Meldungen vom 23. bis 27.11.2020
Donnerstag, den 26.11.2020
Forscherin: Infektionszahlen vor Weihnachten reduzieren
Um das Risiko von Corona-Ansteckungen bei Feiern an Weihnachten und Silvester entscheidend zu senken, muss die Pandemie zuvor nach Prognosen von Wissenschaftlern deutlich eingedämmt werden. Derzeit können nicht alle Infizierten lokalisiert werden. Bei täglich rund 20.000 Neuinfektionen in Deutschland reichten die Testkapazitäten nicht aus, sagte Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Damit steige die Dunkelziffer. Einer Modellrechnung zufolge sind derzeit bis zu doppelt so viele Infektionen unentdeckt wie bekannt.
„Die Feiertage sind wirklich eine Herausforderung“, sagte Priesemann. Nicht nur, dass viele Menschen an Weihnachten nach Hause reisten, um mit ihren Familien zu feiern – wenige Tage später an Silvester träfen sie dann im Freundeskreis mit völlig anderen Gruppen zusammen. „Das öffnet den Viren ganz neue Wege, die sie sonst nicht hätten.“ Die Treffen an sich wären kein Problem, sagte die Forscherin, „wenn wir genug Tests hätten und die Infizierten alle vorher gefunden werden würden“. Leider sei das derzeit nicht der Fall.
Nötig sei dafür, die Zahl der Neuinfektionen zu senken, die derzeit bei rund 20.000 pro Tag in Deutschland liegt. Bei einer Reduzierung auf 2.000 beispielsweise hätten die Gesundheitsämter wieder eine Chance, Kontakte schnell nachzuvollziehen. Die Reproduktionszahl, die angibt, wie viele Menschen ein Erkrankter ansteckt, liege seit einigen Wochen infolge des Teil-Lockdowns in etwa bei 1. Dieser R-Wert sei im ersten Lockdown zeitweise auf unter 0,7 gedrückt worden. Länder wie Belgien, Frankreich, Tschechien und die Schweiz hätten das mit strengen Maßnahmen auch in der zweiten Welle geschafft, sagte Priesemann. „Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, alle Bausteine zu nehmen, die man hat, um die Zahlen zügig in zwei, drei Wochen wirksam zu senken.“ Quelle: dpa/sn
Hausarzt vergleicht Weihnachtssonderregel mit geöffnetem Ventil
Alle reden über Weihnachten im Corona-Jahr – wie wird es zu diesem Zeitpunkt um die medizinische Versorgung bestellt sein? Aus der persönlichen Sicht des Hausarztes Stefan Mathias Fuchs wird sich die Lage über die Feiertage verschärfen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst sei in dieser Zeit eh schon „heillos überlaufen“, sagte der Karlsruher der Deutschen Presse-Agentur. „Ein Kollege vertritt neun andere“.
Auch er werde seine Praxis über die Feiertage schließen, um sich und seinen Mitarbeitern Erholung zu ermöglichen. „Wir haben schon am Anfang der Pandemie alles gegeben“, sagt Fuchs. „Irgendwann sind die Kräfte weg.“
Mit Blick auf Weihnachten sagt Fuchs: „Wir könnten ein normales Fest feiern, wenn alle diszipliniert wären.“ Aus epidemiologischer Sicht hieße das, alle bleiben bis dahin zu Hause. „Wir sind aber soziale Wesen, wir wollen feiern“, so der Mediziner. „Wenn jetzt irgendwo ein Ventil geöffnet wird, wird erstmal nachgeholt, was acht Wochen unterdrückt wurde.“ Daher sei die entscheidende Frage, ob es gelinge, die Infektionszahlen vor Weihnachten deutlich zu senken. Quelle: dpa/sn
EU: Moderna will Impfstoff noch im Dezember liefern
Der US-Hersteller Moderna will die Lieferung seines Corona-Impfstoffs an die Europäische Union womöglich schon im Dezember starten – vorausgesetzt, das Mittel erhält eine Zulassung. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Es bestätigte den Abschluss eines Rahmenvertrags mit der EU-Kommission. Demnach sollen zunächst 80 Millionen Impfstoffdosen geliefert werden, mit der Option auf 80 Millionen weitere Einheiten.
