gleiche wie die Produzenten von Clean-Beauty-Produkten. Im Vordergrund stehen hier besonders reine und nachhaltig produzierte Produkte, die ohne lange Inhaltsstoffliste auskommen. 

Außerdem ist ihnen die Transparenz in den Bereichen Herkunft, Produktionsbedingungen sowie Unternehmensphilosophie wichtig. Im Allgemeinen ist dieser Punkt anhand der Verpackung schwer nachprüfbar, da die Hersteller nur selten konkrete Angaben zur Produktion sowie Weiterverarbeitung enthaltener Inhaltsstoffe angeben.

Clean Beauty: Verzicht auf umstrittene Inhaltsstoffe

Auf toxische und umstrittene Inhaltsstoffe soll nach Ansicht vieler Kunden bei Clean-Beauty-Produkten verzichtet werden. Dazu gehören beispielsweise folgende Stoffe:

  • Parabene, Sulfate, Phthalate,
  • Mineralöle wie Paraffine,
  • tierische Extrakte,
  • Mikroplastik,
  • Hormone,
  • synthetische Farb- oder Duftstoffe und
  • hormonaktive UV-Filter.

Clean-Beauty-Trend vereint Umweltschutz und Minimalismus

Doch viele Influencer gehen noch einen Schritt weiter: Sie reduzieren ihre Pflegeroutinen auf ein Minimum und verwenden ausschließlich reine, natürliche Mono-Produkte. 

Sie stellen ihre Pflegeartikel teilweise sogar selbst her und verwenden das gleiche Produkt für mehrere Kosmetik-Routinen. Klassiker sind reine Öle wie Kokos- oder Arganöl, welche zum Abschminken oder zur Pflege trockener Haut und Haare angewendet werden. 

Auch Shea- oder Kakaobutter können als Körpercreme, zur Lippenpflege oder als intensive Haarmaske eingesetzt werden. Unter dem Motto „Weniger ist mehr“ werden Umweltschutz, Minimalismus und natürliche Hautpflege vereint.

Gut zu wissen: Naturkosmetik, vegan oder bio – wo liegt der Unterschied?

Zertifizierte Naturkosmetik

  • Je nach Siegel müssen strenge Anforderungen erfüllt werden, die über die EU-Kosmetikverordnung hinaus gehen.
  • Einige Inhaltsstoffe sind verboten. Dazu gehören Inhaltsstoffe auf Erdölbasis, Silikone, Polyethylenglykol, Mikroplastik, bestimmte Konservierungsstoffe und chemische Lichtschutzfilter.
  • Gängige Siegel sind das NATURE- oder COSMOS-Siegel.

Biokosmetik

  • Meist ein Teil der Naturkosmetik, wenn vorrangig Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau enthalten sind.
  • Das COSMOS-Siegel ist dann beispielsweise durch den Begriff „Organic“ ergänzt. Das entspricht Naturkosmetik mit Bioqualität.

Vegane Kosmetik

  • Hier unterscheidet man Inhaltsstoffe, die an Tieren getestet wurden und Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs wie Kollagen.
  • Während das Siegel „Leaping Bunny“ den Ausschluss von Tierversuchen symbolisiert, steht das Vegan-Label der Vegan Society zusätzlich für die Freiheit von tierischen Inhaltsstoffen.

Clean-Beauty-Produkte aus der Apotheke

Wer in der Apotheke ein „Clean Beauty“-Regal für die Kunden anlegen möchte, sollte immer die Inhaltsstoffliste der einzelnen Produkte kontrollieren. Es gilt: je kürzer die Liste, desto besser. Außerdem ist es sinnvoll, Informationen zur Herkunft der Inhaltsstoffe und den Produktionsbedingungen zu sammeln, um eine passende Produktauswahl zu treffen.

Im Clean-Beauty-Regal der Apotheke können neben fester Dusch- und Haarseife auch reine hochwertige Einzelstoffe wie Sheabutter, Kokos- und Arganöl stehen. Natürliches Badesalz sowie ätherische Öle ergänzen das Sortiment; als Einzelsubstanz oder auch verarbeitet. 

Die Aromaölmanufaktur der Wappen-Apotheke in Delitzsch bei Leipzig bietet beispielsweise einen Lippenpflegebalsam mit nur vier Inhaltsstoffen an (Arganöl, Bienenwachs, Kokosöl, Kakaobutter).

Himbeersamenöl als Sonnenschutz?

Nicht jeder Clean-Beauty-Trend, der in den sozialen Medien beworben wird, ist ungefährlich. Besonders beim Thema UV-Schutz sollten geeignete Produkte verwendet werden, die einen ausreichend hohen Lichtschutzfaktor gegen UV-A- und UV-B-Strahlen erzielen. 

Häufig werden als „reine“ Alternativen Himbeersamen- oder Kokosöl empfohlen, die die Haut vor einem Sonnenbrand schützen sollen. Für deren Wirkung gibt es aktuell keine Belege. Außerdem ist nicht klar, welcher Lichtschutzfaktor erzielt werden kann und welche Arten von UV-Strahlen gefiltert werden. Literatur
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/21582440241255430
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/produkte/was-ist-naturkosmetik-26394
https://www.aroma-apotheke.com/arganoel-lippenbalsam-stift-8009466
 

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