Corona-News des Tages: Meldungen vom 20. bis 24.04.2020
Mittwoch, den 22.04.2020
Drosten kritisiert Umgang mit ersten Lockerungen
Der Virologe Christian Drosten sieht die Gefahr, dass Deutschland bisherige Erfolge bei der Corona-Eindämmung verspielt und die Situation entgleitet. Er bedauere es derzeit „so sehr zu sehen, dass wir gerade dabei sind, vielleicht diesen Vorsprung hier komplett zu verspielen“, sagte der Leiter der Virologie der Charité am Mittwoch im NDR-Podcast. Deutschland zähle im internationalen Vergleich zu den erfolgreichsten Ländern bei der Pandemie-Bekämpfung, weil der Ausbruch sehr früh erkannt worden sei.
Drosten kritisierte, dass nun wieder komplette Shoppingmalls voller Menschen seien, weil die einzelnen Geschäfte darin kleiner seien als 800 Quadratmeter. „Man muss sich da schon mal fragen, ob das alles noch wirklich sinnvoll ist.“Mit Blick auf Anfragen, die ihn erreichten, warnte er auch vor „Einzelauslegungen“ nach den ersten Lockerungen: „Wenn alle anfangen, sich die eigenen Interpretationsspielräume auszulegen ganz frei, dann starten an vielen Orten in Deutschland plötzlich neue Infektionsketten“
Es würde ihn dann nicht wundern, wenn man über den Mai und in den Juni hinein in plötzlich eine Situation komme, „die wir nicht kontrollieren können, wenn wir nicht aufpassen“, betonte Drosten. Es gebe dann viel mehr Startpunkte für das Virus als zu Beginn der Epidemie. Aktuell sei Deutschland in einem sehr fragilen Bereich, sagte Drosten mit Blick auf die zuletzt vom Robert Koch-Institut auf 0,9 geschätzte Reproduktionszahl. Das bedeutet, dass im Mittel fast jeder Infizierte einen anderen Menschen ansteckt.
Madagaskar verteilt pflanzlichen Gesundheitstrank
Unkonventionelle Wege im Kampf gegen das Coronavirus beschreitet die Afrika vorgelagerte Gewürzinsel Madagaskar. Hunderttausende Schülerinnen und Schüler, die nach der Unterbrechung des Schulbetriebs nun wieder in ihre Klassen zurückkehrten, erhielten am Mittwoch neben einem Mundschutz einen „Covid Organics“ genannten Gesundheitstrank. Bei einigen Experten, darunter dem Leiter der medizinischen Akademie der Insel, löste die Ankündigung Skepsis aus. Der wissenschaftliche Erfolg des Trunks sei noch nicht nachgewiesen, kritisierte Marcel Razanamparany.
Das Getränk gilt als Immun-Booster und wird seit Mittwoch in betroffenen Regionen gratis an arme Familien verteilt. Präsident Andry Rajoelina hatte das auf Basis der heimischen Artemis-Pflanze vom nationalen Institut für Angewandte Forschung hergestellte Getränk vergangenen Sonntag vorgestellt. Die Pflanze stärke die Immunität, schütze vor zahlreichen Viren und Fieber sowie vor allem vor Lungenkrankheiten, hatte er im nationalen TV erklärt. Es gebe bereits zwei Fälle von Covid-19-Patienten, die dank des Getränks als geheilt gelten. Institutsleiter Charles Andrianjara hatte dagegen vor allem die immunisierende Wirkung betont. Quelle: dpa/sn
Bundesweite Maskenpflicht kommt!
In Deutschland soll es nun bundesweit eine Maskenpflicht zur Eindämmung des Coronavirus geben. Im Laufe des Mittwochs kündigten auch Bremen, Rheinland-Pfalz und das Saarland eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes an. Quelle: dpa/sn
Dürfen Apotheken Antikörper-Tests auf SARS-CoV-2 verkaufen?
