Meldungen vom 23. bis 27.11.2020
Montag, den 23.11.2020
NRW sucht freiwillige Fachkräfte für Impfaktion
Mit Blick auf die geplante Corona-Impfaktion in Nordrhein-Westfalen haben Landesregierung und Ärztevertreter ausgebildete Fachkräfte aus dem Medizin- und Pflegebereich zur Unterstützung aufgerufen. Das bereits bestehende Freiwilligenregister soll erweitert werden, so dass eine direkte Vermittlung möglich ist. Bislang gebe es bereits mehr als 1000 registrierte Freiwillige.
„Wir werden dafür sorgen, dass eine direkte Vermittlung möglich ist“, sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Hans-Albert Gehle zum Freiwilligenregister. Interessierte könnten den Angaben zufolge unter anderem Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Pflegekräfte, Rettungskräfte und Verwaltungskräfte aus dem Gesundheitswesen sein.
70 Prozent Wirksamket beim Vakzin von AstraZeneca
Mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca hat ein weiteres Unternehmen positive Daten zu einem für Europa relevanten Corona-Impfstoff vorgelegt. Das Vakzin vermeide mit rund 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, teilte das Unternehmen am Montag mit. Damit liegt die Wirksamkeit des mit der Universität Oxford entwickelten Vakzins hinter der der Präparate von Pfizer/Biontech und Moderna.
Der AstraZeneca-Impfstoff kann den Angaben zufolge bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aufbewahrt werden. Berücksicht wurden für die Zwischenergebnisse zum einen Daten einer kombinierten Phase-II/III-Studie, bei der die Versuchspersonen der Impfgruppe zuerst eine halbe Dosis des Impfstoffs und einen Monat später eine weitere volle Dosis erhielten. Die Effektivität lag den Angaben zufolge hier bei 90 Prozent. Zum anderen wurden Ergebnisse einer Phase-III-Studie berücksichtigt, bei der Probanden der Impfstoff-Gruppe zwei volle Dosen bekamen. Die bisher errechnete Effektivität lag dabei bei 62 Prozent. Zusammengenommen ergibt sich den Angaben zufolge eine Wirksamkeit von 70 Prozent. Die Zwischenauswertung basiert auf insgesamt 131 Infektionsfällen mit nachweislichem COVID-19.
Der Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger SARS-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Das Mittel wirkt zweifach: Es soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern. Anders als die Impfstoffe der Mainzer Firma Biontech und des Pharmakonzerns Pfizer sowie der US-Firma Moderna gehört das britisch-schwedische Präparat nicht zu den mRNA-Impfstoffen. Quelle: dpa/sn
Patientenschützer: Zuverlässigkeit von Schnelltests überprüfen
Patientenschützer verlangen geprüfte Angaben zur Zuverlässigkeit von Corona-Schnelltests. Bisher verlasse man sich dabei allein auf die Angaben des jeweiligen Herstellers, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. „Deshalb muss der Bundesgesundheitsminister dafür sorgen, dass sofort staatlich anerkannte, unabhängige Labore die Qualität evaluieren.“ Es müsse unbedingt verhindert werden, dass Tests minderer Qualität zum Einsatz kommen – schließlich könne schon ein einziges falsches Testergebnis mehrere Todesfälle zur Folge haben.
„In den letzten Wochen ist die Zahl der Anbieter von Schnelltests explodiert“, sagte Brysch. Beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden Antigen-Tests zum Nachweis von SARS-CoV-2 aufgelistet, die laut Herstellerangaben die Mindestkriterien erfüllen, die durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) festgelegt werden. Bis zum Freitag waren dort bereits mehr als 200 Produkte erfasst.
„Dass Schnelltests rasche Ergebnisse über die Infektiosität liefern, ist unbestritten“, so Brysch. „Jedoch sind die Ergebnisse nicht immer von gleicher Qualität.“ Für Käufer wie Pflegeheime sei nicht zu erkennen und nicht prüfbar, ob die von den Herstellern gemachten Angaben tatsächlich stimmten. Brysch plädiert dafür, nur staatlich geprüfte Antigentests einzusetzen. Der Markt müsse geordnet, die Aussagekraft der Angaben gesichert werden. „Sonst wiegen sich die Tester in einer Scheinsicherheit“, sagte er. „Ich habe da aus Patientensicht große Sorgen.“
Die neue Nationale Teststrategie sieht vor, etwa in Pflegeeinrichtungen verstärkt Antigentests einzusetzen, vor allem um asymptomatische Menschen mit einer SARS-CoV-2-Infektion aufzuspüren. Die Tests gelten allerdings als weniger zuverlässig als die PCR-Tests, die zur Erfassung von Neuinfektionen genutzt werden. Quelle: dpa/sn
Erste Impfungen in diesem Jahr erwartet
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet noch in diesem Jahr mit ersten Impfungen gegen das Coronavirus. „Es gibt Anlass zum Optimismus, dass es noch in diesem Jahr eine Zulassung für einen Impfstoff in Europa geben wird. Und dann können wir mit den Impfungen sofort loslegen“, sagte Spahn dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). Er habe die Länder gebeten, dass die Impfzentren Mitte Dezember einsatzbereit sein sollen. Das scheine zu klappen.
