Meldungen vom 28.06. bis 02.07.2021
Mittwoch, 30.06.2021
Mittwoch, 30.06.2021
Deutschland holt USA bei Corona-Erstimpfungen ein
Deutschland hat die USA bei den Corona-Erstimpfungen eingeholt. „Die USA sind schnell gestartet, heute liegt Deutschland bei Erstimpfungen erstmals gleichauf“, schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei Twitter. 45,3 Millionen der rund 83 Millionen Bürger oder 54,5 Prozent seien mindestens einmal geimpft. Die Webseite der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigte eine Quote von 54,2 Prozent Erstimpfungen an. Allerdings lagen dort zunächst noch die Daten vom Vortag vor.
Beim Blick auf die vollständigen Impfungen liegt Deutschland noch deutlich hinter den Vereinigten Staaten: Spahn zufolge haben inzwischen 30,3 Millionen Menschen in Deutschland (36,5 Prozent) den vollen Impfschutz. In den USA sind es laut CDC mehr als 46 Prozent der rund 330 Millionen Einwohner.
Das Interesse an den Impfungen in Deutschland sei nach wie vor ungebrochen, sagte ein Sprecher der Bundesregierung. Im Tagesschnitt gebe es aktuell 800.000 Impfungen. Spahn rief angesichts der Delta-Variante dazu auf, das Impfangebot wahrzunehmen. Quelle: dpa/mia
Schweiz spendet vier Millionen Corona-Impfdosen
Die Schweiz spendet vier Millionen Impfdosen des Stoffes AstraZeneca gegen das Coronavirus. Die Spende soll über das internationale Impfprogramm Covax verteilt werden, wie die Regierung in Bern bekanntgab. Sie hat insgesamt 5,4 Millionen Dosen AstraZeneca-Impfstoff auf Lager, er ist bislang in der Schweiz aber noch gar nicht zugelassen. Deutschland will bis Ende des Jahres 30 Millionen Dosen Impfstoff für ärmere Länder spenden.
Covax wurde im April 2020 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen gegründet, um Impfstoffkandidaten zu fördern und eine faire Verteilung erfolgreicher Impfstoffe in aller Welt zu gewährleisten. Allerdings haben die reichen Länder dann separate Verträge mit Herstellern gemacht und den Markt zur Immunisierung zunächst der eigenen Bevölkerung weitgehend leer gekauft.
Covax konnte bislang viel weniger Impfstoff verteilen als geplant. Bis Ende des Jahres sollten es zwei Milliarden Dosen sein. Bis Ende Juni waren es erst 89 Millionen. Quelle: dpa/mia
Niederlande impfen nun auch Jugendliche gegen COVID-19
Die Niederlande wollen nun auch 12- bis 17-Jährige gegen das Coronavirus impfen lassen. Dafür solle der Impfstoff der Hersteller Pfizer und Biontech genutzt werden, teilte Gesundheitsminister Hugo de Jonge mit. Er folgt damit einer Empfehlung des Gesundheitsrates. Bisher konnten nur Jugendliche mit Vorerkrankungen geimpft werden. In der EU dürfen 12- bis 17-Jährige nur mit dem Impfstoff von Pfizer und Biontech geimpft werden.
Die Vorzüge einer Impfung würden auch bei Jugendlichen schwerer wiegen als mögliche Nachteile. Kinder und Jugendliche würden zwar nur sehr selten schwer an COVID-19 erkranken, schreibt der Minister in einem Brief an das Parlament. Aber auch Minderjährige müssten in Krankenhäusern behandelt werden und einige litten langfristig unter den schweren Folgen. Ein hoher Impfgrad in der Bevölkerung könne auch eine vierte Infektionswelle im Herbst verhindern. Quelle: dpa/mia
AstraZeneca: Hoher Impfschutz auch bei längerem Abstand der Impfdosen
Der Schutz des AstraZeneca-Impfstoffs vor COVID-19 wird bei einem längeren Abstand zwischen erster und zweiter Dosis einer aktuellen Studie zufolge nicht beeinträchtigt. Forscher der Universität Oxford konnten bei einem Abstand von bis zu 45 Wochen zwischen beiden Impfdosen eine ebenso starke oder teilweise sogar bessere Immunantwort nachweisen wie bei dem standardmäßigen kürzeren Intervall, wie aus den veröffentlichten Ergebnissen hervorgeht. Die Studie ist noch nicht von Fachleuten begutachtet.
