Meldungen vom 21. bis 25.06.2021
Mittwoch, 23.06.2021
Corona-Regeln am Arbeitsplatz werden gelockert
Die Corona-Regeln am Arbeitsplatz werden ab 1. Juli gelockert. Unternehmen müssen zwar weiterhin zwei Tests pro Woche für Beschäftigte anbieten, die nicht von zu Hause aus arbeiten können. Allerdings ist dies laut neuer Corona-Arbeitsschutzverordnung nicht mehr erforderlich, wenn Arbeitgeber „durch andere geeignete Schutzmaßnahmen einen gleichwertigen Schutz der Beschäftigten“ sicherstellen oder nachweisen können, zum Beispiel wenn diese vollständig geimpft sind. Das Bundeskabinett hat die neue Verordnung heute beschlossen. Sie soll bis 10. September gelten.
Arbeitgeber sind demnach aber weiterhin gehalten, „die gleichzeitige Nutzung von Räumen durch mehrere Personen (...) auf das betriebsnotwendige Minimum zu reduzieren“. Zudem bleibt es dabei, dass betriebliche Hygienepläne erstellt und Infektionsschutzmaßnahmen ergriffen werden müssen, etwa durch Trennwände und Abstandsregeln. Wo das nicht möglich ist, müssen medizinische Masken zur Verfügung gestellt werden.
Die verbindliche Vorgabe, dass eine Mindestfläche von zehn Quadratmetern für jede im Raum befindliche Person nicht unterschritten werden darf, entfällt allerdings. Ebenso endet die Pflicht für Unternehmen, dort wo es möglich ist, Homeoffice anzubieten. Diese Regelung ist Teil der sogenannten Bundesnotbremse und läuft gemeinsam mit ihr am 30. Juni aus. Quelle: dpa / mia
Fast jeder Dritte in Deutschland vollständig geimpft
Fast jeder dritte Mensch in Deutschland ist vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts von heute (Stand: 10.37 Uhr) hervor. Demnach wurden am Dienstag 1.003.690 Impfdosen verabreicht. Rund 43 Millionen Menschen (51,6 Prozent) haben mindestens eine Impfung bekommen, 26,9 Millionen (32,4 Prozent) sind vollständig geimpft.
Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 58,5 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. Zehn weitere Bundesländer haben die 50-Prozent-Marke geschafft. Schlusslicht bleibt Sachsen mit 45,8 Prozent. Das Saarland zählt mit 39 Prozent den höchsten Anteil an vollständig Geimpften. Brandenburg ist mit 30 Prozent am Ende der Rangliste. Quelle: dpa / mia
Nachfrage nach Bürgertests sinkt: Was wird aus den Testzentren?
Negative Corona-Schnelltests waren im Frühjahr ein Schlüssel dafür, dass Menschen Restaurant-Terrassen oder Geschäfte besuchen konnten. Inzwischen sind die Infektionszahlen so niedrig, dass Lockerungen greifen und vieles auch wieder ohne Test möglich ist. Zugleich wächst die Zahl der komplett Geimpften. Werden beispielsweise die Apotheken nun ihr Angebot herunterfahren?
„Viele Apotheken berichten uns, dass die Nachfrage zurückgegangen ist. Damit fragen sich sicher viele, ob sie den Aufwand weiter betreiben wollen“, sagt Katja Förster vom hessischen Apothekerverband in Offenbach. Die Apotheken gehören neben privaten Firmen und staatlichen Institutionen zu den wichtigsten Teststellen-Betreibern. Auch die Apothekenkammer geht davon aus, dass das Testangebot zurückgeht. Dafür gebe es auch wirtschaftliche Gründe, sagt Präsidentin Ursula Funke in Wiesbaden. Ursprünglich bekamen die Apotheken wie alle anderen Anbieter bis zu 18 Euro pro vorgenommenem Antigentest, nun zahlt der Bund nur noch bis zu 12,50 Euro. Quelle: dpa / mia
„Wer sich nicht impfen lässt, wird sich infizieren“
Im Kampf gegen das Coronavirus hat der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, gefordert, stärker auf „Impfskeptiker und Impfleugner“ zuzugehen. „Wenn wir nicht auch einen Teil dieser Gruppe vom Sinn der Impfung überzeugen, werden wir die Herdenimmunität nicht erreichen“, sagte Montgomery. Mit Blick auf die deutlich ansteckendere Delta-Variante erklärte er: „Wer sich nicht impfen lässt, wird sich früher oder später mit dem Coronavirus infizieren.“
Zuvor hatten schon andere Experten gewarnt, dass die befürchtete Ausbreitung der Delta-Variante in Deutschland das Erreichen der Herdenimmunität weiter erschweren könnte. Laut Robert Koch-Institut sind inzwischen 31,6 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. 51,2 Prozent haben zumindest eine Impfung. Eine Durchimpfungsrate von 85 Prozent ist aus Sicht des Immunologen Watzl nur schwer erreichbar, solange es für Kinder unter 12 Jahren keinen zugelassenen Impfstoff und für Minderjährige keine allgemeine Impfempfehlung gibt.
