Corona-News des Tages: Meldungen vom 14. bis 18.09.2020
Donnerstag, den 17.09.2020
WHO warnt vor steigenden Infektionszahlen in Europa
Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist besorgt über die wieder steigenden Corona-Zahlen in Europa. Die wöchentlichen Fallzahlen überstiegen nun diejenigen, die während der ersten Hochphase des Coronavirus in Europa im März gemeldet worden seien, sagte der Direktor des WHO-Europa-Büros, Hans Kluge, am Donnerstag auf seiner wöchentlichen Online-Pressekonferenz in Kopenhagen.
Obwohl diese Zahlen auch die umfassenderen Tests widerspiegelten, zeigten sie alarmierende Übertragungsraten in der europäischen Region. „Die September-Fallzahlen sollten für uns alle als ein Weckruf dienen.“ Gleichzeitig blieb Kluge optimistisch: „Wohin sich die Pandemie von hier aus entwickelt, liegt in unseren Händen. Wir haben sie schon einmal zurückgeschlagen und können sie wieder zurückschlagen.“
Wirksame Maßnahmen wie umfassende Tests, das Waschen der Hände, das Abstandhalten zueinander und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Situationen, wo dieser Abstand nicht möglich sei, sowie das Vermeiden größerer Versammlungen müssten dringend eingehalten werden, mahnte Kluge an. Zugleich müssten die Sorgen und Nöte der Menschen ernstgenommen und auf die entstandene Corona-Müdigkeit eingegangen werden, die angesichts der langen Zeit der Pandemie verständlich sei. „Müdigkeit ist ganz natürlich. Sie muss verstanden und angesprochen werden, wo sie uns in Gefahr bringt.“
Kluge stellte sich darüber hinaus hinter die Forderung nach mehr Macht und Geld für die Europäische Union in Gesundheitsfragen, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in ihrer Rede zur Lage der EU angerissen hatte. „Für mich liegt klar auf der Hand: Wir müssen eine stärkere Europäische Gesundheitsunion schaffen, es ist Zeit“, hatte von der Leyen gesagt. „Wir teilen die Vision einer Europäischen Gesundheitsunion“, sagte Kluge dazu. Quelle: dpa / cn
Höchststand bei Corona-Neuinfektionen seit mehr als vier Monaten
Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen hat den höchsten Tageswert seit April erreicht. Das geht aus Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Donnerstagmorgen hervor. „Das, was man im Moment sieht, also heute Morgen zum Beispiel 2.200 neue Fälle, das ist schon nicht so eine beliebige Schwankung. Sondern wir sind jetzt wieder im Anstieg“, sagte der Virologe Christian Drosten am Donnerstag bei einem Kommunikationskongress in Berlin.
Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland 2.194 neue Corona-Infektionen gemeldet, wie das RKI meldete. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6.000 gelegen. Die Zahl war dann in der Tendenz gesunken und im Juli wieder gestiegen. Im August lag die Zahl der Fälle dann einmal bei knapp über 2.000 (2034). Laut RKI treten weiterhin bundesweit zahlreiche kleinere Corona-Ausbrüche auf, zum Beispiel in Verbindung mit Reiserückkehrern und im Zusammenhang mit Feiern im Familien- und Freundeskreis.
Der Anteil der Coronavirus-Fälle unter Reiserückkehrern sei jedoch seit Mitte August deutlich zurückgegangen. Laut RKI stecken sich zunehmend wieder Menschen in Deutschland an. Drosten unterscheidet die jetzige Situation von der Lage im August. Damals sei das kurze An- und Abschwellen der Zahl der Neuinfektionen mit großer Sicherheit auf aus dem Ausland importierte Fälle zurückzuführen gewesen, „die in Deutschland nicht weitergegangen sind“, sagte Drosten. Die jetzt neu diagnostizierten Fälle seien aber in Deutschland aufgetretene Infektionen. Diese Unterscheidung ist laut Drosten wichtig. Denn der jetzt diagnostizierte Fall sei in erster Linie ein Hinweis auf das Cluster, in dem der Mensch sich vor einer Woche angesteckt hat. Ein Cluster kann beispielsweise eine Gruppe von Menschen bei einer Familienfeier oder eine Bürogemeinschaft sein. Bei Reiserückkehrern liege dieses Cluster im Ausland. Anders bei den aktuellen Fällen: „Und da ist im Hintergrund ein unerkanntes Cluster. Das heißt wir müssen uns eigentlich jetzt so drauf einstellen, dass das, was wir sehen, der Beginn einer Inzidenzzunahme ist, die man irgendwann auch dann wieder kontrollieren muss.“ Drosten betonte, dass die Situation nicht mit der im März vergleichbar sei. Selbst wenn demnächst - wie damals Ende März/Anfang April - mehr als 6.000 Neudiagnosen pro Tag gemeldet würden, sei das nicht dasselbe, weil viel mehr getestet werde.
