Meldungen vom 19. bis 23.10.2020
Dienstag, den 20.10.2020
Kanzleramtschef ruft zur Nutzung der Warn-App auf
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat angesichts drohender Überlastung von Gesundheitsämtern wegen der hohen Zahlen von Corona-Infektionen zur Nutzung der Corona-Warn-App des Bundes aufgerufen. „Da, wo die Gesundheitsämter in den Hotspots mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterherkommen, ist die Corona-Warn-App das einzige Instrument, was einen noch auf Corona-Kontakte hinweist“, sagte Braun am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er ergänzte: „Daher ist jetzt für alle, die sie noch nicht nutzen, ein guter Zeitpunkt, die App zu laden und im Hintergrund laufen zu lassen.“ Quelle: dpa/sn
Neue Studie im Kreis Heinsberg: Virologe ruft zur Teilnahme auf
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat die Bevölkerung in der kleinen Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg zur Teilnahme an seiner neuen Studie aufgerufen. Man wolle zum Beispiel verstehen, ob man sich nach einer Infektion wieder infizieren könne, erklärte der Forscher in einer am Dienstag vom Kreis verbreiteten Video-Botschaft auf Facebook. „Das sind extrem wichtige Fragen. Weil es für uns auch Fragen beantwortet, wie wir im nächsten Jahr zum Beispiel mit SARS-CoV-2 umgehen würden, wenn es keinen Impfstoff gibt“, sagte er. Bei dem Untersuchungstermin am Mittwoch werde man Blut abnehmen, einen Rachenabstrich machen und Fragen stellen.
Der Appell richtete sich an Menschen, die Streeck und sein Team bereits für eine Vorgängerstudie – die sogenannte Heinsberg-Studie – untersucht hatten. Die Wissenschaftler hatten dabei die Ausbreitung des Coronavirus in Gangelt unter die Lupe genommen, das nach einer Karnevalssitzung im Frühjahr zu einem der ersten deutschen Corona-Hotspots geworden war. Die Studie sorgte für Aufsehen, es gab aber auch Kritik an der Methodik und der Begleitung durch eine PR-Agentur. Quelle: dpa/sn
Wissenschaftler fordern Augenmaß bei der Pandemiebekämpfung
In einer Stellungnahme warnt eine Gruppe von Autoren vor „besorgniserregenden Fehlentwicklungen“ im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie. Anlass ihrer Kritik ist das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder in der vergangenen Woche. In einer vierseitigen „ad-hoc-Stellungnahme“ kritisieren die Autoren den Umgang mit der Pandemie und mahnen, bei den Maßnahmen zur Eindämmung von Corona Augenmaß zu halten. Quelle: daz.online/ak
USA: Moderna rechnet im Dezember mit Notfallzulassung für Impfstoff
Der Arzneimittelhersteller Moderna erwartet mit etwas Glück eine US-Notfallzulassung für den eigenen Corona-Impfstoff im Dezember. Die Voraussetzung dafür sei, dass Moderna im November in einer Studie positive Zwischenergebnisse erziele, führte der Vorstandsvorsitzende Stephane Bancel auf einer Veranstaltung des „Wall Street Journal“ aus.
Mit einer Notfallzulassung der amerikanischen Behörde für Nahrungs- und Arzneimittel (FDA) könnten Teile der US-Bevölkerung – zum Beispiel medizinisches Personal oder ältere Menschen – auch vor der offiziellen Zulassung geimpft werden.
Am Freitag hatte bereits der US-Pharmakonzern Pfizer, der mit der deutschen Firma Biontech kooperiert, angekündigt, möglicherweise im November eine Notfallzulassung in den USA für seinen Impfstoff zu beantragen. Die Voraussetzung sei, dass die Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit bei der laufenden Erprobung positiv seien. Quelle: dpa/sn
Wirken die Corona-Impfstoff-Kandidaten auch gegen ein mutiertes Virus?
