Meldungen vom 23. bis 27.11.2020
Mittwoch, den 25.11.2020
Pläne zu vergünstigten FFP2-Masken für Risikogruppen werden konkreter
Die geplante Abgabe günstiger FFP-2-Schutzmasken an Menschen aus Corona-Risikogruppen in diesem Winter wird konkreter. Der Gemeinsame Bundesausschuss des Gesundheitswesens mit Vertretern von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen hat eine erbetene Eingrenzung der Gruppen mit Risiken für schwere und tödliche Verläufe erstellt. Insgesamt dürften es 27,35 Millionen Menschen sein, wie es in der Stellungnahme heißt, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Dazu zählen 23,7 Millionen Menschen ab 60 Jahre, außerdem weitere Menschen mit Vorerkrankungen, Risikoschwangerschaften oder Übergewicht.
Die Stellungnahme soll nun Grundlage für eine Verordnung sein, mit der das Bundesgesundheitsministerium die konkrete Umsetzung regeln will. Ziel bleibe, mit der Ausgabe von Masken im Lauf des Dezembers zu beginnen, wie es hieß. Nach einem Beschluss von Bund und Ländern sollen pro Person insgesamt 15 FFP2-Masken – rechnerisch eine pro Winterwoche – gegen „eine geringe Eigenbeteiligung“ zu bekommen sein.
Um Infektionsrisiken zu vermeiden und Arztkapazitäten nicht unnötig zu binden, sollten Risikopatienten unter 60 mit möglichst einfachen Regeln ermittelt werden, erläutert der Gemeinsame Bundesausschuss. Individuelle ärztliche Überprüfungen oder Atteste seien nicht praktikabel. Genutzt werden sollten vorrangig Verwaltungsdaten. Quelle: dpa/sn
China: Erste Impfstoffzulassung beantragt
Der erste Hersteller in China hat laut einem Bericht die Zulassung eines Corona-Impfstoffes für die breite Öffentlichkeit beantragt. Der Impfstoffentwickler China National Biotec Group (CNBG) habe einen Antrag auf Zulassung seines Präparates bei den Behörden eingereicht, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua Finance am Mittwoch unter Berufung auf einen Manager des CNBG-Mutterkonzerns Sinopharm. Eine Mitteilung des Unternehmens lag zunächst nicht vor.
Im Gegensatz zu westlichen Herstellern haben weder CNBG noch Sinopharm genauere Daten zur Wirksamkeit ihrer Mittel veröffentlicht, was einen Vergleich schwierig macht.
Sinopharm hat nach eigenen Angaben von vergangener Woche bereits fast eine Million Menschen über ein so genanntes Notfallprogramm mit seinen Impfstoff-Kandidaten gegen das Coronavirus geimpft. Dabei habe es keine Berichte von schwerwiegenden Nebenwirkungen gegeben, nur wenige hätten leichte Symptome entwickelt.
In China berichten Staatsmedien bereits seit Wochen über Impfungen bestimmter Bevölkerungsgruppen – etwa von Militärangehörigen und Klinikpersonal, aber auch von Diplomaten und Angestellten von Staatskonzernen. Ihnen werden Impfstoff-Kandidaten verabreicht, für die die Prüfung in klinischen Studien nicht abgeschlossen ist. Quelle: dpa/sn
AOK-Studie: Weniger Schlaganfall-Patienten, mehr kritische Fälle
In den Kliniken sind im Corona-Krisenmodus im Frühjahr viel weniger Schlaganfall-Patienten behandelt worden. Es gab laut einer Studie aber mehr kritische Verläufe, wie das Wissenschaftliche Institut der Allgemeinen Ortskrankenkassen (WIdO) für AOK-Versicherte ermittelte. Trotz insgesamt deutlicher Rückgänge der Fälle in den ersten drei Wochen der Krisenregeln stieg demnach die Zahl der Patienten, die binnen 30 Tagen nach einem Hirninfarkt oder einer Hirnblutung starben, auf 740. Im Vorjahreszeitraum seien es 714 verstorbene Schlaganfall-Patienten gewesen. Basis sind jeweils Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten zwischen 16. März und 5. April.
Um Kapazitäten für Corona-Patienten frei zu halten, hatten Bund und Länder dazu aufgefordert, ab 16. März alle planbaren Operationen, Aufnahmen und Eingriffe in Kliniken bis auf weiteres auszusetzen. Laut der Studie wurden nun zwischen Mitte März und Anfang April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 15 Prozent weniger Patienten mit Schlaganfällen und 28 Prozent weniger mit Herzinfarkt behandelt.
WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber erläuterte, Angst vor einer Corona-Infektion könnte gerade Patienten mit leichteren Beschwerden davon abgehalten haben, sich ins Krankenhaus zu begeben. „Diese Sorge muss den Patienten genommen werden, denn bei der Behandlung von Herzinfarkt und Schlaganfall zählt wirklich jede Minute.“
Die Analyse ergab demnach auch, dass die Notfallversorgung in der Frühphase der Pandemie funktioniert habe und Prozesse teils sogar schneller liefen. Wichtige, zeitkritische Behandlungen etwa zum Öffnen verschlossener Blutgefäße seien häufiger bereits am Tag der Klinikeinweisung vorgenommen worden. Hintergrund seien möglicherweise bessere Anfahrtbedingungen für den Rettungsdienst in der ersten Lockdown-Phase, aber auch frei gewordene Kapazitäten für solche dringlichen Eingriffe wegen der Absage anderer planbarer OPs. Quelle: dpa/sn
Sachsen-Anhalt: Schnelltests in Schulen und Kitas im neuen Jahr
Mit Schnelltests an Schulen, Kitas und Horten will Sachsen-Anhalt das Corona-Ansteckungsrisiko nach den Weihnachts- und Silvesterfeiertagen minimieren. Es sei angedacht, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher nach dem Feiertag Heilige Drei Könige auf freiwilliger Basis auf den Erreger zu testen, sagten Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) und Bildungsminister Marco Tullner (CDU) am Dienstag in Magdeburg. Für die Tests sollen zwei zusätzliche Ferientage am 7. und 8. Januar genutzt werden. Wie die Tests organisiert werden sollen, ist noch offen. Quelle: dpa/sn
AOK: Mehr Bundesmittel für gesetzliche Kassen
Der AOK-Bundesverband fordert vom Bund kurzfristig deutlich aufgestockte Zuschüsse für die gesetzlichen Krankenkassen. Der Vorstandsvorsitzende Martin Litsch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch), der verabredete Bundeszuschuss fürs kommende Jahr von rund fünf Milliarden Euro reiche bei weitem nicht aus, um wie versprochen die Sozialbeiträge für Rente, Gesundheit, Pflege und Arbeitslosenversicherung bis 2022 insgesamt unter 40 Prozent zu halten.