Antikörper-Schnelltests auf SARS-CoV-2 sollen helfen, die bereits bestehende Immunität der Bevölkerung auf das neuartige Coronavirus festzustellen. Beworben werden sie heftig, zuverlässig sind sie nicht immer. Daneben haben die Antikörpertests einen weiteren Haken: Sie sind nur für den Gebrauch von Fachpersonal bestimmt – dürfen Apotheken die SARS-CoV-2-Antikörpertests überhaupt abgeben?
Unsere Kollegen von DAZ.online haben beim Regierungspräsidium Tübingen nachgefragt. Die Antwort von Dr. Michael Schmidt ist eindeutig: „Antikörper-Schnelltests, die rein für den Gebrauch durch Fachpersonal vorgesehen sind, dürfen an Laien zur Selbstanwendung nicht abgegeben werden“, das regle eindeutig die Medizinprodukte-Abgabe-verordnung (MPAV), so Schmidt. Quelle: daz.online/cm
Maskenpflicht für Nordrhein-Westfalen
Auch Nordrhein-Westfalen plant eine landesweite Maskenpflicht zur Eindämmung des Coronavirus einzuführen. Vom kommenden Montag an sei das Tragen einer Maske beim Einkaufen sowie in Bussen und Bahnen verpflichtend, teilte die nordrhein-westfälische Landesregierung am heutigen Mittwoch mit.
Damit hält die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase in 13 von 16 Bundesländer Einzug. Quelle:dpa/sn
Weniger Impfungen wegen der Coronakrise
In der Coronakrise werden bei Erwachsenen und Kindern möglicherweise weniger Impfungen durchgeführt. Eine Befragung von 1000 Menschen in Deutschland ergab, dass 30 Prozent der 132 geplanten Impfungen bei Erwachsenen und 35 Prozent der 75 geplanten Impfungen bei Kindern abgesagt wurden. In Pakistan haben Millionen Kinder in diesem Monat wegen der Corona-Restriktionen keine Impfung gegen Polio erhalten. Quelle:daz.online/dm
Maskenpflicht auch für Niedersachsen und Brandenburg
Auch in Niedersachsen und Brandenburg soll nun eine landesweite Maskenpflicht zur Eindämmung des Coronavirus eingeführt werden. Vom kommenden Montag an soll das Tragen einer Maske im Nahverkehr und im Einzelhandel Pflicht werden, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums am Mittwoch, nachdem zuvor mehrere Medien darüber berichtet hatten.
In Brandenburg kündigte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags an, dass eine Maskenpflicht in S-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen vom kommenden Montag an gelten soll. Dies werde das Kabinett am Donnerstag beschließen.
Zuvor hatten bereits 10 der 16 Länder eine Maskenpflicht angekündigt oder wie in Sachsen bereits eingeführt (siehe vorherige Meldung von heute,) . Quelle:dpa/sn
Erste klinische Prüfung eines potenziellen Corona-Impfstoffs zugelassen
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat erstmals in Deutschland eine Zulassung für die klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten gegen Corona erteilt. Wie das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel am heutigen Mittwoch mitteilte, erhält das Mainzer Unternehmen Biontech die Genehmigung, seinen Wirkstoff an gesunden Freiwilligen zu testen. Biontech kooperiert bei der Entwicklung des Impfstoffs mit dem Pharmaunternehmen Pfizer.
Der von Biontech entwickelte Wirkstoff gehört in die Gruppe der genbasierten Impfstoffe. Diese enthalten genetische Informationen des Erregers (hier in Form von Virus-RNA). Im Körper werden daraus Proteine hergestellt, gegen die das Immunsystem Abwehrstoffe bildet. Biontech arbeitet bisher vorrangig an der Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs.Quelle: dpa/sn
Ab Mai Coronavirus-Antikörpertest von Roche verfügbar
Eigenen Angaben zufolge steht das Schweizer Pharmaunternehmen Roche kurz vor dem Marktstart mit seinem Antikörpertest auf das Coronavirus Sars-CoV-2. Der Test werde Anfang Mai zur Verfügung stehen, und die monatliche Produktionskapazität werde ab Juni auf einen zweistelligen Millionenumfang hochgefahren, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Basel bei Vorlage seiner Bilanz für das erste Quartal des Geschäftsjahres mit.
