Meldungen vom 29.11. bis 03.12.2021
Montag, 29.11.2021
Zweitstärkste Impfwoche gegen Corona
Mit weit mehr als 3,1 Millionen Corona-Impfungen war die vergangene Woche in Deutschlands Arztpraxen die zweitstärkste Impfwoche aller Zeiten. Das teilte das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung am Montag in Berlin mit. Die Zahl von 3.161.348 Schutzimpfungen wurde demnach lediglich in der 23. Kalenderwoche im Juni dieses Jahres übertroffen, als die niedergelassenen Ärzte rund 3,38 Millionen Menschen gegen COVID-19 geimpft hatten. Die Hausarztpraxen übernehmen den Angaben zufolge mit 75 Prozent den Löwenanteil aller Impfungen. dpa / vs
Nach illegaler Corona-Impfung in Lübeck vier Männer unter Verdacht
Nach einer unzulässigen Impfaktion am Lübecker Flughafen am Wochenende prüft die Staatsanwaltschaft jetzt einen Anfangsverdacht wegen einer Straftat nach dem Arzneimittelgesetz. Den Angaben zufolge besteht der Verdacht, dass der Impfstoff nicht zugelassen ist. Die Vorwürfe richten sich gegen vier Männer im Alter von 81, 80, 74 und 61 Jahren, wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ulla Hingst, am Montag sagte.
Die Männer seien in den Kreisen Segeberg und Herzogtum Lauenburg wohnhaft. Der Sachverhalt bedürfe noch der weiteren Aufklärung, sagte Hingst. Deshalb werde es zunächst keine weiteren Angaben geben.
Die Polizei und der Ordnungsdienst der Hansestadt Lübeck hatten am Samstag die Impfaktion am Flughafen Lübeck beendet und Proben des Impfstoffs, genutzte Spritzen sowie Impflisten sichergestellt. Zu dem Zeitpunkt hätten sich etwa 150 Impfwillige im Flughafengebäude und weitere 80 vor dem Gebäude aufgehalten, sagte ein Polizeisprecher. Nach Angaben der Polizei waren die Wartenden sehr unzufrieden mit der Aktion von Polizei und Ordnungsdienst gewesen.
Biontech arbeitet an Impfstoff-Anpassung
Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech arbeitet neben laufenden Labortests zur Untersuchung der neuen Corona-Variante Omikron auch an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs – vorbeugend für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte. „Um keine Zeit zu verlieren, gehen wir diese beiden Aufgaben parallel an, bis die Daten vorliegen und wir mehr Informationen darüber haben, ob der Impfstoff angepasst werden sollte oder nicht“, teilte eine Biontech-Sprecherin mit.
Die beiden Arbeitsgänge überschneiden sich den Aufgaben zufolge teilweise. Als Beispiel wurde der Bauplan des Spike-Proteins für die Labortests mit dem Pseudovirus genannt, mit dem die Experimente durchgeführt werden. In den Labortests werden dabei Sera von Geimpften mit dem Spike-Protein der Variante konfrontiert. „Die Sera enthalten die Antikörper, die wir nach der Impfung haben“, erklärte die Biontech-Sprecherin. Es werde dann darauf geschaut, wie gut sie das neue Spike-Protein neutralisieren, also unschädlich machen.
Das Unternehmen rechnete spätestens bis Ende nächster Woche mit Erkenntnissen. dpa / vs
2G: Baden-Württemberg erkennt gelben Impfpass nicht mehr an
Baden-Württemberger, die noch kein digitales Corona-Impfzertifikat haben und nach dem 1. Dezember Einrichtungen oder Veranstaltungen mit 2G oder 2Gplus besuchen möchten, sollten aktiv werden. Denn ab dem 01.12.2021 wird bei der Zugangskontrolle der gelbe Impfpass nicht mehr anerkannt. Es muss ein digital überprüfbares Dokument vorliegen. In den Apotheken könnte das für erhöhte Nachfrage sorgen.
Omikron könnte in HIV-Patienten entstanden sein
Die überraschend viele Mutationen tragende Corona-Variante Omikron könnte Experten zufolge in einem Patienten mit HIV oder einer anderen Form der Immunschwäche entstanden sein. Das sei denkbar und wahrscheinlich, ähnliche Befunde seien in anderen Fällen bereits publiziert worden, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI).
In Menschen mit geschwächtem Immunsystem könne sich das Virus über viele Wochen vermehren, so Watzl. „Dabei können immer wieder vereinzelt Mutationen auftreten, die dem Virus eventuell keinen Vorteil bringen, die sich aber aufgrund der fehlenden Kontrolle durch das Immunsystem dennoch weiter vermehren können.“ Damit könnten zusätzliche Mutationen entstehen, die dann in der Kombination eventuell einen Vorteil brächten.
„Die vielen Mutationen sprechen für Entstehung in HIV-Patienten“, hatte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schon am Freitag getwittert. Omikron besitzt im Vergleich zum ursprünglichen SARS-CoV-2 aus Wuhan eine ungewöhnlich hohe Zahl von etwa 30 Aminosäureänderungen allein im Spike-Protein. Darunter sind Mutationen, von denen bekannt ist, dass sie mit einer stärkeren Übertragbarkeit und Immunescape in Verbindung stehen. Hinzu kommen viele Mutationen, deren Bedeutung noch unklar ist.
