Meldungen vom 15. bis 19.02.2021
Mittwoch, den 17.02.2021
Technik oder einfach Fenster auf – Was schützt Schüler gegen Corona?
Angesichts der Corona-Pandemie preisen zahlreiche Hersteller mobile Luftreiniger als ideale Lösung für öffentliche Räume an. Luftreiniger mit sogenannten Hepa-Filtern („High Efficient Particulate Air“) sammeln Viruspartikel aus der hindurchströmenden Luft. In einigen Klassenzimmern sind die Geräte schon im Einsatz.
Wissenschaftler aber zeigen sich skeptisch: „Der Einsatz von mobilen Luftreinigern allein ist kein Ersatz für ausreichendes Lüften an Schulen“, stellt die Kommission Innenraumlufthygiene (IRK) beim Umweltbundesamt (UBA) fest. „Mobile Luftreiniger wälzen die Raumluft lediglich um und ersetzen nicht die notwendige Zufuhr von Außenluft.“ Um die Infektionsgefahr über Aerosole in der Luft zu verringern, ist regelmäßiges Stoßlüften über weit geöffnete Fenster das Maß aller Dinge, wie die Kommission erläutert. Denn erstens sei die Wirksamkeit mobiler Luftreinigungsgeräte bislang nicht eindeutig nachgewiesen. Zweitens beseitige die Technik nicht die in Klassenzimmern übliche Anreicherung von Kohlendioxid (CO2), das für Müdigkeit und Konzentrationsschwäche sorgt.
Eine Untersuchung aus Hessen bestätigt diese These: In einem nicht genutzten Klassenzimmer einer Wiesbadener Schule verglichen Forscher der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) die Wirkung von Luftfiltergeräten mit der von Lüften. Dafür wurden freigesetzte Aerosole per Ventilator im Raum verteilt. Ein grundlegendes Ergebnis: Die Öffnung aller Fenster für drei Minuten bei Außentemperaturen von 7 bis 11 Grad senkte die Konzentration an Aerosolen bis zu 99,8 Prozent. Mit vier mobilen Luftfiltergeräten sei hingegen erst nach etwa 30 Minuten eine um nur 90 Prozent verringerte Konzentration gemessen worden. Die Wissenschaftler verweisen zudem auf den störenden Lärm der Geräte sowie die hohen Anschaffungskosten.
Sollten sich Fenster allerdings nicht ausreichend weit öffnen lassen und auch keine Zu- und Abluftanlagen eingebaut werden können, kämen Luftreiniger „als flankierende Maßnahme zur Minderung eines Infektionsrisikos“ in Frage, erklären die Experten des Umweltbundesamtes. Dabei setzen sie jedoch weniger auf mobile als auf zentral oder in einzelnen Räumen fest installierte Geräte. Quelle: dpa/vs
Biontech und Pfizer bestätigen Impfstoff-Nachbestellung der EU
Der Vertrag der Hersteller Biontech und Pfizer mit der Europäischen Union über eine Nachbestellung von bis zu 300 Millionen Dosen Corona-Impfstoff ist endgültig unter Dach und Fach. Die beiden Unternehmen meldeten den Abschluss am Mittwoch. Die EU-Kommission hatte die Vereinbarung bereits im Januar bekannt gemacht.
Demnach sollen voraussichtlich in diesem Jahr weitere 200 Millionen Dosen Impfstoff an die EU gehen, davon wiederum 75 Millionen im zweiten Quartal. Darüber hinaus besteht eine Option auf weitere 100 Millionen Dosen. Die Nachbestellung ergänzt den im vergangenen Jahr geschlossenen Vertrag über die Lieferung von 300 Millionen Dosen. Die mögliche Gesamtmenge steigt damit auf 600 Millionen Dosen. Quelle: dpa/vs
Studie der Uniklinik: 9 Prozent der positiven Proben in NRW Mutanten
Laut einer Studie der Uniklinik Münster sind rund 9 Prozent der in Nordrhein-Westfalen positiv auf das Coronavirus getesteten Proben auf die als ansteckender geltenden Virusmutanten zurückzuführen. Das teilte das Gesundheitsministerium des Landes am Mittwoch mit. Für die Studie wurde 933 Proben (Stichtag 27. Januar 2021) ausgewertet, die laut Ministerium weitestgehend als repräsentativ für die 53 Kreise des Landes gelten.