Zuverlässige Tests gelten als Schlüsselelement zur Lockerung der strikten Coronavirus-Auflagen, die die Wirtschaft weltweit scharf eingeschränkt haben. Wer Antikörper hat, gilt zumindest vorübergehend als immun gegen das Virus und könnte ohne Gefahr für sich und andere wieder am öffentlichen Leben teilnehmen. Bisherige Antikörpertests gelten als wenig zuverlässig. „Qualität braucht Zeit“, sagte Roche-Chef Severin Schwan dazu. Quelle:dpa/sn
Neue Plattform erleichtert Physiotherapeutensuche
Auch während der bestehenden Kontaktbeschränkungen sind ärztlich verordnete physiotherapeutische Behandlungen möglich. Um schnellstmöglich einen Termin in Wohnortnähe zu erhalten, wurde von vier physiotherapeutischen Verbänden (IFK, VDB, VPT und PHYSIO-DEUTSCHLAND) die Plattform „Physiotherapeuten-Notdienst“ ins Leben gerufen. Unter www.physiotherapeuten-notdienst.de können Patienten mittels Postleitzahl-Suchfunktion entsprechende Praxen in Wohnortnähe finden und direkt Kontakt aufnehmen. Zudem ist direkt ersichtlich, in welchem Zeitraum Termine zur Verfügung stehen. Quelle: Verband Physikalische Therapie - Vereinigung für die physiotherapeutischen Berufe (VPT) e.V./sn
Schweizer Immunologe rechnet mit Impfungen noch in diesem Jahr
Ein Schweizer Immunologe hat nach eigenen Angaben einen Impfstoff-Kandidaten gegen Corona entwickelt, der nach erfolgreichen Prüfungen möglicherweise noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen könnte. Martin Bachmann vom Universitätsspital Bern will die nötigen Studien und Genehmigungsverfahren so schnell durchlaufen, dass er schon im Oktober Massenimpfungen in der Schweiz für möglich hält. Die Aufsichtsbehörde Swissmedic bestätigte Gespräche mit Bachmann und anderen Forschern, die an Wirkstoffen gegen Sars-CoV-2 arbeiten.
„Der Zeitplan ist äußerst optimistisch, aber er ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen“, sagte Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi der Deutschen Presse-Agentur. „Angesichts der Dringlichkeit, die die Coronavirus-Pandemie mit sich bringt, sprechen wir beim Zulassungsverfahren von Wochen, nicht von Monaten.“ Wenn alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllt würden, sei eine Entscheidung vor Ende des Jahres möglich. Eine Phase-I-Studie soll Bachmann zufolge im Juli starten. An nur wenigen Teilnehmern wird dabei zunächst die Sicherheit und allgemeine Verträglichkeit getestet. Quelle:dpa/sn
Im Februar Umsatzplus für Apotheken
Zu Beginn der Corona-Krise konnten deutsche Apotheken ihre Umsätze deutlich steigern: Bereinigt um Preissteigerungen setzten sie im Februar 6,0 Prozent mehr um als im gleichen Monat des Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden berichtete. Das lag zwar deutlich über der langjährigen Veränderungsrate von 2,6 Prozent, aber noch unter dem allgemeinen Zuwachs, den der deutsche Einzelhandel im Februar mit 6,4 Prozent verzeichnet hat.
