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Diabetes: Insulin­pens richtig anwenden

Frau appliziert sich Insulin mittels Pens in die Bauchfalte
Vorzugsweise werden Insulininjektionen subkutan in den Bauch oder in die Oberschenkelaußenseite appliziert. | Bild: Goffkein / AdobeStock

Bei einem Typ-1-Diabetes müssen die Patienten mehrmals täglich ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren und regelmäßig fehlendes Insulin zuführen. Diese Selbstinjektion erfolgt subkutan ins Unterhautfettgewebe. Die überwiegende Anzahl an insulinpflichtigen Diabetikern benutzt in Deutschland dazu einen Pen, Einmalspritzen werden mittlerweile kaum noch verwendet. 

Die Pens werden mit einer Insulinpatrone befüllt. Mithilfe einer Dosiervorrichtung kann die benötigte Insulinmenge eingestellt und durch Betätigen eines Druckknopfs über eine dünne Injektionsnadel abgegeben werden. Die stiftartigen Spritzen ermöglichen eine einfache und bequeme Anwendung. 

Auch wenn das tägliche Spritzen für Diabetiker zu ihrem Alltag gehört, können bei der Anwendung jedoch einige Fehler gemacht werden, die zu teils schweren Nebenwirkungen führen können. Eine ausführliche Beratung unter einer Insulin-Therapie ist daher besonders wichtig.

Diabetes: Welche Modelle für Insulinpens gibt es?

Bei der Auswahl eines Insulinpens stehen verschiedene Modelle zur Verfügung. Dabei kann zunächst zwischen Fertigpens und nachfüllbaren Pens unterschieden werden. 

Bei den Fertigpens ist das Insulin bereits in den Pen integriert, sodass ein Einsetzen oder Wechseln einer Patrone daher nicht nötig ist. 

Bei den nachfüllbaren Pens wird das Insulin dagegen wie bei einem Füller in einer Patrone eingelegt, dabei sollten immer die Patronen der jeweiligen Herstellerfirma verwendet werden. Die Pens enthalten Insulin mit einer Aktivität von 100 IE pro Milliliter, teilweise stehen auch höher dosierte Präparate mit 200 IE/ml oder 300 IE/ml zur Verfügung.

Gut zu wissen: Darf das Insulin aus dem Pen mithilfe einer Einmalspritze appliziert werden?

U-100-Insuline, also mit einer Aktivität von 100 IE/ml, dürfen bei einer Betriebsstörung des Pens mit einer Einmalspritze mit einer 100-IE/ml-Skala appliziert werden. Eine herkömmliche U-40-Insulinspritze darf keinesfalls verwendet werden. Für höher konzentrierte Insuline dürfen auch U-100-Spritzen nicht benutzt werden.

Für Diabetiker mit Sehproblemen stehen spezielle Pens zur Verfügung, diese geben beim Einstellen der Dosis ein akustisches Signal von sich. 

Pens mit extra kleinen Dosierschritten sind zur Abgabe kleiner Insulinmengen für Kinder oder auch Erwachsene mit geringem Insulinbedarf geeignet. 

Mittlerweile sind auch sogenannte Smartpens erhältlich, diese können die abgegebene Insulinmenge mit Datum und Uhrzeit speichern und die Daten aufs Smartphone übertragen.

Wie funktioniert das Einstellen der Insulindosis?

Das Einstellen der benötigten Insulindosis geschieht durch schrittweises Drehen eines Dosierknopfs oder eines Drehschalters. Dabei kann jeder Drehschritt normalerweise deutlich sichtbar und hörbar mitverfolgt werden. Die Anzeige der gewählten Dosis erfolgt entweder analog oder digital. 

Wurde versehentlich eine zu hohe Insulindosis eingestellt, so ist es nicht bei allen Modellen möglich, die falsch eingestellte Dosis durch Zurückdrehen des Knopfes zu korrigieren. Die überdosierte Insulinmenge muss dann verworfen und die Dosis neu eingestellt werden. 

Bei einigen wenigen Modellen lässt sich eine höhere Insulindosis einstellen, als im Pen noch enthalten ist. Die noch fehlende Anzahl an Insulineinheiten kann dann nach der Injektion an der Dosisanzeige abgelesen werden. Nach erfolgtem Patronenwechsel muss der Patient noch eine zweite Teilmenge injizieren.

Nadeln für Insulindosis einmalig anwendbar

Kanülen für Insulinpens sind in Längen zwischen 4 und 12 Millimetern erhältlich. Nadellängen von über 10 mm für Erwachsene bzw. 8 mm für Kinder werden heute aber kaum noch eingesetzt, der Trend geht zu kürzeren Nadeln. Die Injektion durch kürzere Nadellängen wird als weniger schmerzhaft empfunden, zudem können intramuskuläre Injektionen vermieden werden. 

Wichtig für die Beratung in der Apotheke ist die Tatsache, dass es sich bei den Nadeln für Insulinpens um Einmalartikel handelt. Diese sollten nicht mehrfach verwendet und gleich nach der Applikation der Dosis abgeschraubt werden. Werden die Nadeln mehrfach benutzt, kann es leicht zu einem Verstopfen der Kanüle kommen. 