In 73 Proben wurde die englische Variante B.1.1.7 entdeckt, in fünf die Mutante aus Südafrika. Die Variante aus Südamerika ist nicht vertreten. Laut Mitteilung treten die Virusmutanten eher in den Ballungsräumen auf. Ländliche Regionen, auch die Grenzregion zu den Niederlanden, seien weniger betroffen. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Virus-Varianten weniger über die grenznahen Regionen als vielmehr durch überregionale Mobilität hinein in die Ballungsräume getragen werden“, sagt Alexander Mellmann, Direktor des Instituts für Hygiene am Universitätsklinikum Münster und Leiter der Studie. Quelle: dpa/vs
Großbritannien infiziert für Studie Freiwillige mit Corona
Für ein besseres Verständnis des Coronavirus will Großbritannien absichtlich Probanden mit dem Erreger infizieren. Bis zu 90 Freiwillige zwischen 18 und 30 Jahren würden in einer „sicheren und kontrollierten Umgebung“ dem Virus ausgesetzt, teilte das Wirtschaftsministerium in London am Mittwoch mit. Gesucht würden gesunde, junge Menschen. Die Probanden würden nicht zuvor geimpft, sagte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage.
Das Projekt soll in den kommenden Wochen starten. Man wolle unter anderem herausfinden, wie das Immunsystem auf das Virus reagiert und wie Infizierte Viruspartikel in die Umgebung abgeben, hieß es. Die Studie werde auch eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Impfstoffen spielen. In einer Folgestudie sollen Probanden mit einem neuen Wirkstoff geimpft und dann dem Virus ausgesetzt werden.
„Die Sicherheit der Freiwilligen hat Vorrang“, betonte das Ministerium. Genutzt werde der Corona-Erreger, der seit März 2020 in Großbritannien auftritt und nicht die weitaus ansteckendere Variante B.1.1.7, die im Herbst in Südostengland erstmals aufgetreten war. Ärzte und Wissenschaftler würden die Probanden rund um die Uhr überwachen. Quelle: dpa/vs
Grenzkontrollen: Berufspendler brauchen Bescheinigung erst ab Freitag
Berufspendler dürfen noch bis Donnerstagnacht ohne eine spezielle Bescheinigung ihres Arbeitgebers in Sachsen und Bayern die deutsche Grenze passieren. Bis Donnerstag 24.00 Uhr sei die Vorlage des Arbeitsvertrages an der Grenze ausreichend, hieß es am Mittwoch aus dem Bundesinnenministerium. Die Frist, die ursprünglich in der Nacht zum Mittwoch hätte auslaufen sollen, sei auf Bitte der sächsischen Landesregierung um zwei Tage verlängert worden. Ab Freitag müssen berufliche Pendler dann eine Bestätigung vorlegen, aus der hervorgeht, dass sie bei einem systemrelevanten Arbeitgeber beschäftigt sind und von diesem zwingend für die Aufrechterhaltung des Betriebs benötigt werden.
Tschechien und der größte Teil Tirols (Österreich) gelten seit Sonntag als Gebiete, in denen sich mutierte Varianten des Coronavirus bereits stark verbreitet haben. Von hier dürfen – von einigen Ausnahmen abgesehen – fast nur noch Deutsche und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland einreisen. Innenminister Horst Seehofer (CSU) ordnete in Absprache mit Bayern und Sachsen stationäre Kontrollen an diesen Grenzabschnitten an. Für Berufspendler aus bestimmten Branchen gibt es Ausnahmen. Quelle: dpa/vs
EMA prüft vierten Corona-Impfstoff
Nach den COVID-19-Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca steht nun auch die Vakzine aus dem Hause Johnson & Johnson in den Startlöchern. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) meldete am 16. Februar 2021, dass das amerikansiche Unternehmen die EU-Zulassung beantragt hat. Die Besonderheit: Zur Immunisierung genügt voraussichtlich eine Dosis.
