Meldungen vom 21. bis 25.06.2021
Dienstag, 22.06.2021
Betriebsärzte können erstmalig für Zweitimpfungen bestellen
Für die KW 27, also die Woche vom 5. bis 9. Juli, können die Betriebsärzte nun erstmalig COVID-19-Impfstoff für Zweitimpfungen bestellen. Wie bei den Vertragsarztpraxen wird empfohlen, ein gesondertes Rezept zu verwenden. Für die Zweitimpfungen gibt es aber keine Extra-PZN, es werden dieselben Bund-PZN verwendet wie bei den Vertragsarztpraxen. Außerdem wird das letzte Mal am Donnerstag bestellt, ab kommender Woche wird der Bestelltag der Mittwoch sein.
Corona-Pandemie gefährdet Herzpatienten doppelt
Die Corona-Pandemie birgt ein doppeltes Risiko für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das zeigt der Deutsche Herzbericht 2020, der am Dienstag in Frankfurt am Main vorgestellt wurde. Herzpatienten hätten zum einen ein erhöhtes Risiko, einen schweren Verlauf zu erleiden oder zu sterben, sagte Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Zum anderen würden zu viele Menschen bei akuten Beschwerden zu lange zögern, den Notarzt zu rufen – unter anderem aus Angst sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken oder weil vermeintliche Kapazitätsengpässe in den Kliniken vermutet werden.
„Es ist zu befürchten, dass die verzögerte oder überhaupt nicht durchgeführte Diagnostik erhebliche Langzeitfolgen für die kardiovaskuläre Gesundheit haben wird“, schreiben die Autoren des Herzberichts. Daten hessischer Krankenhäuser im Zeitraum 23. März bis 26. April 2020 zeigen den Zusammenhang: Während des strikten Lockdowns starben 7,6 Prozent mehr Menschen als im selben Zeitraum des Vorjahres an einer Herz-Kreislauf-Komplikation. Die Sterblichkeit allein durch eine Herzerkrankung war um 11,8 Prozent höher. Im selben Zeitraum sank in den 26 Kliniken, die an der Untersuchung teilnahmen, die Zahl der Herzkathetereingriffe um 35 Prozent gegenüber 2019.
Die Auswirkungen der verminderten Diagnostik zeigen sich laut Herzbericht möglicherweise auch in der Häufigkeit eines plötzlichen Herzstillstands außerhalb von Kliniken. Untersuchungen aus Paris, der Lombardei und New York zeigen dem Bericht zufolge, dass es während des ersten Lockdowns deutlich mehr plötzliche Herzstillstände außerhalb von Kliniken gab. dpa/vs
Impfzentren stellen digitales Impfzertifikat aus
Die niedersächsischen Impfzentren stellen ab sofort digitale Impfzertifikate zur erfolgten Corona-Schutzimpfung aus. Nach Abschluss der Impfung könne der Nachweis gleich auf das Mobiltelefon geladen oder als Ausdruck mitgenommen werden, teilte das Gesundheitsministerium in Hannover am Dienstag mit. Der im Zertifikat enthaltende QR-Code kann dann auch später mit der CovPass-App oder der Corona-Warn-App eingescannt werden. Wer bereits geimpft wurde, kann das digitale Zertifikat online über das Impfportal oder die Hotline abrufen oder sich es in der Apotheke ausstellen lassen.
Das EU-COVID-19-Impfzertifikat können Geimpfte überall dort vorzeigen, wo angesichts der Corona-Pandemie Zugangsbeschränkungen gelten und etwa wahlweise ein Schnelltest oder ein Impfnachweis verlangt wird. Der auf dem Handy geladene Impfnachweis ermöglicht es etwa bei einer Großveranstaltung dem Einlasspersonal binnen Sekunden, den Nachweis zu scannen. dpa/vs
Digitale Impfausweise gibt es künftig auch in Arztpraxen
In Rheinland-Pfalz werden digitale Corona-Impfnachweise künftig auch in vielen Arztpraxen ausgestellt. Bislang haben zahlreiche Apotheken dafür Extravergütungen erhalten, während niedergelassenen Ärzten die technischen Lösungen für die Ausstellung zunächst fehlten.
