Meldungen vom 21. bis 25.06.2021
Montag, 21.06.2021
Studie: Corona-Krise schiebt Biotech-Branche an
Die Corona-Pandemie beschert der Biotech-Branche nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft EY die Chance auf enorme Umsatzschübe. „Wir reden hier von einem Milliardenmarkt“, sagte EY-Pharmaexperte Alexander Nuyken am Montag bei der Vorstellung einer Branchenstudie. Die Karten für die Corona-Impfstoffentwicklung seien derzeit zwar weitgehend verteilt und die bereits zugelassenen Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson dominierten den Markt. Es dürften aber noch einige weitere Impfstoffe auf den Markt kommen. „Wer jedoch mit seinen Forschungen derzeit nicht mindestens in Phase zwei oder drei ist, wird Probleme haben, eine Rolle zu spielen“, sagte Nuyken.
Mit dem Aufkommen neuer Virus-Mutationen, den bisher noch niedrigen Impfquoten in Schwellenländern und den wohl auch nötigen Auffrischungsimpfungen werde sich ein „riesiger Bedarf“ ergeben. Gleichzeitig werde die Hürde für eine Zulassung eines Vakzins immer höher, da die Impfstoffe in den aktuell laufenden Studien auf eine zunehmende Zahl an Virus-Varianten getestet werden müssten. dpa/vs
Impfungen für alle möglich: Eine Million Buchungen in Großbritannien
Nach der Öffnung von Corona-Impfungen für alle Erwachsenen in Großbritannien nimmt die Kampagne noch einmal Fahrt auf. Wie der Nationale Gesundheitsdienst NHS am Montag mitteilte, wurden am Freitag und Samstag insgesamt mehr als eine Million Termine für Impfungen gebucht. Das seien sechs pro Sekunde. Die tatsächliche Zahl liege vermutlich noch höher, da Buchungen bei Hausärzten nicht registriert werden. Am Wochenende bildeten sich lange Schlangen vor Impfzentren. Seit Freitag können alle über 18-Jährigen eine Corona-Impfung buchen.
Wegen der raschen Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante hatte der britische Premierminister Boris Johnson die für Montag geplante Aufhebung aller Corona-Restriktionen um vier Wochen verschoben. Lediglich zu Hochzeiten sind nun mehr als die bisher genehmigten 30 Gäste zugelassen – sie dürfen aber weiterhin nicht tanzen. dpa/vs
Studie: Distanzunterricht unergiebig – Debatte über Einschränkungen
Eine Studie hat dem Distanzunterricht während der Corona-Krise unterdessen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Forscher der Frankfurter Goethe-Universität haben sich dafür Daten aus aller Welt angesehen – das Ergebnis ist ernüchternd: „Die durchschnittliche Kompetenzentwicklung während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 ist als Stagnation mit Tendenz zu Kompetenzeinbußen zu bezeichnen und liegt damit im Bereich der Effekte von Sommerferien“, erklärte Prof. Andreas Frey, der an der Goethe-Universität Pädagogische Psychologie lehrt, einer der Autoren der Studie.
Für die Studie hatten Forscher in einem systematischen Review mit wissenschaftlichen Datenbanken weltweit jene Studien identifiziert, die über die Auswirkungen der coronabedingten Schulschließungen auf die Leistungen und Kompetenzen von Schülern berichteten. „Wir haben nur forschungsmethodisch hochwertige Publikationen berücksichtigt, die eindeutige Rückschlüsse auf die Wirkung coronabedingter Schulschließungen auf den Kompetenzerwerb von Schülern erlauben und geeignete Tests zur Leistungs- oder Kompetenzmessung einsetzten“, erklärte Frey.
Besonders stark seien Kompetenzeinbußen bei Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Elternhäusern. „Hiermit sind die bisherigen Vermutungen durch empirische Evidenz belegt: Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich während der ersten coronabedingten Schulschließungen noch weiter geöffnet“, schlussfolgerte Frey. dpa/vs
Viele Apotheken wollen Testangebot zurückfahren
Wegen sinkender Nachfrage nach Corona-Tests wollen Deutschlands Apotheken ihr Angebot einschränken. Weil die Zahl der vollständig Geimpften zunehme und Infektionsschutzregeln gelockert worden seien, nehme der Bedarf an Tests ab, sagte ein Sprecher des Apothekerverbandes Abda in Berlin. Zudem wies er darauf hin, dass der Bund weniger zahle als zuvor. „Für eine ganze Reihe von Apotheken ist die Durchführung der Tests damit nicht mehr wirtschaftlich.“ Das Testangebot werde deshalb wohl Schritt für Schritt kleiner werden. Die Apotheken gehören neben privaten Firmen und staatlichen Institutionen zu den wichtigsten Teststellen-Betreibern.
Nach Abda-Schätzung bieten etwa 20 bis 25 Prozent der Apotheken sogenannte Bürgertests an – also Schnelltests, die für die Verbraucher kostenlos sind und vom Bund bezahlt werden. Ursprünglich bekamen die Apotheken wie alle anderen Anbieter bis zu 18 Euro pro vorgenommenen Antigentest, nun zahlt der Bund nur noch bis zu 12,50 Euro.
Wie stark die Nachfrage sinkt, verdeutlichen Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums. Am Donnerstag (17. Juni) kam es in dem Bundesland zu 306.000 Antigen-Schnelltests über die Teststellen. Von denen waren 216 positiv – ein Anteil von 0,07 Prozent. Eine Woche zuvor waren es noch 498.000 Tests an einem Tag (positiv: 0,08 Prozent), einen Monat zuvor 594.000 (positiv: 0,23 Prozent). Die Zahl der Teststellen lag in NRW zuletzt stabil bei 9.236 – zukünftig wird sie wohl sinken. dpa/vs
Regierung sieht Bedarf an FFP2-Masken für Kinder
Die Bundesregierung sieht nach eigener Aussage den Bedarf an FFP2-Masken für Kinder. Das geht aus der Antwort des Arbeitsministeriums auf eine Grünen-Anfrage hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Im Einvernehmen mit dem Bundesgesundheitsministerium habe deshalb das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Normung einer Infektionsschutzmaske beim Deutschen Institut für Normung initiiert, die auch Masken in Kindergrößen berücksichtigen soll.
Die Grünen-Politikerin Tabea Rößner kritisiert, dass das erst jetzt passiert. „Es ist ein Armutszeugnis, dass nach 16 Monaten Corona-Pandemie noch immer keine spezifischen FFP2-Masken für Kinder auf dem Markt verfügbar sind. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, daher erschüttert es, dass es keine ausreichende Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet gibt“, sagte sie. Die FFP2-Maskenpflicht in Schulen sei zwar aufgehoben worden, viele Kinder trügen aber in Bus und Bahn die auf Erwachsene ausgerichteten Masken. „Es ist unverantwortlich, dass die Bundesregierung angesichts der schon so lange anhaltenden pandemischen Lage nicht früher tätig geworden ist.“ Beim gezielten Schutz der Kinder habe die Bundesregierung versagt.
Die Bundesregierung verwies in ihrer Antwort auf eine Europäische Norm, nach der bei der Überprüfung einer Maske zehn Probanden mit unterschiedlichen Gesichtsformen ausgewählt werden.
Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft
Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Samstag hervor (Stand: 9.45 Uhr). Demnach wurden am Freitag 904.231 Impfdosen verabreicht. Etwas mehr als 42 Millionen Menschen (50,6 Prozent) haben mindestens eine Impfung verabreicht bekommen, 25,3 Millionen (30,4 Prozent) sind vollständig geimpft. dpa/vs