WHO: Weltweit immer weniger gemeldete Corona-Infektionen
Die Zahl der neu gemeldeten Corona-Infektionen geht weltweit weiter zurück. In der vergangenen Woche (bis 14. Februar) waren es noch 2,7 Millionen Neuinfektionen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf berichtete. Das war ein Rückgang um 16 Prozent zur Vorwoche. Anfang Januar wurden der WHO noch mehr als fünf Millionen neue Infektionen pro Woche gemeldet.
Die WHO geht davon aus, dass die Entwicklung auf die strikten Maßnahmen in vielen Ländern zurückzuführen ist, wie WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vergangene Woche sagte. Er verband dies mit einer Warnung: „Jetzt ist für kein Land der richtige Zeitpunkt, um Maßnahmen zu lockern, ebenso nicht für einzelne Menschen, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen“, sagte er vergangenen Freitag.
Auch die Zahl der gemeldeten Todesfälle geht weiter zurück: Vergangene Woche waren es weltweit noch 81.000, zehn Prozent weniger als in der Woche davor. Mitte Januar waren der WHO noch fast 100.000 neue Todesfälle pro Woche gemeldet worden. Seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 wurden der WHO bis zum 16. Februar dieses Jahres 108,8 Millionen SARS-CoV-2-Infektionen und 2,4 Millionen Todesfälle gemeldet. Quelle: dpa/vs
Bund übernimmt Finanzierung von kostenlosen Schnelltests
Finanzminister Olaf Scholz hat zugesagt, dass der Bund die Finanzierung für die geplanten Gratis-Schnelltests in Apotheken, Testzentren und Praxen übernimmt. „Also da gibt es meine volle Unterstützung, und wir werden das auch finanziell wuppen“, sagte der SPD-Politiker bei einer Veranstaltung der bayerischen SPD. „Das, glaube ich, können wir uns jetzt auch noch leisten.“ Er habe Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seine Unterstützung bereits in der vergangenen Woche zugesichert.
Spahn hatte angekündigt, ab dem 1. März sollten alle Bürger kostenlos von geschultem Personal auf das Coronavirus getestet werden können. Geplant sind demnach Gratis-Schnelltests in Testzentren, Praxen und Apotheken, mit denen man innerhalb von etwa 15 Minuten ein Ergebnis bekommt. Dazu muss man sich einen Nasen- oder Rachenabstrich abnehmen lassen. Die Antigen-Tests gelten jedoch als nicht so genau wie sonst genutzte PCR-Tests. Laut Robert Koch-Institut (RKI) muss ein positives Ergebnis daher per PCR-Test bestätigt werden. Quelle: dpa/vs
Impfstoff-Zulassung für Kinder und Jugendliche noch offen
Für die Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen COVID-19 gibt es nach Angaben der Bundesregierung noch keinen Zeitplan. „Wann bei COVID-19 Impfstoffen mit einer Zulassungserweiterung in der Europäischen Union für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen zu rechnen ist, ist derzeit noch nicht absehbar“, antwortete das Gesundheitsministerium auf eine schriftliche Frage des FDP-Bundestagsabgeordneten Stephan Thomae.
In der Antwort, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es weiter: „Klinische Prüfungen mit zugelassenen COVID-19 Impfstoffen, die Kinder und Jugendliche einschließen, haben nach den Eintragungen im Studienregister in den USA teilweise begonnen oder sind in Kürze geplant.“
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am 5. Februar gesagt: „Wir gehen davon aus, toi, toi, toi, wenn die Dinge gut laufen, dass wir im Sommer auch einen Impfstoff haben, der eben dann Kinder und Jugendliche schützen kann.“ Der Direktor des Zentrums- für Kinder und Jugendmedizin der Universität Mainz, Fred Zepp, war da deutlich vorsichtiger. Zepp, der Mitglied der Ständigen Impfkommission ist, sagte, er rechne „frühestens Ende des Jahres, eher Anfang nächsten Jahres damit“, dass Kinder in Deutschland geimpft werden könnten. Quelle: dpa/vs
Aktuelle Corona-Zahlen des RKI
Neuinfektionen innerhalb eines Tages: 7.556
Sieben-Tage-Inzidenz: 57,0 (pro 100.000 Einwohner)
(Stand: 17.02., 00.00 Uhr)
Nach Krankmeldungen: Impfungen mit AstraZeneca-Stoff teils gestoppt
Nach Klagen von Klinik-Angestellten über Nebenwirkungen sind in Niedersachsen Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca an zwei Orten vorübergehend gestoppt worden. Das Herzogin-Elisabeth-Hospital in Braunschweig teilte am Dienstag auf Anfrage mit, geplante Impfungen mit diesem Präparat zu verschieben. Zunächst hatte die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet. Im Landkreis Leer galt zwischenzeitlich ebenfalls ein Stopp für Impfungen mit dem AstraZeneca-Mittel. Am Dienstagabend gab der Kreis dafür aber wieder grünes Licht.