Zur Vermeidung der Ausbreitung so umfangreich veränderter Varianten wie Omikron wäre es demnach wichtig, infizierte immungeschwächte Menschen zu identifizieren und sie zu isolieren, bis sie nicht mehr infektiös sind. „Denn selbst wenn das Virus in einer solchen Person stark mutiert, erst die Weitergabe des mutierten Virus ist wirklich gefährlich.“ dpa / vs
Landesregierung in Stuttgart kündigt weitere Corona-Verschärfungen an
Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat weitere Corona-Verschärfungen angekündigt. Regierungssprecher Arne Braun sagte am Sonntag, über die einzelnen Schritte werde am Montag und Dienstag beraten. „Aber es ist klar, dass im Profifußball Geisterspiele kommen“, sagte Braun.
Die Besucherzahlen bei Großveranstaltungen wurden erst kürzlich beschränkt. Die Vereine dürfen nur die Hälfte ihrer Kapazität nutzen. Die Obergrenze liegt bei 25.000 Zuschauern. Auch hier gilt, dass Geimpfte und Genesene zusätzlich einen Test brauchen.
Die Landesregierung stelle angesichts der aktuellen Entwicklung jederzeit Überlegungen an, weitere Verschärfungen vorzunehmen, die möglich seien. „Die neue Virusvariante, die sich zuspitzende Lage auf den Intensivstationen in vielen Regionen, das weiter nicht gebremste exponentielle Wachstum – all das macht schnelles Handeln notwendig“, sagte Braun. Und es zeige sich immer deutlicher, dass die Länder dringend das volle Instrumentarium für weitgehende Beschränkungen bräuchten. dpa / vs
Zwei Fälle der Omikron-Virusvariante in Deutschland bestätigt
In München sind nach Angaben des zuständigen Max-von-Pettenkofer-Instituts zwei Fälle der neuen Omikron-Variante des Coronavirus nachgewiesen worden. Die beiden Reisenden seien am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Samstag. Nach Angaben des Institutsleiters und Virologen Oliver Keppler steht eine Genomsequenzierung noch aus. Aber es sei „zweifelsfrei bewiesen, dass es sich um diese Variante handelt“. dpa / vs
Impfung ist auch bei Varianten wie Omikron besser als keine
Auch wenn die Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe bei der neuen Corona-Variante Omikron nach bisher bekannten Daten geringer sein könnte: Die Impfung bleibt auch in diesem Fall die beste Option, wie Experten betonen. „Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei null an, wenn sie sich mit einer neuen Variante infiziert haben“, betonte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), am Samstag in Berlin bei einem virtuellen Bürgerdialog. Sie hätten auf jeden Fall schon einen gewissen Impfschutz, das sei entscheidend zu wissen.
Zwar gebe es bei Omikron viele Veränderungen an Stellen, an denen gerade die besten Antikörper binden können, sagte Leif Erik Sander, Immunologe an der Charité Berlin. „Aber unser Körper bildet eine Unmenge an verschiedenen Antikörpern.“ Hinzu kämen spezielle Zellen der Immunabwehr, die in der Regel ganz andere Stellen erkennen als die Antikörper. „Also wir haben immer ein Netz und einen doppelten Boden.“ Gerade bei der zellulären Immunität sei er sehr optimistisch, dass sie auch bei Omikron greife – und das sei die, die den Körper schütze, wenn das Virus in die Lunge eindringe und dort zu schwerem Lungenversagen führen könnte. „Darum sind wir optimistisch, dass wir mit so einer neuen Variante nicht bei null anfangen.“
Das Level an Immunität könne durch die Booster-Impfungen generell noch einmal sehr stark angehoben werden–- was auch gegen Varianten helfe, führte der Infektionsimmunologe weiter aus. „Die Booster bleiben wichtig, gerade auch bei den Varianten.“ dpa / vs
Nachschub an Corona-Tests: Angebot am Markt wird weniger
Wegen der aktuell hohen Nachfrage an Corona-Tests berichten Apotheker und Hausärzte von einem knapper werdenden Angebot am Markt. Wie der Geschäftsführer der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, Bernd Stahlhacke sagte, sei ihm zwar noch nicht bekannt, dass Apotheken gar keine Tests mehr beziehen könnten, das Angebot werde jedoch knapper. Es lasse sich auch nicht garantieren, dass immer genügend Tests vorhanden sein werden. Auch der Vorsitzende des Hausärzteverbandes im Nordosten, Stefan Zutz, berichtete von einem ausgedünnten Angebot bei Corona-Tests.
Auch privat betriebene Testcenter spüren die erhöhte Nachfrage: Es sei derzeit schwer, Tests zu beschaffen, sagte Unternehmer Ulf Dohrmann, er betreibt mehrere Corona-Schnelltestzentren im Landkreis Vorpommern-Rügen. Die Preise hätten sich verdoppelt und lägen derzeit zwischen 2,50 und 3,50 Euro pro Test. „Das Problem haben ja viele“, stellte Dohrmann fest. Er profitiere von Beziehungen, die er als ehemaliger Lieferant der Kommunen geknüpft habe. dpa / vs