Wie sich die Umsätze im März und April verhielten, zeigen unsere Kollegen von daz.online.Quelle:dpa/sn
Sanitätsdienst der Bundeswehr fordert Eigenproduktion von Arzneimitteln
Der oberste Arzt der Bundeswehr fordert eine Rückkehr zur Eigenproduktion von Medikamenten bei den Streitkräften. „Nach dem Kalten Krieg wurde aus betriebswirtschaftlichen Gründen darauf weitgehend verzichtet“, sagte der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Ulrich Baumgärtner, der Deutschen Presse-Agentur in Koblenz. „Man ging davon aus, eine ständige Marktverfügbarkeit der notwendigen Produkte zu haben und günstiger auf dem zivilen Weltmarkt einkaufen zu können.“ In Zeiten der Corona-Pandemie zeige sich aber schmerzlich der Mangel bestimmter Arzneien. „In der Krise stehen wir bei ihrer Beschaffung in Konkurrenz mit der ganzen Welt“, erklärte der 59 Jahre alte Generaloberstabsarzt.
„Wir müssen für die dringend notwendige Versorgung unserer Soldaten umdenken und auch bestimmte Basismedikamente wieder selbst herstellen“, forderte er. Bestimmte Arzneimittel und auch Schutzausrüstungen für Pandemien müsse die Bundeswehr wieder in größerem Stil einlagern können, um besser für Krisen gewappnet zu sein. „Ziel muss daher der Aufbau einer robusten Fähigkeit zur Herstellung von Arzneimitteln durch eigene Herstellungsstätten sein“, sagte Baumgärtner. „Diesen dringend nötigen Dreiklang haben wir in der Corona-Krise identifiziert.“ Das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr hat seinen Sitz in Koblenz. Quelle: dpa
Nach Einführung der Meldepflicht 30.000 Intensivbetten gezählt
Seit Mitte April müssen alle deutschen Kliniken ihre Intensivbetten und deren Belegung melden. Die Meldungen ergaben, dass mehr als 30.000 Intensivbetten zur Verfügung stehen. Davon sind etwas mehr als 17.000 Plätze belegt. Unter www.intensivregister.de ist die Belegung tagesaktuell einsehbar. Quelle: daz.online /ms
Spahn bedankt sich bei Apothekenmitarbeitern
In einem Brief an alle Vor-Ort- und Klinikapotheken lobt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Pharmazeuten für ihre Arbeit und bedankt sich für deren „außergewöhnlichen Einsatz“Quelle: daz.online/br :
„Sie, die Apothekerinnen und Apotheker, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den öffentlichen Apotheken und den Krankenhausapotheken sind ein entscheidender Baustein in der Versorgung, um die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zu schützen. Mit Ihrer Expertise und Leidenschaft tragen Sie dazu bei, unter schwierigen Bedingungen die Versorgung mit Arzneimitteln, Desinfektionsmitteln und Medizinprodukten sicherzustellen. Als besonders wertvoll zeigt sich in dieser besonderen Lage die für Apotheken prägende Verbindung von pharmakologischer Arzneimittelkenntnis und technologischer Herstellungspraxis. Vor-Ort-Apotheken und Krankenhausapotheken können so sehr schnell und flexibel auf besondere Anforderungen in der Pandemie-Situation reagieren.“
Wo gilt ab wann eine Mundschutzpflicht – ein Überblick
- BADEN-WÜRTTEMBERG: Maskenpflicht ab Montag (27. April)
- BAYERN: Maskenpflicht ab Montag (27. April); in einigen Kommunen früher
- BERLIN: Maskenpflicht ab Montag (27. April), nur im Nahverkehr
- BREMEN: Entscheid über Maskenpflicht am Freitag (24. April) geplant
- HAMBURG: Maskenpflicht ab Montag (27. April)
- HESSEN: Einführung der Maskenpflicht geplant, Start noch offen
- MECKLENBURG-VORPOMMERN: Maskenpflicht ab Montag (27. April), nur im Nahverkehr
- SACHSEN: Maskenpflicht gilt bereits seit Montag (20. April)
- SACHSEN-ANHALT: Maskenpflicht ab Donnerstag (23. April)
- SCHLESWIG-HOLSTEIN: Maskenpflicht ab Mittwoch (29. April)
- THÜRINGEN: Maskenpflicht ab Freitag (24. April)
Mehr zur Maskenpflicht lesen Sie auch bei unseren Kollegen von Daz.online. Quelle:dpa