In der Braunschweiger Klinik traten von 88 Beschäftigten, die am Donnerstag geimpft wurden, 37 wegen „Impfreaktionen“ vorübergehend nicht zur Arbeit an. Die weiteren Impfungen würden nun ausgesetzt – auch, um den Betrieb nicht zu gefährden, sagte eine Sprecherin. Auch am Klinikum Emden meldeten sich Beschäftigte nach Impfungen krank. Daraufhin kündigte der benachbarte Landkreis Leer zunächst ebenfalls an, das Mittel nicht mehr zu spritzen. „Denn unsere Impfdosen stammen vermutlich aus der gleichen Charge wie in Emden“, hieß es. Nach Rücksprache mit dem Land wurde dies wieder aufgehoben.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) können Reaktionen sowohl bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna als auch beim Vektor-basierten AstraZeneca-Präparat auftreten. Der Leiter des Krisenstabs des Landes Niedersachsen, Heiger Scholz, zeigte sich am Dienstag aber überrascht angesichts des vermehrten Auftretens von Nebenwirkungen. Ein Chargenproblem sei nicht auszuschließen. Niemand habe aber mit Komplikationen in eine Klinik gemusst, sagte Scholz. Letztlich seien die erwartbaren Nebenwirkungen ein positives Zeichen – man sehe, dass der Impfstoff wirke.
Das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut wurde informiert. Eine Einschätzung zu den konkreten Fällen sei derzeit noch nicht möglich, sagte eine Sprecherin des Instituts der „Braunschweiger Zeitung“. Aktuell werde untersucht, ob die Reaktionen über das hinausgingen, was in den klinischen Prüfungen beobachtet wurde. Der Hersteller sieht keinen Grund zu Sorge. „Derzeit sind die gemeldeten Reaktionen so, wie wir sie aufgrund der Erkenntnisse aus unserem klinischen Studienprogramm erwarten würden“, teilte AstraZeneca auf Anfrage mit. Quelle: dpa/vs
Apotheken im Südwesten sehen Probleme bei Schnelltest-Umsetzung
Nicht alle Apotheken in Baden-Württemberg können flächendeckend Corona-Schnelltests anbieten. „Oft scheitert es einfach an der Erfüllung der räumlichen Vorgaben, denn die Tests werden nicht im Kundenbereich der Apotheke, sondern immer in separaten Bereichen durchgeführt“, sagte Frank Eickmann, Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“. Zudem müssten für die Tests auch personelle Kapazitäten vorhanden sein.
Neben dem Schul- und Kitapersonal sollen die Apotheken zudem Grenzpendler und -gänger testen, sobald diese aus Nachbarregionen einreisen, die zu Hochinzidenzgebieten erklärt worden seien, sagte Eickmann weiter.
„Jeder Apothekenleiter könne eigenverantwortlich entscheiden, ob er im Rahmen seines Apothekenbetriebs die hierfür erforderlichen personellen und sächlichen Ressourcen bereitstellen könne“, sagte Katina Lindmayer, Sprecherin der Landesapothekerkammer im Südwesten, den Zeitungen. Daher werde ein flächendeckendes Angebot von Schnelltests durch Apotheken in Baden-Württemberg nicht möglich sein.
Die Ärzte im Südwesten sehen bei sich hingehen keine größeren Probleme. „Wir haben alle niedergelassenen Ärzte gebeten, ihren Patienten dieses Testangebot zu machen. Und wir sind sicher, dass die überwiegende Mehrheit dies auch möglich macht“, erklärte Swantje Middeldorff, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung im Südwesten. Quelle: dpa/vs