Corona-News des Tages
Corona-Pandemie
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Meldungen vom 19. bis 23.10.2020

3D-Animation in Blau und Rot eines Coronavirus
Bild: artegorov3@gmail / AdobeStock

Freitag, den 23.10.2020

Österreichische Post verkauft Corona-Briefmarke - aus Klopapier 

Toilettenpapier könnte neben Hamsterkäufern nun auch Briefmarkensammler verstärkt interessieren: Die Österreichische Post bringt eine Corona-Sonderbriefmarke aus dreilagigem Klopapier raus. Für jeden verkauften Markenblock „in Form und Größe eines handelsüblichen Blattes Klopapier“ werden 2,75 Euro für wohltätige Zwecke gespendet. Mit dem kuriosen Porto sollen von der Corona-Krise besonders Betroffene unterstützt werden, teilte die Post am Freitag mit. Die selbstklebende Marke aus recyceltem Altpapier im Wert von 2,75 Euro lasse sich an der perforierten Linie abtrennen – „so wie handelsübliches Klopapier“. Motiv ist ein Babyelefant: Das Tierchen ist in Österreich das viel genutzte Symbol für den coronabedingten Hygieneabstand von einem Meter. Zehn Markenblöcke ergäben einen Babyelefanten, betonte denn auch die Post. Die Idee für das augenzwinkernde Projekt sei bereits im Frühjahr entstanden. Damals wurde das mancherorts kaum mehr lieferbare Hygieneprodukt zu einem Sinnbild der plötzlichen Corona-Krise. Allerdings habe die Post bei der Umsetzung zunächst vor einem entscheidenden Problem gestanden: „Heimisches Klopapier war lange Zeit entweder ausverkauft oder in diesen Mengen nur schwer erhältlich.“ 300.000 Briefmarken sind ab dem 30. Oktober erhältlich. Quelle: dpa / cn 

Drei mögliche Impf-Anlieferstellen in Rheinland-Pfalz vorgesehen 

Das Bundesgesundheitsministerium sieht nach Angaben der rheinland-pfälzischen Landesregierung in dem Bundesland drei Anlieferstellen für einen möglichen Corona-Impfstoff vor. Das Berliner Ministerium habe den Bundesländern eine Abfrage zu geeigneten Adressen zugesandt, teilte das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium am Freitag mit. 

Nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums könnte mit der Auslieferung eines Impfstoffes wahrscheinlich Anfang des kommenden Jahres gerechnet werden. „Rheinland-Pfalz arbeitet mit Hochdruck an der Organisation und Vorbereitung der Impfung für die Menschen im Land“, sagte die Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Wann exakt einer oder mehrere Impfstoffe zur Verfügung stehen werden, sei abhängig von der Zulassung durch die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA), der Vertragslage zwischen der EU-Kommission und den Herstellern und Fragen der Logistik, erklärte das Mainzer Ministerium. 

Das Bundesgesundheitsministerium hatte am Freitag seine Einschätzung bekräftigt, dass erste Corona-Impfungen voraussichtlich in den ersten Monaten des nächsten Jahres möglich werden. Man gehe weiterhin davon aus, dass Anfang 2021 ein Impfstoff zur Verfügung stehen könnte, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag auf Anfrage. 

Zu den Firmen, die an der Entwicklung eines Impfstoffs arbeiten, gehört auch das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech, das mit dem US-Konzern Pfizer zusammenarbeitet. Der Impfstoff-Kandidat von Biontech wird derzeit von der EMA in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren geprüft. Bei diesem Verfahren werden Daten aus der klinischen Prüfung fortlaufend eingereicht und bewertet. Quelle: dpa / cn 

Erste Patienten aus Niederlanden nach Deutschland geflogen

Zum ersten Mal in der zweiten Welle der Corona-Pandemie werden Patienten aus den Niederlanden in deutsche Kliniken verlegt. Ein Hubschrauber transportierte am Freitagmorgen einen Patienten in ein Krankenhaus nach Münster. Das teilte das Koordinierungszentrum für die Verteilung von Patienten am Freitag in Rotterdam mit. Ein zweiter Flug ebenfalls von Almere nach Münster sollte folgen. Durch die Verlegungen soll der Druck auf die Intensivstationen gesenkt werden. Bereits fast jedes zweite Bett auf Intensivstationen ist mit einem an COVID-19 erkrankten Patienten belegt. Zuletzt waren am Donnerstag fast 9.300 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden. 