Auch Finanzminister Olaf Scholz (SPD) machte Hoffnungen auf Impfungen noch in diesem Jahr. „Wir haben die Vorbereitungen dafür getroffen, dass es noch im Dezember losgehen könnte“, sagte Scholz am Sonntagabend auf „Bild live“. Er glaube, es gehe „mit der Impfung schneller los, als wir vor einiger Zeit gedacht haben“, betonte der Vizekanzler.
Spahn zeigte sich optimistisch, dass es nicht bis Ende 2021 dauern werde, bis alle Bevölkerungsgruppen durchgeimpft sind. So benötige man für viele der voraussichtlichen Impfstoffe keine tiefe Kühlung. Sie könnten in normalen Arztpraxen gegeben werden. „Und dann geht es schnell: Vergessen wir nicht, dass jährlich in wenigen Wochen bis zu 20 Millionen Menschen gegen Grippe geimpft werden“, sagte Spahn.
Spahn kündigte den Aufbau einer Online-Plattform über die erreichten Impfquoten an, differenziert nach Alter und Regionen. „Insbesondere dann, wenn wir bei den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen eine hohe Impfquote erreicht haben, werden wir die Beschränkungen schrittweise lockern können.“
Nach Angaben von Spahn hat sich Deutschland über die EU-Kommission oder bilaterale Verträge und Optionen inzwischen mehr als 300 Millionen Impfdosen für Deutschland gesichert. „Auch bei zwei Dosen pro Impfung hätten wir dann genug für die eigene Bevölkerung und könnten mit anderen Ländern teilen“, sagte Spahn. Der Minister kündigte an, dass sich Deutschland auch Impfdosen beim Dessauer Impfhersteller IDT sichern wird. Quelle: dpa/sn
Zahl der Intensivpatienten steigt weiter
Nach Daten der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) stieg die Zahl der intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Patienten auf 3.709 (Stand 22.11.) – das waren 79 mehr als am Vortag. 2.132 von ihnen wurden invasiv beatmet. Derzeit sind rund 6.650 Betten frei. Vor einem Monat wurden etwas mehr als 1.100 Patienten mit COVID-19 intensivmedizinisch behandelt, vor zwei Monaten rund 290. Quelle: dpa/sn
Vorschlag aus Berlin: Teil-Lockdown bis kurz vor Weihnachten verlängern
Der Ende Oktober von Bund und Ländern beschlossene Teil-Lockdown soll nach einem Vorschlag von Berlin, dem Vorsitzland der Ministerpräsidentenkonferenz, wegen der weiterhin hohen Corona-Zahlen bis kurz vor Weihnachten verlängert werden. Die Maßnahmen würden bundesweit bis zum 20. Dezember verlängert, heißt es in einem entsprechenden Beschlussentwurf für die Beratungen der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Quelle: dpa/sn
USA: Impfung voraussichtlich ab 11. Dezember möglich
Der von Biontech und Pfizer entwickelte Corona-Impfstoff könnte in den USA im Fall einer Notfallzulassung einem Regierungsvertreter zufolge bereits ab dem 11. Dezember verfügbar sein. Der Impfstoff könne nach einer Genehmigung der US-Arzneimittelbehörde FDA innerhalb von 24 Stunden an die Bundesstaaten geliefert werden, sagte der für das Impfprogramm der US-Regierung zuständige Vertreter, Moncef Slaoui, am Sonntag im Gespräch mit CNN. Er hoffe, dass bereits am 11. oder 12. Dezember Menschen geimpft werden könnten, sagte er dem Fernsehsender. Quelle: dpa/sn
USA: Notfallzulassung für Antikörper-Cocktail
Die US-Arzneimittelbehörde FDA erteilte dem Biotech-Unternehmen Regeneron am Samstag (Ortszeit) die Notfallzulassung für einen Antikörper-Cocktail zur Behandlung von COVID-19. Damit kann der Cocktail mit zwei Antikörpern zur Behandlung von Patienten ab zwölf Jahren eingesetzt werden, bei denen das Risiko besteht, dass sie schwere COVID-19-Symptome entwickeln. Patienten, die sich im Krankenhaus befinden oder Sauerstoff benötigen, dürfen das Medikament nicht bekommen.
Die FDA erteilte die Zulassung nach einer klinischen Studie mit 799 Erwachsenen mit leichten bis mittelschweren COVID-19-Symptomen, die nicht im Krankenhaus waren. Nach Angaben der „New York Times“ erhielt Regeneron von der US-Regierung mehr als 500 Millionen Dollar für die Entwicklung des Medikaments. Die ersten 300.000 Dosen werden von der Regierung kostenlos zur Verfügung gestellt, aber die Patienten müssen möglicherweise Kosten an Gesundheitseinrichtungen zahlen, um das Medikament verabreicht zu bekommen, teilte der Arzneimittelhersteller in einer Erklärung mit.
Der Antikörper-Cocktail soll verhindern, dass das Virus in die Zelle eintreten kann. Die Behandlung führt dem Unternehmen zufolge zu einer Reduzierung der Viruslast, also der Menge an nachweisbaren Viren, und zu einem rascheren Abklingen der Symptome. Am stärksten profitierten demnach diejenigen Probanden, deren Immunsystem noch keine eigenen Antikörper gegen das Virus gebildet hatte. Die Antikörper richten sich gegen zwei Regionen des Spike-Proteins auf der Oberfläche des Sars-CoV-2-Virus. Quelle: dpa/sn