Corona-News des Tages: Meldungen vom 30.03. bis 03.04.2020
Freitag, den 03.04.2020
Apotheker appellieren an Gesundheitsämter
Apothekerverband und -kammer Nordrhein appellieren an die Gesundheitsämter, Apothekenpersonal offiziell als für die Gesundheitsversorgung im Pandemiefall besonders wichtiges medizinisches Personal einzuordnen. Sie wollen verhindern, dass Apotheken durch Total-Quarantäne aller Mitarbeiter coronabedingt schließen müssen und aus der Patientenversorgung wegbrechen. Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wurde um Unterstützung gebeten.
Apotheker und Ärzte aus Nordrhein bitten um weitere Erleichterungen
Einige bürokratische Hürden in der Arzneimittelversorgung wurden während der Coronakrise bereits abgebaut. Gelockert wurden unter anderem die Austauschverpflichtungen nach dem Rahmenvertrag. Der Apothekerverband und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein bitten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) allerdings um weitere Vereinfachungen für die Verordnung und die Abgabe von Arzneimitteln. Dazu zählen:
- Austausch auch bei Wirkstoffen der Substitutionsaustauschliste ermöglichen.
- Abweichen von der verordneten Wirkstärke erlauben.
- Stückelung kleinerer Packungsgrößen bis zur verordneten Menge ermöglichen.
- Aus größeren Fertigarzneimittelpackungen sollten Teilmengen entnommen werden können.
- Verpflichtung zur Abgabe von Importarzneimitteln vorrübergehend aussetzen.
- Widersprüchliche Kreuze bei T-Rezepten sollten durch Apotheke nach Rücksprache geändert werden können.
- Für Änderungen und Ergänzungen sollte eine Verordnung nicht erneut beim Arzt vorgelegt würden müssen. Quelle:daz.online/ks
Zertifizierung von Medizinprodukten soll um ein Jahr verschoben werden
Die ab Ende Mai geforderte Zertifizierung von Medizinprodukten soll wegen der Corona-Krise um ein Jahr verschoben werden. Dies schlug die EU-Kommission am Freitag offiziell vor. „Hintergrund der Entscheidung ist die beispiellose Krise, der wir uns alle gegenüber sehen“, sagte ein Kommissionssprecher. Wegen der Pandemie gebe es einen besonders großen Bedarf an lebenswichtigen Medizingütern. Gemeint sind etwa Atemmasken oder Beatmungsgeräte.
Ab Ende Mai sollten in der Europäischen Union eigentlich nur noch besonders zertifizierte Medizinprodukte auf den Markt gebracht werden. Dies wurde als Konsequenz aus dem Brustimplantate-Skandal 2010 in der EU-Medizinprodukteverordnung festgelegt. Die Anwendung soll nun um zwölf Monate verschoben werden, um keine zusätzlichen bürokratischen Hürden aufzubauen. Das hatten Europaparlamentarier, aber auch Hersteller und Krankenhäuser gefordert.Quelle:dpa/sn
Corona-Sonderzahlung bis Ende 2020 steuerfrei
Beschäftigte, die wegen der Corona-Krise eine Prämie von ihrem Arbeitgeber bekommen, müssen darauf keine Steuern zahlen. Das gelte für Sonderzahlungen und Sachleistungen bis zu 1500 Euro, teilte das Finanzministerium am Freitag mit. Voraussetzung ist, dass die Prämien zwischen dem 1. März und dem 31. Dezember 2020 zusätzlich zum normalen Arbeitslohn ausgezahlt werden. Die Hilfen bleiben auch in der Sozialversicherung steuerfrei.
„Freundliche Worte an der Ladentheke und Beifall für das medizinische Personal sind ein schöner Ausdruck unserer Verbundenheit in dieser schweren Zeit. Aber wir wollen mehr tun, um die Helferinnen und Helfer angemessen zu würdigen“, erklärte Finanzminister Olaf Scholz (SPD). „100-prozentigen Einsatz in dieser Zeit wollen wir 100-prozentig belohnen.“ Quelle: dpa/sn
München will Dunkelziffer durch Tausende Bluttests ermitteln
Mit Tausenden Bluttests wollen Forscher in München der Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen auf die Spur kommen. Ab Sonntag sollen Mediziner und Wissenschaftler bei zufällig ausgewählten Menschen in München um Blutproben für eine breit angelegte Studie bitten. Viele Infizierte spürten nichts von ihrer Infektion, sagte Professor Michael Hoelscher, Leiter der Abteilung Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum der Universität München, am Freitag in München. Daher sei davon auszugehen, dass es inzwischen eine erhebliche Dunkelziffer an Infektionen gebe – Schätzungen gingen von zwischen eins und zehn Prozent der Bevölkerung aus. Er kündigte an, dass für die Proben 3000 Haushalte zufällig ausgesucht würden.
Mit der Studie könne herausgefunden werden, wie sich das Virus tatsächlich in der Gesellschaft ausgebreitet habe. Hoelscher bat alle Münchner um ihre Unterstützung. Die Forscher würden bei den Proben von der Polizei begleitet, so sei klar erkennbar, dass es sich nicht um Betrüger handle. Pro Probe müssten nur drei Milliliter Blut abgegeben werden. Das Blut werde dann auf Antikörper getestet. Hat ein Mensch Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Blut, ist oder war er von einer Infektion betroffen. Hoelscher betonte, er gehe davon aus, dass die Ergebnisse der Studie für die Erforschung der Krankheit in ganz Deutschland nutzbar seien.