Montgomery vertrat die Ansicht, dass eine weitgehende Durchimpfung der erwachsenen Bevölkerung notwendig sei. Die Kinder machten 17 bis 18 Prozent der Bevölkerung aus. Für sie sei auch die Delta-Variante weitgehend harmlos, sodass es voraussichtlich bei der Einschätzung bleibe, dass man für Kinder die Impfung nicht empfehlen könne.
Die Kassenärzte fordern mehr Tempo beim Impfen. „Je mehr Menschen in den nächsten Tagen und Wochen beide Impfungen erhalten werden, umso geringer wird der Einfluss der Delta-Variante sein“, sagte Andreas Gassen, Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Um schneller zu werden, müssten noch mehr Impfstoffe geliefert werden. „Es ruckelt noch zu sehr in der Mengenauslieferung. Das geht zulasten der Planbarkeit.“ Quelle: dpa / mia
Virologe rät: Schnell impfen gegen Delta
Angesichts einer befürchteten Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus auch in Deutschland plädiert der Virologe Christian Drosten dafür, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Impfung in der Bevölkerung zu stärken. Er legte sich nicht fest, ob es beim Infektionsgeschehen zu einer Trendumkehr wegen Delta bereits im Sommer oder erst im Herbst kommen könnte. Im Herbst werde die Inzidenz auf jeden Fall wieder steigen, sagte er – und hob die Bedeutung der Impfung bei Eltern von Schulkindern hervor.
„Wir müssen einfach schnell impfen“, lautet der Appell des Virologen. Reiche dies nicht, müsse man erneut mit Kontaktbeschränkungen gegensteuern. „Aber es gibt auch gute Gründe zu denken, dass das in Deutschland nicht notwendig wird.“ Drosten verwies zum Beispiel darauf, dass es nach Deutschland wohl keine so hohe Zahl an unabhängigen Eintragungen der Variante – etwa direkt aus Indien – gegeben habe. In England, wo sich die Corona-Lage wegen der ansteckenderen, in Indien entdeckten Mutante wieder verschlechtert hat, gebe es eine etwas andere Struktur in der Bevölkerung mit asiatischstämmigen Communitys, in denen das Virus anfangs hochgekommen sei. Ein weiterer großer Vorteil sei, dass in Deutschland die Sommerferien bevorstehen.
In einer Zufallsstichprobe aus Deutschland lag der Anteil von Delta an den Neuinfektionen nach Daten des Robert Koch-Instituts zuletzt bei gut 6 Prozent (Woche vom 31. Mai bis 6. Juni) – eine Zunahme im Vergleich zu den Wochen davor, der Trend bei der absoluten Zahl der Nachweise ist jedoch rückläufig. In Großbritannien ist Delta bereits die dominierende Variante. Neue RKI-Zahlen werden für heute Abend erwartet. Mehrere Bundesländer meldeten, dass der Anteil der Variante spürbar gestiegen sei. In Hessen macht sie nach Angaben von Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) bereits mehr als ein Fünftel der Neuansteckungen aus. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt erklärt, es sei nicht die Frage, ob, sondern wann Delta das Infektionsgeschehen in Deutschland bestimmen werde. Quelle: dpa / mia