Man müsse dann nicht wie im März einen „Lockdown“ machen. „Aus mehreren Gründen.“ „Wir zählen viel empfindlicher“, sagt Drosten. Es dürften also mehr der vorhandenen Infektionen auch erkannt werden als im Frühjahr. Zum anderen sind jetzt mehr jüngere Leute infiziert, die nicht schwer krank werden. Trotzdem gebe es aber keine Entwarnung, sagte Drosten, der auf dem Kongress für seine Aufklärungsarbeit in der Pandemie einen Ehrenpreis des Bundesverbandes der Kommunikatoren erhielt. Beim Coronavirus sorgen die meisten Infizierten laut früheren Ausführungen von Drosten für relativ wenige Ansteckungen, während einzelne Infizierte - die sogenannten Superspreader - unter bestimmten Umständen sehr viele Folgefälle auslösten, beispielsweise in einem Cluster.
Aktuell sterben laut RKI immer weniger der gemeldeten Corona-Infizierten. „Dies liegt hauptsächlich daran, dass relativ viele junge Menschen neu diagnostiziert werden, von denen relativ wenige schwer erkranken und versterben“, schreibt das RKI. Es müsse nun insbesondere verhindert werden, dass wieder vermehrt ältere und besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen erkranken. „Seit der vergangenen Woche ist ein leichter Anstieg der Fallzahlen in den höheren Altersgruppen zu sehen, dieser Verlauf sollte aufmerksam beobachtet werden.“
Die Situation auf den Intensivstationen ist laut DIVI-Intensivregister weiterhin entspannt. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich laut RKI mindestens 265.857 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 17.9., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9.371. Seit dem Vortag wurden drei Todesfälle mehr gemeldet. Bis Donnerstagmorgen hatten etwa 237.300 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Quelle: dpa / cn
Corona-Schutz: Richtig lüften im Herbst und Winter
Die Bundesregierung rät vor der kälteren Jahreszeit dringend zu ausreichendem Lüften von Räumen, um das Risiko von Corona-Infektionen zu mindern. Gut gelüftet werden sollten demnach alle Innenräume, in denen sich mehrere Personen nicht nur kurzfristig aufhalten, wie es in einer am Donnerstag in Berlin vom Arbeitsministerium veröffentlichen Empfehlung heißt. Empfohlen wird intensives und regelmäßiges Lüften über Fenster und Türen. Bei Klimaanlagen empfiehlt die Regierung unter anderem eine Erhöhung der Außenluftzufuhr. „Mehr Frischluftzufuhr, weniger Umluft“, so Arbeitsstaatssekretär Björn Böhning. Bei Anlagen mit ausschließlichem Umluft- oder Mischluftbetrieb könne demnach der Einbau zusätzlicher Filter gut sein, da Viren durch zurückgeführte Luft im Raum verteilt werden können. Geeignet sein könnte auch ein zusätzliches Abtöten von Viren etwa durch UVC-Bestrahlung, also Ultraviolettstrahlung. Ob und wie eine Nachrüstung mit Filtern oder Desinfektionsstufen funktioniere, müsse aber im Einzelfall geprüft werden. Wichtig sei zudem, die Funktionsfähigkeit der Anlagen zu prüfen, nötige Reparaturen zu erledigen und Filter auszutauschen. Die Empfehlungen der Regierung erstrecken sich auf raumlufttechnische Anlagen insgesamt, also etwa auch andere Lüftungsanlagen. Zusätzlich zum Lüften sollte laut Regierung die Belegung von Räumen auf das notwendige Minimum begrenzt werden. Abstandsregeln sollten beachtet, geeignete Abtrennungen angebracht und Mund-Nase-Bedeckungen getragen werden. Allgemein gelte: Je kleiner die Frischluftmenge - desto höher die Zahl der Viren in der Luft. Desto geringer sollte dann auch die Aufenthaltsdauer in geschlossenen Räumen sein, so die Regierung. Quelle: dpa / cn