Die Niederlande gehören zu den am stärksten von der zweiten Welle der Pandemie betroffenen Länder Europas. Die Krankenhäuser in der Region Nordwesten, zu der auch Almere gehört, könnten den Zustrom neuer Patienten kaum bewältigen, teilte das Zentrum in Rotterdam mit. „Das Wasser steht ihnen bis zum Hals.“ Auch im Frühjahr waren Patienten aus den Niederlanden in deutsche Kliniken verlegt worden. Für das Wochenende sind weitere Patiententransporte auch aus anderen Regionen geplant. 

Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hatten angeboten, Patienten aus den Niederlanden zu übernehmen. Das Land verfügt zur Zeit über 1.150 Betten auf Intensivstationen. Allein Nordrhein-Westfalen hat rund fünfmal so viele. Das Bundesland stellte 80 Betten für Patienten aus den Niederlanden zur Verfügung. Quelle: dpa / cn 

Auch Spahns Ehemann positiv auf Corona getestet

Der Ehemann von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist ebenfalls positiv auf Corona getestet worden. Das teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag mit. Demnach habe er sein Testergebnis am späten Donnerstagabend erhalten. „Er war zusammen mit dem Minister am Mittwochnachmittag in häusliche Isolation gegangen und hatte am Donnerstagmorgen einen Corona-Test (PCR) machen lassen“, hieß es weiter. Spahn selbst zeige weiterhin Erkältungssymptome sagte der Sprecher. Sein Ehemann sei aktuell symptomfrei.

Spahn ist mit dem Journalisten Daniel Funke verheiratet, dem Hauptstadt-Büroleiter der Burda Magazine Holding. Sie hatten sich im Frühjahr 2013 kennengelernt. Der Gesundheitsminister ist der erste Minister der Bundesregierung, der sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert hat. Quelle: dpa / cn 
 

Wie wirksam sind die Corona-Maßnahmen?

Etliche Maßnahmen sollen die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen und so die Gesundheit der Bevölkerung schützen. Sie fußen in vielen Fällen nicht auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern sind aus der Situation heraus geboren, da es für die derzeitige Pandemie keine Blaupause gibt, wie Politiker immer wieder betonen. Dies lässt jedoch viel Angriffsfläche für Kritik an ihren Beschlüssen. Es gibt viele Fragen etwa zu Alkoholverboten oder Kontaktbeschränkungen. 

Was bringt ein Mund-Nasen-Schutz?

Für Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ist die Antwort klar: „Wir wissen, dass eine Maske Tröpfchen abhält und die Übertragung von Aerosolen vermindert. Somit sollte die Zahl der Tröpfcheninfektionen durch eine Maske deutlich reduzierbar sein, die Übertragung von Aerosolen in vielen Situationen ebenfalls.“ Besonders in Innenräumen sei eine Maske deshalb anzuraten. Wer jedoch den ganzen Tag etwa zu zweit in einem kleinen Raum sitze, dem bringe auch die Maske nicht mehr viel. Zahlreiche Studien haben bereits die Wirksamkeit von Masken untersucht. Eine übergreifende Analyse mehrerer Studien, die im Juni im Fachblatt „The Lancet“ veröffentlicht wurde, war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass eine Maske das Infektionsrisiko messbar verringert. Wie sieht es mit der Maskenpflicht an der frischen Luft aus? Wer draußen nur kurz an anderen Menschen vorbeigeht, hat nach Ansicht von Knobloch eine extrem niedrige Wahrscheinlichkeit, sich dabei anzustecken. „Dass eine Maske die Sicherheit weiter erhöht, ist dabei relativ unwahrscheinlich“, so Knobloch. Doch es gilt zu beachten: Wenn bereits sehr viele Menschen infiziert sind und es dann zu sehr vielen solchen Begegnungen kommt, kann eine Maske die Wahrscheinlichkeit einer Infektion aus Sicht des Experten weiter senken.