„Das ist eine beruhigende Nachricht für Länder mit niedrigen Impfstoffmengen, die sich um Verzögerungen der zweiten Dosis in ihren Bevölkerungen sorgen“, sagte der Immunologe Andrew Pollard, der auch an der Entwicklung des Vakzins beteiligt war, laut einer Mitteilung. „Sogar nach zehn Monaten Abstand nach der ersten Dosis gibt es eine exzellente Immunantwort.“
Die Forscher untersuchten außerdem, welche Wirkung eine dritte Dosis mit AstraZeneca, die mindestens sechs Monate nach der zweiten verabreicht wird, auf den Impfschutz hat. Hierbei wurde eine deutlich stärkere Immunantwort festgestellt, außerdem soll der Schutz vor den derzeit kursierenden Varianten besser sein. In Ländern mit hohen Impfquoten wie Großbritannien wird bereits darüber diskutiert, ob im Herbst mit Auffrischungsimpfungen begonnen werden soll. Quelle: dpa/mia
Umfrage: Reise-Lockerungen stoßen überwiegend auf Ablehnung
Die Aufhebung der pauschalen Reisewarnung für Corona-Risikogebiete weltweit stößt bei den Deutschen überwiegend auf Ablehnung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov nannten 48 Prozent diesen Schritt falsch. Nur 38 Prozent halten ihn für richtig. 14 Prozent machten keine Angaben.
Die Bundesregierung hatte bereits vor knapp drei Wochen entschieden, die Reisewarnung für alle Risikogebiete mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) zum 1. Juli aufzuheben. Das betrifft mehr als 80 Länder weltweit. Außerdem will die Regierung dann nicht mehr pauschal von touristischen Reisen ins Ausland abraten.
Für EU-Länder sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz, die nicht mehr als Risikogebiet eingestuft sind, wird künftig in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts nur noch „um besondere Vorsicht gebeten“.
Nur in der Altersgruppe von 18 bis 34 Jahre überwiegt die Zustimmung zu diesem Schritt mit 47 zu 39 Prozent, alle anderen Altergruppen sind eher dagegen. Große Unterstützung gibt es mit 71 Prozent für die Testpflicht für alle Flugpassagiere bei Einreise nach Deutschland. Quelle: dpa/mia
Laschet warnt vor weiteren Corona-Varianten
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat vor Leichtfertigkeit angesichts der sinkenden Zahl der Corona-Neuinfektionen gewarnt. Das Impftempo sei zwar ermutigend. „Trotzdem gibt es keinen Grund zum Übermut“, sagte der CDU-Bundesvorsitzende am Mittwoch in einer Gedenkstunde des Landtags in Düsseldorf für die Opfer der Corona-Pandemie. „Neue gefährliche Varianten können uns sehr schnell wieder mit steigenden Infektionszahlen konfrontieren“, so Laschet. „Und wir müssen den ganzen Tag hoffen, dass keine Variante entsteht, gegen die der Impfstoff nicht wirkt und dass wir wieder von vorne anfangen müssen.“
Das Coronavirus wird die Menschen nach Worten Laschets weiter begleiten. „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben, auch wenn die Schrecken der Pandemie einmal verblasst sein werden.“
Laschet, der auch Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahl ist, verteidigte seinen Grundsatz, dass Grundrechtseingriffe zurückgenommen werden müssten, wenn die Infektionszahlen sinken und Maßnahmen ausgeweitet werden, wenn die Zahlen steigen. In der Debatte um den richtigen Weg im Kampf gegen Corona hätten sich auch Gräben innerhalb von Familien und Freundeskreisen aufgetan. „Wir müssen versuchen, diese Gräben wieder zu schließen“, sagte Laschet. Quelle: dpa/mia
Coronazahlen weltweit steigen wieder
Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen weltweit ist erstmals seit Mitte April wieder leicht gestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete: Weltweit wurden vergangene Woche 2,6 Millionen Infektionen gemeldet, zwei Prozent mehr als in der Vorwoche, und 57.000 Todesfälle, zehn Prozent weniger als in der Vorwoche.