Das Finanzloch habe aber nur zum Teil mit der Corona-Pandemie zu tun, sagte er. „Die prognostizierte Finanzierungslücke in 2021 von über 16 Milliarden Euro ist nach übereinstimmenden Berechnungen von Bundesgesundheitsministerium und Kassen nur zu rund 20 Prozent durch die Pandemie bedingt und macht rund 3,4 Milliarden Euro aus“, sagte Litsch. Er verwies darauf, dass ein Großteil der Mehrausgaben durch „kostspielige Gesetze“ verursacht werden, die dauerhafte Wirkung hätten. Ohne weitere Bundeszuschüsse prognostiziert die AOK eine saftige Beitragssteigerung. Vor wenigen Tagen hatte auch die Techniker Krankenkasse vor einer drastischen Erhöhung des Krankenkassen-Zusatzbeitrags gewarnt, wenn der Staat nicht gegensteuere. Quelle: dpa/sn
Drosten: Selbstisolation bei milden Erkältungszeichen
Zum Vermeiden weiterer Corona-Fälle sollten Menschen mit milden Erkältungssymptomen aus Expertensicht auch dann zu Hause bleiben, wenn der Hausarzt keinen Anlass für einen Test sieht. Dazu hat der Virologe Christian Drosten in der am Dienstag veröffentlichten Folge des „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info aufgerufen. „Man soll nicht krank und auch nicht kränklich zur Arbeit gehen, selbst wenn der Hausarzt gesagt hat, das testen wir jetzt mal nicht.“ Prinzipiell sollten Betroffene sich demnach in der aktuellen Phase der Pandemie auch schon mit einem Kratzen im Hals oder einer laufenden Nase nicht mehr in soziale Situationen begeben.
Hintergrund sind auch kürzlich geänderte Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI), die angesichts begrenzter Laborkapazitäten auf den Einsatz von Tests vor allem bei Menschen mit deutlichen Symptomen wie Lungenentzündung oder Geruchs- und Geschmacksverlust abzielen. Menschen, die trotz Symptomen nicht getestet werden können, sollen sich nach RKI-Empfehlung fünf Tage zu Hause isolieren und dies erst nach weiteren 48 Stunden ohne Symptome beenden. Drosten sagte, es wäre wichtig, wenn möglichst bald jeder mit leichten Symptomen ein Schnelltest-Ergebnis bekommen könnte, etwa beim Hausarzt. Solche Tests dürfen bisher nur von Fachpersonal eingesetzt werden. Sie gelten als weniger empfindlich als PCR-Tests.
Schnelltests halte er für „ein ganz wichtiges neues Werkzeug“ in der Bekämpfung der Pandemie, bekräftigte Drosten. Es müsse bei dem Thema jetzt mit vereinten Kräften vorwärts gehen, damit die Tests angewendet werden, bevor die große Winter-Welle vorbei sei. „Man muss die jetzt benutzen.“ Der Vorschlag, den er und auch andere Experten machten, sei, Schnelltests vorrangig bei Patienten mit Symptomen einzusetzen, schilderte der Virologe. Am besten sollten sie in den ersten fünf Tagen nach Symptombeginn eingesetzt werden.
Für bevölkerungsweite Tests in Deutschland hält der Experte Schnelltests aus mehreren Gründen für ungeeignet: Unter anderem seien derzeit zu viele falsch positive Ergebnisse zu erwarten – was bedeute, dass relativ viele Leute zu Unrecht in Isolierung müssten. Lohnend könne eher der gezielte Einsatz in Hotspots sein, so der Charité-Wissenschaftler. Er und sein Team hätten die Verlässlichkeit von Schnelltests mehrerer Hersteller überprüft, auch andere Labore arbeiteten daran. Als erster Staat hatte die Slowakei kürzlich Corona-Massentests im ganzen Land durchgeführt. Quelle: dpa/sn
HZI untersucht Corona-Lage an Schulen
So wie das bereits bei den Kitas passiert, soll nun auch das Infektionsgeschehen an den Schulen in Deutschland im größeren Stil wissenschaftlich untersucht werden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat nach eigenen Angaben das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und die Kinderklinik der Uniklinik Köln damit beauftragt.
Ziel ist es demnach unter anderem Studien, Zahlen und Datenerhebungen, die bereits in den Bundesländern gemacht werden und wurden, zusammenzuführen, „um daraus in einer Gesamtschau belastbare Zahlen für die gesamte Republik zu haben“, wie die amtierende KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Dienstag mitteilte. Es gehe darum, Aussagen zum Infektionsgeschehen und den an Schulen angewandten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie treffen zu können. Quelle: dpa/sn