Neben der Maskenpflicht gilt vielerorts ein Alkoholverbot ab einer bestimmten Uhrzeit. Kann das helfen, die Pandemie einzudämmen?

„Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens halte ich das Alkoholverbot durchaus für effektiv. Wir sehen, dass viele Infektionen derzeit von jungen Menschen ausgehen. Zugleich wissen wir, dass die größte Gefahr von einer Durchmischung vieler Menschen in Innenräumen ausgeht, wo sich viele Aerosole ansammeln“, sagte Knobloch. Das ergebe dann das dynamische Infektionsgeschehen, das wir derzeit beobachten. Ein Alkoholverbot kann aus Sicht des Hygiene-Experten helfen, eine Durchmischung großer Menschenmengen zu verhindern. „Alkohol hat Einfluss auf das persönliche Verhalten und das persönliche Verhalten hat Einfluss auf die Verbreitung des Virus.“ Folge man dieser Argumentation, sei die Regelung sinnvoll. Dennoch gebe es dafür derzeit keine wissenschaftlichen Belege, räumt Knobloch ein.

Eine weitere Maßnahme ist die Einschränkung der Mobilität. In vielen Bundesländern galt bis vor kurzem zudem ein viel kritisiertes Beherbergungsverbot.

Auch hier greift aus Sicht des Experten Knobloch, die Gefahr von zu vielen unbekannten Kontakten. „Eine Fahrt im Inland wird häufig dazu genutzt, viele Menschen zu treffen, die man noch nicht kennt“, sagte Knobloch. Es komme dadurch zu einer Durchmischung, die weitere Übertragungen wahrscheinlicher mache. Auch hier gelte, wer nur zur Arbeit fahre und immer wieder dieselben Menschen treffe, sei nicht das Problem. Wer dabei viele neue Kontakte habe, schon. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg sieht das Beherbergungsverbot sehr kritisch. Es sei kein geeignetes Mittel, weil die Corona-Lage viel zu dynamisch sei. Die Maßnahme sei „nicht zielgerichtet, nicht effektiv und letztendlich realitätsfremd“, sagte er dem Nachrichtenportal „tagesschau.de“. Innerdeutsche Reisende sind aus Sicht Schmidt-Chanasits nicht der Hauptgrund für den Anstieg der Inzidenz. Die Menschen sollten ihre Kontakte stark reduzieren.

In vielen Ländern gelten konkrete Regeln zur maximalen Anzahl von Personen im privaten und öffentlichen Raum. Ist das sinnvoll? 

Der Virologe Hendrik Streeck von der Universität Bonn nannte im ZDF eine Obergrenze für Feiern dagegen als durchaus sinnvoll, da die meisten Neuinfektionen derzeit bei privaten Feiern entstünden. Der Grenzwert sei allerdings eher „willkürlich“ gesetzt und basiere auf Erfahrungswerten, die man gemacht habe, so Streeck.

Schottische Forscher haben den Effekt von fünf verschiedenen Maßnahmen auf die Ansteckungsrate in 131 Ländern bis Juli 2020 ausgewertet. Demnach senkte ein Verbot öffentlicher Veranstaltungen die Rate am stärksten und ist als einzige Einzelmaßnahme statistisch signifikant: im Mittel sank sie binnen vier Wochen um knapp ein Viertel (24 Prozent). Dies war wesentlich effektiver als etwa die Schließung von Schulen (15 Prozent) oder Arbeitsstätten (13 Prozent). Noch deutlich weniger halfen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit (7 Prozent) und die Aufforderung, daheim zu bleiben (3 Prozent), wie das Team der Universität Edinburgh im Fachblatt „The Lancet Infectious Diseases“ berichtet. Quelle: dpa / cn 


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