„Das hat uns sehr geärgert, dass das in Arztpraxen noch nicht möglich gewesen ist“, sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbands im Bundesland, Barbara Römer, der Deutschen Presse-Agentur. „Es geht nicht um Geschäftemacherei, sondern um den Abschluss des aufwendigen Impfens in Praxen auch mit einem digitalen Nachweis im Handy der Geimpften.“ Nun können auch Arztpraxen eine digitale Lösung des Robert Koch-Instituts für Impfzertifikate nutzen.
Die Nutzung der digitalen Plattform des Robert Koch-Instituts sei etwas aufwendig mit der Eingabe von Name, Geburtsdatum, Impfstoff und Impfdatum der Bürger. Anfang Juli werden laut der Verbandsvorsitzenden jedoch kommerzielle Angebote zur Aktualisierung von Praxis-Software erwartet, mit deren Hilfe Arztpraxen nach einer Impfung nur noch einen Extraklick am Computer für den Impfnachweis benötigten. dpa/vs
Immunologe: Ausbreitung von Delta-Variante Gefahr für Herdenimmunität
Die befürchtete Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Deutschland könnte einem Experten zufolge das Erreichen von Herdenimmunität weiter erschweren. „Delta ist noch ein Stück ansteckender als die derzeit vorherrschende Virusvariante Alpha. Anhand der bisherigen, noch unsicheren Daten bräuchte man wohl rund 85 Prozent immune Menschen in der Bevölkerung, um die Ungeimpften indirekt mit zu schützen“, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der Deutschen Presse-Agentur.
„Wir kommen also in Bereiche, die schwer zu erreichen sind, solange es für Kinder unter 12 Jahren keinen zugelassenen Impfstoff und für alle unter 18 Jahren keine allgemeine Impfempfehlung gibt. Es kann sein, dass Herdenimmunität nur für einzelne Einrichtungen wie Pflegeheime erreicht werden kann, aber nicht für das Gros der Bevölkerung“, sagte Watzl. Mangels Impfmöglichkeiten gelte auch für jüngere Schüler, dass bei ihnen zunächst keinerlei Gemeinschaftsschutz besteht.
Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht seit längerem von einem Ziel von mehr als 80 Prozent immunen Menschen – nach vollständiger Impfung oder Infektion plus Impfung –, um weitgehend auf Maßnahmen und Regeln verzichten zu können. Zu Beginn der Pandemie gingen Experten noch von einem Anteil von rund zwei Dritteln aus, wegen des damals noch weniger infektiösen Erregers. Nach Einschätzung des Immunologen Watzl wäre aber auch das Erreichen einer Impfquote von 60 bis 70 Prozent in der Bevölkerung schon eine große Hilfe für die Pandemiebekämpfung. dpa/vs
Ärztekammer warnt wegen Delta-Variante vor riskanten Reisezielen
Die Bundesärztekammer rät von Reisen in Urlaubsgebiete ab, wo die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus grassiert. „Auf Reisen in Regionen, die von der Delta-Variante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden“, sagte Präsident Klaus Reinhardt der Funke-Mediengruppe (Dienstag). Er räumte ein, dass für viele Menschen der Urlaub nach den Belastungen der vergangenen Monate wichtig für das seelische Gleichgewicht sei. „Notwendig ist aber die Einhaltung der Hygieneregeln auch im Urlaubsort.“
Reinhardt schloss sich den Prognosen der meisten Experten an, dass die Delta-Variante sich mittelfristig auch hierzulande gegen die Alpha-Mutante durchsetzen wird. Man könne auch davon ausgehen, dass die Infektionszahlen zum Ende des Sommers saisonbedingt wieder ansteigen werden. Ob es zu einer vierten Pandemie-Welle in Deutschland komme, hänge wesentlich vom Fortschritt der Impfkampagne ab. Es sei zudem zu erwarten, dass es auch bei einem Wiederanstieg der Infektionszahlen weniger schwere Krankheitsverläufe geben werde, weil insbesondere vulnerable Gruppen wie alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen durch Impfungen besser geschützt seien. Er riet dazu, dass alle Erwachsenen deswegen die Impfangebote wahrnehmen und auch fristgerecht die notwendigen Zweitimpfungen vornehmen lassen sollten. dpa/vs