Außerdem nimmt der bei der subkutanen Insulininjektion empfundene Schmerz bei Verwendung stumpf gewordener Nadeln deutlich zu. Die Herstellerfirmen haften auch nicht für Folgen oder Schäden, die durch wiederholte Verwendung der Injektionsnadeln entstehen.

Hautstelle zur Insulininjektion regelmäßig wechseln

Wie bereits beschrieben wird das benötigte Insulin subkutan ins Unterhautfettgewebe injiziert – zur Applikation müssen also Hautpartien mit ausreichendem Fettgewebe ausgewählt werden. Bauch und Oberschenkelaußenseiten sind dabei normalerweise die bevorzugten Stellen zur Injektion. 

Im Bauchbereich darf dabei nicht oberhalb der untersten Rippe gespritzt werden. Ebenso sollte um den Bauchnabel herum ein rund 3 cm breiter Ring freigelassen werden. Andere Körperstellen sind zur Injektion weniger gut geeignet, da dort das Risiko einer versehentlichen intramuskulären Applikation mit dann deutlich schnellerer Resorption besteht. 

Wichtig ist auch ein regelmäßiger Wechsel der Injektionsstelle. Dieser Wechsel sollte systematisch nach einem bestimmten Plan erfolgen. Zur letzten Einstichstelle sollten jedes Mal zwischen 1 und 2 cm Abstand gelassen werden. Dadurch können sogenannte Lipohypertrophien vermieden werden. Dabei handelt es sich um Schwellungen und Verhärtungen im Unterhautfettgewebe. Diese Veränderungen stellen nicht nur ein kosmetisches Problem dar, auch die Insulinresorption ist an diesen Hautstellen deutlich verändert.

So wird die Insulininjektion korrekt verabreicht

Vor der Anwendung sollte sich der Patient gründlich die Hände mit Seife waschen, ein Desinfizieren der Injektionsstelle mit Alkohol ist im häuslichen Bereich nicht notwendig. 

Vor der Injektion muss die Insulinzubereitung gleichmäßig milchig durchmischt werden, dazu sollte der Pen 10- bis 20-mal gekippt oder zwischen den Händen gerollt werden. Keinesfalls darf der Pen geschüttelt werden, da durch den gebildeten Schaum die Insulindosis nicht korrekt abgemessen werden kann. 

Nach dem Aufsetzen der Nadel kann die Schutzkappe abgezogen und mit zwei bis drei Fingern eine Hautfalte an der zu applizierenden Stelle gebildet werden. Zur subkutanen Insulininjektion wird heute nicht mehr grundsätzlich die Bildung einer Hautfalte empfohlen. Bei Verwendung längerer Nadeln (> 5 mm) wird diese Technik noch angewendet, bei kurzen Nadeln kann darauf verzichtet werden. Wichtig ist, dass die Hautfalte nicht durch Greifen der ganzen Hand gebildet wird. Denn dann besteht die Gefahr, dass der Muskel mit angehoben und versehentlich intramuskulär injiziert wird. 

Die Injektionsnadel wird anschließend senkrecht in die Haut gestochen. Durch Druck auf den Injektionsknopf wird die benötigte Dosis Insulin appliziert. Nach einer Wartezeit von fünf bis zehn Sekunden kann die Nadel wieder herausgezogen werden.

Gut zu wissen: Was tun bei Luftblasen?

Wenn ein Insulinpen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist oder wenn die Nadel nach der Injektion nicht gleich entfernt wird, können sich Luftblasen bilden. 

Vor dem Injizieren von Insulin müssen möglicherweise vorhandene Luftblasen erst entfernt werden, da es sonst zu einer Unterdosierung kommen kann. Dazu wird der Pen entlüftet, indem eine Dosis von ein oder zwei Insulineinheiten eingestellt und in die Luft entleert wird.

Wie werden Insulinzubereitungen aufbewahrt?

Vorräte an Einmalpens oder Penpatronen müssen grundsätzlich im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C gelagert werden, am besten eignet sich dazu das Gemüsefach. Das Gefrierfach darf dazu keinesfalls verwendet werden, da eingefrorenes Insulin in seinen Eigenschaften gravierend verändert und damit unbrauchbar ist. 

Im Gebrauch befindliche Pens können bei Raumtemperatur, geschützt vor Lichteinwirkung, aufbewahrt werden. Eine Lagerung im Kühlschrank ist dann auch nicht mehr empfehlenswert, da gekühltes Insulin zu verstärkten Hautirritationen an der Einstichstelle führen kann. Zudem kann sich die Zubereitung bei niedrigen Temperaturen zusammenziehen und dabei Luft in den Pen gesaugt werden. 

Die Verwendbarkeit einer im Gebrauch befindlichen Insulinzubereitung liegt meist zwischen vier und sechs Wochen. Quellen
- Kirchner W.: Arzneiformen richtig anwenden, Deutscher Apotheker Verlage, 4. Auflage, Stuttgart 2016.
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2015/daz-25-2015/so-tut-spritzen-gar-nicht-weh
- https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/medizinische_klinik/Klinische_Pharmakologie/Downloads/Downloads_KPhz/Insulinpen_20180122.pdf
 

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