SARS-CoV-2 scheint bereits mutiert zu sein, denn mittlerweile entfällt ein Großteil der veröffentlichten Virus-Genome auf den sogenannten „G-Stamm“. Die sich derzeit in der Entwicklung befindlichen Impfstoffe sind jedoch dem ursprünglichen „D-Stamm“ des Virus nachempfunden. Daher stellt sich nun die Frage: Sind die Impfstoffe überhaupt noch gegen das Virus wirksam? Die Ergebnisse einer neuen australischen Studie geben hier Entwarnung. Hiernach werden potenzielle Impfstoffe nicht davon beeinflusst, wie sich SARS-CoV-2 bisher verändert hat. Außerdem fanden die Studienautoren heraus, „dass der G-Stamm wahrscheinlich kein häufiges 'Impfstoff-Matching' erfordert, bei dem saisonal neue Impfstoffe entwickelt werden müssen, wie dies bei Influenza der Fall ist“, erklärt Dr. Vasan, CSIRO-Teamleiter für gefährliche Krankheitserreger und Leitautor der Publikation. Quelle: daz.online/hb
Einige Virologen entschieden gegen Konzept der Herdenimmunität
Der Berliner Virologe Christian Drosten und andere Kollegen stellen sich entschieden gegen Forderungen, Corona-Beschränkungen aufzuheben und gleichzeitig den Schutz besonders gefährdeter Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. „Mit Sorge nehmen wir zur Kenntnis, dass erneut die Stimmen erstarken, die als Strategie der Pandemiebekämpfung auf die natürliche Durchseuchung großer Bevölkerungsteile mit dem Ziel der Herdenimmunität setzen“, heißt es in einer Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie (GfV) mit Sitz in Heidelberg, an der auch Drosten beteiligt war. Herdenimmunität bedeutet, dass ein großer Teil der Bevölkerung nach einer Infektion oder Impfung immun geworden ist, und sich das Virus dadurch nicht mehr so gut ausbreiten kann.
Eine unkontrollierte Durchseuchung würde zu einer eskalierenden Zunahme an Todesopfern führen, schreiben die Virologen. Denn selbst bei strenger Isolierung älterer Menschen gebe es noch weitere Risikogruppen, die viel zu zahlreich, zu heterogen und zum Teil auch unerkannt seien, um aktiv abgeschirmt werden zu können. „Ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ergibt sich beispielsweise bei Übergewicht, Diabetes, Krebserkrankungen, einer Niereninsuffizienz, chronischen Lungenerkrankungen, Lebererkrankungen, Schlaganfall, nach Transplantationen und während einer Schwangerschaft.“
Laut GfV weiß man noch nicht zuverlässig, wie lange eine durch eine Infektion erworbene Immunität anhält. Das Anstreben der Herdenimmunität ohne Impfung sei unethisch sowie medizinisch, gesellschaftlich und damit auch ökonomisch hochriskant.
Die Virologen beziehen sich in ihrem Text auf die sogenannte Great-Barrington-Erklärung, die drei Forscher aus den USA und Großbritannien verfasst haben. Laut einer eigenen Webseite haben bereits viele Hunderttausend Menschen die Erklärung unterzeichnet. In dem Text heißt es unter anderem: „Der einfühlsamste Ansatz, bei dem Risiko und Nutzen des Erreichens einer Herdenimmunität gegeneinander abgewogen werden, besteht darin, denjenigen, die ein minimales Sterberisiko haben, ein normales Leben zu ermöglichen, damit sie durch natürliche Infektion eine Immunität gegen das Virus aufbauen können, während diejenigen, die am stärksten gefährdet sind, besser geschützt werden.“ Quelle: dpa/sn
WHO rechnet mit Impfstart ab Mitte 2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet mit einem Start der Impfungen gegen das Coronavirus zur Jahresmitte 2021. Anfang nächsten Jahres sollten die Daten aus den abschließenden Phase-3-Studien vorliegen, sagte eine WHO-Expertin am Montag in Genf. Danach könnten die Entscheidungen zum Impfstart fallen. Die beteiligten Firmen produzierten vorsorglich bereits Millionen von Dosen. Risikogruppen könnten als erste mit einer Impfung rechnen. Die bisherigen Studienergebnisse seien durchaus ermutigend, was ihre Wirksamkeit speziell bei älteren Menschen angehe, hieß es weiter.
Die WHO startet nach Angaben von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus eine neue, diesmal durchaus fröhlich-musikalische Kampagne gegen die Pandemie. Dabei werde der Ohrwurm „We Are Family“ der US-Gesangsgruppe Sister Sledge im Mittelpunkt stehen. Sie sei darüber sehr bewegt, sagte Kim Sledge. Der Song solle die Menschen in aller Welt zur Solidarität ermuntern. Als Mediziner und Ärztin seien ihr Mann und ihre Tochter an vorderster Front tätig, um die Pandemie zu bekämpfen. Die #WeAreFamily-Video-Kampagne der WHO soll Menschen dazu bewegen, zum Beispiel zusammen mit ihrer Familie das Lied zu singen, aufzunehmen und in den sozialen Medien zu teilen. Der Song von 1979 gilt als der erfolgreichste der Soul- und Funkgruppe. Quelle: dpa/sn