Die WHO ruft Behörden auf, besonders bei religiösen und sportlichen Großveranstaltungen strikt auf die Einhaltung von Hygiene-Maßnahmen zu achten. Besorgniserregend seien die Zahlen aus Afrika. Dort stieg die Zahl der gemeldeten Infektionen im Vergleich zur Vorwoche um 33 Prozent, die Zahl der gemeldeten Todesfälle um 42 Prozent. In der WHO-Europa-Region stieg die Zahl der gemeldeten Fälle um zehn Prozent.
In absoluten Zahlen gab es vergangene Woche die meisten Neuinfektionen in Brasilien, gefolgt von Indien, Kolumbien und Russland. Berechnet auf 100.000 Einwohner war der Anstieg besonders groß auf den Seychellen, in Namibia und der Mongolei.
Bis zum 29. Juni haben 96 Länder das Auftauchen der Virusvariante Delta gemeldet. Weil in vielen Ländern aber Kapazitäten zur Bestimmung der Varianten fehlt, geht die WHO davon aus, dass sie viel weiter verbreitet ist. Quelle: dpa/mia
UN: Knapper Impfstoff verhindert schnelle Tourismuserholung weltweit
Die schleppenden Corona-Impfkampagnen in vielen Ländern machen eine schnelle Erholung vieler Tourismusregionen zunichte. Betroffen sind vor allem ärmere Länder, wie die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) und die UN-Tourismusorganisation (UNWTO) in Genf berichteten.
Im vergangenen Jahr haben demnach direkte und indirekte Folgen des Tourismuseinbruchs das Bruttoinlandsprodukt – die Produktion von Waren und Dienstleistungen nach Abzug aller Vorleistungen – weltweit um schätzungsweise 2,4 Billionen Dollar (etwa zwei Mrd. Euro) geschmälert. Nach UNWTO-Angaben waren international etwa eine Milliarde weniger Touristen unterwegs als im Jahr davor, ein Einbruch von 73 Prozent.
Auch in diesem Jahr sei im Vergleich zu 2019 ein Minus von 1,7 bis 2,4 Billionen Dollar zu befürchten – vor allem, wenn das Impftempo in Ländern mit niedrigen Einkommen nicht rasch anziehe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von Impfnationalismus in reichen Ländern und moralischem Versagen. Einige Regierungen hätten einen Großteil des knappen Impfstoffs aufgekauft, statt sich einer solidarischen Verteilung in aller Welt anzuschließen. Während mancherorts bereits junge gesunde Menschen geimpft würden, setzten Pflegekräfte in anderen Ländern ihr Leben bei der Versorgung von Corona-Kranken täglich aufs Spiel, ohne selbst geimpft zu sein. Quelle: dpa/mia
Immer mehr Menschen von Post-COVID-Syndrom betroffen
Tausende Patienten in Deutschland leiden nach einer COVID-19-Erkrankung an Langzeitfolgen. Allein bei der zweitgrößten deutschen Krankenkasse, der Barmer, waren zwischen November 2020 und März 2021 mehr als 2.900 Versicherte von Long- oder Post-COVID betroffen, wie eine Auswertung von Versichertendaten der Kasse zeigt, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.
Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer, geht davon aus, dass vielen Betroffenen wegen der uneinheitlichen Symptome nicht bewusst sei, dass sie unter Long-COVID leiden. Nicht immer sei leicht erkennbar, wann die akute Virusinfektion aufhöre und die Langzeitfolgen anfingen, betonte Marschall. Erst seit Januar 2021 könne Post-COVID auch als Erkrankung offiziell im Abrechnungssystem der Ärzte codiert werden.
Von den Barmer-Versicherten, die von Januar bis März 2021 zunächst wegen Corona krankgeschrieben waren, waren mindestens 6,3 Prozent anschließend wegen Post-COVID arbeitsunfähig. Post-COVID-Syndrome treten der Barmer-Erhebung zufolge bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Quelle: dpa/mia