Haustiere sind kein Corona-Risiko
Haustiere wie Hunde und Katzen spielen nach Einschätzung deutscher Wissenschaftler keine relevante Rolle bei der Verbreitung des neuen Coronavirus. Darauf gebe es bisher keine Hinweise, heißt es beim Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das bundesweit Tierseuchen beobachtet. Je nach Tierart seien Ansteckungen durch Menschen nicht komplett auszuschließen. Allerdings bedeute eine mögliche Infektion von Haustieren nicht automatisch, dass sich das Virus in den Tieren vermehren kann und von ihnen auch wieder ausgeschieden werde.
Die Hauptquelle für Ansteckungen mit dem Coronavirus sind nach wie vor Infektionen zwischen Menschen. Für Hunde und Katzen empfiehlt das FLI deshalb zunächst keine Maßnahmen wie Absonderung, Trennung oder Quarantäne. Für Tierhalter generell, nun aber ganz besonders für Menschen mit Coronavirus-Infektionen, sei es wichtig, Hygieneregeln im Umgang mit ihrem Liebling zu beachten. Dazu gehörten zum Beispiel Hände waschen und das Vermeiden von Anniesen oder Anhusten. Halter sollten sich von ihren Tieren auch nicht durch das Gesicht lecken lassen.
Es bestehe kein Grund dafür, Haustiere vorsorglich in Tierheimen abzugeben, betont das Institut. Selbst wenn ein Haustier positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden sollte, bestehe kein Anlass, das Tier einzuschläfern. Quelle: dpa
Corona-Maßnahmen in Deutschland zeigen erste Wirkung
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zeigen nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts in Deutschland nun messbar Wirkung. Ein infizierter Mensch stecke seit einigen Tagen im Durchschnitt nur noch einen weiteren Menschen an, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag. In den vergangenen Wochen habe der Wert bei fünf, manchmal sogar bei sieben Menschen gelegen, die ein Infizierter ansteckte. Ein Grund zur Entwarnung seien die neuen Daten aber noch nicht: Erst, wenn ein Infizierter im Durchschnitt weniger als einen Menschen anstecke, lasse die Epidemie langsam nach. „Wir müssen unter eins kommen. Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen gelingt“, sagte Wieler. Quelle:dpa/sn
Bundesregierung hofft auf zuverlässigen Antikörpertest
Die Bundesregierung will im Kampf gegen das Coronavirus sofort nach Vorliegen eines zuverlässigen Antikörpertests repräsentative Stichproben in der Bevölkerung machen lassen. Das kündigte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „maybrit illner“ an. Ziel sei ein Überblick, wie groß der Anteil der Menschen in der Bevölkerung ist, die Antikörper gegen das Virus haben. Einen Test auf Antikörper im Blut gebe es schon, er sei „aber noch nicht so genau, wie wir ihn brauchen“, sagte Braun.
Der derzeit vorliegende Test könne „den fatalen Fehler machen, dass er einem suggeriert, man sei schon immun und es stimmt am Ende gar nicht“. Sobald dies behoben ist, solle „eine große Serie von Menschen, die glauben, sie hätten nie etwas mit Corona zu tun gehabt“, freiwillig getestet werden. Dies werde zeigen, wie viele Menschen die Erkrankung „still“ durchmachten und wie groß die Infizierten-Dunkelziffer sei. Quelle:dpa/sn
„Hilfe für Helfer“-Hotline für Mitarbeiter im niedersächsischen Gesundheitswesen
Viele Apothekenmitarbeiter arbeiten derzeit an der Belastungsgrenze, sind täglich mit den Ängsten und Sorgen ihrer Patienten konfrontiert und sorgen sich – nicht zuletzt wegen mangelnder Schutzausrüstung – auch um die eigene Gesundheit sowie die ihrer Familienangehörigen. Dass diese Zustände psychisch belastend sein können, liegt wohl auf der Hand. Für Akteure im niedersächsischen Gesundheitswesen wurde deshalb die „Hilfe für Helfer“-Hotline eingerichtet. Psychologisch geschulte Fachkräfte geben hier Tipps zum Umgang mit Corona-Ängsten und -belastung.
Eingeführt wurde das Angebot von der Dr. Becker Klinik Norddeich. „Wir können die Herausforderungen, vor die Corona uns alle stellt, nur bewältigen, wenn jeder das, was er am besten kann, der Gemeinschaft zur Verfügung stellt. Und wir können Menschen in Krisensituationen psychologisch beistehen und sie stärken“, erklärt Marco Friedrich Schmeding, Chefarzt Psychosomatik der Dr. Becker Klinik Norddeich.
Von montags bis freitags von 8–17 Uhr kann unter der Telefonnummer 0221 – 588 30 800 ein Gesprächstermin vereinbart werden (Ausnahme sind Feiertage). Außerhalb dieser Zeiten kann ein Termin auch über hilfe-fuer-helfer@drbeckermail.de angefragt werden. Die telefonische Beratung erfolgt auf Wunsch anonym. Quelle: Dr. Becker Klinikgesellschaft mbH & Co. KG /sn
Apotheken helfen bei häuslicher Gewalt
In der derzeitigen Ausnahmesituation und aufgrund der Ausgangsbeschränkungen droht ein Anstieg der häuslichen Gewalt. In Frankreich und Spanien helfen Apotheken: Mit dem Codewort „Maske 19“ können Betroffene auf Ihre Situation aufmerksam machen. Apotheken sind dann dazu aufgefordert die Polizei hinzuzuziehen. In Deutschland stehen für Hilfesuchende das Hilfetelefon „Gewalt gegen von Frauen“ (Tel. 08000/116 016 oder www.hilfetelefon.de) und ggf. leere Hotels zur Verfügung.