„Moderna geht davon aus, mit der Lieferung von mRNA-1273 in die Europäische Union im Dezember 2020 zu beginnen“, bestätigte das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Strategische Partner in Europa seien die Unternehmen Lonza in der Schweiz und Rovi in Spanien zur Produktion und Abfüllung des Impfstoffs.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte den Vertrag über bis zu 160 Millionen Impfdosen bereits am Dienstag bekannt gemacht. Das Moderna-Vakzin gehört zu den drei Impfstoffen mit den besten Chancen, schon in den nächsten Wochen in Europa zugelassen zu werden. Zuvor werden Wirksamkeit und Sicherheit von der Arzneimittelbehörde EMA geprüft. Der Moderna-Impfstoff hat nach Angaben des Herstellers eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent. Quelle: dpa/sn
Intensivmediziner über Lockerungen zu Weihnachten besorgt
Der Intensivmediziner Uwe Janssens hat sich besorgt über die Lockerung der Kontaktbeschränkungen geäußert, auf die sich Bund und Länder für Weihnachten verständigt haben. „Bei allem Verständnis für Weihnachten und Familienfeiern müssen wir leider befürchten, dass in der Folge der partiellen Aufhebung der Einschränkungen um Weihnachten im Januar die Infektionszahlen wieder ansteigen“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist über die Wirksamkeit der beschlossenen Maßnahmen besorgt. Es sei nicht auszuschließen, dass Weihnachten und Silvester „zu einem Kickstarter für die Pandemie werden“, sagt der Mediziner der Funke Mediengruppe. „Dass wir die Beschränkungen für Weihnachten und Silvester wieder etwas lockern, ist tatsächlich riskant.“ Lauterbach betont aber auch, dass schärfere Regeln für diese Zeit möglicherweise von der Bevölkerung nicht akzeptiert würden. Alles hänge demnach davon ab, wie vernünftig sich die Bevölkerung verhalte. Quelle: dpa/sn
Mehr Schnelltests für Corona-Risikogruppen geplant
Zum Schutz von Risikogruppen wie älteren und kranken Menschen soll der Einsatz von Corona-Schnelltests weiter ausgedehnt werden. Ab 1. Dezember sollen je Pflegebedürftigem 30 Schnelltests pro Monat möglich sein, wie aus einem am Mittwoch gefassten Beschluss von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder hervorgeht. Je nach Verfügbarkeit solle dieser Anspruch dann schrittweise erhöht werden. In Pflegeheimen sind bisher bis zu 20 Tests pro Monat und Bewohner möglich. Einrichtungen müssen dazu Test-Konzepte erstellen. Dann legt das Gesundheitsamt fest, wie viele Tests gekauft und auf Kassenkosten finanziert werden können.„Wichtig ist, dass auch Bewohner in Einrichtungen zu Weihnachten unter möglichst sicheren Bedingungen Familienbesuch erhalten können“, heißt es in dem Beschluss von Bund und Ländern weiter.
Mit Blick auf einen künftigen Impfstoff sollen Vorbereitungen weiter vorangetrieben werden. So soll die Kassenärztliche Bundesvereinigung im Auftrag des Bundes „standardisierte Module“ zur telefonischen und digitalen Terminvereinbarung für geplante Impfzentren in den Ländern und mobile Impfteams erarbeiten. Bei bestmöglichem Verlauf könne mit ersten Impfstoff-Lieferungen noch im Dezember gerechnet werden. Quelle: dpa/sn
Verlängerung der Corona-Maßnahmen beschlossen
Nach einer mehrstündigen Videokonferenz haben sich Bund und Länder am Mittwoch auf eine Verlängerung des Teil-Lockdowns sowie weitere Maßnahmen geeinigt. Beschlossen wurde, dass der aktuell geltende Teil-Lockdown mit der Schließung unter anderem von Restaurants, Theatern, Fitnessstudios und Freizeiteinrichtungen bis zum 20. Dezember verlängert wird. Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sollten demnach auf maximal fünf Personen aus dem eigenen und einem weiteren Haushalt begrenzt werden. Kinder bis 14 Jahre sollten nicht unter diese Regelung fallen. Weihnachten solle aber gefeiert werden können, im engsten Familien- und Freundeskreise mit maximal zehn Menschen, Kinder bis 14 Jahre nicht eingerechnet. Quelle: dpa/sn